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Die Munsters - Season 2 Box (DVD)

Die Munsters – Season 2 Box
USA 1965/66

Von Thomas Harbach

In einer mit vielen seltenen Fotos gestalteten Hülle in der bekannten auffälligen giftgrünen Farbe präsentiert Koch Media die zweite Staffel der populären Fernsehserie „Die Munsters”. Der Kinofilm „Gespensterparty” wird im Juni ebenfalls von Koch Media auf DVD veröffentlicht worden.

Mit der zweiten Staffel gehört die Familie aus der Mockinbird Lane 1313 zu den absoluten Favoriten insbesondere der amerikanischen Jugend, Weniger intellektuell als „The Addams Family” und eindeutig weniger reich.

Hermann arbeitet beim örtlichen Beerdigungsinstitut. Seine liebende Frau Yvonne kümmert sich um den Haushalt, der einzige Sohn Eddie geht natürlich in die örtliche Schule, der Großvater stört das traute Zusammenleben mit seinen obskuren Experimenten und die Nichte sucht immer noch nach dem Mann fürs Leben. Diese Formel hat insbesondere die erste Staffel mit einem Augenzwinkern, sehr pointierten ironischen Dialogen und einer genauen Kopie des „normalen” Arbeiterlebens etabliert und damit die Popularität der Serie begründet. „The Munsters” ist nicht nur zu einer der beliebtesten Fernsehserien geworden, auch die Merchandising-Maschinerie setzte in für die damaligen Verhältnisse ungeahnten Dimensionen ein, über die heute nur noch müde gelächelt wird.
Für die einzelnen Schauspieler - insbesondere Fred Gwynne als Herman Munsters - bedeutete es eine Identifikation des Publikums mit ihrer Rolle, welche die späteren Karrieren zerstörte. Der extrem gedrängte Drehplan mit mehr als vierzig Folgen in der ersten Staffel und den langen notwendigen Make Up Sitzungen zeigte allerdings seine Folgen. Für die zweite Staffel wurden nicht zuletzt aufgrund des Drängens der Schauspieler insgesamt nur 32 Episoden gedreht.

Im Vergleich zu ersten Staffel bestand im Gegensatz zur Ansicht der Hauptdarsteller der Drang der Produzenten, das Geschehen noch weiter zu überdrehen. Spielte sich die Handlung bis auf wenige Ausflüge - wie zur Kostümparty der Schwiegereltern in Spe - überwiegend im Haus und Keller in der Mockinbirg Lane 1313 ab, suchten die Drehbuchautoren nach immer obskureren Ausreden, Grandpa - Al Lewis - in den Vordergrund zu stellen und vor allem ihm die Möglichkeit zu geben, unter anderem auch Ausflüge mit dem Go-Kart im Gegensatz zur Familienkutsche zu machen. Absichtlich versuchten die Drehbuchautoren mit im Grunde genommen mäßigen Erfolg, die humorvolle Charaktershow in den Bereich des Slapsticks zu verlagern. Ein Versuch, der schließlich in einer sehr uneinheitlichen zweiten Staffel endete.

In den ersten Folgen wie „Der Ausreißer” - Eddie beschließt, von zu Hause wegzulaufen -, „Beim Rodeo” - Eddie gibt an, dass sein Vater der beste Rodeoreiter der Welt ist - oder „Trainer de Jahres” - Eddie wird von seinen Schulkameraden wegen seiner Unsportlichkeit gehänselt und Hermann versucht ihn zu einer kleinen Sportskanone auszubilden - stehen noch die alltäglichen Vater-Sohn-Probleme im Mittelpunkt. Es ist rührend, wie Hermann versucht, ein guter Vater zu sein und seinen Sohn zu unterstützen. Für die meisten Zuschauer in zweierlei Hinsicht eine bekannte Prämisse: viele Kinder einer immer stärker werdenden Fernsehgeneration wünschen sich einen derart einfühlsamen Vater - das Aussehen ist vollkommen egal - während sich die immer länger arbeitenden Väter die Zeit wünschen, um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen. Höhepunkt dieser ersten Folgen ist sicherlich „Besuchsverbot”. Eddie wird an den Mandeln operiert. Herman und Grandpa besuchen ihn heimlich nachts und Herman wird für das schwer verletzte Opfer eines Verkehrsunfalls gehalten. In „Ein Bruder für Eddie” wünscht Eddie sich, wie manches Einzelkind, einen kleinen Bruder. Grandpa baut ihm einen Roboter, der schnell zum Liebling der Familie wird. Eddie wird eifersüchtig und versucht den Widersacher wieder loszuwerden.

