Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

The Last Minute (DVD)

The Last Minute
GB/USA 2001, Regie: Stephen Norrington, mit Max Beesley, Emily Corrie, Tom Bell, Ciarán McMenamin u.a.

Von Thomas Harbach

Zu Beginn von „The Last Minute” wendet sich Norringtons Protagonist Billy Byrne an das Publikum. Er hält ihnen vor Augen, wie viele Wochen, Tage, Stunden und Minuten ihr Leben umfasst, und dass sie es bis zur letzten Minute ausleben sollen. Gnadenlos tickt die Lebensuhr bis zur letzten Minute herunter. Überträgt man Billy Byrnes warnende Worte auf das Schicksal eines Künstlers in einer kommerziell kurzlebigen Zeit, wirkt der ganze Film wie eine überzogene, fast groteske Semi-Autobiographie des Regisseurs selbst. Mit dem Low Budget Film „Death Maschine” begann seine Karriere, das nächste Projekt „Blade” gehört zu den stilistisch herausragenden Action-Horrorfilmen. Dann folgt der jetzt auf DVD veröffentlichte „The Last Minute”, bevor Norrington im Grunde seine künstlerischen Ambitionen zu den Akten legte und mit „Die Liga der augergewöhnlichen Gentlemen” einen stromlinienförmigen, eleganten, aber inhaltslose Verfilmung des gleichnamigen Alan Moore Comics vorlegt. Zurzeit arbeitet Norrington an einem Remake von „Kampf der Titanen”. Genau wie Billy Byrnes an seinen eigenen naiven Erwartungen gegenüber der Unterhaltungsindustrie scheitert, schafft es auch Norrington nicht, im vorliegenden Film gänzlich zu überzeugen. Das ist vielleicht auch der größte Unterschied zu den insbesondere in den neunziger Jahren aus dem Nichts aufkommenden mutigen Regisseuren wie Danny Boyle oder David Fincher. Erinnert die erste Hälfte von „The Last Minute” an David Finchers herausragendem „The Fight Club”, ist die zweite Hälfte des Streifens sehr stark an „Trainspotting” angelegt. Dazwischen fügt Norrington eine groteske, fast surrealistische „Oliver Twist”-Handlungsebene ein.

Wie sehr Norrington der Film am Herzen gelegen hat, erkennt man sehr schön am ambitionierten, mit ironischen, oft visuellen Seitenhieben gespickten Anfang. Dieses innovative Tempo des Falls eines Neo- Künstlers vom Olymp in die Gosse kann der Brite besonderes im Mittelteil nicht aufrechterhalten, bevor er zu einem eher fragwürdigen Kompromiss greift, um seine Aschenputtelgeschichte zu beenden. Dem Zuschauer gibt er in diesem visuell überladenen, aber eindrucksvollen Film nur die notwendigsten Informationen.

Der junge arrogante Billy Byrne gilt als der nächste Notshoot auf dem Weg zum Megastar. Der Zuschauer erfährt nicht, welche Art von Künstler Byrne ist. Weder Schauspieler noch Sänger, eher aus der Ecke der Eventgestalter. Zu Beginn des Streifens zeigt Norrington mit einer verwirrenden, modernen und in sich verschiedene Ebenen vereinigten Schnittfolge den Hype, der um Byrne gemacht wird und dem der junge Mann gerne folgt. Höhepunkt ist eine semierotische Fotosession mit dem offensichtlich mit seiner Homosexualität kokettierenden Udo Kier. Byrne fliegt von einer großen Party zur nächsten, prostituiert sich für die Medien, die in ihm einen willigen, aber dummen Jungen sehen. Er entfernt sich immer mehr von seiner Freundin. In einem dramatischen Dialog erklärt Byrne ihr, dass er jeden Augenblick leben muss, dass sein Weg unweigerlich ins Grab führt und seine Zeit begrenzt ist. Wie begrenzt, erfährt er nur wenige Tage, Wochen oder Monate - auch hier bleibt Norrington ambivalent - später. Er ist out. Sein ehemaliger WG-Mitbewohner stiehlt ihm seine Karriere, seine so genannten Freunde wenden sich von ihm ab, seine Freundin hat ihn aufgegeben und sein Management macht ihm klar, dass er nur etwas wirtschaftlich Nutzbares ist, solange ihn die Medien lieben. Bevor Byrnes unaufhaltsamer Abstieg in eine ehe futuristische Unterwelt, surrealistisch grotesk überzeichnet, beginnt, impliziert Norrington einige überraschend anrührend implizierte Thesen.

