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Masters of Horror: The Damned Thing (DVD)

Masters of Horror The Damned Thing
USA 2007, Regie: Tobe Hooper, mit Sean Patrick Flanery, Marisa Coughlan u.a.

Von Thomas Harbach

Nach „Dance of the Dead“ aus der ersten Staffel arbeiteten Tobe Hooper und Richard Christian Matheson für „The Damned Thing“ ein zweites Mal zusammen. Die literarische Vorlage stammt allerdings aus dem späten 19. Jahrhundert. Das Drehbuch basiert auf einer Kurzgeschichte von Ambrose Bierce. Richard Christian Matheson hat den Plot in die Gegenwart verlegt. Es ist vielleicht eine unglückliche Entscheidung von Produzent Mike Garris gewesen, die zweite Staffel der „Masters of Horror“ mit dieser Folge zu eröffnen. Sie steht stellvertretend für das sehr unterschiedliche Niveau der insgesamt dreizehn Folgen und könnte als Synonym für die Stärken und Schwächen der ganzen Staffel trotz unterschiedlicher Stories, verschiedener Drehbuchautoren und Vorlagen sowie dreizehn zum Teil sehr extrem gewählter Regisseur dienen.

Die Handlung beginnt 1981. Der junge Kevin Reddle sieht eines Abends, wie sein Vater aus dem Nichts heraus seine Mutter erschießt und ihn durch den Regen jagt. Plötzlich wird der Vater von einer unsichtbaren Kraft förmlich in der Luft zerrissen. Knappe 25 Jahre später ist Reddle der Sheriff der kleinen Stadt. Er lebt von seiner Frau und seinem Sohn getrennt. Sie glaubt, das Reddle unter Paranoia leidet. In der kleinen Stadt scheinen sich aber die Vorfälle von vor 25 Jahren zu wiederholen.

