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Das goldene Schwert (DVD)

Das goldene Schwert
USA 1953, Regie: Nathan Juran, mit Rock Hudson, Piper Laurie, Gene Evans u.a.

Von Thomas Harbach

Mit „Das goldene Schwert“ aus dem Jahre 1953 legt Koch Media einen weiteren Streifen aus ihrem Universal- Archiv und vor allem Ihrer Reihe „1001 Nacht“ auf DVD vor. Der Film unter der Regie von Nathan Juran mit einem noch am Beginn seiner Karriere stehenden Rock Hudson sowie Piper Laurie überrascht mit seinem orientalischen Hintergrund und einer Handlung, die Elemente der König-Arthur-Saga – das Schwert im Stein – mit der Legende der Nibelungen – Unbesiegbarkeit und Unverwundbarkeit – zu einem überraschend unterhaltsamen Film verbindet.

Juran war ein rumänischer Jude, dessen Familie schon 1912 nach Amerika ausgewandert ist. Nach seinem Architekturstudium arbeitete er zuerst im Art Department von RKO, bevor er als Art Director seine Karriere mit „Schlagende Wetter“ begonnen hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Regisseur überwiegend im phantastischen Bereich. Neben „Angriff der 20 Meter Frau“ (1958) gehören „Sindbads siebente Reise” (1958) oder „Die erste Fahrt zum Mond” (1964) zu seinen bekanntesten Kinofilmen. Im Fernsehen hat er unter anderem für Lewis Allan an „Die Seaview – In geheimer Mission“ und „Planet der Giganten” mitgearbeitet. Im Alter von 95 Jahren ist Juran 2002 in Kalifornien gestorben.

Mit Rock Hudson angelte sich das Studio einen jungen, aufstrebenden Star, der bislang überwiegend in Western wie Anthony Manns herausragendem „Winchester 73” oder „Meuterei am Schlangenfluss“ auftrat. Wenige Jahre später sollte Hudson nicht nur durch die Zusammenarbeit mit Douglas Sirk sowie die Komödien mit Doris Day bekannt werden. Zu seinen besten frühen Arbeiten gehört sicherlich „Giganten“ mit Elisabeth Taylor und James Dean. Tragischerweise gehört Rock Hudson zu den ersten Prominenten, die an Aids 1985 im Alter von nur 59 Jahren verstorben sind. Kurz vor seinem Tod bekannte sich Hudson zu seiner Homosexualität. Der Frauenschwarm Hudson konnte seine Neigung insbesondere vor der Kamera sehr gut verstecken. Die Chemie zwischen der rothaarigen und temperamentvollen Piper Laurie und ihm stimmt im vorliegenden Märchenfilm.

Für die 1932 in Detroit geborene Piper Laurie bedeutete „Das goldene Schwert“ erst ihren vierten Auftritt in einer Filmproduktion. Schon zwei Jahre später verließ sie unzufrieden mit den ihr angebotenen Rollen Hollywood und arbeitete unter anderem am Theater in New York. Mit ihrer Rückkehr nach Los Angeles feierte sie ein Oscar nominiertes Comeback in dem Paul Newman Streifen „Haie der Großstadt“. Im Kino überzeugte sie als Carries fanatische Mutter in der entsprechenden Stephen-King-Verfilmung, bevor sie sich auf Rollen in Fernsehproduktionen wie „Die Dornenvögel“ und natürlich David Lynchs „Twin Peaks“ konzentrierte. Für „Twin Peaks“ ist sie mit einem Golden Globe als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet worden, für „Gottes vergessene Kinder“ erhielt sie eine weitere Oscarnominierung. Ihr bislang letzter Film ist der im Jahre 2007 erschienene „Hounddog“ gewesen.

„Das goldene Schwert“ ist im Grunde eine klassische Rachegeschichte. Rock Hudson als Harun möchte die Ermordung seines Vaters rächen und kommt deswegen nach Bagdad. Durch einen Zufall stellt er fest, dass zumindest die Garde des Kalifen in die Ermordung seines Vaters verwickelt worden ist. Durch einen weiteren Zufall lernt Harun die temperamentvolle Khaizuran (Piper Laurie) kennen. Bei einem Gebrauchtwarenhändler (Steven Geray in einer Rolle, die zwischen Comic Relief und wichtiger Nebenfigur angesiedelt worden ist) erwirbt er ein goldenes Schwert, das ihn unbesiegbar macht. Trotz aller Umwege und Intrigen nutzt Harun das Schwert, um sich an den Mördern seines Vaters zu rächen und vor allem auch die Hand der Tochter des Kalifen zu erringen.

