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Gruselkabinett 28 + 29: Der Glöckner von Notre Dame Teil 1 + 2 (Hörspiel)

Victor Hugo
Der Glöckner von Notre Dame Teil 1 2
Gruselkabinett 28 29
Titania Medien, 2008 2 CDs, Grusel-/Mystery-Hörspiel, 978-3-7857-3637-1, Laufzeit: ca. 60 60 Min., EUR 17.95
Sprecher: Roland Hemmo, Udo Schenk, Christian Stark, Tommy Morgenstern, Kristine Walther, Julien Haggege, Patrick Bach, Anita Lochner, Erik Marie Werth, Matti Klem u. a.
Titelillustrationen von Firuz Askin

Von Christel Scheja

Im Bereich der Mystery- und Grusel-Hörspiele wird vor allem ein Label regelmäßig für seine Produktionen ausgezeichnet. Titania Medien setzt, anders als viele seiner Konkurrenten, keine Eigenproduktionen oder Heftromane um, sondern hat sich ganz der Schauerromantik verschrieben. „Frankenstein“ und „Dracula“ wurden schon vertont, ebenso viele weitere Werke von Autoren des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Hin und wieder schleichen sich auch modernere Stücke ein, aber diese sind noch deutlich in der Minderzahl.
In der 28. und 29. Ausgabe der Reihe hat man sich eines Buches angenommen, das nur bedingt zur Schauerromantik gehört, aber durchaus einen gewissen Gruselfaktor besitzt: „Der Glöckner von Notre Dame“.

Der Roman von Victor Hugo ist der Allgemeinheit nicht zuletzt durch mehrere berühmt-berüchtigte Verfilmungen, unter anderem die der Disney-Studios, bekannt, die z. T. sehr stark verfremdet wurden. Das auf zwei CDs von etwa 120 Min. Gesamtlaufzeit aufgeteilte Hörspiel hält sich dagegen bewusst eng an die Vorlage und beginnt bereits im Jahr 1466.


Der junge und ehrgeizige Geistliche Claude Frollo eilt durch das von der Pest heimgesuchte Land um Paris zu seinem Elternhaus, um nach seinen Angehörigen zu sehen. Retten kann er jedoch nur seinen kleinen Bruder Jean, der noch nicht angesteckt worden ist.
Im darauf folgenden Jahr rettet er ein missgestaltetes Findelkind vor abergläubischen Stadtbewohnern, die in ihrem Abscheu gegenüber dem kleinen, verwachsenen Jungen die höchste Christenpflicht vergessen. Claude wird für beide zu einem strengen, aber fürsorglichen Vater, auch wenn sein Geist und Verstand in den kommenden Jahren hoch hinaus will. Frollo wendet sich den dunklen Künsten und der Alchemie zu, während er in der Kirche Karriere macht und gut sechzehn Jahre später bereits Erzdiakon der größten Kathedrale der Hauptstadt ist und Kontakt mit dem König pflegt.
Während sein Bruder Jean das Leben genießt und ganz anders geworden ist, als es sich Frollo erhofft hat, ist Quasimodo ihm immer noch treu ergeben. Der Verwachsene ist inzwischen der Glöckner.
Doch mit dem ‚Fest der Narren’ im Jahre 1482 verändert sich alles. Quasimodo wird von der boshaften Menge zum Narrenpapst erklärt. Frollo weist ihn zwar zurecht, wird dabei aber auch auf die junge Zigeunerin ‚La Esmeralda’ aufmerksam, die in den Straßen tanzt und mit ihrer Ziege Kunststücke aufführt. Er befiehlt Quasimodo, sie zu ihm zu bringen.
Doch diese entbrennt in Liebe zu dem schmucken Hauptmann Phoebus, der sie vor dem vermeintlichen Unhold rettet. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf, das durch Eifersucht und Leidenschaft, Hass und Liebe viele Menschen in den Tod reißen wird.


Wie in „Frankenstein“ begegnet der Zuhörer auch in „Der Glöckner von Notre Dame“ einem Wesen, dass allein durch sein Aussehen verachtet, verhöhnt und gefürchtet wird. Quasimodo sieht vielleicht wie ein Ungeheuer aus, ist aber eigentlich die sanfteste und reinste Seele von allen. Doch auch er kann das Spiel aus Intrigen und Leidenschaften nicht aufhalten.
Eigentlich ist Victor Hugos Roman ein Sittengemälde aus dem 15. Jahrhundert und bis auf die Missgestalt von Quasimodo frei von phantastischen Inhalten, aber nichtsdestoweniger ein Klassiker. Und durch seine insgesamt sehr düstere Stimmung und viele negative menschliche Leidenschaften, die man auch in den meisten Werken der Schauerromantik wieder findet, kann man durchaus auch einmal ein Auge zudrücken. Die Umsetzung der Geschichte ist – anders als bei den Filmen – ungewöhnlich ruhig. Das Hörspiel nimmt sich sehr viel Zeit, um die Vorgeschichte zu erzählen und damit zu zeigen, dass Claude Frollo, der später eher als ernster und kontrollierter Verstandesmensch auftritt, durchaus auch seine menschlichen Seiten hat. Zumindest in der Jugend besitzt er ein mitfühlendes Herz, das frei von Furcht zu sein scheint.
Umso deutlicher wird die Veränderung, als er in Liebe zu der schönen ‚La Esmeralda’ entbrennt und einen heftigen Kampf mit dem Dämonen in seinem Inneren ausfechtet. Indem er all die Jahre das, was ein menschliches Leben auch noch ausmacht, verleugnete, wird er nun entsprechend heftig von diesen Bedürfnissen eingeholt. Seine unkontrollierten Ausbrüche setzten das Verhängnis erst in Gang.
Das Hörspiel arbeitet die Dramatik dieser Augenblicke mehr heraus als die eigentlichen Geschehnisse. Esmeraldas Verhaftung, ihre Verurteilung und Rettung, schließlich auch ihr Tod nehmen nur mehr ein Viertel der Geschichte ein. Das alles ist in der gewohnt hohen Qualität von Titania Medien umgesetzt. Die Sprecher machen ihre Arbeit ausgezeichnet und erfüllen die Figuren mit Leben. Auch die Geräuschkulisse und die Musik sind stimmig, so dass man problemlos in dieser düsteren Welt versinken kann.
Auch wenn man nicht die Dynamik der Filme erwarten sollte, so ist doch „Der Glöckner von Notre Dame“ nicht nur eine werkgetreue sondern auch spannend aufbereitete Umsetzung des Klassikers von Victor Hugo, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

hinzugefügt: November 18th 2008
Tester: Christel Scheja
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