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Festa, Frank (Hrsg.): Denn das Blut ist Leben (Buch)

Frank Festa (Hrsg.)
Denn das Blut ist Leben
Titelbild: Markus Mayer
Festa Verlag, 2007, Paperback, 408 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-86552-064-7

Von Carsten Kuhr

Vampire sind gegenwärtig so in, wie selten zuvor. Geschichten um und mit den Nosferatu erfreuen sich, gerade auch im Kontext mit romantischen Abenteuern und den Urban Fantasy-Gesellschaften, gerade bei einer weiblicher Zielgruppe höchstem Zuspruch. In den USA nehmen erotisch angehauchte Vampirgeschichten ganze Regalwände in den Buchhandelsketten ein, die Zahl entsprechender Veröffentlichungen nimmt immer mehr zu.
Schon lange vor dem Trend aber begann Frank Festa in seiner »Nosferatu«-Reihe mit der Publikation von Werken um die Langzähne. Ohne jeder Modeerscheinung hinterherzulaufen bietet sich dem interessierten Leser hier eine breite Palette entsprechender Werke. Und genauso abwechslungsreich wie die Edition liest sich auch vorliegende Anthologie, die der Verlagsinhaber selbst zusammengestellt hat.


Neben Klassikern wie E. A. Poe. Bram Stoker oder Howard P. Lovecraft hat Frank Festa eine ganze Reihe von größtenteils älteren Geschichten zusammengetragen. Erzählungen, die obwohl zu ganz unterschiedlichen Epochen entstanden doch allesamt atmosphärisch dicht zu unterhalten wissen.
Das Gebotene reicht von kurzen, pointierten Storys über längere Werke. Besonders aufgefallen sind mir dabei drei der Novellen.

Edmund Hamilton berichtet uns in »Das Vampirdorf« von der Nacht des Heiligen Georg. Tief in Transsylvanien liegen sie verborgen, die auf den ersten Blick verschlafen wirkenden Dörfer der strenggläubigen Bewohner. Zwei Wandersleute aus dem Westen sind hier unterwegs. Als sie eines Abends nach einem Quartier suchen, treffen sie überall nur auf verschlossene Türen. In der einen Nacht, die dem Heiligen Georg geweiht ist, sind auch die mit Kreuzen in ihren Gräbern gebundenen Vampire frei, wie unsere beiden unfreiwilligen Gäste nur zu bald am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Ein klassisches Thema, das mich insbesondere durch sein fast unmerkliches Abdriften aus der Realität in das Grauen der Nacht in seinen Bann geschlagen hat. Ich konnte gut nachvollziehen, was in den beiden aufgeklärten Protagonisten vorging. Ihr Unglaube, ja Spott ob der Furcht der Ureinwohner, ihre Freude, doch noch Aufnahme in einer geselligen Runde erhalten zu haben und ihr Horror ob der Unbills und der Verdammnis, die ihrer harren.

Zwei der modernen Hausautoren Festas sind ebenfalls vertreten. P. N. Elrod lässt ihren Vampirdetektiv Jack Fleming auf einen der Marx Brothers treffen – eine Geschichte, die all die Stärken ihrer Romane aufweist, und F. Paul Wilsons »Mitternachtsmesse«, die er später zu einem Roman erweiterte, berichtet uns von einer Welt, in der die Vampirseuche selbst vor den Vertretern kirchlichen Macht nicht halt macht. Nach der Entweihung der Kirche, und unter der Leitung des einstigen Pfarrers, halten die Nosferatu ausgerechnet im ehemaligen Gotteshaus ihre Schwarzen Messen ab. Dann aber macht sich ein jüdischer Rabbi und der frühere Vikar der Gemeinde auf, die Höllenbrut das Fürchten vor dem Kreuz zu lehren. In ungewohnt dusteren Farben schildert »Repairman Jack«-Autor F. Paul Wilson den Kreuzzug der ungleichen Partner im Kampf gegen das Böse. Mit einigen wenigen Sätzen gelingt es Wilson hier Tiefe und Hintergrund zu schaffen, portraitiert er den pädophilen Pfarrer, den orthodoxen Juden, den keuschen Vikar nur um darauf aufbauend deren Entwicklung und Wandlung in Folge der um sich greifenden Vampirseuche ins Augenmerk zu nehmen. br>
Brian Hodges »Die Alchemie der Stimme« ist die vielleicht stimmungsvollste und beeindruckendste Geschichte des Bandes. Kein großes Blutgemälde, wobei der Leser Splatterszenen hier sowieso nicht findet, sondern eine eher ruhige, nachdenkliche Geschichte über Liebe, Opfer und Schmerz.
Einer der Verdammten, einst Anhänger von Spartakus, ersteigert sich eine menschliche Nachtigall. Einer der ganz wenigen im Geheimen ausgebildeten Kastratsänger soll ihn, den Unsterblichen, mit seiner engelsgleichen Stimme erfreuen. Nach dem Motto »viva il coltello - es lebe das Messerchen« verschafft der Kastrat seinem Meister innere Ruhe und ein wenig Frieden. Die gegenseitige Zuneigung wächst, der Tod der Haushälterin bringt beide dazu, sich mit ihrem eigenen Schicksal, ihrer Sterblichkeit oder den Mangel derselben zu beschäftigen. Im überraschenden, anrührenden Finale wird deutlich, dass Liebe auch Grenzen überwinden muss, dass Liebe Opfer bedeuten kann, dass Gemeinsamkeit den oberflächlichen Genüssen eines ewigen Lebens vorzuziehen ist. Ohne Sentimentalität berichtet Hodge uns hier beeindruckend einfühlsam und eigenständig von Menschen, die leiden, die sich an der sie verbindenden Musik erfreuen und die bereit sind, aus echter Zuneigung zueinander größte Opfer zu bringen. Hodge hat mich hier berührt, zum Grübeln gebracht, ja mit seinen Gestalten gepackt, wie es sonst trotz der unbestrittenen Qualität der Geschichten keinem der in diesem Band versammelten Autoren gelungen ist. In einigen wenigen Nebenbemerkungen lässt er eine ganze bizarre Welt der Unsterblichen auferstehen, macht uns durch die Beschreibungen deutlich, um wie viel anders deren Moralvorstellungen, deren Verhalten und deren Lebensanschauung ist. Immer, wenn ich glaubte, die Richtung in die die Erzählung sich entwickeln würde vorhersehen zu können, überraschte mich eine so nicht erwartete Wendung, ließ mich eine Idee alles in einem anderen Licht sehen.

Zusammen mit weiteren Novellen von Größen wie Graham Masterton, Karl Hans Strobl, C. A. Smith oder Theophile Gautier erhält der Leser einen umfassenden Überblick über die unterschiedlichen Spielarten des Vampir-Genres, der Appetit weckt auf weitere Abenteuer mit und um die Langzähne und zeigt, dass neben den momentan so angesagten Vampir-Sex-Romance-Novels noch eine ganze Welt anderer, interessanter Ausformungen darauf wartet, entdeckt zu werden.

hinzugefügt: December 20th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Festa Verlag
Hits: 2752
Sprache: german

  

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