Zu den Höhepunkten der Serie gehören allerdings andere Folgen. Immer wenn die Drehbücher auf die einzelnen Charaktere eingehen und sie ernsthaft bemüht beschreiben, beginnt auch die zweite im Durchschnitt schwächere Staffel von „Die Munsters” zu schweben. In „Hermanns neues Gesicht” sieht das Publikum Fred Gwynne ohne Make Up, da Großvater ihn in einen Menschen verwandelt hat. Mit seinem wahren Gesicht auf dem Fernsehschirm kann Fred Gwynne zwar punkten, aber diese Folge ist ein Beweis dafür, welche Leistung er als Schauspieler unter dem schweren Make Up in den ganzen anderen Folgen abgeliefert hat. Dass es ihm gelungen ist, Herman Munster nicht nur einen Körper, sondern vor allem ein Gemüt zu geben. Zusammen mit „Die Granithochzeit” - Herman und Lily feiern ihre hundertsten Hochzeittag - ist die eine der Folgen, in denen auf die Chemie zwischen Yvonne de Carlo und Fred Gwynne auf der Leinwand eingegangen wird. Auch wenn Yvonne de Carlo in der in den ersten Folgen deutlich unterentwickelten Rolle der Lily Munster nur selten im Vordergrund steht und meistens das Geschehen mit pointiert bissigen Kommentaren abrundet, zeigen diese Folgen, wie wichtig sie für die Balance der Gesamtstruktur ist. Auch wenn Gwynne und Lewis oft die anderen „Munsters” an die Wand spielen, sind es die leisen, eher intellektuellen und pointierten Folgen, welche den Zuschauern eher im Gedächtnis bleiben als die Slapstick-Episoden, von denen es in der zweiten Staffel zu viele gegeben hat.

Trotzdem finden sich unter den insgesamt 32 Episoden noch eine Reihe von absolut sehenswerten Folgen. So ist „Streithähne“ eine der skurrilsten Familienfolgen der Serie. Herman teilt mit einem weißen Kreidestrich das Haus in zwei Hälften. Grandpa darf diese Linie nicht mehr überschreiten, was zu allerlei Komplikationen führt. Um das Themenspektrum zu erweitern, besuchte Hermans Cousine – Fred Gwynne in einer ansprechenden Doppelrolle – die Familie. In „Der Untermieter“ wird dagegen ein Zimmer an eine „normale“ Person mit fatalen Folgen für das Familienleben vermietet.

Wie sehr sich die Medienlandschaft zwischen der ersten und zweiten Staffel verändert hat, lässt sich an „Falsche Vorstellungen“ – im Original nur kurz „Zombo“ genannt - erkennen, in welcher Eddie Munster in der Fernsehsendung „The Zombo Show“ auftritt und dort auf eine Reihe anderer populärer „Fernsehmonster“ trifft. Den Bogen zu den „Flintstones“-Themen schlägt „Star-Allüren“ – ein einfallsloser deutscher Titel, das Original heißt ironisch: „Will success spoil Herman Monster?“. In dieser Folge wird Herman zu einem Rock’n’Roll-Star.
Neben einigen schönen Anspielungen auf Elvis kann Fred Gwynne zeigen, was so in einem alten „Monster“ alles für Fähigkeiten stecken. Allerdings ragen die letzten beiden genannten Folgen aus der Masse der Shows positiv heraus. Subversiv und kritisch gegenüber der Politik wird „Die Wahlmaschine“, in welcher Grandpa mittels einer Maschine die Politiker überprüfen will. Leider eine der wenigen Folgen, in denen die Drehbuchautoren damals aktuelle Themen intelligent und pointiert entlarvend kommentiert haben. Unabhängig davon, dass auch im 21. Jahrhundert eine solche Maschine Wunder gewirkt hätte. Dagegen fällt in „Unfall mit Folgen“ Herman Munster ein Safe auf den Kopf, was zu Amnesie führt. Hier werden alle Klischees der billigen Slapstick unoriginell und langweilig zusammengefasst.

Im Verlaufe der Staffel konzentrierte sich das Autoren wieder mehr auf die beiden Hauptdarsteller Lewis und Gwynne. Während „The Addams Family“ in den meisten Episoden sich zumindest an den Zeichnungen im Magazin „New Yorker“ orientierte, suchten „The Munsters“ eine Verbindung zu einer neuen, sehr populären und vor allem bonbonbunten Show: „Batman“. Während „The Munsters“ sich plottechnisch auf die klassische Sitcom konzentrierten – schließlich sahen sich die „Munsters“ als die normalste Familie in der Mockingbird Lande, eine Einstellung, die über dreißig Jahre bis zu den „Desperate Housewife“ sicherlich ironische Gültigkeit hatte -, war bei „Batman“ alles in Bewegung. „The Munsters“ wollten ihr Publikum mit pointierten Dialogen, die nur im Original wirklich zu genießen sind, unterhalten. Ohne das Talent von Fred Gwynne und Al Lewis als komisches Duo, sowie der guten Besetzung der Nebenrollen wären „The Munsters“ alleine durch die immer alberner und simpler werdenden Plots nicht zu dem Phänomen geworden, das sie in den sechziger Jahren darstellten. Selbst heute strahlen die beiden Hauptdarsteller eine erstaunliche Chemie aus. Der Charme der Serie verzaubert auch heute noch oder eher mehr durch einen verklärten nostalgischen Blick. Im Zuge der albernen und unerträglich oberflächlich geschriebenen Fernsehserien mit durchschnittlichen Schauspielern ist es erfrischend, mit Gwynne und Lewis wirkliche Meister der intelligenten Komödie zu sehen.

