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Festa, Frank (Hrsg.): Die graue Madonna - Necrophobia - Meister der Angst 2 (Buch)

Frank Festa (Hrsg.)
Die graue Madonna und andere Horrorgeschichten
Necrophobia – Meister der Angst 2
Festa, 2008, Taschenbuch, 416 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-061-6

Von Carsten Kuhr

Zum zweiten Mal lädt Verlagsinhaber und Herausgeber Frank Festa seine Leser im Rahmen seiner Horror-Taschenbücher ein, ihn auf eine Reise ins Reich der Angst zu folgen.
Wie er in seinem Nachwort ausführt ist er auf der Suche nach herausragenden Geschichten neben Karl-Heinz Strobl, der als einziger Vertreter deutscher Zuge zum Zuge kommt, Stefan Grabinski und Guy de Maupassant erneut ausschließlich im angloamerikanischen Bereich fündig geworden.
Nun teile ich seine Ansicht nicht, dass es im deutschsprachigen Raum keine zeitgenössischen Autoren gibt, deren Werke originell und stilistisch ansprechend genug wären, dass sie mit den Vorbildern mithalten könnten. Mit Malte S. Sembten, Michael Siefener, Uwe Voehl oder Kai Meyer, um nur einige exemplarisch aufzuführen, haben wir eigenständige Stimmen, die gerade im Bereich der Kurzgeschichte ihre Leser zu packen und zu verstören wissen.
Dennoch ist seine Ehrlichkeit erfrischend, und die Perlen, die er auch dieses Mal wieder in deutscher Erstveröffentlichung ausgegraben hat, den Preis des Buches allemal wert.
Neben altbekannten Autoren warten einige Verfasser auf ihre Leser, die ganz bestimmt nicht zu den bekanntesten des Genres zählen, deren Erzählungen mich aber in besonderem Maße berührten.


So erzählt Cornell Woolrich in »Papa Benjamin« eine ganz eigene, atmosphärisch unheimlich dichte Voodoo-Geschichte. Es ist die Zeit der großen Tanzorchester, deren Melodien über den Äther in ganz Amerika verbreitet werden. Eddie Bloch gehört zu denen, die es geschafft haben. Mit seinen Kompositionen hat er Millionen verzaubert, seine Auftritte füllen die Tanzhallen, mit seinem Talent hat er Reichtümer angehäuft. Doch scheint sein Zenit überschritten. Die Zuschauer wollen etwas Neues hören, einen neuen Beat, nur noch mit Mühe gelingt es dem Maestro, sein Publikum zu faszinieren. Als eines Abends nach einem Konzert in New Orleans sein farbiger Schlagzeuger den Kopf eines Hahns verliert, ahnt der Arrangeur und Bandleader noch nicht, dass sich sein Leben von Grund auf ändern wird. Er folgt seinem Drummer ins Vergnügungsviertel der Küstenstadt. Hier, in einer der billigen Absteigen, trifft sich eine ganz eigene Vergnügungsgesellschaft zu eigenwilligen Rhythmen. Bloch schleicht sich ein, wird entdeckt und nimmt zwei Geschenke von dem Abend mit nach Hause - einen Fluch und die wahnsinnige Melodie der Beschwörung...

Mit leichter Hand erweckt der Autor die Zeit zum Leben, zeichnet griffige Charaktere und überrascht immer wieder mit so nicht erwarteten Wendungen. Man wird förmlich hineingezogen in die funkelnden Tanzsäle, in die dunklen Gassen der kreolischen Bewohner und in die schwüle Atmosphäre der Spelunken und Hinterzimmer. In einigen Nebensätzen portraitiert der Autor die damalige Rassentrennung, greift den Zeitgeist auf und schafft so ein glaubwürdiges Ambiente, in der seine Geschichte funktioniert.


John Keir Cross berichtet uns in »Das Glasauge« von einem Bauchredner und seiner Puppe. Es ist nicht eben ungewöhnlich, wenn sich eine junge, unbedarfte - um nicht zu sagen: naive - Frau in den glamourösen, gefeierten Darsteller verguckt. Wenn sie, und wir mit ihr dann, beim persönlichen Kennenlernen aber zweifelt, wer nun die Fäden des Gespanns auf der Bühne in der Hand hält, so ist dies mehr als erstaunlich.

Hier spielt der Autor geschickt mit der Erwartungshaltung des Lesers. Die so sicherlich nicht zu erwartende Pointe, die glaubwürdige Schilderung der naiven Stalkerin, verbindet sich gekonnt zu einer ergreifenden Geschichte.


Alle achtzehn Stories hier vorzustellen, würde den Umfang der Besprechung sprengen - ein paar kurze Anmerkungen daher nur zu den anderen Erzählungen. Graham Masterton ist gleich zweimal vertreten. Einmal mit der Story »Die graue Madonna«, in der eine Statue in Brügge umgeht, sowie mit der Story »Hexenkompass«, in der dieser seinem Besitzer zu dem verhilft, was er sich wünscht - natürlich zu einem Preis. Diese Geschichten zeigen uns einen Autor auf dem Zenit seiner Schaffenskraft. Voller Phantasie, voller sympathischer Personen und überraschender Wendungen nimmt er seinen Leser gefangen.

Neues auch von Christopher Fowler, der vor rund 20 Jahren in Deutschland zu den angesagtesten Autoren im Bereich der Weird Fiction zählte. In »Die langweiligste Frau der Welt« greift er das Problem des Alkoholismus einer vereinsamten Frau auf, die ihren Bezug zur Realität zusehend verliert.
In seiner Alltäglichkeit erschreckend real wirkend verstört die Geschichte sehr.

F. Paul Wilsons »Schockwellen« stellt uns zwei Menschen vor, die ihre Kinder verloren haben und einen Weg suchen, diese jenseits der Grenze wiederzusehen - ein Weg, der die Macht des Blitzes benötigt ...

M. R. James berichtet uns in seiner ganz eignen Art von der Heimsuchung eines kleinen Gasthofs an der Küste. Ein Herbergsgast findet in einem vergessenen Tempel eine Pfeife - und ruft den Sturm ...


Achtzehn Meisterwerke der Angst, 18 Mal Gänsehaut, 18 Mal ein Lesevergnügen, das selbst am Strand bei 40 Grad im Schatten für Gänsehaut sorgt.

hinzugefügt: August 27th 2008
Tester: Carsten Kuhr
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