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Abedi, Isabel: Whisper (Buch)

Isabel Abedi
Whisper
Titelfoto von Dorling Kindersley, Harry Taylor/gettyimages
Arena, 2007, Taschenbuch, 274 Seiten, 7,50 EUR, ISBN 978-3-401-02999-3

Von Irene Salzmann

Noa, ihre Mutter Kat und Gilbert, der Freund der Familie, mieten für die Ferien ein altes Haus in einem abgelegenen Dorf. Für die gefeierte Schauspielerin Katharina Thalis ist das bloß eine Laune, und sie weiß, sich gekonnt in Szene zu setzen, so dass sie auch hier ihr Publikum hat, während Gilbert immer wieder beschwichtigt und vermittelt und Noa einem mysteriösen Geheimnis auf die Spur kommt.
Zunächst ist es bloß eine dunkle Ahnung, dann jedoch scheint ein harmloses Spiel zu bestätigen, dass ein Geist sein Unwesen in dem Ferienhaus treibt. Niemand aus dem Dorf will über das sprechen, was vor rund dreißig Jahren einer anderen Gastfamilie widerfuhr, doch Noa lässt nicht locker. Bei ihren Nachforschungen bekommt sie Hilfe von David, einem Jungen aus der Nachbarschaft, der sich in sie verliebt hat und ebenfalls wissen möchte, was seinen Onkel Gustaf, den Maler Robert, seine Großmutter Esther und ein verschwundenes Mädchen namens Eliza verbindet.
Elizas Geist behauptet, dass sie ermordet wurde. Aber von wem und warum? Noa und David müssen ‚Elizas Juwel’ finden, um das Rätsel zu lösen. Dabei geraten sie selber in tödliche Gefahr, denn jemand will um jeden Preis verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt…


Es lohnt sich auch für erwachsene Leser, hin und wieder einen Blick in die Jugendbuchabteilung der Buchhandlungen zu werfen, denn dort findet sich so manche spannende und ungewöhnliche Lektüre für ein All Age-Publikum, die bessere Unterhaltung bietet als viele hoch gelobte Titel aus den diversen Genres, die zu sehr den eingetretenen Pfaden folgen.
Dies trifft auch auf „Whisper“ von Isabel Abedi zu, einem Mystery-Thriller für Leser ab 14 Jahren, der zu Recht für den Jugendliteraturpreis 2006 nominiert wurde.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen eine eher ungewöhnliche Familie und schrullige Dorfbewohner, die zwar Emotionen in den Lesern wecken – die egozentrische, lebenshungrige, nervige Kat, der sympathische, homosexuelle Gilbert als Vaterfigur, die sensible, verletzte Noa, der schwer durchschaubare David, sein behinderter Bruder Karl u. a. -, aber nicht wirklich zur Identifikation einladen. Man nimmt Anteil an ihren Schicksalen, hat auch Verständnis für ihre Motive, doch wird stets eine gewisse Distanz gewahrt.
Obwohl die Feriengäste so ganz anders sind als jene, die vor gut 30 Jahren in dem Ort weilten, so scheint sich die Tragödie von einst zu wiederholen. Die Rollen haben sich etwas verschoben, aber das Muster ist unverkennbar. Wieder steht eine Frau zwischen zwei Männern und spielt mit ihren Gefühlen, was den Anlass zu neuen Verbrechen liefert. Ferner zwingt die Furcht vor der Entdeckung den Täter zum Handeln.
Noa und David, die sich in all den Wirren finden, es aber nicht leicht miteinander haben, da jeder von ihnen eine Last mit sich trägt, die er mit niemandem teilen will, ahnen nicht, was ihre Neugierde auslösen wird. Sie müssen sich jemandem anvertrauen, aber wem? Wer kann als Elizas Mörder ausgeschlossen werden und helfen, den wahren Täter zu überführen? Bis zum Schluss bleibt offen, wer das Mädchen damals getötet hat und auch nun hinter den Anschlägen steckt. Die Autorin legt viele falsche Fährten, baut Antipathien gegenüber einigen Charakteren auf und versteckt Hinweise sehr sorgfältig. Gemeinsam mit Noa und David verdächtigt man die Falschen, rätselt und tappt im Dunkeln.
Was schließlich aufgedeckt wird, ist weit mehr als nur ein Mord: Eine Familientragödie und eine geschickt eingefädelte Inszenierung werden enthüllt. Der Kreis schließt sich, denn auf alles, was in der Vergangenheit liegt, findet sich eine Entsprechung in der Gegenwart. Selbst Noas Trauma kann geheilt werden, so dass es zusätzlich zur Auflösung ein Happy End gibt.
Die Charaktere sind glaubwürdig beschrieben, und auch die Geschichte lässt keine Frage offen. Über winzige Fehler (z. B. ist es sehr unwahrscheinlich, dass bei einem Zusammenstoß ein Landrover einen Totalschaden erleidet, während ein alter VW-Bus problemlos gerichtet werden kann, oder ein Reh, das in ein Auto läuft, keine Dellen hinterlässt) kann man hinwegsehen, zumal sie für den Plot an sich nicht relevant sind.
Der Stil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen. Man möchte die Lektüre nicht vor der letzten Seite aus der Hand legen.

Interessante Figuren, eine spannende Handlung voller Parallelen, dazu ein Hauch Mystery – das alles macht „Whisper“ zu einer faszinierenden Lektüre für Jung und Alt. Die Autorin beweist, dass man auf unnötige Gewalt und Blutvergießen verzichten und dennoch einen mitreißenden Roman offerieren kann, der mit überraschenden Wendungen aufwartet. „Whisper“ darf man ohne Einschränkung allen Leseratten empfehlen, die anspruchsvolle und spannende Unterhaltung wünschen.

hinzugefügt: March 25th 2008
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
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