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Voehl, Uwe: Totenmeer (Buch)

Uwe Voehl
Totenmeer
Edition Arkham 1
Titelbild: Mark Freier
Innenillustrationen: Thomas Franke
Basilisk, 2008, Paperback, 178 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 3-935706-35-9

Von Carsten Kuhr

Dennis Sturm hat eine ganz besondere Beziehung zum Wasser. Als ehemaliger Kampfschwimmer der Bundeswehr und Sohn einer Nazi-Legende, der bei den Olympischen Spielen in Berlin für einen wahren Goldregen in des Führers Auftrag gesorgt hat, zog es ihn seit frühester Jugend zum Meer.
Nachdem sein Vater die junge Familie in den 60ern verlassen hat und seine Mutter starb, kam Dennis in ein Waisenhaus. Doch Zeit seines Lebens kümmerten sich merkwürdige Männer in dunklen Mänteln darum, dass er seiner Passion, dem Tauchen, nachgehen konnte.
Nach einem tödlichen Tauchunfall eines Kameraden aber verlässt er die Marine. Von seinem verschwundenen Vater hat er dessen Haus an der Ostseeküste geerbt. NAMENLOS, so die Bezeichnung des reetgedeckten Anwesens direkt an der Steilküste, aber wirkt, ebenso wie die Dorfbewohner, seltsam auf seinen neuen Besitzer.
Was nur geht hier vor? Ein deckenhohes Fenster im Dachgeschoss des Hauses blickt auf einen fremden Ozean, von außen sieht man nur eine Ziegelwand. Die Dorfbewohner, die auch lebenden Fisch als Delikatesse zu schätzen wissen und nur zu oft rudimentäre Schwimmhäute an Fingern und Zehen aufweisen, hängen dem heidnischen Ordens des Swantewit an, und immer wieder überkommen Sturm rätselhafte Alpträume und Visionen. Eine Gefahr zieht herauf, eine Gefahr für die Küste, eine Gefahr für die Menschen, ja für die Welt, denn es regt sich etwas, das ewiglich schlummerte, etwas, das Dennis’ Erbe aus den Tiefen der Meere weckt....


Uwe Voehl gehört zu den besten Autoren anspruchsvoller Phantastik in unserem Lande. Seine Romane bereichern regelmäßig die Zaubermond-Reihen um Coco Zamis und Dorian Hunter, alle Schaltjahre einmal erscheint in einem der umtriebigen Kleinverlage eine Kollection seiner Geschichten, die allgemein großen Anklang findet.
Während er bei den Reihen immer ein wenig von dem Seriengerüst und den Verlagsvorgaben eingezwängt wird, was den Romanen allerdings kaum anzumerken ist, gehören seine Werke doch zu den spannendsten und faszinierendsten der jeweiligen Reihe, kann er in seinen Kurzgeschichten und Novellen erst so richtig zeigen, was er kann.

Vorliegender erster Band der Edition Arkham legt hierfür beredt Zeugnis ab. Mit großem Einfühlungsvermögen legt er eine Novelle vor, die sich auf ganz eigenen Pfaden den Großen Alten nähert.
Das ist keine plumpe, noch nicht einmal eine gelungene Hommage an Lovecraft, das ist Voehl pur.

Beeindruckend, wie es ihm gelingt das Phantastische behutsam aufzubauen. Zunächst scheint die Handlung ganz im Hier und Jetzt zu fußen. Wir begegnen Archetypen. Der gierige Spekulant und seine aufgestylte Sekretärin, die eigenbrötlerischen Dorfbewohner, der zurückgezogen lebende Held der Nazis, sein haltloser Sohn mitten in der Midlife-Crisis - alles bekannte Versatzstücke gängiger Texte. Doch dann beginnen sich Besonderheiten in das Gewohnte einzuschleichen. Seien es die zunächst sehr sporadisch erwähnten Mutationen, die Wirkung des Hauses und seines Dachgeschosses selbst oder die raue, fast unwirklich scheinende Faszination, die vom Meer und dessen Bewohnern ausgeht.

Hier baut der Autor eine ganz eigene Atmosphäre der Unwirklichkeit auf. Immer mehr gleitet die realitätsnahe Handlung ins Surreale ab, mischt sich Wirklichkeit und Traum.
Dass das Finale letztlich offen, dass Fragen unbeantwortet bleiben, schmälert den Lesegenuss nicht.

Begleitet von den kongenialen Illustrationen von Thomas Franke hat Uwe Voehl mit dieser Novelle einen Maßstab vorgegeben, der nur schwerlich übertroffen werden kann.

hinzugefügt: June 11th 2008
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Basilisk
Hits: 3801
Sprache:

  

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