Dan Shocker’s Macabros 3
Prozession der Verlorenen
Zaubermond, 2008, Hardcover, 252 Seiten, 14,95 EUR
Von Carsten Kuhr
Rha-ta-N´my, die schon besiegt geglaubte Dämonengöttin, reckt erneut ihr unheiliges Haupt. Aus Itaron, der Welt unter dem Zeitschleier, nimmt sie Einfluss auf die Erde. Während Björn Hellmark mit seinem Doppelkörper Macabros auf Italon versucht, die Gefahr zu bannen, sind seine Freunde dabei die Anhänger der Göttin auf Erden daran zu hindern, das Tor nach Itaron aufzustoßen und der Göttin eine Rückkehr zu ermöglichen.
Vorliegender Roman erzählt uns in drei Handlungssträngen von den weiteren Geschehnissen.
Der vierzigste Geburtstag eines Mannes, der immer im Licht der Öffentlichkeit steht, soll als Bühne für die Rückkehr dienen. Fern ab jeglicher Zivilisation, in der unbewohnten Wildnis des Hinterlands von L.A., gibt der schwerreiche VIP sich in einer Kinokulisse die Ehre. Eine Geburtstagsparty, nein, das gesellschaftliche Ereignis schlechthin, soll es werden. Eingeladen ist, wer in Hollywood bekannt und beliebt ist. Was kaum einer weiß, der Höhepunkt des Abends soll eine Dämonenbeschwörung inklusive ritueller Opferung eines Menschen werden. Doch nicht nur Stars und Sternchen sind eingeladen, auch Richard Patrick und Whiss, das Wesen aus der Mikrowelt, feiern mit.
Währenddessen werden Macabros und Björn Hellmark voneinander getrennt. Im Labyrinth unter dem Krater des Vergessens reißt der Kontakt plötzlich ab. Während die Roops, Kunstwesen, die die Geister der Verlorenen beherbergen, Macabros zur Feste ihres dunklen Herren eskortieren, besucht Björn deren ewige Gegner. Doch seit der Zeitschirm aufgrund der Einwirkungen von Macabros in Auflösung begriffen ist, ist das Gleichgewicht gestört. Nichts ist mehr so wie bisher, alle Karten werden neu gemischt. So macht sich unser Mann und sein alter Ego bereit, auf unterschiedlichen Seiten in den Kampf zu ziehen...
Nachdem Christian Montillon gegenwärtig mit Perry Rhodan mehr als beschäftigt ist, wird die Fortschreibung des Mannes, der sich selbst verdoppeln kann, künftig nur mehr alle halbe Jahr an die Abonnenten ausgeliefert. Die Arbeit an der zweiten Staffel von „Perry Action“ sorgte dafür, dass dieses Mal ein anderer Autor nach einem Exposé von Christian Montillon im Sessel des Verfassers Platz nahm.
Für den „Macabros“-Freund wird es dabei ein Wiedersehen mit alten Bekannten geben. In den zwei im Buch enthaltenen Romanen greift der Autor die Gestalten Richard Patrick und Whiss wieder auf, berichtet uns von deren Ermittlungen in den USA. Dabei bleiben große Aha-Effekte aber aus. Abgeschieden in der Wildnis des Hinterlandes soll eine Dämonenbeschwörung durchgeführt werden. Nun ist das so eine Sache mit der Darstellung entsprechender Vorgänge. Geht man zu sehr ins Detail, artet das Ganze in Brutalität (Opferung) aus, bleibt der Autor zu distanziert, wird's dagegen fast schon lächerlich. Vorliegend schleicht sich der Verfasser ein wenig aus der Verantwortung, da er sein Augenmerk mehr auf Richard und seine Ermittlungen, als auf die - im Übrigen gestörte - Beschwörung richtet. Ein paar Blutspritzer, ein wenig Light-Effekte, das war’s. Zwar folgerichtig und in sich stimmig, aber großes Gruselfeeling kam hier nicht auf.
Neben diesem Part begibt sich der Autor auch wieder nach Itaron. Die ersten beiden Romane der Fortsetzung zogen einen Großteil ihrer Faszination aus der ungewöhnlich ausgestalteten Welt. Nachdem die Durchbrechung des Zeitenschirms bereits gelungen ist, muss nun zunächst eine neue Grundlage für die Fortsetzung der Handlung gelegt werden. Es gilt, neue Personen und Gruppierungen einzuführen, weiterführende Rätsel aufzubauen. Das macht der Verfasser recht geschickt, wobei ihm aber naturgemäß Platz für eine mitreißende Handlung in Itaron fehlt. Durch die Aufsplittung von Macabros und Björn, die sich als sehr gelungene Idee erweist, kann er beide Seiten des Konflikts betrachten, jeweils aus Sicht eines Teilnehmers die Vorgänge beschreiben. Dies wird insbesondere im folgenden Band noch zum tragen kommen.
Insgesamt gesehen ein Buch, in dem neue Spuren gelegt wurden, in dem alte Bekannte reaktiviert wurden, in dem aber naturgemäß die Handlung nur unwesentlich vorankommt.
