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A Man called Hero (DVD)

A Man called Hero
HK 1999, Regie: Andrew Lau Wai-Keung, mit Ekin Cheng, Shu Qi u.a.

Von Thomas Harbach

Für die DVD-Doppeledition hat sich Splendid etwas Neues einfallen lassen. Als Bonus wird Andrew Laus „Stormriders“ mitgeliefert, den Lau unmittelbar vor „A Man called Hero“ inszeniert hat. Beide Streifen basieren auf den Comics von Ma Wing Shing. Der 1999 – also ein Jahr nach „Stormriders“ – gedrehte „A Man called Hero“ basiert allerdings auf einer früheren Arbeit Shings. Der Comic umfasst insgesamt 150 Hefte.

Zum Leidwesen des optisch wirklich eindrucksvollen Streifens hat sich Andrew Lau bemüht, möglichst viel dieser über mehrere Generationen spielenden Geschichte in den Film zu integrieren. Anstatt ein Epos wie Sergio Leones „Es war einmal in Amerika“ zu drehen, ist der Torso eines interessanten, aber in dieser Form nur selten wirklich zufrieden stellenden Films herausgekommen. Wie in „Stormriders“ kombiniert Andrew Lau Fantasy-Elemente mit einer actionorientierten Geschichte, die allerdings in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts überwiegend in den Vereinigten Staaten spielt. Um diesen für das asiatische Kino eher exotischen Hintergrund zu demonstrieren, sind die großen Häuser in New York mit amerikanischen Fahnen geschmückt, die Ninja Krieger auf der Suche nach dem Protagonisten Hero queren bei ihrer Wandakrobatik Plakate mit dem Hinweis, das Onkel Sam Männer für den Krieg sucht und der amerikanische Traum wird für einige der Protagonisten trotz ihrer Isolation in Chinatown zu einem Alptraum.

Die Geschichte beginnt allerdings in China. Wah Ying-Hung (Ekin Cheng) ist ein talentierter Kämpfer, der nach langem Warten in die Obhut eines Meisters gelangt. Zu Hause werden allerdings seine Eltern getötet, in seinem Zorn nimmt Wah Rache. Er wandert schließlich nach Amerika aus und lernt den Mönch Luohan – Ken Lo – kennen, welcher sein Temperament etwas Kontrolle bekommt. In China hat Ying-Hung ohne sein Wissen seine schwangere Freundin – von Kristy Yeung eher unauffällig gespielt – zurückgelassen, die sich mit Hungs bestem Freund – Jerry Lamb – ebenfalls in die Staaten begeben, um Ying-Hung zu suchen. Die Suche führt kurz vor der Geburt ihres Kindes zum Erfolg. Ying- Hung kann der Geburt seiner Zwillinge beiwohnen, allerdings wird er schon zu diesem Zeitpunkt von Ninjas wegen eines Kopfgeldes von 1000 Dollar gejagt. Er hat sich gegen die sadistischen Betreiber einer Miene aufgelehnt. Er bietet seine Frau, seinen Sohn wieder zurück nach China zu nehmen. Bevor sie dieses Vorhaben abschließen kann, stirbt sie. Sein bester Freund erfüllt das Versprechen. Sechzehn Jahre später kehrt der Sohn zusammen mit dem Freund – warum Jerry Lamb nicht besser gealtert wirkt, dürfte das Geheimnis der Produzenten, er sieht immer noch wie ein unreifer Junge aus - wieder in die Staaten zurück, um die Suche wieder aufzunehmen. Immer wieder wird erzählt, dass Wah Ying-Hung unter einem Todesstern geboren worden ist und er jedem Menschen in seiner Nähe Unglück bringt. Kaum haben sich Vater und Sohn gefunden, taucht Ying-Hungs Erzfeind Invincible – Francis Ng – wieder auf, welcher in China auch für den Tod von Ying-Hungs Eltern verantwortlich gewesen ist.

