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Luceno, James: Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (Buch)

James Luceno
Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels
(Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull, 2008)
Basierend auf dem gleichnamigen Kinofilm, Lucasfilm Ltd., USA, 2008, nach einer Story von George Lucas und Jeff Nathanson und dem Drehbuch von David Koepp
Aus dem Amerikanischen von Timothy Stahl
8 Seiten Farbfotos auf Hochglanzpapier im Innenteil von Lucasfilm Ltd.
Panini, 2008, Taschenbuch, 204 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-8322-1725-8

Von Irene Salzmann

1957: Der Archäologe Indiana Jones ist in die Jahre gekommen, doch eine beschauliche Lehrtätigkeit an der Uni wird ihm nicht gegönnt. Die Sowjets entführen ihn und verlangen, dass er ihnen behilflich ist, ein wertvolles Artefakt zu finden, das in einem geheimen Lager der amerikanischen Armee verwahrt wird. Da man ihn mit dem Leben eines Freundes erpresst, hat er keine andere Wahl, kann dann jedoch die Flucht ergreifen.
Nur wenig später spüren ihn die Sowjets ein weiteres Mal auf, aber ein junger Mann namens Mutt Williams leistet ihm Beistand. Außerdem hat Mutt ein Anliegen. Ein Freund der Familie und Kollege von Indy ist auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt Akator, die man besser als El Dorado kennt, verschwunden. Mutts Mutter Marion, die vor rund zwanzig Jahren von Indy sitzen gelassen wurde, folgte Harold Oxley. Ein Brief mit Glyphen ist die einzige Spur, die nun Indy und Mutt nach Peru führt.
Dort werden sie sogleich von den Sowjets geschnappt, die Marion und Ox in ihrer Gewalt haben und ebenfalls hinter dem Geheimnis des Kristallschädels her sind. Indy weiß, was immer es auch ist, es darf den Kommunisten niemals in die Hände fallen…


Nach fast zwanzig Jahren kommt endlich ein vierter „Indiana Jones“-Film ins Kino – das Event des Sommers 2008. Damit gerechnet hat vermutlich keiner mehr, schließlich sind die Darsteller allesamt älter geworden und kaum noch für die Rollen der jugendlichen Abenteurer geeignet, und auch um Harrison Ford (Jahrgang 1942 - „American Graffiti“, „Apocalypse Now“, „Star Wars“, „Die Waffen der Frauen“, „Frantic“, „Blade Runner“, „Auf der Flucht“, „Sabrina“ u. v. m.) wurde es, obgleich er kontinuierlich weiter drehte, stiller, da seine jüngsten Filme nicht mehr so spektakulär sind wie einst. Doch wie auch Sean Connery oder Kirk Douglas ist Harrison Ford einer jener Männer, die nicht so schnell altern und denen man daher Action-Rollen weiterhin abnimmt, ein kleiner Filmrabatt, der ihn auf 55 verjüngt, inklusive.

Um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen, verlegte man die Handlung in die späten 1950er Jahre und konnte damit auch gleich ein ‚neues altes Feindbild’ wieder beleben. Statt Deutsche und Nazis sind die Widersacher jetzt Sowjets und Kommunisten, statt junger Frauen, Kinder und dem rüstigen Vater sind die Sidekicks die reife Exfreundin, ein Twen im James Dean-Look und ein verwirrter Kollege. Gleich geblieben sind die Ziele und Motive der Gegner: die Weltherrschaft, die sie unter Verwendung mythischer Artefakte zu erlangen hoffen, und der persönliche Hass auf Indiana Jones. Weitere bekannte Stichworte aus jener Ära sind ‚Atombombentests in Nevada’, ‚Roswell, ‚Kriegsführung auf Para-Ebene’; Kritik wird allerdings keine laut.

Die Handlung ist flott und genau so, wie man sie sich von Adventure-Filmen dieser Art („Allan Quatermain“, „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“, „Die Mumie“ etc.) wünscht. Eine wilde Verfolgungsjagd folgt auf die andere, abgerundet durch Kampfszenen und Stunts in „Tarzan“-Manier. Was jedoch auf der Leinwand wirkt, ist nicht unbedingt im Buch genauso reizvoll, denn die ständigen Beschreibungen von Fluchtversuchen und Gefangennahmen lesen sich ähnlich und lassen die eigentliche Geschichte in den Hintergrund treten.
Tatsächlich verlaufen die archäologischen Recherchen des Titelhelden auf Schmalspur und führen praktisch im Handumdrehen ans Ziel. Verarbeitet werden hierfür die rätselhaften Kristallschädel-Funde und der Mythos von El Dorado. Man verbindet sie mit dem Roswell-Vorfall und der geheimen Erforschung parapsychischer Kräfte.
Dass Indiana Jones das Geheimnis lösen kann und die Bösen am Ende genau das bekommen, was sie verdient haben, steht außer Frage. Darüber hinaus wartet auf die Hauptfigur noch eine Überraschung, mit der erfahrene Leser und Cineasten rechnen konnten, denn ganz ohne Romantik und ein kleines bisschen Kitsch geht es nun mal nicht.

Alles in allem bietet der neue „Indiana Jones“ beste massentaugliche Unterhaltung, die vor allem das Auge erfreut. Bekannte Themen, die dem breiten Publikum ein Begriff sind, und Anspielungen auf die älteren Filme, lösen einen Aha-Effekt nach dem anderen aus, und so hat man es auch gern. Die eigentliche Handlung ordnet sich dem unter.
Der Roman kommt hier natürlich nicht mit, da es die kleinen Schwächen, von denen die farbenprächtigen Bilder und großartigen Special Effects ablenken, ans Tageslicht bringt. Von daher sollte man sich vom Buch zum Film nicht zu viel versprechen. Es befriedigt die Neugierde jener, die nicht bis zum Kino-Start warten möchten, hilft nach dem Film, sich bestimmte Szenen leichter in Erinnerung zu rufen, und ist vor allem Fan-Service.
In Konsequenz wurden dem Band acht Seiten Farbfotos auf Hochglanzpapier beigefügt, die alle wichtigen Darsteller zeigen.

Was etwas übel aufstößt, ist die Eingangsszene, in der sich Teenager in einem getunten Cabrio mit dem Führungsfahrzeug eines Militär-Konvois ein Rennen liefern (und es bleibt nicht die einzige Hetzjagd).
Nicht nur ist das unlogisch, da die Soldaten kaum gegen ihre Befehle verstoßen würden, erst recht nicht getarnte Sowjets, die niemanden auf sich aufmerksam machen wollen, zum anderen werden Führerscheinanfänger, die sich nach dem Film als kleine „Indiana Jones’“ fühlen, verleitet, in ähnlicher Manier über die Straßen zu heizen. Wie hoch die Rate tödlicher Unfälle gerade bei der Hauptzielgruppe des Films ist, belegen die Statistiken.
Leider kann man nicht darauf vertrauen, dass alle, die unter 25 sind, so viel geistige Reife besitzen, dass sie Fiktion und Realität trennen und sich beherrschen können, wenn der Bleifuß das Gaspedal findet. Hier wären die Fahrschulen und das Elternhaus gleichermaßen gefordert, damit sie nicht nur zu einer Fahrerlaubnis verhelfen, sondern auch Verantwortungsbewusstsein vermitteln. Denn wer möchte, wenn das Rowdytum und die Zahl der Opfer immer mehr zunehmen, in Zukunft nur noch vernünftige und realistische Filme sehen…?

hinzugefügt: May 18th 2008
Tester: Irene Salzmann
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