Der Regisseur stellt eine Reihe von existentiellen und existentialistischen Fragen über den wahren Wert des Künstlers und Menschen hinter der von den Medien aufgesetzten Maske. Zumindest in der von Norrington gezeichneten Gegenwart oder nahen Zukunft geht es nicht mehr um das eigene Talent. Hier nähert sich der Film stellenweise Kate Bigelows grimmigen „Strange Days”, in welchem Ralph Fiennes mit den Gedanken und Schicksalen anderer Menschen eine Karriere aufbaute. Laut Norrington scheint es in jeder Stadt, an jedem Ort der Welt brillante Künstler aller Richtungen zu geben, die niemals mit ihren Talenten den Durchbruch schaffen werden. Massenappeal ist in dieser Medienzeit das Schlüsselwort. Obwohl der Film 2001 entstanden ist, wirkt er heute unter dem Brennpunkt der unendlichen Talentshows aktueller denn je. Wer sich in dieser Welt entweder durch Ecken und Kanten oder Provokationen verkaufen kann, ist für diesen einen Moment - die fünfzehn Minuten des Ruhms, von denen Andy Warhol schon gesprochen hat - „in”. Nur die wenigsten Künstler können diesen Augenblick für ihr kommendes Leben konservieren. Norrington baut diese These sehr geschickt und vor allem Intelligent auf.

Was „The Last Minute” allerdings zu einem faszinierenden, aber inhaltlich nicht unbedingt befriedigenden Film macht, ist die Person des Hauptdarstellers. Norrington konzentriert sich zu sehr darauf, Billy Byrne als arroganten, selbstgefälligen und bei den richtigen Leuten wahrscheinlich stromlinienförmigen Egoisten zu zeichnen. In einer Szene impliziert er sogar eine homosexuelle Liebschaft mit einem wichtigen Mann der Medienbranche, obwohl dieser anscheinend verheiratet ist und Byrne eine schöne Freundin zu Hause hat. Der Regisseur räumt in diesem visuellen Overkill Byrne zu wenige Momente der Selbstzweifel ein, reduziert zu selten die Figur auf das Elementare, um dessen Fall vom künstlerischen Olymp in die Gosse auch emotional im Zuschauer vorzubreiten. Weiterhin diskutiert Norrington zu wenig die Frage, ob der Künstler, welcher es „geschafft” hat, diesen Ruhm auch aufgrund seiner Leistungen verdient oder nur von der Medienwelle gepuscht wird. Insbesondere diese Position greift Norrington niemals befriedigend im Film auf. Es ist offensichtlich, dass der Regisseur diese überdrehte Medienwelt, welche er selbst wahrscheinlich mit „Blade” kennen gelernt hat, kritisiert. Auf der anderen Seite sieht er aber bei sich keine Fehler und zeigt Byrne als omnipotenten Künstlers, der an seiner Arbeit keinen Zweifel hegt. Diese fehlende Selbstkritik sorgt schließlich auch für ein im Vergleich zum Anfang kompromissbereiten, eher versöhnlichen Ende, dass „The Last Minute” sehr viel von seinem kritischen Nihilismus nimmt.