Nathan Juran folgt in seiner farbenprächtigen Verfilmung den Gesetzen des Genres. Eine kurze Einführung in die märchenhafte Welt aus 1001 Nacht, gefolgt von einer rasanten Actionszene. Haruns Stamm wird überfallen und der Sohn kommt einen Augenblick zu spät, um seinen Vater zu retten. Mit der Handlung puschender Musik unterlegt inszeniert Juran den Angriff nicht zuletzt dank einer soliden Schnittfolge trotz des offensichtlich geringen Budgets sehr spektakulär.

Im Gegensatz zu vielen anderen Western – im Grunde sind die meisten der Märchenfilme umgeschriebene Westerndrehbücher – bittet der sterbende Vater seinen Sohn, das sinnlose Morden zu beenden. Nicht um unbedingt Rache zu nehmen, sondern um die schwache Position seines Volkes vor dem Kalifen zu vertreten, reist Harun nach Bagdad.
So sehr sich die Setdesigner auch Mühe gegeben haben, dem vorliegenden Streifen merkt man schnell an, dass er ausschließlich auf dem Gelände der Universal-Studios gedreht worden ist. Viele Häuser und Sets werden dem aufmerksamen Zuschauer bekannt vorkommen. Wer dann auch noch die Augen aufmacht, kann vielleicht in der Menge Dennis Weaver in einer seiner ersten Komparsenrollen erkennen, sowie sich der Dienste von Anita Ekberg im Sultanspalast versichern.

In Bagdad selbst findet Harun durch einen Zufall das goldene Schwert. In einer Umkehr der klassischen Heldenverklärung ist es nicht der Schwertträger, welcher das Geheimnis seiner Waffe erkennt, sondern der Ladenbesitzer Barcus, der ihm die Waffe unwissentlich verkauft hat. Barcus ist der intelligente Part dieses ungleichen Duos. Er findet das Geheimnis und die Herkunft des Schwertes heraus. Die mystische Verklärung sowie die verschiedenen Anspielungen auf Excalibur sind überdeutlich. Der Zuschauer benötigt schon einen gewissen Unglauben, um die Geschichte vom Schwert in dieser Form zu akzeptieren. Zumal Damaskus aus Bagdads Sicht relativ weit entfernt ist.
Um die Geschichte nicht langweilig erscheinen zu lassen, muss Harun schnell die Waffe wieder verlieren, die ihn unbesiegbar macht. In einer interessanten und stilistisch mit einfachen Mittel effektiv inszenierten Traumsequenz – Harun hat vorher an einer Wasserpfeife geraucht – wird ihm die Waffe von einer verschleierten Schönheit abgenommen und gegen eine Imitation ersetzt.

Sobald sich Juran ein wenig vom Märchenhintergrund entfernt und stellenweise erstaunlich subversiv vorgeht, gewinnt „Das goldene Schwert“ an Format und die Handlung lebt förmlich auf.

Immer noch der Illusion seiner Unbesiegbarkeit nachhängend stellt sich Harun in einem Turnier seinen Widersachern um die Hand der Tochter. Dieses Turnier erinnert ein wenig an die mittelalterlichen Kämpfe, wobei die Reiter nacheinander die runde Arena auf ihren Pferden betreten und danach das Prinzip jeder gegen jeden vorherrscht. Erstaunlich ist am Plot, dass das Schwert den Träger reinen Herzens unverwundbar macht, das Schwert allerdings jeder ziehen kann.
Diese Ungereimtheit des Drehbuchs wird in der zweiten Hälfte „bereinigt“, indem nach dem Attentat auf den Kalifen das Schwert im Kampf in eine Säule des Palastes getrieben worden ist und dort gegen alle Versuche beharrlich auf seinen wahren Herren wartet.

Die einzelnen drehbuchtechnischen Wendungen sind nicht immer nachvollziehbar, aber zumindest springt Nathan Juran zwischen den einzelnen Sets und Kämpfen mit einer fast affenartigen Geschwindigkeit hin und her. Mit dieser unabhängig von der Kürze des Films rasanten und manchmal handlungstechnisch wirklich eher auf Zufällen basierenden Entwicklung überdeckt der Regisseur einige Schwächen des Drehbuchs.

