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Hohlbein, Wolfgang: WASP (Buch)

Wolfgang Hohlbein
WASP
Ueberreuter, 2008, Hardcover, 960 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 978-3-8000-5436-7

Von Christel Scheja

Wolfgang Hohlbein wird von vielen als ‚Meister der Phantastik’ bezeichnet und hält schon seit vielen Jahren den Thron als unangefochtener Star der Fantasy-Autoren-Szene besetzt. Fast alle seine Romane sind zu Bestseller-Ehren gekommen und werden auch heute noch immer wieder aufgelegt.
Der Stil und die Qualität seiner Romane mag Geschmackssache sein, aber eines kann man ihm unangefochten zugestehen: Wie kein anderer deutscher Autor weiß er aktuelle Strömungen und Trends für sich zu nutzen.
Er hat in den gut dreißig Jahren seines Schaffens bewiesen, dass er vielfältige Themen aufgreifen kann – vom Tenniskrimi über epischer Fantasy bis hin zu knallharter Action-SF, Mystery und Horror. Zwar ist er seinem Stil weitestgehend treu geblieben, zu Hause war und ist er jedoch in vielen Untergenres der Phantastik, und auch heute ist er immer noch so flexibel, dass er sich auf neue Strömungen in der Literatur einstellen kann.


Das belegt er mit seinem neusten Roman „WASP“ einmal mehr.
Dieses Kürzel steht natürlich nicht nur für eine Insektenart sondern auch für eine radikale Organisation von Umweltschützern, mit denen es die Helden zu tun bekommen. Alles beginnt damit, dass der junge Praktikant Wayne Fotos von einem merkwürdigen Feld auf seiner Heimatinsel machen und dann einen Bericht verfassen soll.
Die vermeintlich langweilige Aufgabe erweist sich schnell als gefährliches Abenteuer, denn auf dem Feld zeichnet sich von der Luft aus nichts anderes als ein Kornkreis ab. Kaum fliegen der Junge und sein Pilot darüber, setzt die Elektronik des Helikopters aus, und sie können von Glück sagen, dass sie noch sicher den Boden erreichen. Sie landen neben dem Feld. Herr Ehrlicher, der Bauer, dem das Land gehört, ist nicht gerade begeistert und macht auch keinen Hehl daraus. Wayne merkt aber, dass der Landwirt und der Pilot einander offensichtlich sehr gut kennen, denn sie streiten sich nicht wie Fremde.
Zunächst wollen sie sich erst einmal von dem Schock erholen. Doch schon am nächsten Tag erscheint ein Artikel unter Waynes Namen, der den Piloten diskreditiert und als unfähig darstellt. Wayne wirft erzürnt und frustriert den Job bei der Zeitung hin, weil er genau weiß, dass er diesen Artikel nicht geschrieben hat, und sucht seinen Piloten auf, um sich zu entschuldigen und alles zu erklären.
Dort lernt er auch dessen Tochter Patricia kennen, die zunächst sehr reserviert und wütend ist, dann aber mit ihm zusammen ihren Vater rehabilitieren will. Deshalb akzeptiert Wayne schließlich auch das Angebot des Zeitungschefs, doch erst einmal weiter zu machen. Vielleicht kann er als Mitglied der Presse mehr heraus bekommen.
So sieht er sich den Bauernhof noch einmal an und stellt dort merkwürdige Dinge fest. Ganz offensichtlich fallen alle elektronischen Geräte aus, wenn er dem Kornkreis zu nahe kommt. Er hat dort seltsame Visionen und glaubt, einen Saurier zu sehen, und nicht zuletzt scheinen Bienen und Wespen völlig verrückt zu spielen.
Als sich die merkwürdigen Vorfälle häufen, schaut Wayne sich auch noch in der weiteren Umgebung um und entdeckt mit Patricias Hilfe, die sich als Computer-Crack und begabte Hackerin outet, dass ganz offensichtlich eine weltweit agierende Firma namens „World Industries“ mit der ganzen Sache zu tun zu haben scheint.
Und welche Rolle spielt die vor der Küste errichtete Bohrinseln ‚Arc Royale’? Hat man dort wirklich nur Öl gefördert - oder auf der Plattform auch noch andere Dinge getrieben, wie die Mitglieder einer radikalen Umweltschutzorganisation behaupten und durch verschiedene Aktionen beweisen wollen?
Ehe sie sich versehen, stecken Wayne und Patricia tiefer in der Sache, als sie sich vorstellen können, und es gibt kein Zurück mehr.


Eine actionreiche Handlung, die immer wieder von überraschenden Wendungen bestimmt ist, ein leicht erhobener Zeigefinger und nicht zuletzt ein Gemisch aus vertrauten Elementen zeichnen „WASP“ aus. Der Roman ist ein waschechter Öko-Thriller, der aktuelle Schlagzeilen über das Bienensterben und die negative Weiterentwicklung anderer Insektenarten ebenso berücksichtigt wie das, was etwa Frank Schätzings „Der Schwarm“ so beliebt gemacht hat. Ein wenig ähneln sich die Bücher, auch wenn sich Wolfgang Hohlbeins Werk in einem viel kleineren Rahmen abspielt und mit viel weniger Personen und Handlungsorten auskommt.
Wie so oft ist der Roman eher handlungsorientiert. Auch wenn man viel über die Figuren erfährt, so lernt man sie doch nicht wirklich kennen. Sie erfüllen ihre Rollen in der Geschichte, die zwar sehr routiniert und flüssig geschrieben ist, aber doch aufgebläht wirkt.
Zwar wird der Roman niemals wirklich langweilig, da er den Leser immer wieder durch gefährliche Situationen und kryptische Andeutungen bei der Stange hält, aber irgendwann fragt man sich doch, ob die eine oder andere Szene wirklich nötig gewesen wäre und etwas zum Gesamtbild beiträgt.
Unangenehm fällt auf, dass sich die Ereignisse gerade auf den letzten zwanzig Seiten überstürzen und eine Lösung präsentieren, die zwar ganz gut passt und stimmungsvoll ist, aber doch noch viele Fragen offen lässt, die sich durch die Geschichte ergeben haben.
Denn nun weiß man zwar, dass die Insekten sich durchaus als Wächter der Erde verstehen und mit ihren Aktionen deutlich gemacht haben, dass sie sich als hochintelligente Hüter der Welt betrachten, aber was die Menschen mit dem Wissen nun tun werden, bleibt ungeklärt. Gerade weil der Autor den Leser so lange hingehalten hat, wirkt die recht einfache Auflösung jetzt eher dünn und enttäuschend.

„WASP“ ist letztendlich ein typischer Hohlbein-Abenteuer-Roman, spannend geschrieben, durchaus realistisch bei der Schilderung von Angriffen und ihren Folgen auf die Menschen, mit Helden, die am Ende alles geben, und einer leider auch viel zu schlichten Auflösung, die dem Werk in den Augen erfahrener Leser eigentlich nicht gerecht wird.
Das macht „WASP“ zu einem spannenden Öko-Thriller für junge Erwachsene, die noch nicht so viel gelesen haben. Das Buch hätte zwar einige deutliche Kürzungen vertragen können, ist aber routiniert und ohne Längen geschrieben, so dass man nicht all zu enttäuscht sein muss.

hinzugefügt: October 2nd 2008
Tester: Christel Scheja
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