Unabhängig von der technischen Brillanz des Films hat Norrington sich zu viel zugemutet. Aufs Wesentliche reduziert beschreibt er das Schicksal eines Künstlers, der sich kaufen lässt, auf der Welle mitschwimmt, seine Identität verliert und schließlich abgelehnt wird. Norrington zeigt eine Unterhaltungsindustrie, die nicht nur unmenschlich und sowie absolut kommerziell ist, sondern außerdem unloyal und abstoßend. Der Künstler kann in dieser seelenlosen Maschinerie nur verlieren. Ist diese Situation eine Überraschung für den Künstler oder das Publikum. Im Grunde erzählt Norrington die „Faust“-Geschichte von Versuchung und Verführung neu. Ähnlichkeiten zu Brian de Palmas „Phantom Of Paradise” sind wahrscheinlich Absicht. Bis dahin eine interessante Satire auf die Medienindustrie, wunderbar überzeichnet und voller bissiger Seitenhiebe, die allerdings nur in eine Richtung gehen. Kaum hat Norrington allerdings seine Position herausgearbeitet, macht er einen künstlerischen Fehler. Plötzlich beginnt Byrne zu realisieren, dass sein Leben - wie das eines jeden Menschen - nicht ewig dauert und ihm die Lebenserfahrung im übertragenen wie auch realistischen Sinn fehlt. Plötzlich verschiebt sich der Fokus von der Satire zu einer Tragödie. Byrne beginnt seine Suche nach nicht immer angenehmen Erfahrungen - er taucht in die Untergrundclubszene ein, die über einige charismatische, aber groteske Antagonisten verfügt, allesamt direkt aus David Lynchs Unterbewusstsein - und vor allem einer für den Zuschauer nicht nachvollziehbaren Erlösung von seinen Taten oder Sünden.

Mit dieser kompletten Änderung des Fokus verliert „The Last Minute” seine satirische Schärfe und hätte zu einer sehr persönlichen, zutiefst tragischen Geschichte werden können. Dazu wird aber weder Byrnes Charakter effektiv genug ausgebaut, noch fehlt dem Konflikt zwischen der emotionslosen Mediengesellschaft und dem plötzlich zu einem Individuum werdenden Künstler eine elementare Wechselwirkung. Da sich das Publikum nicht mit Byrne identifizieren kann, stößt sein Wehklagen auch auf taube Ohren. So interessant auch Byrnes philosophische Diskussion über das Hier und Jetzt, jede Sekunde zu Leben, bevor die Uhr abgelaufen ist, erscheint, so platt, pathetisch und unecht wirkt sie im Vergleich zu seinem Verhalten auf der Leinwand. Heißt also, das Leben jede Sekunde auszukosten, auf den Menschen herumzutrampeln, die ihn einem mehr als einen kommerziell nutzbaren Menschen sehen? Die einen lieben? Die vielleicht nicht mit dem Lebenstempo mithalten wollen oder können? Zählt der Augenblick mehr als ein Mensch? Am Ende wird Byrne von verschiedenen Seiten seine auf den ersten Blick faszinierende und der Cyberpunkgesellschaft entsprechende Logik zerlegt bekommen, ohne dass er wieder eine emotionale Bindung eingehen kann. Byrne verbrennt aufgrund des Drucks, den er sich selbst und dem ihm seine „Manager” umhängen, von ihnen heraus.

