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Cole, Kresley: Nacht des Begehrens - Die Unsterblichen 1 (Buch)

Kresley Cole
Nacht des Begehrens
Die Unsterblichen 1
(Immortals After Dark 1: A Hunger Like No Other, 2006)
Aus dem Amerikanischen von Bettina Oder
Lyx, 2008, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 444 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8174-8

Von Irene Salzmann

Emmaline Troy reist nach Paris in der Hoffnung, etwas über ihre Eltern, die sie nie kennen lernte, zu erfahren. Sie weiß nur, dass ihr Vater ein Vampir war und die Mutter eine Walküre. Von den Schwestern der Mutter wird sie immer noch behütet, denn die besonderen Kräfte beider Arten fehlen ihr weitgehend.
Plötzlich taucht der ungehobelte Lachlain MacRieve auf und gibt sich als Anführer der schottischen Lykae zu erkennen. Eigentlich sind Vampire und Werwölfe seit Anbeginn der Zeiten Todfeinde – und nun soll ausgerechnet eine Halb-Vampirin Lachlains Gefährtin sein, auf die er rund 1200 Jahre gewartet hat?
Emmaline ist einerseits von dem gut aussehenden Mann fasziniert, doch auf der anderen Seite stößt sie sein herrisches Verhalten ab. Da er stärker ist als sie, muss sie sich fügen und ihn wie eine Gefangene in seine Heimat begleiten. Dort begegnen ihr viele mit Misstrauen und Ablehnung, und auch von den Walküren erhält sie nicht die erhoffte Hilfe, da diese ihre eigenen Kämpfe auszutragen haben, in die alle Wesen der Nacht hinein gezogen werden: die Akzession…


Die meisten Titel, die bei Lyx erscheinen, wenden sich an ein Publikum, das entweder paranormale Romanzen oder episches Schlachtengetümmel liebt und dessen Vorstellung von Phantastik durch Serien wie „Buffy“ und diverse Playstation-Games geprägt wurde.

„Nacht des Begehrens“ ist der in sich abgeschlossene Auftaktband einer neuen Romantic Mystery-Serie, die vor allem den Fans von Katie MacAlister und Lara Adrian gefallen wird. Was der Titel verspricht, hält er auch: Auf rund 450 Seiten findet man keine richtige Handlung und keine interessanten Charaktere mit größeren Handlungsanteilen, von den beiden Hauptfiguren einmal abgesehen, sondern nur eine Aneinanderreihung von Szenen, in denen Emmaline und Lachlain miteinander zanken, sich gegenseitig begehren, Beherrschung üben, zwischen devoter Hingabe und animalischen Begierden schwanken, bis sie sich etwa in der Mitte des Buchs erwartungsgemäß in die Arme fallen dürfen – und so weiter. Die Beschreibungen sind explizit, die Sprache ist stellenweise deftig, aber wirklich erotisch wirkt das nicht.
Die eigentliche Geschichte geht darüber unter. Zwar findet Emmaline heraus, wer ihr Vater ist, doch für erfahrene Leser ist diese Entwicklung vorhersehbar. Auch die Akzession, ein Konflikt zwischen den dunklen Wesen, der alle fünfhundert Jahre eskaliert und ihnen den Untergang bringen könnte, wird bloß am Rande abgehandelt.
Emmaline mit dem bunten Stammbaum – Walküren sind tatsächlich mal etwas Neues, wenngleich die Autorin munter durchmischt mit zeitgenössischen Namen und solchen aus der griechischen und germanischen Mythologie – verkörpert ein reaktionäres Frauenbild, mit dem man sich nur schwerlich anfreunden kann. Hin und wieder muckt sie auf, doch in Wirklichkeit sehnt sie sich nach dem dominanten, überproportionierten, unermüdlichen Lover, der ihr zeigt, wo es lang geht, selbst wenn er sie dazu etwas nötigen muss. Während er in vielen Jahrhunderten reichliche Erfahrungen sammeln durfte, ist sie in ihrem ganzen Leben noch nicht einmal geküsst worden: ein vorsintflutliches Ideal vom züchtigen Heimchen am Herde, das sich für ‚den Einen’ aufspart.

Da fragt man sich schon, wo die innovative Phantastik, die in den 1970/80er Jahren ihren Höhepunkt erreichte (Ursula K. LeGuin, Octavia Butler, Katherine V. Forrest, Vonda McIntyre etc.) geblieben ist, in der Frauen die von Männern aufgezwungenen Rollenklischees ablegten. Nun sind es die Frauen selbst, die sich die literarische Burka freiwillig wieder überstülpen…

Möchte man einen leidenschaftlichen Liebesroman lesen, der zu 95 Prozent aus Beziehungsgeplänkel und mehr oder minder erotischen Szenen besteht, dann kommt man bei „Nacht des Begehrens“ voll auf seine Kosten.
Wünscht man sich außerdem eine spannende Fantasy-Handlung, dann sind die verbleibenden 5 Prozent viel zu wenig, um zu befriedigen.

hinzugefügt: January 15th 2009
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Lyx
Hits: 2539
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