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Der Sohn von Ali Baba (DVD)

Der Sohn von Ali Baba
USA 1952, Regie: Kurt Neumann, mit Tony Curtis, Piper Laurie u.a.

Von Thomas Harbach

„Ali Baba und die vierzig Räuber“ unter der Regie Arthur Lubins aus dem Jahre 1944 ist wahrscheinlich der subversivste Film der „1001 Nacht“-Reihe. Die vierzig Räuber unter der Führung Ali Babas sind nur noch fernöstliche Robin Hoods, sie kämpfen auch für die Freiheit der unter der Diktatur des Kalifen leidenden Bevölkerung und stürzen das verhasste Regime in den letzten Minuten des Films. Dieses Szenario nimmt „Der Sohn Ali Baba“ – acht Jahre nach dem ersten Film entstanden – nur bedingt wieder auf.

Gleich zu Beginn wird dem Zuschauer erklärt, dass die Söhne der reichen Familien auch in der Elitegarde ihren Dienst tun müssen, um nicht zu verweichlichen. Kashma Baba, Ali Babas berühmter Sohn, gehört ebenfalls zu den Jünglingen, die dort Dienst tun. Er wird von allen Frauen bewundert, was nicht nur seinem Vorgesetzten, sondern vor allem auch dem Sohn des Kalifen missfällt. Während Kashmas Geburtsfeier kommt es zu einer ersten Konfrontation zwischen den beiden jungen Männern. Kurze Zeit später flieht eine junge Sklavin in Kashmas Haus, die sich als arabische Prinzessin entpuppt. Diese ist dem Schah versprochen worden. Alleine sie in seinem Haus zu verstecken, könnte nicht nur eine empfindliche Strafe für Kashma, sondern auch für seinen Vater bedeuten. Denn der Kalif ist immer noch hinter dem legendären Schatz der vierzig Räuber her. Diese haben sich inzwischen um Ali Babas Palast zur Ruhe gesetzt und leben dort friedlich als Bauern. Mehr und mehr entpuppt sich die Flucht der Prinzessin als komplizierte Verschwörung. Auf der einen Seite möchte Kashma der hübschen, rothaarigen Frau glauben, auf der anderen Seite zieht sich die Schlinge um seine Familie immer enger.

Mit Tony Curtis und Piper Laurie versammelte Universal Studios die Stars ihrer Produktion „Die Diebe von Marshan“ für diese eher überraschende Fortsetzung eines der bekanntesten Märchen aus 1001 Nacht. Piper Laurie sollte zwei Jahre später in „Das goldene Schwert“ noch einmal den Kopf eines Prinzen verwirren. Regie übernahm der Ende der zwanziger Jahre aus Deutschland ausgewanderte Kurt Neumann. Dieser hatte unter anderem zwei „Tarzan“-Filme mit Johnny Weißmüller inszeniert und zum Ende seiner Karriere noch die Regie bei „Die Fliege“ übernommen. Kurt Neumann gilt als bodenständiger Regisseur, der vor allem viel aus den eher bescheidenen Budgets seiner Filme machen konnte.

Im Vergleich zu einigen anderen Universal-Produktionen ist die Handlung des vorliegenden Streifens durchaus vielschichtig. Mit Piper Laurie ist die Rolle der Prinzessin allerdings sehr unglücklich besetzt. Der Zuschauer nimmt ihr einfach nicht ab, dass sie unabhängig vom Schicksal ihrer Familie zu einer Verräterin werden kann. Zu Beginn des Films bemüht sie sich, die Rolle als gefangene Sklavin souverän zu spielen, aber ihre ganze Ausstrahlung weist darauf hin, dass sie aus sehr gutem Haus stammt. Die Chemie zwischen Tony Curtis und Piper Laurie stimmt, allerdings nimmt sich Kurt Neumann in den knapp siebzig Minuten nicht die Zeit, die Figuren wirklich vielschichtig zu entwickeln.

Kashma Baba ist der verantwortungslose Sohn des inzwischen reichen, aber auch weisen Ali Babas. Jeder Mensch weiß, dass Ali Baba das Gold von den reichen Adligen gestohlen und es der Bevölkerung übergeben hat. Unabhängig von dieser wenig explizierten Tatsache lässt ihn die Obrigkeit in Ruhe, obwohl es bei einem Willkürregime ein Leichtes gewesen wäre, den Mann zu verhaften, zu foltern und schließlich hinzurichten. Vorwände gäbe es sicherlich genug. Sehr viel interessanter ist die Tatsache, dass sich Tony Curtis unabhängig von seiner Herkunft in den höchsten Kreisen Bagdads bewegen kann und nur der Sohn des Kalifen etwas gegen ihn hat. Da sowohl dem Kalifen, als auch seinem Sohn wenige überzeugende Charakterzüge gegeben wurden, ist der Konflikt von Beginn an verloren.

Susan Cabot als Tala spielt von allen Nebenfiguren sicherlich die interessanteste Persönlichkeit. Sie liebt Kashma heimlich, ist so etwas wie eine Leibwächterin Ali Babas und scheut sich nicht, den Kalifen mit ihrem Pfeil aus dem Hinterhalt kaltblütig zu ermorden. Leider sind die Hintergrundinformationen zu ihrem Charakter sehr spärlich.