Die Schwäche der zweiten Staffel ist, dass die Drehbuchautoren und Produzenten die Serie über die einzelnen Charaktere und die Idee, einer Mischung aus Sitcom und Monstershow hinaus, weiterentwickelt haben. So kann Herman Munster seine ständigen Probleme mit der Arbeit genauso wenig lösen, wie Grandpa mit seinen fragwürdigen Forschungen nicht weiterkommt. Insbesondere die Nichte hätte im Zuge dieser zweiten Staffel einmal einen Mann fürs Leben finden können. Vielleicht einen abgrundtief hässlichen, welcher den Idealen der „Munsters“ entspricht Die Versuche, mittels einzelner Gaststars die eingespielte Crew ein wenig zu erweitern, werden am Ende der jeweiligen Folge zum Teil ohne Not wieder beendet. In Person des jungen Eddie Munsters und seinen Problemen mit der Schule oder Spielkameraden wird immer wieder der Bezug zu einer klischeehaft überzeichneten amerikanischen Nachbarschaft hergestellt, ohne das in diesen Episoden der teilweise schon bösartige Humor der „Addams Family“ zum Tragen kommt. Am Ende der Folgen mit ihren teilweise unglaubwürdigen Happy End“ wird der Status Quo wieder hergestellt, Eddie Munsters und die jugendlichen Zuschauer haben teilweise eine zu pathetisch aufgetragene Moral erhalten und der Vater steht trotz seiner Initiative als „Verlierer“ dar. Mit diesen Prämissen machen es sich die Autoren in einer Reihe von Folgen zu einfach.

Insgesamt ist die zweite und letzte Staffel von „The Munsters“ eine durchschnittliche Aneinanderreihung von Folgen, die Überraschung und anarchistische Innovativität der ersten deutlich besser geschriebenen Season fehlt. Zwischen vielen plottechnisch nicht überzeugenden Folgen finden sich aber einzelne Höhepunkte. Unabhängig davon ist es schön, die Fernsehserie in diesen exemplarischen Boxen von Koch Media im Regal stehen zu haben. Die Bildqualität ist angemessen, die deutsche Tonspur ein wenig verständlicher als die amerikanische. Es lohnt sich allerdings auf die Originalspur mit soliden deutschen Untertiteln auszuweichen. Das sechsunddreißig Seiten umfassende Booklet mit vielen Fotos fasst die Karrieren der einzelnen Munsters sehr ausführlich zusammen. Daneben findet sich ein Episodenführer der zweiten Staffel.
Neben der Bildergalerie hat Koch Media zwei Beiträge aus der „Biography“-Serie des A& E Channels als Extra beigefügt. In der Box der ersten Staffel ist natürlich Fred Gwynne sehr ausführlich vorgestellt worden. Jetzt folgen Yvonne de Carlo und Al Lewis. Insbesondere Yvonne de Carlo verdient diese 44 Minuten lange Würdigung. Es wird ihre erfolgreiche Karriere als Tänzerin, Sängerin und schließlich Schauspielerin in einer Reihe von bekannten Kinoproduktionen zusammengefasst, bevor sie Lily Munsters in der Fernsehserie, aber nicht dem ursprünglich gedrehten Pilotfilm geworden ist. Zu Wort kommen in Interviews unter anderem Al Lewis, ihr Sohn und der Präsident ihres Fanclubs. Al Lewis Karriere von seinen erfolgreichen Anfängen als Komödienschauspieler bis zu seiner späten, aber nicht erfolgreichen Karriere in der Politik in den neunziger Jahren wird ausführlich im zweiten Beitrag – ebenfalls 44 Minuten lang – vorgestellt. Natürlich gibt es Überschneidungen zu den Kommentaren im Booklet, aber gerade das seltene Bildmaterial und die zahlreichen Interviews machen diese beiden Beiträge zusammen mit dem sensiblen Fred Gwynne-Portrait in der ersten DVD zu absolut empfehlenswerten Beiträgen. Das Layout der DVD Box ist ebenso auffällig – giftgrün mit knalliger roter Schrift – wie liebenvoll gestaltet.

DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0 Mono, englisch Dolby Digital 2.0 Mono
Untertitel: deutsch

DVD-Extras:
Featurettes, Booklet

hinzugefügt: May 11th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Koch Media
Hits: 2688
Sprache:

  

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