„The Damned Thing“ leidet trotz der vorhandenen visuellen Qualitäten unter dem nicht ausreichenden Plot. Wie einige andere „Masters of Horror“-Episoden, insbesondere der zweiten Staffel, sind die zugrunde liegenden Kurzgeschichten nicht adäquat genug adaptiert worden. Das ist besonders schade, da einige der Drehbuchautoren wie in diesem Fall Richard Christian Matheson auch solide Horrorautoren sind. Dabei sind in der vorliegenden Folge die Leistungen der Schauspieler ansprechend. Allen voran Sean Patrick Flanery als sympathischer, grübelnder Sheriff, der durchaus seine von ihm getrennt lebende hübsche Frau noch begeistern kann. Nicht zuletzt aufgrund seiner Vergangenheit sind seine Paranoia und sein Verfolgswahn nachvollziehbar. Das Script übersteigert diese auch nicht in Unermessliche. Kameras auf dem abgelegenen Grundstück und drei Monitore, ein Fernglas und wahrscheinlich auch Waffen im Haus. Flanery spielt den nachdenklichen Polizisten mit einer einzigartigen Vergangenheit zurückhaltend. Immer wieder versucht er den Mitmenschen zu helfen, auch wenn die Erlebnisse insbesondere nach einem Autounfall schockierend sind. Deutlich eindimensionaler, aber zumindest bodenständig, sind Reddles Frau – Marisa Coughlan – und sein Sohn – Alex Ferris – gezeichnet worden. Mechanisch wird der Zuschauer auf das gespannte Verhältnis zwischen Ex-Mann und Mutter des Sohnes eingestimmt. Sie bedient im einzigen Restaurant des Ortes und wohnt in einer Mischung aus Schuppen und Wohnwagen. Er liebt seinen Vater, kann aber wenig mit ihm anfangen. Beiden fehlt die notwendige Chemie, damit der Außenstehende im Augenblick der Gefahr mitfiebern kann. Hooper spult den Plot von Beginn an mit einer leider inhaltsleeren Geschwindigkeit ab. Anstatt den Zuschauer insbesondere im Prolog zu überraschen, werden die Charaktere überzeichnet und die Stimmung brachial auf Haunted-House-Atmosphäre getrimmt. Viel schockierender wäre der Ausbruch von Gewalt, wenn der Vater nach einem Baseballspiel oder einem Angelausflug zum Gewehr greifen würde.
Genauso fragwürdig ist der potentielle Angriff auf den Reddles Jungen, nachdem das Monster ihn zu Beginn des Films einwandfrei beschützt hat. Von einer nicht abgeschlossenen Tat kann also nicht die Rede sein. Unabhängig von der fehlenden Chemie zwischen Vätern und Söhnen leidet die Folge weiterhin unter zwei Nebencharaktere, die prominent besetzt worden sind. Brendan Fletcher kann mit der Figur des Comicmäuse zeichnenden Deputies nicht anfangen. Und Ted Raimi signalisiert als unterforderter Geistlicher des Ortes von seinem ersten Auftritt an, das er ein Höllenfeuer dem Paradies vorzieht. Zusammen haben Fletcher und Raimi die beste Szene des Films. Kaum hat Fletcher seine Sünden gebeichtet, bestraft ihn der Prediger höchstpersönlich.
Unabhängig von dieser mit schwärzestem Humor getränkten Szene versucht Hooper zusammen mit Richard Christian Matheson die fehlende Charakterisierung durch eine Reihe von gut getricksten Gore-Szenen auszugleichen. Das beginnt mit der Zerfleischung des offensichtlich wahnsinnig gewordenen Vaters über die in einem Autounfall auf einer plötzlich lebendig gewordenen Straße tödlich verletzte Frau bis zu einem Selbstmord mit einem Hammer. Die Szenen sind unangenehm und Hooper hält mit der Kamera bis zum Ende in klassischer Splatter-Manier drauf. Viele Folgen insbesondere der zweiten Staffel der „Masters of Horror“ verlassen sich auf extreme Gewaltsituationen, um die Plots voranzutreiben. In der vorliegenden Episode stellt sich allerdings die Frage, warum sich Menschen plötzlich selbst richten bzw. Unschuldige auf grausame Art und Weise hingerichtet werden, während die Kreatur zu Beginn der Episode nur den verrückten gewordenen Vater und Ehemann auf bestialische Weise hingerichtet hat. Eine richtige Erklärung für dieses Verhalten liefert das Drehbuch nicht. Und zu implizieren, dass das Böse sich in Form einer CGI Schlammkreatur manifestiert, ist zu weit hergeholt. Immer wieder versuchen Hooper und Matheson, den Plot umständlicher, verwickelter und unverständlicher zu gestalten, um von der Kürze der literarischen Vorlage abzulenken. Dass die Gründerväter der Stadt schließlich aus einem anderen „verfluchten“ Dorf hierher gezogen sind, um noch einmal anzufangen, wird mittels Zeitungsartikels in einem bislang verschlossenen Kästchen vermittelt. Bis dieses „Geheimnis“ allerdings aufgedeckt wird, verharrt die Kamera fast Minuten lang auf dem stoischen Gesicht des Sheriffs, der sich dem Geheimnis seines Vaters nicht nähern kann und will.
Den letzten und größten Fehler der Folge macht Hooper, indem er die böse Präsenz in einer unglaubwürdigen abschließenden Szene zeigt. In Bierces Geschichte blieb die Kreatur unsichtbar, diese Idee hat Hooper sehr effektiv im Prolog umgesetzt. Am Ende im letzten Showdown wollten Hooper und wahrscheinlich Produzent Garris dem Publikum etwas zeigen.