Dabei fehlt Norrington am Ende der Mut, die Geschichte zu einem nihilistischen, aber konsequenten Ende zu bringen. Sollte es eine persönliche Geschichte sein, dann hat sich der Künstler Stephen Norrington mit diesem Film von seinem Publikum verabschiedet und der Handwerker Norrington hat seinen Platz eingenommen. Die Sterilität der „Liga” spricht für diese These, eine überzeugende Begründung fehlt. Denn Byrne scheitert nicht an seinem Publikum, es wendet sich einfach einem neuen Hype zu, während Norrington dagegen weiterhin Filme dreht. Kritisch betrachtet läuft seine Argumentation ins Leere und am Ende bleibt dem Regisseur nur, Byrnes Marsch durch eine Londoner Unterwelt zu zeichnen, die direkt aus einem Science Fiction-Film stammen könnte. Hier werden literarisch China Mieville und Christopher Fowler in einer offensichtlich von Oliver Twist inspirierten Geschichte lebendig. Diesen Handlungsbogen legt Norrington sehr geschickt schon früh im Film an. Byrne besucht einen illegalen Nachtclub, in dem der Klinikfetisch ausgelebt wird. Neben Latex und Verbänden homosexueller S/M Sex und als Höhepunkt eine echte Operation. Diese perversen Handlungen werden durch einen glänzenden Fran Sinatra-Auftritt des Schurken unterbrochen. Norrington imitiert hier David Lynch. Es gelingt ihm, Kontraste wie Sinatras Musik - die Ikone der Angliederung an das organisierte Verbrechen - und brutalste Gewalt zu einem surrealistischen Alptraum zu kombinieren. Einige Tage später besucht Byrne den Club noch einmal und trifft auf verlassene Hallen. Ein Hausmeister erklärt ihm, dass die Gesellschaft weiter gezogen ist. Immer auf der Suche nach dem nächsten Kick. Wir werden dem Antagonisten noch einmal in der abstoßenden und gleichzeitig besten Sequenz des ganzen Films noch einmal begegnen. Die Londoner Unterwelt wird von einem vampirähnlichen alten Mann beherrscht. In den Kellern in Plastikzelten leben seine Schützlinge, für die er nicht nur sorgt, die er auch offensichtlich missbraucht. Seine gestohlenen Waren verkauft er natürlich an den Antagonisten, den er nach Strich und Faden betrügt. Dieser überfällt die kleine Kommune mit seinen Leibwächtern und beginnt die Kinder mit Maschinenpistolen niederzuschießen. Die Sequenz erinnert an die comicartige Gewalt in „Blade”. Wenn die haarlosen Geschöpfe - offensichtlich mutierte Hunde - schließlich die Angreifer anfallen, ist „The Last Minute” mehr ein Horrorfilm als eine sozialkritische Gesellschaftsstudie. Nach der Eruption von unglaublicher, einem Horrorfilm in nichts nachstehender, Gewalt beginnt der Schurke „When a Man loves a Woman” zu singen, während seine Handlanger den Backgroundchor bilden. Großes, unerklärliches Kino. Schockierend und überraschend zu gleich. Eher unmotiviert versucht Norrington in den besten Handlungsstrang einzubinden. Es ist unwahrscheinlich, dass eine Figur wie Byrne Armut erleben und durchleben möchte anstatt sie nur still zu beobachten. Dieser Schritt von der gefeierten Ikone zum Real Live-Künstler wird zu wenig und zu unüberzeugend vorbereitet. Byrne scheint zwischen den beiden Extremen Reichtum/Ruhm und Armut/Drogenabhängigkeit zu stehen, keine dieser Welten lernt er wirklich kennen und wenn er schließlich am Ende des Streifens den Extremen entflieht, wirkt diese Flucht wie ein Kompromiss gegenüber dem Zuschauer.

Fatalistisch folgerichtig wäre es, Byrne im Film seine persönliche letzte Minute erleben zu lassen und den Zuschauer wie am Ende von „The Fight Club” ausgebrannt und emotional aufgewühlt zurückzulassen. Dem Film fehlt der - aus Sicht Norringtons - uninteressante Lebensstil der gesichtslosen Mittelschicht. Die Realität der Armut in nächster Zukunft ist so grotesk überzeichnet wie die drogeninduzierte Lebensfreude künstlich ist. „The Last Minute” kennt keine Mitte und wirkt deswegen phasenweise unglaublich distanziert und gleichgültig erzählt. Irgendwann zwischen diesen Extremen verliert Norrington seine Botschaft und begnügt sich, eindrucksvolle Bilder zu inszenieren.

Damit soll auf keinen Fall ausgedrückt werden, dass sich „The Last Minute” als visueller Alptraum nicht lohnt. Scheinbar mühelos nutzt der Regisseur die aufkommende CGI-Sequenz, um ironische Seitenhiebe gegen im Grunde alle Charaktere und ihre inkonsequenten Handlungen zu verteilen. Oft kann der Zuschauer nur befreit auflachen, um wenige Sekunden später mit einer immer düster und unerklärlicher werdenden Realität konfrontiert zu werden. Die stilistische Brillanz von „Blade” wird mühelos in dieses Neo-„Blade Runner”-Szenario einer neben dem normalen Leben existierenden Unterwelt übertragen. Mit dieser absurden Episoden entlarvt Norrington im Grunde nicht nur die Unterhaltungsindustrie als oberflächlich und inhaltsleer, sondern die ganze Menschheit. Technisch wird die ganze Bandbreite von beschleunigten oder verlangsamten Zeitabläufen, Zwischenschnitten, extremen Perspektiven und die Stimmung hervorragend betonenden künstlichen Belichtungen aufgeboten.

