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Gordon, Roderick & Williams, Brian: Tunnel: Das Licht der Finsternis (Buch)

Roderick Gordon & Brian Williams
Tunnel: Das Licht der Finsternis
(Tunnels, 2007)
Aus dem Englischen von Franca Fritz und Heinrich Koop
Titelbild von David Wyatt
Arena, 2008, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 504 Seiten, 17,95 EUR, ISBN 978-3-401-06274-7

Von Christel Scheja

London ist wohl die Stadt mit den meisten Mythen und Legenden, die sich um ihren Untergrund drehen. Nicht nur die Kanalisation, auch die tief in die Erde gegrabenen U-Bahn-Schächte haben Generationen von Autoren dazu inspiriert, dort unten eine fremde Welt zu erfinden oder Tore zu einer magischen Dimension zu schaffen. Man denke dabei nur an Neil Gaimans „Neverwhon“.
So folgen Roderick Gordon und Brian Williams, die Autoren von „Tunnel – Das Licht der Finsternis“, nur einer alten Tradition und fügen den literarischen Mythen eine neue Facette hinzu.


Will ist wie sein Vater Dr. Burrows ein begeisterter Schatzgräber, der heimlich und gerne in die Tiefen unter die Straßen Londons hinab steigt, und dort in alten Kellern, Schächten und Tunneln nach Artefakten aus der Vergangenheit sucht. In der Dunkelheit blühen die beiden Außenseiter auf und verlieren sich gerne in ihren Funden, von denen einer verblüffender ist als der andere. Denn nicht ohne Grund ist das viktorianische Zeitalter die Keimzelle so vieler Erfindungen, die uns heute noch durch das Leben begleiten.
Sie sind im normalen Leben eigentlich eher Verlierer – Dr. Burrows hat nur eine schlecht bezahlte Stelle in einem herunter gekommen Stadtteil-Museum bekommen, anstatt an der Universität oder in besseren Häusern im Herzen Londons arbeiten zu können. Und Will gilt aufgrund seines albinotischen Aussehens in den Augen seiner Mitschüler als Freak. Befreundet ist er nur mit dem einfach gestrickten Chester, der durch seine Neurodermitis ebenfalls zu den Ausgestoßenen zählt. Auch die beiden Jungs verbringen viel Zeit unter der Erde.
Dann aber verschwindet Dr. Burrows von einem Tag auf den anderen. Während Wills Mutter und seine Schwester Rebecca nicht so viele Gedanken über sein Verschwinden machen und es eher als angenehm empfinden, wird der Junge immer unruhiger. Nicht nur dass ihm sein Vater kurz vor dem Verschwinden eine seltsame Kugel gezeigt hat, die zu glühen beginnt und immer heller wird, je dunkler die Umgebung ist, ihm fällt auch auf, dass er seither von dunkel gekleideten Gestalten, die sich mit großen Sonnenbrillen und Hüten vermummt haben, verfolgt wird.
Um seinen Verdacht zu bestätigen, beschließt Will, aktiv zu werden und den seltsamen Fremden zuvor zu kommen. Zusammen mit seinem Freund gräbt er an den Stellen weiter, die seinen Vater zuletzt beschäftigt haben. Dabei entdecken sie einen Zugang in die Tiefe. Ohne lange darüber nachzudenken, steigen die Jungen in die Dunkelheit hinab und finden in einer großen Höhle eine unterirdische Stadt. Doch damit sind ihre Abenteuer noch nicht zu Ende, sie fangen gerade erst an. Denn Will muss erfahren, dass er enger mit diesem Ort verbunden ist, als er dachte.


Man merkt, dass hier ein Debütroman vorliegt, denn die eigentliche Handlung ist eher simpel gestrickt und enthält viele Elemente, die man schon irgendwoher kennt, aber die Geschichte sprüht nur so von verrückten Details, und die Figurenkonstellationen entwickeln schnell ihren eigenen Charme.
Es erweist sich als sehr positiv, dass der Investmentbanker Roderick Gordon und der Filmemacher Brian Williams aus ganz anderen Bereichen kommen. Sie sind immer bereit, sich über bestimmte Regeln des Schreibens hinweg zu setzen und stecken sehr viel Begeisterung und Liebe in das Buch. Es erschien auch erst im Selbstverlag und im Internet, ehe größere Verlage auf sein Potential aufmerksam wurden. Der Roman kann Kinder wie Erwachsene gleichermaßen fesseln.
Während die jüngeren Leser in erster Linie die spannende Abenteuergeschichte vor skurriler Kulisse genießen und sich leicht mit den jugendlichen Helden identifizieren können, entdecken ältere kleine, aber feine Anspielungen auf die britische Gesellschaft und das Spießbürgerleben und bemerken auch sehr schnell, dass die Geschichte mit diesen Buch erst ihren Anfang genommen hat.
Man erhält einen komplexen und vielschichtigen Hintergrund, der sich erst zu enthüllen beginnt. Viele Geheimnisse ranken sich um das Volk der Styx, die nicht verraten, warum sie die menschlichen Kolonisten in einer totalitären Gesellschaft kontrollieren und weder Widerspruch noch Individualität erlauben. Nur wenige werden davon in diesem Band schon verraten. Gewalt und Grausamkeit werden nicht versteckt, wenn auch ein wenig abgeschwächt. Aber man staunt schon, dass die Bösen sehr oft bereit dazu sind, über Leichen zu gehen, um ihren Status zu wahren.
Die Figuren sind ebenfalls angenehm vielschichtig. Gerade Will und Chester sind sehr lebendig und glaubwürdig, während Rebecca dem Leser eher kalte Schauer über den Rücken rinnen lässt. Irgendwann weiß man auch, warum sie immer wieder auftaucht und sich in bestimmten Situationen so und nicht anders verhält. Selbst die Nebenfiguren sind so gezeichnet, dass man sie sofort wieder erkennt und zeigen manchmal – wenn man es gar nicht erwartet – ein neues Gesicht.
Das rundet den Roman noch zusätzlich ab, der durch immer neue Ideen in den Bann schlägt und sehr neugierig auf die Fortsetzung macht.

„Tunnel – Das Licht der Finsternis“ ist eine spannende Geschichte, die vor Erzählfreude nur so strotzt und mit einer guten Mischung aus Abenteuer und Dramatik nicht nur Jungen zwischen zehn und vierzehn sondern Leser jeden Alters in den Bann schlägt.

hinzugefügt: July 25th 2008
Tester: Christel Scheja
Punkte:
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