Alleine die Zusammenfassung kann nur einen ungenügenden Überblick über die verschachtelte und fragmentarische Handlung geben. Das beginnt schon während der ersten Chinaszenen. Die Sets sind hervorragend, Andrew Lau bemüht sich, die in erster Linie auf bestehende Bauten, welche leicht amerikanisiert worden sind, und Trickaufnahmen zurückzugreifen. Staunend stehen die beiden Freunde vor der Freiheitsstatue, in welcher Ying-Hungs Freundin früher eine chinesische Mutter gesehen hat. Diese Szene sieht der Zuschauer erst später in einem in die Vergangenheit greifenden Handlungsabschnitt.

Anstatt allerdings in diesem Moment an die Emotionen seiner Zuschauer zu appellieren, verschenkt Lau diese Situation. Kann der Zuschauer noch die ruhig, aber strukturell eher fragmentarisch erscheinenden Szenen zu Beginn des Films in dieser Form akzeptieren, zerfällt die Handlung insbesondere durch unglückliche Regieentscheidungen, sobald die Charaktere amerikanischen Boden betreten. Ying-Hungs Sohn wirkt zusammen mit seinem gleichaltrigen Onkel etwas zu naiv. Sie landen am chinesischen Neujahrstag, sehen das Fest und erleben eine Kampfdemonstration zwischen den weißen Banden und dem Besitzer des Hotels. Anstatt wie zum Beispiel Martin Scorsese in „Gangs of New York“ diese Szene episch in die Länge zu ziehen und mittels guter Dialoge eine spürbare Dramatik aufzubauen, verflacht die Sequenz lustlos außerhalb der allerdings ansehenswerten Kampfszenen. Sie dient im Grunde dazu, den beiden Jugendlichen stellvertretend für das Publikum einen Eindruck der Leiden der Chinesen in den Staaten zu geben. Dieser wird noch verstärkt, als ihnen vom Schicksal Ying-Hung in einer Goldmine erzählt wird. Die Chinesen werden nach einer unter unmenschlichen Umständen stattfindenden Überfahrt direkt in die moderne Sklaverei überführt. Hier müssen sie für einen Hungerlohn schuften. Als sich Ying-Hung gegen diese Unterdrückung zu wehren sucht, wird er lebendig bis zum Hals als abschreckendes Beispiel eingegraben. Diese Sequenz ist sehr gut inszeniert, Andrew Lau sucht einfallsreiche Kameraperspektive, die Farbgestaltung ist außergewöhnlich und der Zuschauer bekommt zumindest einen allerdings beschönigten Eindruck von der Ausnutzung der Chinesen in den USA. Auf der anderen Seite fragt sich der Zuschauer allerdings, warum der stolze Ying-Hung sich überhaupt dieser Drangsal unterworfen hat. Hier fehlt eine logische Verbindung zu seiner Ankunft. Dass er später steckbrieflich gesucht wird und sich in der Masse der Chinesen verstecken muss, wäre eine verständliche Erklärung. So hängt diese Szene trotz der sehr guten Inszenierung in der Luft.

Kaum hat Lau diese letzte wirklich ruhige Sequenz beendet, wird der Film hektisch und nur noch sprunghaft. Immer wieder fragt sich der aufmerksame Zuschauer, ob er die leisen Zwischentöne nicht versteht oder ob diese – was sehr viel wahrscheinlicher ist – überhaupt nicht vorhanden sind. Anstatt die einzelnen Figuren konsequent weiter zu entwickeln, versucht Andrew Lau, möglichst viele Szenen des Comics in die Handlung zu integrieren. Da kommt es zu einem Wettkampf mit einer Gruppe von Ninjas, deren weibliches Mitglied sich ebenfalls in Ying-Hung verliebt. Die Ninjas können nicht nur durch die Luft fliegen und an steilen Wänden hochklettern, sie scheinen sich auch durch die Dimensionen bewegen zu können. Wenn ihnen der Kopf abgeschlagen wird, löst sich dieser wie unter Wasser auf. In einer anderen Szene scheinen sie auf das Format von übergroßen Regentropfen geschrumpft zu sein, die Späheraugen gleich durch die Gassen auf der Suche nach Beute fliegen. Weiterhin tragen sie schwarze Unfirmen, die wie eine Hommage an Bruce Lees Kato in der Fernsehserie „The Green Hornet“ erscheinen.

