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Das Schwarze Auge 100: Über den Dächern Gareths, Stefan Schweikert (Buch)

Das Schwarze Auge 100
Stefan Schweikert
Über den Dächern Gareths
Titelbild von Arndt Drechsler
Karte von Ralph Hlawatsch
FanPro, 2008, Taschenbuch, 286 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-89064-226-0

Von Christel Scheja

In den Romanen aus Aventurien, der Welt des Rollenspiels „Das Schwarze Auge“, geht es nur selten um großartige Schlachtenschilderungen und epische Kämpfe des Guten gegen das Böse oder andere typische High Fantasy-Themen.
Die Autoren arbeiten vielmehr daran, einer bestimmten Zeit, Region oder sogar einer aus den Abenteuern und Hintergrundbänden bekannten Figur durch atmosphärische Schilderungen Leben und Glaubwürdigkeit zu geben.


Gareth ist nicht nur die Hauptstadt des Mittelreichs sondern auch die größte Metropole des Landes. Hier versammelt sich zum einen alles, was Rang und Namen hat, zum anderen kommen an diesen Ort auch diejenigen, die in ihrer eigenen Heimat keine Perspektiven mehr sehen oder vor dunklen Gefahren geflohen sind. So ist Gareth zu einem Schmelztiegel der Völker des Reiches geworden – aber auch umso mehr zu einem Ort des Verbrechens. Denn wo so viele Menschen zusammen kommen, kann sich der Einzelne gut verbergen.
Das weiß die junge Liasanya von frühester Jugend an. Schon als Kind hat sie sich als Diebin und Einbrecherin durchgeschlagen. Ihre kleine, schmächtige Statur erlaubt es ihr, sich auch heute noch durch die engsten Ritzen zu quetschen. Doch das Leben ist nicht einfach, und sie kommt mehr schlecht als recht über die Runden, obwohl sie in ihrem heimatlichen Stadtteil Meilersgrund treue Freunde gefunden hat.
Doch diese bringen auch Verpflichtungen mit sich. Sie versucht den Verfall ihrer Freundin Fianna aufzuhalten, die als Diebin erwischt wurde, sich nun als Hure durchschlagen muss, weil ihr die Hände abgeschlagen wurden, woran sie langsam, aber sicher zerbricht.
Da kommt ihr der Auftrag des tobrischen Händlers Halbert Jalson ganz gelegen. Sie soll ein Kästchen aus dem Haus eines anderen Mannes stehlen. Überraschenderweise versucht der Mann nicht, sie danach übers Ohr zu hauen, wie so viele andere, sondern ist mehr als großzügig und gesteht ihr dann zu allem Überfluss auch noch, dass er sich in sie verliebt habe und sie heiraten möchte.
Für Liasanya würde das der Eintritt in ein anderes Leben bedeuten, von dem auch ihre Freunde profitieren könnten. Sie fühlt sich von dem Angebot geehrt, ist aber trotzdem unsicher, weil sie sich fragt, ob ihre aufkeimenden Gefühle gegenüber dem Exil-Tobrier echt sind. Aber ehe sie sich versieht, kommt es anders, als sie denkt. Denn nicht nur der Sohn des Händlers verfolgt sie mit eifersüchtigem Hass, sie gerät auch noch mitten in eine bösartige Intrige.
Denn als Jalson ermordet in seinem Zimmer aufgefunden wird, scheinen alle Indizien auf die junge Diebin hinzuweisen. Und da zudem den falschen Leuten bekannt ist, dass sie über latente magische Gaben verfügt, hat sie nun nicht nur die Stadtgarde sondern auch die Inquisition auf dem Hals, weil man sie für eine dämonische Paktiererin hält...


Wie in vielen anderen „DSA“-Romanen spielen auch in „Über den Dächern Gareths“ große Kampagnen und Umwälzungen nur am Rande eine Rolle und haben bedingt Auswirkungen auf das Leben der Protagonisten. Dementsprechend viel Wert legt der Autor auf eine stimmungsvolle Beschreibung der Umgebung.
Da er sich dabei allerdings nur auf einen kleinen Bereich in den Außenbezirken der Hauptstadt beschränkt, könnte der eine oder andere auf Aventurien heimische Leser enttäuscht darüber sein, dass der Autor die Möglichkeiten der Metropole nicht voll ausschöpft. Ansonsten gelingt es ihm gerade in den ruhigeren Szenen, das Flair des Handlungsschauplatzes einzufangen.
Es ist das Gareth der kleinen Leute, die jeden Tag zusehen müssen, wie sie überleben. Selbst Liasanya und ihre Freunde sind keine Überhelden, denen alles auf Anhieb glückt. Manchmal machen sie auch schwerwiegende Fehler und vertrauen den falschen Leuten, was zu Komplikationen führt.
Allerdings sind die Figuren außer der Heldin nur sehr schwach charakterisiert und wirken stellenweise sogar unangenehm eindimensional. Das fällt vor allem bei Yann Halbert, dem Sohn des Ermordeten, dem jungen Magier Setharan oder gar dem Inquisitor unangenehm auf. Der eine ist auf seine negativen Gefühle reduziert, der andere stellt sich bei seinen Versuchen, die Freundin vor der Inquisition zu retten, sehr ungeschickt an. Und der Dritte ist einfach nur fanatisch, arrogant und ziemlich betriebsblind gegenüber allem, was nicht seinem Weltbild entspricht. Das ist für die Handlung denkbar ungünstig.
Zwar ist die Geschichte flüssig geschrieben und hat keine Längen, aber der Autor verschenkt viele Möglichkeiten, die er sich durch interessantere Figuren und kraftvollere Motivationen hätte schaffen können. Dazu kommen einige unangenehme Patzer bei der Aufklärung des Falls. Mehrfach haben die Helden erst große Mühe einen Hinweis zu finden, dann plötzlich fällt ihnen die Antwort auf eine Frage wie eine reife Frucht in den Schoß. Und anstatt den spannendsten Teil der Geschichte zumindest teilweise szenisch umzusetzen, bekommt der Leser diesen nur als schwache Nacherzählung aufgetragen.

Damit ist der Roman nicht unbedingt ein Highlight der „DSA“-Reihe, das man unbedingt kennen sollte. Er ist angenehm zu lesen, inhaltlich kommt er jedoch nicht über ein schwaches Mittelmaß hinaus.

hinzugefügt: July 25th 2008
Tester: Christel Scheja
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