Masterton, Graham: Bluterbe (Buch)

Graham Masterton:
Bluterbe
(Descendant)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Alfons Winkelmann
Festa Verlag, 2008, Paperback, 220 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-076-0

Von Carsten Kuhr


Europa gegen Ende des 2. Weltkrieges. Die Alliierten stoßen von der Normandie aus immer weiter Richtung Osten vor. Unterstützt werden sie dabei von den Partisanen und Widerstandsgruppen der besetzten Länder. Dann aber stockt der Vormarsch, ganze Widerstandsnester werden mit offenem Brustkorb und blutleer aufgefunden.
James Falcon, Corporal Little und Frank der Bluthund werden vom militärischen Geheimdienst ausgesandt, den bestialischen Morden auf den Grund zu gehen. In ihrem Reisegepäck befindet sich auch ihr Arbeitswerkzeug - Silberkugeln aus den Bechern der Jünger Jesu, zwei der Nägel, die den Erlöser ans Kreuz nagelten, Knochensäge und Knoblauch. In Antwerpen nehmen sie erstmals die Spur des Strigoi mort Duca auf, eines Untoten, der mittels der von ihm geschaffenen Schreier - Strigoi vii - Angst und Schrecken verbreitet. Bevor es ihnen jedoch gelingt, des Untoten habhaft zu werden ruft James ein Trauerfall zurück in die Staaten - seine Mutter, von der er alles was er über Vampire wusste gelernt hat, sei einem Herzleiden erlegen.

Siebzehn Jahre später meldet sich der Geheimdienst unerwartet wieder bei ihm. Duca, der 1944 gefangengenommen worden war und nach England ausgeflogen werden sollte, ist wieder aufgetaucht. Die Tommies haben die verunglückte Maschine tief im Schlamm der Themse entdeckt und den versiegelten Sarg geöffnet. Ein paar Tage später gibt es bereits weit über 50 Tote, und der MI6 ist gelinde gesagt not amused. James fliegt nach London um seine Jagd wieder aufzunehmen - nur dass sein Feind inzwischen dazugelernt hat ...


Graham Masterton gehört zu den Großen des Genres. Kritiker aller Couleur attestieren ihm, dass er wie kaum ein anderer Autor es versteht, seinen Leser in die Geschichte hineinzuziehen, ihm seine Phantasie real zu machen.
Zunächst war ich verwirrt. Scheinbar zusammenhanglos springt die Handlung zwischen 1944 und 1957 hin und her, berichtet er uns von der Jagd nach den Strigoi im befreiten Holland, nur um uns dann ins Familienidyll von New Milford zu entführen. Auf der einen Seite die fast klinisch kalte Schilderung der Folterung eines Schreiers, dann gepflegte Vorstadtgärten mit Hängematte und Steak vom Grill.

Erst nach und nach wird deutlich, dass die Schilderungen der Verfolgung in Holland nur den Boden für die spätere Auseinandersetzung bilden sollten.
Dabei ist Mastertons Rollenverteilung klar und deutlich - Duca, der böse, skrupellose Vampir gegen James, den gnadenlosen Jäger im Dienste der - Guten?
Was als Fernduell, als reine Hatz beginnt, das nimmt im Verlauf des Bandes andere Züge an. Beide gehen, zur Erreichung ihres jeweiligen Zieles, gnadenlos vor, beide lassen sich durch das Grauen und die Furcht die sie verbreiten nicht stören. Hier treffen zwei dominante Persönlichkeiten aufeinander, für die London nur die Bühne ihres Kampf darstellt. Es geht darum, wer der Bessere, der Brutalere ist, der letztlich obsiegt, nicht um die Vermeidung weiterer Opfer unter der Zivilbevölkerung oder um die Ausdehnung des Einflussbereichs der Strigoi mort. Dabei ist Dorin Duca nicht wirklich böse im Sinne eines Hannibal Lecter. Nein, er verhält sich einfach seiner Art entsprechend triebgesteuert, wie ein Tier, das zum Überleben seine Beute angreift.
Aus der einfachen, eigentlich vorhersehbaren Geschichte - Vampirjäger contra Nachkommen schaffender Vampir - macht Masterton etwas Eigenes, etwas, das insbesondere durch den nicht vorhersehbaren Schluss und stimmige Charaktere überrascht.

hinzugefügt: February 11th 2008
Tester: Carsten Kuhr
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