Sie müssen sich für diese komplette Fehlentscheidung verantworten.
Ein Versinken in einer ölartigen Flüssigkeit, ein computeranimiertes Monster mit übertriebenen Szenen und schließlich ein nihilistisches Ende unterstreichen die fehlende Qualität dieser Episode. In einer deutlich besseren Sequenz der Folge deutet das Drehbuch eine dunkle Macht an, die in Reddle haust. Im Spiegel teilt sich seine Stirn und verzerrt scheint ein drittes Auge aus ihm herauszuschauen.
Wenn Matheson und Hopper diesen Hinweis konsequent zu Ende gespielt hätten, wäre aus „The Damned Thing“ eine zumindest ansatzweise interessante Folge entstanden, die sich mit der Manifestation des Bösen auch in im Kern guten Menschen auseinandersetzt. Stattdessen verschenken sie einen wirklich soliden Handlungsstrang zu Gunsten eines überzogenen und unbefriedigenden Endes.
Unabhängig von diesen diversen Schwächen verbindet die Folge etwas mit einer der besten Episoden der ersten Staffel: „Pick me Up“ von Altmeister Larry Cohen. Kamermann Jon Joffin - mit ihm hat Hooper an der ebenfalls visuell überzeugenden Folge „Dance of the Dead“ zusammengearbeitet – gelingt es; ein souveränes Bild des texanischen Outbacks zu zeichnen. Unter den Vorspann legt der Kameramann liebevoll aufgenommen harmonische Szenen einer Kleinstadtidylle. Die beiden großen Actionsequenzen spielen unter dunklem texanischen Himmel vor einer Gewitterfront mit Blitz und Donner. Hier gelingt es Joffin, eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, die nicht nur überzeugend ist, sondern trotz der unglaubwürdigen Auflösung dem Zuschauer im Gedächtnis bleibt. Greg Nicoteros außerordentliche Splattertricks – auf die wieder näher in den Extras eingegangen wird – sind hervorragend gelungen. Sie stechen natürlich unnötig aus der stringenten Handlung heraus, sprechen aber das Publikum der „Masters of Horror“-Serie an.

Obwohl die Folge keine Jugendfreigabe erhalten hat, ist sie für die Splendid Veröffentlichung gekürzt worden.
Als Regisseur versucht Hooper mit langen Kamerafahrten und einer teilweise überdreht um die Protagonisten fliegenden Kamera die latent vorhandene Spannung noch zu verstärken. Dieses Vorhaben scheitert auf der ganzen Linie. Im Vergleich zu seinen ersten Filmen gelingt es ihm nicht, den Plot zu verstärken und visuelle falsche Spuren zu legen. Das Geschehen läuft geradlinig, aber inkonsequent ab. Es wäre handlungstechnisch sinnvoller gewesen, den Plot in die Vergangenheit zu legen. Dann hätten auch die modernen Kommunikationsmittel nicht ausgeschaltet werden müssen. Weiterhin hätte der neue Irrglauben der Menschen stärker betont werden müssen. Schließlich dient Bierce in seiner Kurzgeschichte dieses übernatürliche Wesen eher als Zorn Gottes, denn als urzeitliche Schöpfung. Budgettechnisch hätte diese Zeitreise möglich sein können. Stuart Gordon hat es in seiner exzellenten Geschichte „The Black Cat“ vorgemacht.

Um auf die Stärken und Schwächen der ganzen Staffel zurückzukommen. Visuell oft wirklich gute Folgen mit ansprechend blutigen Tricks. Solide schauspielerische Leistungen in oft unterentwickelten Rollen. Aus dem reichen Fundus von Horrorkurzgeschichten haben sich Garris und seine Drehbuchautoren nicht selten zu kurze, zu oberflächliche und vor allem plottechnisch zu bekannte Geschichten herausgesucht, die weder für eine sechzig Minuten lange Fernsehfolge reichen, noch wirklich in ihrer Tiefe und Originalität überzeugen können.

Zu den Extras gehört der Audiokommentar von Drehbuchautor Richard Christian Matheson. Es ist schon bezeichnend, das der ansonsten nicht scheue Hooper keinen Kommentar zu der Folge besprochen hat. Matheson geht in erster Linie auch auf die Umsetzung der deutlich zu kurzen Bierce-Story ein. Insgesamt kein sonderlich erhellender Kommentar, welcher die Schwächen der Folge noch verstärkt.
Zu den Extras gehören noch zwei Making Ofs sowie die Bildergalerie und entsprechende Trailer. Das Bild im Format 1.178: 1 ist gestochen scharf. Insbesondere die Nachtszenen können aufgrund der überzeugenden Kontraste und der sehr kräftigen Farben überzeugen. Die beiden Tonspuren in Dolby Digital 5.1 sind kraftvoll, die Abstimmung zwischen Hintergrundgeräuschen und den auch im Original klarverständlichen Dialogen sehr gut. Die technische Präsentation der Folge entspricht dem Standard, den Splendid schon mit der ersten Staffel etabliert hat.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital Stereo 2.0 (Kommentar)
Untertitel: deutsch (Audiokommentar)

DVD-Extras:
Audiokommentar, Making of, Interviews

hinzugefügt: June 7th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Splendid
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