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Curran, M. F. W.: Wächter der Schatten (Buch)

M. F. W. Curran
Wächter der Schatten
(The Secret War, 2006)
Aus dem Englischen von Michael Nagula
Titelgestaltung von Design Team München unter Verwendung einer Collage von Corbis/Jupiter Images/Brand und Corbis/National Gallery Collection
Goldmann Verlag, 2007, Taschenbuch, 544 Seiten, ISBN 978-3-442-46546-0

Von Irene Salzmann

Captain William Saxon und sein Freund Lieutnant Kieran Harte gehören zu den wenigen Überlebenden der Schlacht bei Waterloo - und geraten zufällig in einen neuen, viel gefährlicheren Krieg:
Will findet eine mysteriöse Bronze-Pyramide und vermutet, dass es einen Zusammenhang zwischen diesem Artefakt und dem Monster gibt, das viele Bewohner der Ortschaft Gembloux, darunter Kierans Braut, tötete. Nur unter großen Opfern können die Soldaten das mächtige Wesen vernichten.
Endlich wieder in ihrer Heimat erfahren Will und Kieran, dass sie mit der Pyramide nach Rom reisen müssen; bloß dort kann sie zerstört werden. Bleiben sie in Fairway Hall, wird der Feind, der das Objekt in seinen Besitz bringen möchte und schon seine Häscher ausgesandt hat, Wills Familie ermorden.
Gemeinsam mit ihrem neuen Freund Engrin Meerwall, der sich als Angehöriger eines geheimen Ordens des Vatikans vorstellt, segeln sie nach Italien und werden kurz vor ihrem Ziel von einem Vampyr und dessen Handlangern angegriffen. Als schon alles verloren scheint, erhält die Mannschaft der Iberer unerwartet Hilfe.
Damit ist das Abenteuer aber noch nicht vorbei. Innerhalb des Ordens gibt es einen Verräter. Die Pyramide wird gestohlen und soll von Will und Kieran wiederbeschafft werden. Keiner ahnt, dass mit dem Artefakt bereits ein neuer Dämon beschworen wurde und sie in eine Falle laufen…


Das frühe 19. Jahrhundert: Napoleon ist besiegt, und Europa liegt in Trümmern. Es ist aber auch das Zeitalter des Imperialismus’, der letzten großen Entdeckungen und einer Archäologie, die praktisch auf einer Stufe mit Grabraub steht. In diesem Jahrhundert sind beispielsweise die Geschichten um Sir Henry Rider Haggards „Allan Quatermain“, Bram Stokers „Dracula“ und Mary Shelleys „Frankenstein“ angesiedelt – Romane, die durch the sense of wonder die Leser noch immer faszinieren.
Damit ist der geschichtliche Hintergrund von „Wächter der Schatten“ auch schon erklärt und spielt für die fiktive Handlung keine große Rolle mehr. An das Interesse, das man damals Ägypten und von dort stammenden Artefakten entgegenbrachte, erinnert die Pyramide, die oft als arkanes Symbol auftaucht und diesmal einen mächtigen Dämon beherbergt. Der Autor knüpft allerdings an momentan beliebtere Themen an und entführt die Leser nach Italien und in den Vatikan, der viele Geheimnisse hütet, die vermutlich die Grundfesten des christlichen Glaubens erschüttern könnten, würden sie aufgedeckt. Damit folgt M. F. W. Curran einem Trend, der bereits Hanjo Lehmanns „Die Truhen des Arcimboldo“ oder Dan Browns „Illuminati“ zu großem Erfolg verhalf.
Hauptakteure sind die Freunde William Saxon und Kieran Harte, die als junge Soldaten eine gewisse Erfahrung mitbringen, welche es ihnen erlaubt, sich gegen ihre Feinde zu behaupten. Während der Dämon und der Vampyr übermächtige Gegner sind, handelt es sich bei deren Handlanger um normale Menschen, die selbst in großen Scharen eine kontrollierbare Bedrohung darstellen. Dennoch mutet es recht unrealistisch an, dass die beiden Protagonisten dank Heldenrabatt mit Säbel und Gewehr alles niedermähen, was selbst Kriegermönche, die seit Jahren Kampftechniken aus allen Herren Ländern trainieren, und ein überlegenes Wesen wie den Dar’uka, zu Fall bringt.
Dämon und Vampyr sind vertraute Motive aus den phantastischen Genres. Die Dar’uka scheinen auch nicht ganz unbekannt, erinnern sie doch vage an Michael Moorcocks ‚Ewigen Helden’, der in vielen Inkarnationen meist als Kämpfer für die Ordnung auftritt. Die enigmatischen ‚Männer aus dem Flachland’ verfügen ebenfalls über besondere Fähigkeiten und verfolgen einzig das Ziel, den Teufel und seine Heerscharen zu vernichten.
Die Fronten sind klar abgesteckt. Die Bösen sind böse, haben oft keinen Namen und begehen die Untaten, die man von ihnen erwartet. Die Guten sind grundsätzlich unterlegen, gleichen ihren Mangel an entsprechender Bewaffnung und Kraft jedoch durch Mut und Einfallsreichtum aus. Genügt das nicht, erscheint Deus ex Machina erst in Form von Engrin Meerwall, der tröpfchenweise mit kryptischen Erklärungen aufwartet, später in der Gestalt des Dar’uka Anitekos.
Die Handlung ist episch: sehr ausführlich und breit angelegt. Der Autor nimmt sich Zeit, die Gräuel des Kriegs, das Leid der einfachen Menschen und die Beziehungen der Charaktere untereinander zu schildern. Regelmäßig eingestreute Kampfhandlungen sorgen für kleine Spannungs-Peaks, die schließlich zum Showdown auf den letzten Seiten führen. Die Informationen fließen spärlich; nur so viel, wie für das Verständnis notwendig ist und den Leser neugierig macht. Für romantische Momente bleibt nicht viel Platz.
Das Buch ist zwar in sich abgeschlossen, aber es werden nicht alle Rätsel bis ins letzte Detail aufgelöst. Das Schicksal von einem der Protagonisten und die Kapitelüberschrift „Das Ende vom Anfang“ lassen ahnen, dass der Autor womöglich bereits an einer Fortsetzung arbeitet.

Wer das Thema und epische Kämpfe um das Schicksal der Menschheit schätzt, wird von „Wächter der Schatten“ gut unterhalten. Genre-Kenner hingegen finden nicht viel Neues, und diejenigen, die sich mehr Action erhofft haben, werden manche Passagen des Romans als unnötige Längen empfinden.
Das Buch ist routiniert geschrieben und flüssig zu lesen, da sich der Autor einer modernen, eher einfachen Sprache bedient, die durch ihren Fäkalienreichtum hin und wieder derb wirken kann, was von einem jüngeren Publikum jedoch als cool empfunden werden dürfte. Die Übersetzung erscheint an einigen Stellen etwas unglücklich; Wortwiederholungen hätten hier durch Synonyme vermieden werden können.
Alles in allem bietet der Band solide, massentaugliche Unterhaltung für ein Publikum, das historische Romane mit Mystery-Elementen und gängigen Horror schätzt.

hinzugefügt: January 14th 2008
Tester: Irene Salzmann
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