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Wilson, Robert Charles: Chronos (Buch)

Robert Charles Wilson
Chronos
(A Bridge of Years 1991)
Deutsche Übersetzung von Michael Kubiak
Heyne, 2008, Taschenbuch, 398 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 3-978-453-52448-4

Von Gunther Barnewald

„A Bridge of Years“ ist Robert Charles Wilsons erster auf Deutsch veröffentlichter SF-Roman. Er erschien 1994 als Goldmann-Taschenbuch 42012 unter dem Titel „Bis ans Ende aller Zeit“ in der Übersetzung von Michael Kubiak, die dieser für die aktuelle Ausgabe bei Heyne nochmals überarbeitet und der neuen Rechtschreibung angepasst hat.

Wilson schildert in seinem Buch die Erlebnisse einer Reihe von Menschen aus Belltower, einem kleinen Städtchen an der nordwestlichen Küste der Vereinigten Staaten. Denn hier steht ein geheimnisvolles Haus, welches in seinem Inneren einen Tunnel enthält, welcher Zeitreisen ermöglicht. Dieser ist jedoch von einem jungen, entflohenen Söldner aus der düsteren US-amerikanischen Zukunft blockiert worden, der ins New York der frühen 50er Jahre des 20. Jahrhunderts geflohen ist und sich dort niedergelassen hat, denn dorthin führte der Tunnel.
Ursprünglich war der Zeittunnel von der fernen Zukunft aus gebahnt worden, doch Billy Gargullo, so der Name des jungen, zwangsverpflichteten Soldaten, war in seiner Zeit mit zwei Kameraden auf das Haus gestoßen, hatte die dortige Wächterin und auch seine eigenen Kollegen getötet, war ins Jahr 1979 gereist, und hatte auch versucht, den dortigen Wächter, Ben Collier, zu töten. Dieser überlebte den Anschlag extrem verstümmelt und wird nur durch hoch entwickelte Maschinen und Nanotechnologie aus der Zukunft existent erhalten, die dafür sorgen, ihn quasi komplett zu erhalten und langsam über die Jahre wieder zusammen setzen. Nur so entgeht Collier dem Sterben. Derweil liegt er einsam und unentdeckt in einer abgeschiedenen Waldhütte.
Mehr als 10 Jahre später mietet Tom Winter, der aus Belltower stammt und nach langer Zeit dorthin zurückkehrt, nachdem seine Frau sich von ihm getrennt hat, das mysteriöse Haus. Noch immer steht das Haus leer, der seltsame Mieter Ben Collier, über dessen Vergangenheit scheinbar nichts heraus gefunden werden kann, scheint verschwunden. Schnell merkt Tom Winter, dass im Haus einige Dinge merkwürdig vor sich gehen. So ist das lange verlassene Gebäude in hervorragendem Zustand und jeder Schmutz fehlt. Ebenso verschwindet organischer Abfall über Nacht und schließlich versuchen die im Haus verbliebenen Mechanismen sogar mit ihm zu kommunizieren, was jedoch wegen Toms Angst misslingt.
Als Tom jedoch den Tunnel in die Vergangenheit entdeckt, der inzwischen ins Jahr 1962 reicht, ist er zwar zuerst irritiert, als er dort eine junge Frau kennenlernt, jedoch bald von ihr und der Vergangenheit begeistert. Er beschließt in dieser Zeit zu bleiben, ohne zu ahnen, dass Billy Gargullo bald entdeckt, dass ihm jemand gefolgt ist.
Für Billy steht schnell fest, dass der Verfolger seine Flucht gefährdet und ausgeschaltet werden muss, weshalb er sich auf die Jagd begibt, Tom aufzuspüren und töten will...
Doch auch Ben Collier ist nun wieder regeneriert und versucht mit dem hiesigen Immobilienmakler, der Tom das Haus vermittelte, und der Erbin der gerade verstorbenen Nachbarin von Toms gemietetem Haus, die den verletzten Collier in der Waldhütte gefunden hatte, Tom zu retten. Aber werden sie rechtzeitig eintreffen und das Schlimmste verhindern können? Und werden sie sich gegen Billys moderne Waffen überhaupt adäquat verteidigen oder ihn gar besiegen können?


Wilsons Roman ist eine intelligente und vor allem gut und logisch ausgedachte Zeitreisegeschichte. Größere Logiklöcher vermeidet der Autor sehr geschickt. Über kleinere Ungereimtheiten kann man als Leser gut hinwegsehen. So ist Tom Winters Unbedarftheit (er denkt keine Sekunde daran, sich materiell zu bereichern, könnte er doch in der Zukunft die Zahlen aller Lotterien und alle Sportergebnisse ebenso erfahren wie die Entwicklung der Aktien, um nur Einiges zu nennen) sicherlich ein Grund, sich als Leser zu wundern, Toms Depressivität nach der Trennung von seiner Frau könnte jedoch hierfür eine Erklärung sein. Zudem ist es auch einfach mal sehr erfrischend, einen Protagonisten vor sich zu haben (zumal noch einen US-amerikanischen!), der nicht zuerst ans Geld denkt.

Neben den glaubwürdigen Protagonisten besticht vor allem der kriminalistische Handlungsaufbau der Geschichte, welcher erst nach und nach das Geheimnis des verlassenen Hauses lüftet.
Die Atmosphäre wirkt durchaus authentisch, ihre Ausarbeitung des Jahres 1962 fällt jedoch etwas blass aus. Hier hätte der Autor sicherlich mehr „Lokalkolorit“ mit einfließen lassen können.

Trotzdem kann man „Chronos“ als spannenden und gelungenen SF-Roman bezeichnen, ein Buch, für das sich kein Herausgeber schämen muss. Intelligente und gut geschrieben Unterhaltung.

hinzugefügt: June 17th 2008
Tester: Gunther Barnewald
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