Die Kampfszene zwischen den Agitatoren und Ying-Hung ist tricktechnisch auch heute noch eindrucksvolle. Fliegende Feuerbälle, in der Luft stehende Krieger, ein glühendes Schwert, dazu rasante Schnitte, eine wild gewordene Kamera und schließlich eine Zeitrafferaufnahme, welche an den ersten „Matrix“-Filme erinnert, aber die Kampfszenen des dritten und deutlich später entstandenen Teils der „Matrix“-Serie vorwegnimmt. Trotz aller Brillanz hängt die Szene in der Luft, weil wahrscheinlich nur der Comic die entscheidenden Hintergrundinformationen anbietet. Für Anhänger der Comicserie wird „A Man called Hero“ wie ein Zusammenschnitt der besten Sequenzen erscheinen, wer sich mit der Vorlage nicht auskennt, wird zwar über die phantastischen Szenen staunen, sie aber nicht einordnen können.

Am Ende des Films kommt es natürlich zum obligatorischen Showdown. Dabei sprengt Ying-Hung einen steinernen Löwen alleine mit der Kraft seiner Gedanken auf. In diesem Löwen hat er sein Schwert versteckt, das jetzt - wie bei der Artus-Legende, aus dem Stein geboren wird.
Die beiden Antagonisten fliegen zur Freiheitsstatue und kämpfen vor dem Sonnenuntergang gegeneinander.

Auch wenn aus heutiger Sicht und vor allem auf einem kleinen Bildschirm die Tricks nicht mehr originell und immer überzeugend ausschauen, ist der Mut Andrew Laus zu bewundern, eine derartig künstliche und trotzdem packende Szenenabfolge seinem Publikum zu präsentieren. In der Manier eines Traums löst sich das Drehbuch endgültig von jeglicher Realität und tritt in die Wunderwelt der asiatischen Märchen mit ihrer „Anything Goes“-Mentalität über. Leider werden diese Sequenzen durch das eher zu komprimierte Drehbuch negiert. Alleine die vielen Nebenfiguren sind auf der einen Seite prominent besetzt, auf der anderen Seite werden ihre Charaktere kaum herausgearbeitet. Anthony Wong, Nicolas Tse, Yuen Biao oder Sam Lee haben kurze Auftritte, welche ihrem Talent widersprechen. Ekin Cheng in der Hauptrolle ist allerdings überfordert. Er agiert zu hölzern und zu distanziert, als hätte er sein besonderes Image und seine besondere Herkunft wie einen Schild um sich gewoben. Ihm gelingt es nicht, die Sympathien des Publikums für sich zu vereinnahmen. In einem derartig hektisch geschnittenen Epos eine Notwendigkeit. Es besteht immer wieder die Gefahr, dass Ying-Hung als Figur in dieser Geschichte untergeht. Für den Film wäre es elementar gewesen, wenn der Zuschauer sich von Beginn an mit dieser stilisierten Heldenfigur identifiziert und vor allem seinen „Geist“ in den Passagen gespürt hätte, in denen nur über ihn gesprochen wird. Zwar kann man verstehen, das ein Sohn seinen Vater in einem fremden Land zu suchen beginnt, aber die Heldenverehrung, welche Ying-Hung von der chinesischen Bevölkerung in New York alleine aufgrund der Nennung seines Namens entgegengebracht wird, muss vom Drehbuch gekürzt worden sein. Kristy Yeung als seine Freundin/Frau – hier ist das Drehbuch sich auch nicht ganz sicher – ist verschenkt. Dem Konflikt mit der japanischen Ninja-Rivalin weicht das Drehbuch, ihre Reise nach Amerika und vor allem die Ankunft in der Großstadt ist eine der wenigen Szenen, in denen sie mit einer interessanten Mischung aus kleinem Mädchen und neugieriger Frau wirklich agieren kann. Jerry Lambs Rolle als Freund ist zu dümmlich naiv angelegt, der Streifen hätte besser gewirkt, wenn die Produzenten auf den teilweise doch sehr kindlichen Humor verzichtet hätten. Invicible wird vom Drehbuch zu wenig und auch zu später als Ying-Hungs Erzfeind aufgebaut. Nach der ersten Konfrontation in der Mitte des Films, die eindrucksvoll gelungen ist, verschwindet er fast gänzlich aus dem Plot, um am Ende pünktlich zum obligatorischen Showdown wieder zu erscheinen. Es wäre sinnvoller gewesen, wie auch bei Ying-Hung, seine Position zu verstärken und den ganzen Filmplot auf diesen Konflikt zu konzentrieren oder sich gänzlich der Vorgeschichte zu widmen. So ist das Drehbuch weder Fisch noch Fleisch und befriedigt vor allem nicht das Publikum, das neben den wunderbaren optischen Eindrücken eine intellektuelle Stimulation sucht.

