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Adrian, Lara: Geliebte der Nacht (Buch)

Lara Adrian
Geliebte der Nacht
(Kiss of Midnight, 2007)
Übersetzung: Beate Wiener
Titelbild: Maximilian Meinzold
Lyx Verlag, 2007, Taschenbuch, 462 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8130-4

Von Irene Salzmann

Die 27-jährige Gabrielle Maxwell ist eine recht erfolgreiche Fotografin, doch die Aufmerksamkeit, die ihre jüngsten Bilder erregen, macht sie nicht glücklich. Der Trubel ist ihr zu viel, und als sie nach einer Ausstellung von ihren Freunden in eine Gothic-Disco geschleppt wird, begibt sie sich schon bald auf den Heimweg. Vor den Toren des Clubs wird sie Zeugin eines bestialischen Mordes: Sechs Kerle überfallen einen jungen Mann und begnügen sich nicht damit, ihn nur niederzuschlagen und auszurauben, nein, sie beißen ihn und trinken sein Blut.
Gabrielle meldet ihre Beobachtung der nächsten Polizeistation und legt sogar Handybilder vor, aber niemand will ihr glauben, und es kann angeblich auch keiner etwas auf den Fotos erkennen. Kurz darauf meldet sich Detective Lucan Thorne bei ihr. Gabrielle ist beeindruckt von dem attraktiven, etwas düster wirkenden Mann, und schon bei ihrer zweiten Begegnung landen sie im Bett. Umso größer ist Gabrielles Enttäuschung, als sie herausfindet, dass Lucan nicht der ist, der er vorgibt zu sein.
Tatsächlich ist sein Geheimnis noch viel furchtbarer, als sie zunächst annimmt. Längst jedoch ist es zu spät für Gabrielle, sich zurückzuziehen, denn auch andere sind auf sie aufmerksam geworden. Als diese Gruppe erkennt, dass sie eine Stammesgefährtin ist und Lucan sehr viel bedeutet, versuchen sie alles, um die junge Frau in ihre Gewalt zu bringen…


Vampire erfreuen sich momentan einer großen Beliebtheit. Immer mehr Autoren fügen dem Mythos ihre persönliche Variante hinzu, so auch Lara Adrian.
Ihre Blutsauger sind Aliens (wie z. B. auch in „Trinity Blood“ oder „Lifeforce – Die tödliche Bedrohung“), die einst von einem fernen Planeten auf die Erde kamen, hier strandeten und sich mit den Eingeborenen vermischten. In unkontrollierter Blutlust schlachteten sie ganze Völker ab und ließen sagenhafte Hochkulturen untergehen. Diesem Treiben setzte die nachfolgende Generation aus Vampir-Mensch-Hybriden ein Ende. Sie schlossen sich zu einem Orden zusammen, der es sich zur Aufgabe macht, alle Angehörigen ihres Volkes, die dem Blutrausch erliegen und zu Rogues werden, zu töten – zum Schutz der eigenen Art, die unerkannt unter den Menschen lebt und sich von ihnen nährt.
Die Vampire sind ausschließlich männlichen Geschlechts und können allein mit Stammesgefährtinnen, Frauen mit einer besonderen DNA, Kinder zeugen. Durch den Austausch von Blut schenken sie ihren Auserwählten ewige Jugend, ohne sie zu verwandeln. Gabrielle Maxwell ist eine Stammesgefährtin – eine Offenbarung, die viele Details in ihrem Leben plötzlich plausibel erscheinen lässt (wobei Borderline-Symptome leider verharmlost werden), sie aber auch zu einer Zielscheibe im Krieg des Ordens gegen die Rogues macht.
Die Geschichte der Vampire und ihre Kämpfe liefern den Hintergrund für eine Romanze, die Dreh- und Angelpunkt des Romans ist: Gabrielle und Lucan sind einander sofort verfallen, doch hat Lucan triftige Gründe, Distanz zu wahren, selbst nachdem er erkennt, dass Gabrielle zu ihnen gehört. Gabrielle kann das nur schwer verstehen, denn sie ist davon überzeugt, dass er ihre Gefühle erwidert, sie haben den besten Sex, den man sich vorstellen kann, sie ist sogar die erste Frau, die er ins Hauptquartier des Ordens bringt – warum also will er sie dann abschieben, sie einem anderen überlassen und nicht einmal ihr Blut trinken, nachdem er schwer verletzt wurde?
Gabrielle erweist sich als so stur wie Lucan und geht ihren eigenen Weg, trotz seiner Wünsche und der Gefahren, die überall lauern. Dieser Weg führ sie – was keine Überraschung ist, schließlich ist Lara Adrian unter dem Namen Tina St. John Autorin zahlreicher romantischer Liebesromane – auch ans Ziel. Fortsetzung folgt nach diesem in sich abgeschlossenen Band.

