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Asylum (DVD)

Asylum
GB 1972, Regie: Roy Ward Baker, mit Patrick Magee, Britt Ekland, Peter Cushing u.a.

Von Thomas Harbach

Zu Beginn der siebziger Jahre drohte der Stern der Hammer Studios mehr und mehr zu versinken. Neben einigen defizitären Projekten konzentrierte sich das Studio mehr und mehr auf freizügigere Horrorfilme wie „The Vampire Lovers”, welcher noch einmal die Kassen füllte, aber die britischen Zensoren auf den Plan rief.

Die große Konkurrenz Amicus konzentrierte sich weiterhin auf ihre Episodenstreifen. Auch der jetzt bei e-m-s erschienene „Asylum” gehört in dieses klassische Format. Produzent Milton Subotsky kaufte wieder vier Robert Bloch Geschichten und ließ diese von Robert Bloch selbst mit einer ungewöhnlichen Rahmengeschichte in einer Irrenanstalt und vor allem einem griffigen Reklameslogan „You have nothing to lose but your Mind” versehen. Als Regisseur verpflichtete Amicus Roy Ward Baker, den zweiten Stammregisseur neben Terence Fisher des Hammerstudios, welcher den immer geringer werdenden Budgets und der vor allem nicht mehr familiären Arbeitsatmosphäre gerne entkam. Ungewöhnlich ist allerdings die selbst aus heutiger Sicht immer noch sehr gute, vielleicht Amicus beste Besetzung mit Peter Cushing, Patrick Magee, Charlotte Rampling und Britt Ekland. Im Vergleich zu seinem bisherigen Vorgehen, die Filme von den Vertrieben vorfinanzieren zu lassen, griff der Produzent Subotsky dieses Mal auf private Investoren zurück. Ob deswegen der Druck, einen besonders guten Film abzuliefern, größer gewesen ist, lässt sich nicht mehr eruieren, zum Leidwesen Blochs allerdings bearbeitete Subotsky sein Drehbuch mehrmals. Dieses heimliche Umschreiben führte schließlich zum Bruch zwischen Drehbuchautor und Studio, „Asylum” war Blochs letzte Arbeit für die Briten. Obwohl Bloch in Interviews später die Veränderungen relativierte, war er der Meinung, dass der dunkle Tenor des Streifens dadurch ins Lächerlich gezogen worden ist.

Die Rahmenhandlung beginnt mit der Ankunft Dr. Martins in der psychiatrischen Anstalt von Dunsmoor. Er hofft, dass man ihn als Anstaltsarzt anstellen wird. Der Leiter, Dr. Starr, empfängt ihn nicht, stattdessen muss er sich mit dessen Assistenten auseinandersetzen, Doktor Rutherford. Dieser informiert ihn, dass Dr. Starr zusammengebrochen ist und inzwischen als Patient behandelt wird. Er stellt ihm eine sehr ungewöhnliche Aufgabe: wenn Starr unter den Patienten den Leiter der Anstalt erkennt, gehört ihm der Job. Dr. Martin wird anschließend zu einigen der Patienten geführt, unter ihnen könnte nicht unbedingt zwingend sich Dr. Starr befinden.

In der Auftaktgeschichte will der Ehemann Walter seine Frau zugunsten der neuen Freundin Bonnie verlassen. Da Ruth eine Hexe ist, verweigert sie die Freigabe und wird von ihrem Mann getötet. Er zerstückelt seine Frau und verpackt die einzelnen Teile in kleine Pakete, als ihn plötzlich Geräusche in den Keller locken.
Obwohl alle Episoden von Robert Bloch geschrieben worden sind, hat der Zuschauer das Gefühl, als verfolge er eine Geschichte direkt aus den EC Comics. Richard Todd als Walter und Sylvia Syms als Ruth haben Schwierigkeiten, die eher steifen Dialoge zu rezitieren und der Geschichte fehlt neben einem Überraschungselement eine gewisse notwendige Chemie zwischen den Protagonisten. Auch muss man das übernatürliche Element ohne weitere Hintergrundinformationen akzeptieren und der Plot verläuft zu geradlinig, um wirklich selbst zu Beginn der siebziger Jahre zu überraschen.