Zusammen mit seinem Kameramann James Welland gelingt es ihm, ein grelles Neverland zu erzeugen, das dem Zuschauer noch lange nach Ende des Films aufgrund der stilistischen Brillanz im Gedächtnis bleibt. Lange, nachdem Byrnes Schicksal in Vergessenheit geraten ist. „Blade” on Speed. Die Anonymität und Subversivität der großen Städte wird in eiskalte Bilder gepackt. Es gibt während des ganzen Films keine wirklich realistische, naturalistische Sequenz… alles in künstlich und damit Kunst.

Die Schauspieler - alles bekannte Gesichter vor allem aus Offbeat Filmen - gehen in ihren extremen Rollen auf. Allen voran Max Beesley in der Titelrolle. Ihm nimmt der Zuschauer die Naivität eines im Grunde mit seiner plötzlichen Lebensveränderung überforderten jungen Mannes ab. Zu Beginn erklärt ihm sein Manager, dass es erstaunlich ist, was er mit 19 Jahren geschafft hat. Sein Hinweis, dass er schon 26 Jahre alt ist, geht unter. Wenn er mit seiner Freundin über die Vergänglichkeit des Lebens diskutiert, glaubt man, seine Angst vor dem Tod in der Anonymität förmlich greifen zu können. Er ist Arroganz und Unschuld in einer Person. Vielleicht geht deshalb Norrington am Ende in dem nicht überzeugenden Finale mit ihm – seinem Alter Ego – so sanft um. Kate Ashfield als seine überforderte Freundin ist nicht selten nur Stichwortgeber, aber in dieser extremen Welt ist sie der Bezugspunkt für den Zuschauer. Emily Corrie als Byrnes Wegweiser in die arme Unterwelt ist reifer als sie altertechnisch sein kann. Sie ist das schlechte Gewissen des Films und versucht den orientierungslosen Byrne wieder in zumindest eine Spur zu lenken. Ein sinnloses Unterfangen. Während Udo Kier im Grunde nur einen extremen Cameo-Auftritt als fotografierenden, nationalsozialistischen Leserfetischist hat, überzeugen Tom Bells als Ziehvater der Lost Boys Grimshanks und vor allem Jason Isaacs als der sangesbegeisterte extrem brutale Schurke. Beauty und Beast in einer Person.

Obwohl Norringtons Ambitionen größer gewesen sind als seine schriftstellerischen Fähigkeiten, reiht sich „The Last Minute“ zusammen mit „Fight Club“ in den kleinen Reigen existentialistischer Filme ein, die grell und subversiv zugleich die Strukturen des bürgerlichen Lebens und der verlogenen Industriegesellschaften in Frage stellen, aber in ihrer grotesk überzeichneten Art nur anarchistische, aber keine realistischen Lebensalternativen zur Verfügung stellen. Auch wenn Norringtons Werk bislang visuell eindrucksvoll, aber künstlerisch bescheiden ist... mit „The Last Minute“ zeigt er sich für einen einzigen Augenblick als Künstler... frisch, frech, provozierend und unglaublich lebendig. Bis zur letzten Szene des Abspanns.
Alive legt auf einer empfehlenswerten DVD den ungekürzten Director’s Cut dieses unabhängig produzierten Films vor. Die Bildqualität ist außergewöhnlich. Das Bildformat 2.35:1 ist adäquat und die kräftigen, unrealistischen Farben sind ungewöhnlich strahlend. Die ganze Künstlichkeit der Szenerie wird durch die Sorgfalt der Alive-Präsentation hervorgehoben. Die Tonspuren sind kräftig, insbesondere die Hintergrundgeräusche unterstreichen die pointierten und sehr sorgfältig geschriebenen Dialoge. Auch die deutsche Synchronisation ist gelungen. Zu den Extras gehört ein Trailer, den Rest sollte sich der interessante Zuschauer in dem sehr gut animierten Menü selbst erschließen. Diese Odyssee lohnt sich.

DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Ton: englisch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch

hinzugefügt: March 8th 2008
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
Hits: 2410
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]