LYX, das Phantastik-Label der Egmont-Gruppe, wendet sich mit seinem Programm an junge Horror- und Fantasy-Fans und vor allem an das weibliche Publikum, das erfahrungsgemäß eine größere Leserschaft stellt als Jungen und Männer im gleichen Alter, wenn die Themen stimmen. In Folge findet man im Subgenre Horror nicht die klassische Gothic Novel oder den Action-Splatter-Mix, den männliche Leser bevorzugen, sondern eine moderne, zumeist romantisierte Version bekannter Motive. Autorinnen, die nur wenig älter als die Zielgruppe sind, liefern routiniert geschriebene, spritzig-freche und/oder erotische Romane.
Während Mary Janice Davidson und Katie MacAlister mehr die Freunde von TV-Serien wie „Buffy“ und „Charmed“ im Visier haben, Lori Handeland und Barb & J. C. Hendee auch die etwas reiferen Leser durch eine durchdachte Handlung und nachvollziehbare Charaktere anzusprechen versuchen, wählt Lara Adrian einen ernsthaften Plot mit vagen SF-Elementen, der statt Humor Spannung in Ergänzung zu den regelmäßig eingestreuten Sex-Szenen liefert.
Diese sind recht explizit, wobei sich die Autorin auch einer recht derben Sprache bedient, die vermutlich nicht jedermanns Geschmack trifft. Zwar sind deftige Jargon-Ausdrücke – vor allem bei Teens und Twens - in den letzten Jahren gesellschaftsfein geworden, und auch Mädchen eifern in dieser Hinsicht den Jungen nach, um ‚cool’ zu sein, doch gibt es immer noch genug Leser, die dem wenig abgewinnen können und es auch nicht erotisch finden. Dirty Talking ist ohnehin nicht dasselbe wie der hier gebräuchliche ordinärer Jargon.

Man sollte daher ein wenig in „Geliebte der Nacht“ blättern, um sich selber einen Eindruck davon zu verschaffen, ob das die Art phantastischer Roman ist, die man gerne lesen möchte. Alien-Blutsauger der Marke immer hart und unermüdlich, die nichts anderes tun als Kämpfen, Lieben und Bluttrinken, im Prinzip nur aus Superlativen bestehen und sich mit Frauen umgeben, die auf ihre Weise ebenfalls aus der Masse weit herausragen, wirken zu übertrieben, und das können auch die Spannungselemente und die interessante Hintergrundgeschichte, für die offenbar die griechische Mythologie - insbesondere der Kampf der jüngeren Göttergeschlechter gegen die Titanen um die Herrschaft - Pate stand, nicht wett machen.
Eingefleischte Phantastik-Fans dürften darum mit traditionelleren Titeln wie Chelsea Yarbro Quinns „Hotel Transylvania“ oder Freda Warringtons „Dracula kehrt zurück“ glücklicher sein. Die Leser des Genres ‚leidenschaftlicher Liebesroman’, die nach all der Arzt-, Bergbauern-, Schlossherr- usw. Romantik etwas Abwechslung suchen, kommen hingegen voll auf ihre Kosten.

hinzugefügt: July 8th 2008
Tester: Irene Salzmann
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