Die zweite Geschichte handelt von einem Schneider, der zusammen mit seiner Frau in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Ein Kunde verspricht ihm eine große Summe Geldes, wenn er einen speziellen Anzug für ihn fertigt. Als der Schneider den fertigen Anzug abliefert, kann der Kunde nicht bezahlen. Der Anzug soll magische Kräfte haben, er soll die Toten wiedererwecken. In seiner Wut tötet der Schneider den Kunden, der mit dem Anzug seinen Sohn wiederbeleben wollte. Im Geschäft hängt die verzweifelte Ehefrau den Anzug über eine Puppe im Fenster, die natürlich zum Leben erweckt wird.
Peter Cushing liefert in diesem Segment eine sehr durchschnittliche, fast abwesende Leistung ab. Ihm fehlen die Emotionen eines Vaters, der gerade seinen Sohn verloren hat und der in diesem Anzug die letzte, einzige Chance sieht, diesen zu retten. Barry Morse als verzweifelter Schneider gelingt eine deutlich bessere Vorstellung, allerdings kann er beim Publikum nur wenige Sympathiepunkte erringen und wirkt am Ende pathetisch. Die Handlung selbst verfügt insbesondere im ersten Drittel über einige sehr schöne Wendungen, Bloch spielt mehrmals mit den Erwartungen der Zuchauer. Im Verlaufe allerdings wird das Ende immer deutlicher und der Zuschauer ist wenig überrascht von der Rache aus dem Jenseits.

In der folgenden Geschichte steht die drogensüchtige Barbara im Mittelpunkt. Ihr Bruder bringt sie in einem abgeschiedenen Haus unter. Eine blonde Freundin versucht ihr zu helfen, indem sie ihren Bruder und die Krankenschwester tötet. Barbara wird für die Morde verhaftet, betont aber, der Täter wäre ihre Freundin Lucy. Diese Geschichte ist der Höhepunkt des Films. Die Handlung orientiert sich an William Castle- und Alfred Hitchcock-Filmen, die schöne britische Landschaft unterstreicht die sich sehr stark verändernde Seelenlandschaft der einzelnen Charaktere und die Besetzung ist hervorragend. Ach wenn es im Verhältnis nur kleine Rollen sind, überzeugen Charlotte Rampling und Brit Ekland in dieser Episode. James Villiers spielt einen überzeugten, sehr besorgten Bruder. Der Zuschauer kann sich sehr schnell mit den einzelnen Protagonisten identifizieren, sie wirken trotz ihrer zu Beginn eher schnippischen Art sehr sympathisch. Insbesondere Roy Ward Bakers Regie lebt in dieser Folge auf. Der Umfang mit eher exotischen Stars - auch wenn Charlotte Rampling in einigen Mainstream-Projekten mitgespielt hat, gehörte sie nicht zum Establishment und sollte sich in den Folgejahren einen guten Ruf als Schauspielerin außergewöhnlicher und nicht kommerzieller Projekte schaffen - gehört während seiner langen Karriere zu seinen Stärken. Obwohl sich Baker nur auf wenige Schauspieler konzentrieren kann und muss, gelingt es ihm, die Auflösung des Plots sehr weit hinauszuschieben und die Zuchauer an einigen Stellen in die Irre zu führen.

In der letzten Geschichte begegnet der Zuschauer Dr. Byron, der sich Zeit seines Lebens auf die Konstruktion von mechanischen Puppen konzentriert hat. Eine der Puppe ist sein Ebenbild und der Erfinder behauptet, er könne seine Seele in die kleine Puppe übertragen. Doktor Martin ist entsetzt, dass man diesem Patienten keine medizinische Betreuung hat zukommen lassen und will in dem perversen Spiel nicht mehr mitmachen. Sein Vorschlag wäre eine Lobotomie. In der Zwischenzeit transferiert Byron erfolgreich seine Seele in die ebenfalls in der Zelle befindliche Puppe. Diese töte Rutherford und greift Martin an.
Die letzte Geschichte leidet unter Herbert Lom, dem es nicht gelingt, die Figur überzeugend darzustellen. Die Idee selbst ist sehr stark auf den Showdown ausgerichtet Wenn der Erfinder seine Seele nicht transferieren könnte, gäbe es keine Geschichte. Weiterhin nutzt Robert Bloch einige Versatzstücke wie den Zusammenbruch Dr. Martins, um die Handlung deutlich zu strecken. Die Idee selbst hätte mit einigen einfachen Schachzügen allerdings interessant ausgebaut werden können, es stellt sich die Frage, ob Robert Bloch das Engagement oder die Zeit gefehlt hat, aus dieser Geschichte deutlich mehr zu machen.

Die Rahmenhandlung gehört allerdings zu den besten der Amicus-Serie. Vor allem funktioniert die Prämisse, sich vier sehr unterschiedliche Geschichte von vier sehr verschiedenen Menschen anzuhören. Dabei akzeptiert der Zuschauer auch, dass die Geschichte immer bizarrer und ungewöhnlicher wird. Wenn nicht in einer Irrenanstalt, wo sonst? Das Ende der Rahmenhandlung enttäuscht dann allerdings und zieht sich im Vergleich zum Gesamtfilm ein wenig zu lang hin. Hier hätte Robert Bloch einen griffigeren und vor allem plausibleren Schluss wählen müssen.

