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Del Franco, Mark: Unschöne Dinge (Buch)

Mark Del Franco
Unschöne Dinge
(Unshapely Things)
Aus dem Englischen übersetzt von Michael Krug
Otherworld, 2008, Taschenbuch, 374 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-902607-11-9

Von Carsten Kuhr

Willkommen in der Welt von Connor Grey. Seit der Konvergenz, der Verschmelzung der Fairie-Welt mit unserer Erde, leben Elfen, Alban, Trolle und Zwerge mitten unter uns. Nicht alle Menschen sind davon begeistert, von den eingebildeten Elfen wollen wir mal lieber schweigen.
Connor zählte einmal zu den mächtigsten Druiden seiner Zunft. Im Auftrag der Gilde untersuchte er Verbrechen der Feien - die niedere Detektivarbeit, was Menschen anbelangt, hat man großzügig den Menschen selbst überlassen. Er war per Turbo-Lift auf dem Weg nach oben. Sein Ziel, einmal der Gilde von seiner Heimatstadt Boston vorzustehen, aber machte ein militanter Umweltschützer mit einem Machtring zunichte. Seitdem hat er in seinem Kopf ein schwarzes, wissenschaftlich nicht messbares Etwas, das seine Kräfte fast komplett blockiert. Eine heiße Kartoffel ist ein Dreck dagegen, wie schnell seine ach so besorgten Freunde ihn haben fallenlassen. Almosen allenfalls sind für ihn übrig. Er gibt seine Luxuswohnung auf und zieht ins Weird, dem heruntergekommenen Viertel, in dem sich Huren und Stricher, Fixer und Diebe ein Stelldichein geben. Da zieht er es doch vor, zusammen mit seinem menschlichen Freund und Partner Murdock die Fälle zu lösen, für die sich niemand zuständig fühlt.
Als jeweils in einer Dienstagnacht drei Elfen-Stricherjungen das Herz aus der Brust gerissen wird und an dessen Stelle jeweils ein magischer Stein am Tatort zurückbleibt, ahnt er, dass der Serienkiller etwas Böses, ein uraltes Ritual im Sinn hat. Dennoch dauert es eine ganze Weile, bis er begreift, dass etwas wirklich, wirklich Erschreckendes vorgeht. Erst als eine ganze Reihe hochrangiger Feien, die schon lange nichts mehr von ihm wissen wollen, plötzlich seine Nähe suchen, beginnt er zu ahnen, welche Dimension die Bedrohung bekommen hat...


Ein zauberkundiger Eingeweihter, der sein Dasein, nachdem er sich zwischen alle Stühle gesetzt hat, als Detektiv fristet, das kennen wir doch schon. Seit einigen Jahren erscheint bei Knaur Jim Butchers ausgezeichnete „Harry Dresden“-Reihe - die entsprechende TV-Verfilmung harrt immer noch der Synchronisation - doch die zunächst auffallenden Ähnlichkeiten relativieren sich schnell wieder.

Del Franco gelingt es im Allerlei der Urban-Fantasy-Flut, die allmonatlich über uns hereinbricht, eine recht eigenständige Stimme zu erheben. Zwar spielt auch Franco gerne und ausgiebig mit Klischees, wobei ihm seine Liebe für die guten alten Detektive á lá Mike Hammer, Sam Spade und Co gerade zu Beginn des Buches doch sehr deutlich anzumerken ist, der übernatürliche Aspekt und die Charakterzeichnung aber entschädigen hier für vieles.
Überzeugend baut er seine Welt voller Vorurteile, Rassismus und Snobismus auf, auch wenn dies vorliegend insbesondere in der ersten Hälfte des Buches ein wenig zu Lasten des Tempos geht. Das ist einmal keine steril-saubere Plastikwelt, da gibt es Not, Elend, Verbitterung, Dreck und Schmutz zuhauf. Gerade aus dieser so realistisch wirkenden Kombination aus denen da unten und den Reichen und Mächtigen, die es geschafft haben, die von ihren Wurzeln und ihren Leichen im Schrank nichts mehr wissen wollen, zieht der Roman viel Überzeugungskraft.

Sobald die Fronten geklärt, die Welt vorgestellt und die Personen einmal eingeführt sind aber geht es wirklich zur Sache. Voller Tempo, Witz und unerwarteter Wendungen rast die Handlung ihrem Höhepunkt entgegen.
Das spricht Freunde des Hard-Boiled Detective-Romans ebenso an, wie Fans der Urban Fantasy, das lässt - glücklicherweise bin ich geneigt zu sagen - verliebte Vampire und schmalzige Romanzen vergessen, das ist eine gelungene Synthese aus Krimi und Fantasy, die Vergleiche mit anderen Serien nicht zu scheuen braucht.

hinzugefügt: November 10th 2008
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Otherworld
Hits: 2410
Sprache:

  

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