Wie in „Ali Baba und die vierzig Räuber“ sind es diese subversiven Töne, welche die über die Märchenelemente hinausgehende Qualität des Films ausmachen. Das Drehbuch unterteilt die Handlung sehr direkt in Schurken und Helden, wobei Gerald Mohr als Hauptmann Youseff einen weiteren vielschichtigen Charakter verkörpert. Er ist Hauptmann der Garde, dem Kalifen aber nicht treu ergeben. Er lässt Kashma Babas Freund entkommen, damit er Ali Baba warnt. Er weiß, dass er sich auf die meisten Mitglieder seiner Elitetruppe verlassen kann, wenn es darum geht, einen ungerechten Befehl nicht auszuführen und schließlich greift er auf Seite Kashma Babas in den Kampf gegen die Obrigkeit und den sich auf Besuch befindlichen Schah ein. In einer rührenden Szene versuchen die vierzig Räuber an ihre Jugendzeit anzuknüpfen und den erneuten Aufstand gegen den Kalifen zu organisieren. Schließlich sind es aber die natürlich vierzig Söhne der vierzig Räuber, die zusammen mit Kashma Baba den Angriff auf Bagdad unternehmen. Unabhängig von der Tatsache, dass das Budget nicht für vierzig Komparsen gereicht hat. Hinsichtlich der einzelnen Charaktere wird dem Zuschauer sehr viel mehr geboten, als in dem zum Vergleich eher eindimensionalen, aber auch nicht langweiligen Streifen „Das goldene Schwert“.

Es sind aber die Sets und vor allem auch die zahlreichen Actionszenen, welche den Film auch heute noch sehenswert machen. Hinsichtlich der Kostüme und der Ausstattung nutzt Neumann zwar zahlreiches Material aus anderen Filmen, aber es gelingt ihm, diese Sets sehr gut mit den Actionszenen zu kombinieren und so eine – auch heute noch – Augenweide zu präsentieren. Dieser Bogen beginnt bei den militärischen Übungen der Kavallerie zu Beginn des Films und endet vor dem eigentlichen Höhepunkt in den tricktechnisch nicht überzeugend umgesetzten Brandszenen in Ali Babas Palast. Auch wenn die Hintergrundgemälde sehr gut als solche zu erkennen sind, zerstören sie nicht den orientalischen Sense of Wonder. Weniger Piper Laurie in ihrer durchscheinenden Kleidung als Tony Curtis in seiner feschen, aber im Kampf sicherlich nicht unbedingt passenden „Uniform“ zieht das Auge des Betrachters auf sich.

Obwohl insbesondere die einzelnen Charaktere zu amerikanisch für ihre arabischen Rollen aussehen und die Dialoge weder stilgerecht noch immer passend sind, hat der Zuschauer das Gefühl, sich in einem modern gemachten Märchen aus 1001 Nacht zu befinden, wie es in erster Linie die Amerikaner gerne sehen, ganz auf seine beiden jungen, aber sehr populären Stars zugeschnitten. Die Actionszenen reichen von Faustkämpfen während Kashmas Geburtstagsfeier bis zum obligatorischen Endkampf, der allerdings mangels Budget ein wenig zu einfach inszeniert worden sind. Die Frauen sind alle willig und schön, ihre größte Freude ist es, den Männern zu dienen. Selbst Tala wird am Ende des Streifens erkennen, dass es in erster Linie darauf ankommt, den richtigen Mann zu lieben.

Im Gegensatz zu „Das goldene Schwert“ mit seiner Wunderwaffe gibt es in diesem Streifen keine offensichtlichen Fantasy-Elemente, aber das ganze Geschehen wirkt zeitlos märchenhaft, als dass es nicht auch Fantasy-Freunde ansprechen könnte. Plottechnisch ist insbesondere die böse Verschwörung des Kalifen gegen Ali Baba sehr sorgfältig geplant und über weite Strecken des kurzweiligen Streifens auch für den Zuschauer leicht nachvollziehbar. Zwar sind einige Aspekte dieser Intrige eher auf dem Zufall als auf Logik aufgebaut, aber der Kalif ist sich der Schwächen, insbesondere Ali Babas Sohn, durchaus bewusst. Dieser bringt nicht nur sich selbst, sondern vor allem seine Familie in Gefahr und lernt im Verlaufe dieser diverse Konfrontation Eigenverantwortung und die Liebe einer richtigen Frau im Gegensatz zu den verschiedenen, bildhübschen Kurtisanen kennen.

Trotz der angesprochenen Schwächen ist „Der Sohn von Ali Baba“ eine interessante Fortsetzung des deutlich interessanteren und vor allem impliziert sehr modernen „Ali Baba und die vierzig Räuber“ geworden, das sich auch heute noch anzusehen lohnt. Wie es sich für Koch Media gehört, ist das Bild in einem insbesondere für das Alter des Streifens sehr gutem Zustand. Sehr sorgfältig sind die Farben restauriert worden. Sie erstrahlen in einem für Märchen typisch unrealistischem Glanz. Jegliche Verschmutzungen und Beschädigungen sind ebenso beschädigt worden wie fast alle Drop Outs. Nur wer wirklich mit der Lupe hinsieht, kann an einigen Stellen erkennen, dass das ursprüngliche Material beschädigt worden ist.
Als Tonspuren werden deutsch und englisch angeboten, wobei eine längere Dialogszene zum ersten Mal in die gekürzte deutsche Fassung eingefügt worden ist. Beide Tonspuren überzeugen durch ihre Klangfülle, wobei insbesondere die Dialoge auf der deutschen Spur wegen der eher passenden, tieferen Stimmen passender hinsichtlich der verkörperten Figuren sind.
Zu den weiteren Extras gehören sowohl ein deutscher als auch ein englischer Trailer sowie die obligatorische Bildergalerie mit zum Teil seltenen Aufnahmen.

DVD-Facts:
Bild: 1,37:1 (4:3)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0 Mono, englisch Dolby Digital 2.0 Mono
Untertitel: keine

DVD-Extra:
Bildergalerie

hinzugefügt: December 24th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 2671
Sprache:

  

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