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Vosseler, Nicole C.: Das Haus der Spione (Buch)

Nicole C. Vosseler
Das Haus der Spione
Titelbild von Nicholas Hilliard
Arena-Verlag, 2007, Hardcover HC mit Lesebändchen, 428 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-401-06066-9

Von Christel Scheja

Auch wenn die europäische Geschichte schon weitestgehend in Romanen und Zyklen erzählt zu sein scheint, so finden sich doch immer noch Epochen oder Details, die von keinen oder nur wenigen Autoren aufgegriffen wurden, und bisher eher langweilig und uninteressant erschienen. Nicht alles ist spektakulär oder detailliert genug beschrieben, um mit viel Arbeit und Mühe in eine spannende Geschichte umgesetzt zu werden.

So spielten die meisten Romane aus der elisabethanischen Ära entweder am Königshof, in Dichter und Theaterkreisen um William Shakespeare oder auf den Schiffen ihrer berühmten Seefahrer wie Sir Walter Raleigh oder Sir Francis Drake oder schilderten den Aufstieg der jungen Elisabeth zur berühmtesten Königin der englischen Geschichte.
Ein Aspekt wurde zwar immer wieder einmal aufgegriffen, aber meist nur nebenbei erwähnt: das Spionagenetz, das Sir Francis Walsingham, einer der treusten Berater der Königin, für sie begründete und bis zu seinem Tod leitete.


Nur der Gnade eines Pfarrers und seines verwitweten Schwagers hat es der Waisenjunge Nicholas Christchurch zu verdanken, dass er die Kindheit überlebt und sogar ein gewisses Maß an Bildung erhält, was selbst in der blühenden Metropole London nicht selbstverständlich ist. Da sie ein sehr strenges Regiment ausüben und ihn ständig maßregeln, bricht er eines Tages aus und läuft davon. Er will sein Glück auf eigene Faust versuchen, denn er ist sehr geschickt im Umgang mit den Karten.
Bevor er jedoch in die Kriminalität abrutschen oder sogar als Hexer angeklagt werden kann, kommt er in Kontakt mit dem berüchtigten John Dee, den viele für einen Schwarzmagier halten. Doch der Magister ist einfach nur ein weit gereister Universalgelehrter im Geiste der Renaissance, der den Sachen gerne auf den Grund geht und schon viel gesehen hat. Er steht wie andere der Königin mit Rat und Tat zur Seite.
Da er in Nicholas sehr viel Potential erkennt, nimmt er den Jungen mit auf seine Universität. Zunächst nur als seinen Gehilfen - als er aber zusammen mit seiner Freundin, der Fahrenden Lenora, seine Nase in Dinge steckt, die ihn nichts angehen, beschließt Dee, ihn seinem Freund Walsingham zu empfehlen.
Ehe er sich versieht, ist Nicholas ein Spion im Dienste der Königin und darf als Laufbursche in der französischen Botschaft einem Mann zur Hand gehen, der daran arbeitet, ein weit verzweigtes Komplott gegen die Königin zu enthüllen. Denn auch nach mehr als einem Jahrzehnt sitzt Elisabeth nicht sicher auf dem Thron, vor allem, da sie in Maria Stuart, der inhaftierten Königin von Schottland, eine ebenbürtige Rivalin hat.


Nicole C. Vosseler bewegt sich abseits der großen Geschichte und zeigt, dass meistens im Kleinen die Steine ins Rollen gebracht wurden, die später große historische Entwicklungen in Gang brachten.
Sie konzentriert sich zunächst auf das Leben im England des ausgehenden 16. Jahrhunderts. Vordergründig scheint nach den Unruhen vergangener Jahre Frieden zu herrschen, blühen Wohlstand und Wissenschaften unter der klugen Regierung der ungewöhnlichen Königin, aber Nicholas, die Hauptfigur, merkt schon, als er noch kein Teil der Verschwörung ist, dass hinter den Kulissen Intrigen, Verrat und Schlimmeres keimen.
Durch ihn lernt der Leser auch die anderen schillernden Figuren dieser Epoche kennen wie John Dee, der bereits sehr modern denkt und als Universalgelehrter und Wissenschaftler die gesellschaftlich gesetzten Grenzen gerne überschreitet, und Sir Walsingham, der an der Seite seiner Königin einen wachen Blick auf die politischen Strömungen hält und nur das Beste für England und seine Herrscherin will.
Und durch diese beiden Männer gerät Nicholas in ein aufregendes und spannendes Abenteuer, das ihn zusammen mit Lenora einmal fast das Leben kostet. Doch sie können damit eine groß angelegte Intrige vereiteln und einen Krieg verhindern, der das Ende eines Lebens, so wie sie es jetzt kennen, bedeutet hätte. Und sie lernen eine weitere schillernde Figur dieser Zeit kennen - Christopher Marlowe, der noch vor William Shakespeare dem Theater eine neue Richtung gab, aber nebenberuflich auch noch Spion im Dienste Englands war.

Heraus kommt ein spannendes Abenteuer vor einer farbenprächtigen, wenn auch etwas ungewohnten Kulisse, bei der es gar nichts ausmacht, dass auf ein paar Gesetzmäßigkeiten des Jugendbuchs Rücksicht genommen wurde. Die Autorin setzt auf atmosphärische Stimmung und nicht auf Klischees und Melodramatik, weiß aber trotzdem unterhaltsam und auch für ältere Leser interessant und informativ zu schreiben, vor allem weil sich das Thema noch nicht so abgenutzt hat.

hinzugefügt: January 19th 2008
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Arena
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Sprache:

  

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