Harun als Charakter bleibt oft nur die Reaktion über. Erst als er sich mehr und mehr in die durchaus dickköpfige, aber liebenswerte Prinzessin Khairuzan verliebt, entwickelt er sich zum Helden weiter. Insbesondere in der ersten Hälfte des Films kann Hudson nur auf die Ereignisse reagieren. Das beginnt bei der Ermordung seines Vaters, geht über den Diebstahl seines Pferdes durch die Prinzessin bis zum Konflikt mit dem Sohn des Wesirs, welcher den Kalifen weiter zum offenen Konflikt mit Basra drängt.
Obwohl eine staatliche Erscheinung, gelingt es Hudson nicht zuletzt wegen seines spürbaren komödiantischen Talents, den naiven Jüngling mit einem heftigen Temperament in der Großstadt gut zu mimen. Sowohl im Dialog mit Piper Laurie – in der Originalfassung überzeugen diese Wortwechsel noch mehr als in der zufriedenstellenden deutschen Synchronisation – als auch in den diversen Actionsequenzen kann er punkten. Wenn er sich am Ende des Films im obligatorischen Showdown wie ein Pirat von Säule zu Säule schwingt, erinnert Hudson ein wenig an Burt Lancaster in seiner berühmten Rolle in „Der rote Korsar“. Unabhängig davon, dass die ganze Sequenz eher befremdlich endet. Piper Laurie kann in ihrer eindimensionalen und nur stellenweise überzeugenden Rolle alleine durch ihr blendendes Aussehen punkten. George Macready als der böse Jafar, auch noch mit einem arroganten, wenn auch dümmlichen Sohn – Gene Evans – geschlagen, kann in seiner Rolle nur wenige wirklich überzeugende Akzente setzen. Wenn er sich im Vorwege zu seinen komplizierten und nur selten wirklich ausgereiften Plänen gratuliert, überschreitet „Das goldene Schwert“ die Grenze zur Parodie.

Unabhängig von der im Grunde wilden Mischung diverser Legenden ist „Das goldene Schwert“ auch mehr als fünfzig Jahre nach seiner Entstehung immer noch eine solide Unterhaltung. Der ferne Orient á lá Hollywood wirkt zwar befremdlich, aber die Sorgfalt, mit welcher die vorgefundenen Sets dem Film angepasst worden sind, die farbenprächtigen Kostüme und vor allem die Unbekümmertheit, mit welcher das Drehbuch frei von der Leber weg seine wilde Geschichte erzählt, bezaubern noch heute. Zwar ist Piper Laurie keine Maureen O´Hara, sie wirkt nicht zuletzt aufgrund ihrer roten Haare wie ein Fremdkörper. Die Kinomagie zwischen Rock Hudson und ihr stimmt. Nathan Juran hat den Film sehr geradlinig inszeniert, Längen und unnötige Erklärungen gibt es überhaupt nicht. Was handlungstechnisch nicht passt, wird ignoriert. Die Fantasy-Elemente – in erster Linie die Legende um das goldene Schwert - beleben die Handlung. In „Ali Baba und die vierzig Räuber“ hat das Drehbuch die Banditen zu Freiheitskämpfern idealisiert und genauso mit den Mythen des Fernen Ostens gespielt wie im vorliegenden Streifen einfach Sagen aus aller Welt verarbeitet worden sind.

Wie alle Streifen dieser Reihe haben sich Universal und Koch Media sehr viel Mühe gegeben, den Film in einem neuen Glanz zu zeigen. Die DVD ist im Vollbild. Das Bild ist ungemein farbenfroh. Ganz bewusst ist mit den Farben auch im Original übertrieben worden, um möglichst eine märchenhafte Atmosphäre zu suggerieren. Beschädigungen sind sorgfältig entfernt worden und bis auf wenige Szenen – zum Beispiel der Ritt durch die Wüste zu Beginn des Films, der etwas deutlich verrauscht erscheint – ist das Bild sauber und die Kontraste in den Nachtszenen sind akzeptabel. In Dolby Digital 2.0 werden sowohl die deutsche als auch die untertitelte englische Tonspur angeboten. Die Dialoge sind klar verständlich und die Abmischung mit den Hintergrundgeräuschen ist zufriedenstellend. Als Extras werden der Originaltrailer und eine Bildergalerie mit seltenem Werbematerial angeboten.
Von der technischen Seite her alleine wieder eine sehr empfehlenswerte Präsentation eines in Ehren ergrauten Streifens aus einer Zeit, als Hollywood nicht mehr golden, aber zumindest noch silbern gewesen ist.

DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch

DVD-Extra:
Bildergalerie

hinzugefügt: November 1st 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 3025
Sprache:

  

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