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Meyer, Kai: DOKTOR FAUSTUS (Buch)

Kai Meyer
Doktor Faustus - 2 Historische Romane in einem Band
Der Engelspakt + Der Traumvater
Heyne Verlag 13099, 444 Seiten, 15,00 DM
Die Engelskrieger
Heyne 13057, 208 Seiten, 12,90 DM

von Carsten Kuhr

1986 war es, da erschienen die ersten beiden Romane der Faustus Trilogie im Berliner Aufbau Verlag.
In einem Zeitraum von nur drei Monaten verfasst, stellten die beiden Romane die ersten Titel dar, die Kai Meyer, nachdem er seine Festanstellung als Journalist gekündigt hatte, als freischaffender Autor geschrieben hatte.
Durch seinen Verlagswechsel zu Heyne, und damit verbundene neue Projekte liess der Abschlussband bis ins Jahr 2000 auf sich warten.

Wir Leser kennen Kai Meyer als Autor, der sehr grossen Wert auf stilitische Feinheiten legt. Seine Werke zeichnen sich durch einen minutiös eingesetzten Stil aus, und verbinden meist eine spannende Handlung mit historischen Persönlichkeiten und phantastischen Begebenheiten. Die Faustus-Trilogie ist keine Ausnahme.

Doktor Faustus, oder Faust, wie Goethe ihn nannte, ist ein historisch verbürgte Gestalt. Als Studiosus der Theologie und Medizin wandt er sich während seines Studiums der Alchemie, Astrologie und Magie zu. Schon zu Lebzeiten erwarb er einen legendären Ruf. Erzählt werden die drei zusammenhängenden Geschichten von Faustus' Adlatus Christof Wagner.
Wagner, ehemaliger Theologiestudent ist ein grossmäuliger Angeber mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Als verwaistes Mündel von Bruder Marthinus, Martin Luther nannte dieser sich später, wuchs er auf. Als Faustus von seinem Widersacher, dem lnquisator Asendorf gefangengenommen wird, schlägt Wagners Stunde. Er befreit den Schwarzmagier, und tritt als Lehrling in dessen Dienste. Auf ihrer Flucht treffen sie auf die Kämpferin Angelina. Als Kind zusammen mit anderen blonden, intelligenten Kindern auf Befehl des Borgia-Papstes entführt, und im Vatikan zu gnadenlosen Streitern erzogen, die sich für himmlische Engel halten, verbrennt sie sich bei der Befreiung Faust´s vom Scheiterhaufen ihr Gesicht, und verliert die Sprachfähigkeit. Sie wird von den anderen Engelkriegern ausgestossen, und schliesst sich unseren beiden Abenteurern an. Zusammen fliehen sie zur Wartburg, nur um dort erneut in Gefangenschaft zu geraten.
Im zweiten Band ruft der ägyptische Traumvater Faustus und seine anderen Schüler in den Spreewald. Im dortigen verlassenen Schloss soll die sagenumwobene Krone des Schlangenkönigs verborgen sein - die einander verfeindet gegenüberstehenden Schüler des ägyptischen Priesters fallen einer nach dem Anderen feisten Mordanschlägen zum Opfer. Geheimgänge, dunkle Verliese, umtriebige Tote, die Jagd nach dem Mörder gestaltet sich wie ein Bild von Hieronymus Bosch.
Im dritten Teil ziehen unsere Drei nach Rom. Sie wollen das Rätsel um die Herkunft und das Schicksal der Engelskrieger und Angelina's lösen. In der heiligen Stadt, in der gerade unter dem Preis vieler Menschenleben der Petersdom errichtet wird, stossen sie nicht nur auf die Leidensgefährten Angelina´s, sondern auch auf den, mittels schwarzer Magie wiedergeborenen Borgia-Papst Alexander. Verrat, Gefangenschaft und ein Intriegenspiel sondergleichen harren unserem Triumvirat bis zur Auflösung der Rätsel.

In diesen Romanen pflegt Kai Meyer einen eigenwilligen, dem Berichter der Ereignisse angepassten Erzählstil. Dies soll aber wahrlich keine Kritik sein, weiss doch gerade das muntere, manchmal naive, oftmals aufschneiderische und respektlose Mundwerk Wagners den Leser zu amüsieren und zu fesseln. Die Handlung selbst strotzt nur so vor spannungsgeladenen Momenten und Situationen, in denen wir keinen Pfifferling mehr für unsere Helden geben würden. Doch immer wieder versteht der Autor es, seinen Protagonisten ein Hintertürchen offen zu lassen. Da fiebern wir mit unserem Erzähler in den finsteren Kerkern der lnquisition, da nehmen uns die phantastischen Geheimnisse des Traumvaters oder auch des Borgia-Papstes gefangen, und bannen unsere Blicke förmlich auf die Buchseiten - man könnte beinahe an Magie glauben, so kettet uns die Erzählung an die Seiten.

Kai Meyer hat Werke verfasst, die besser konstruiert wirken, die durchdachter daherkamen und uns stilistisch mehr beeindruckten. Aber, und dies ist ein grosses ABER, kaum ein Werk kam uns so rasant und voller ungezügelter, übermütiger Freude am Erzählen daher, wie die Faustus Trilogie.
Selbige endet nicht etwa, wie man annehmen könnte, mit dem Tod des Schwarzmagiers nach dessen Begegnung mit dem Teufel, sondern lange vor diesem Zeitpunkt.
Was sagt uns dies? Kai Meyer hat sich ein Türchen offengelassen, weitere Geschichten mit unseren drei Protagonisten aus seinem Säckchen zu schütteln. Eine Tür, die sich hoffentlich sehr bald wieder öffnet, und uns neue, faszinierende Geschichten vom „Zweiten unter den Magiern“ und seinen Gefährten offerieren wird.

hinzugefügt: July 28th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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