Allerdings hätte sich Andrew Lau wie auch in „Stormriders“ bei den dank frühzeitlichem CGI aufgemotzten Kämpfen zurückhalten sollen. Die Geschichte spielt im frühen 20. Jahrhunderts. Es wäre sinnvoller gewesen, diese Zeit – wie auch die Kulissen zumindest ansatzweise suggerieren – als brutal, hart und dreckig zu zeigen. Warum sollen da die Kämpfe abweichen? Eine Kombination aus den alten Kampfstilen ohne technische Unterstützung hätte visuell effektiver gewirkt. Der Kompromiss, vor den alten Kulissen das Publikum mit frischen, effekttechnisch überzeugenden Tricks zu unterhalten, befriedigt nicht. Die Fantasy-Elemente dagegen wirken auf eine schwer zu beschreibende Art und Weise archaisch und erinnern an John Carpenters Extravaganz in „Big Trouble in Little China“. Sicherlich hat Andrew Lau in seiner teilweise nicht nur wegen der Schnitte waghalsigen Inszenierung versucht, das Flair der Comicvorlage in bunten, teilweise zu künstlich und zu knallbunt erscheinenden Bildern einzufangen. Diese Vorgehensweise funktioniert an einigen Stellen ausgezeichnet, immer wenn sich die zugrunde liegende Handlung ganz von den realistischen Wurzeln und vor allem jeglicher kaum vorhandener Logik entfernt und einfach in opulenten, schier erdrückenden Bildern schwelgt.

In der vorliegenden Fassung ist „A Man called Hero“ – die deutsche Synchronisation übersetzt leider den Nachnamen des Protagonisten unnötig mit „Hero“ – ein Torso, in dem sich einige wenige wirklich gute Ideen in dem hektischen Schnitt, der stellenweise nur bruchstückhaft verständlichen Handlung und den unsympathischen Protagonisten verlieren. Sollte es wirklich von diesem Streifen eine Langfassung geben, welche die Vorlage des Comics adäquat umsetzt, wäre dem Film zumindest von den optischen Eindrücken ein erweiterter „Director’s Cut“ – obwohl das angesichts der hier präsentierten Form eher eine ironische Titulierung ist – zu wünschen.

Unabhängig davon präsentiert Splendid den Streifen in der üblichen Goldmetallverpackung mit einem sehr schönen Titelbild.
Die Farben sind kräftig und die Welt des Comics insbesondere in den surrealistisch verfremdeten Szenen gut getroffen. Der Kontrast ist genau wie das Bild an sich gestochen scharf. Mit dem Kinoformat 2,35:1 ist ein guter Kompromiss zur Kinoprojektion gelungen. Sowohl an den Seiten als auch oben und unten scheint nichts weg geschnitten worden zu sein. Als Tonspuren werden Dolby Digital 5.1 in Deutsch und Kantonesisch mit deutschen Untertiteln angeboten. Obwohl die Synchronisation über weite Strecken solide ist, empfiehlt es sich, auf die Originalspur auszuweichen. Hier gewinnen die Protagonisten zumindest etwas mehr an Tiefe, wenn sie verzweifelt versuchen, ihre gekünstelten Emotionen in Worte zu fassen. Das Making Of ist aufschlussreich und gibt einen kurzen, aber soliden Einblick in die Dreharbeiten.

DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, kantonesisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

DVD-Extra:
Stormrider (kompletter Film)
Making of

hinzugefügt: September 14th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Splendid
Hits: 3007
Sprache:

  

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