So schließt sich der Kreis, denn „Asylum” fängt mit einer langweiligen und wenig originellen Geschichte an. Im Mittelteil nimmt die Qualität der Episoden deutlich zu, um dann gegen Ende wieder insbesondere plottechnisch nachzulassen.

Roy Ward Bakers Leistung schwankt zwischen handwerklich solide, nicht gerade inspiriert und in Hochform. Ihm gelingen in den beiden Mittelgeschichten einige verstörende und bizarre Bilder, die Atmosphäre ist stimmig und unterstreicht die überraschende Handlung der beiden Episoden. Die Tricks funktionieren nicht immer, insbesondere macht Amicus in seinen Streifen immer wieder den Fehler, zu viel nicht überzeugend genug zu zeigen. Oft hätten Andeutungen oder Schattenspiele deutlich effektiver gewirkt und die bedrohliche Atmosphäre unterstrichen. So negieren einige der fast amateurhaften Tricks - insbesondere in der Auftaktepisode - die schon nicht originelle Handlung.

„Asylum” beinhaltet zusammenfassend zwei gute Geschichte, die anderen beiden Episoden sind durchschnittlich und wenig originell, sowie einen bis auf das Ende guten Rahmen. Die Besetzung des Films ist exzellent, nur macht Baker insbesondere im Falle Peter Cushing zu wenig aus seinem Potential. Die Frauen wie Brit Ekland und Charlotte Rampling können die eher gelangweilte Regie durch ihre Schönheit ausgleichen, ihnen sind auch die besseren Rollen auf den Leib geschrieben worden. Natürlich hat nur das Format mit wenigen Tagen Arbeit für die einzelnen Stars es ermöglicht, dass Cushing, Rampling und Ekland in einem Film mitspielen. In dieser Hinsicht ist der Streifen auch heute noch ansehenswert, auch wenn Peter Cushing eine eher enttäuschende Leistung abliefert und seinen Ruf als immer solider Schauspieler hier deutlich negiert.

Allerdings machen Filme wie „Asylum” auch deutlich, dass insbesondere Robert Bloch ein Autor ist, der gelesen und bis auf „Psycho“ nicht auf der großen Leinwand angeschaut werden sollte. Viele seiner Plots funktionieren mehr in der Phantasie der Zuschauer, wenn er den Schrecken impliziert, als dass er notwendigerweise mit billigen Tricks auf die Leinwand projiziert wird.

Insgesamt ist „Asylum” und die Veröffentlichung durch e-m-s für Freunde des gepflegten britischen Horrors erfreulich, wer sich mit den Anthologiefilmen des zweiten britischen Horrorstudios auseinandersetzen will, liegt mit der vorliegenden DVD goldrichtig, ansonsten zeigt der vorliegende Streifen die Stärken und Schwächen der einzigartigen Amicus-Produktionen, die im Vergleich zu vielen Hammer-Streifen aus der gleichen Zeit deutlich stärker gealtert sind.

Im Rahmen seiner Reihe „Der phantastische Film” hat e-m-s den Streifen im 1.85:1 Format neu aufgelegt. Die Bildqualität ist solide, insbesondere die Nachtszenen sind gut abgebildet worden. Die Kontraste überzeugen und die Konturen sind scharf. Als Tonspuren werden in Dolby Digital 1.0 sowohl die deutsche als auch die englische Tonspur ansprechend dargeboten, es empfiehlt sich wie bei allen britischen Produktionen auf die Originalspur mit deutschen Untertiteln auszuweichen. Zu den Extras gehören der Originaltrailer - ein Beweis, wie effektiv Amicus seine Filme angeboten hat - sowie eine Bildergalerie und die Radiospots. Da diese bislang nur den wenigsten Filmfans bekannt sind, ist ihre Veröffentlichung nur zu loben. Ein Booklet gibt weitere Informationen über das produzierende Studio und die einzelnen Geschichten. Es enthält die notwendigsten Informationen und ist flüssig geschrieben. Insgesamt eine empfehlenswerte Präsentation eines Films des „Studios that dripped Blood”.

DVD-Facts:
Bild: 1,85:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 1.0 Mono, englisch Dolby Digital 1.0 Mono
Untertitel: deutsch

Extras:
Trailer, Bildergalerie, Radiospots

hinzugefügt: April 26th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: ems
Hits: 2766
Sprache:

  

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