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ReGenesis - Season 1 Box (DVD)

ReGenesis - Season 1 Box
Kanada 2004, mit Peter Outerbridge, Mayko Nguyen, Conrad Pla, Dmitry Chepovetsky u.a.

Von Thomas Harbach

Mit „ReGenesis“ liegt jetzt eine interessante Kombination aus wissenschaftlich fundierter Serie und „CSI“-artigen Ermittlungen vor. In ihrem Heimatland ist die Serie ein großer Erfolg, die vierte Staffel ist inzwischen abgedreht worden und wird 2008 im Fernsehen ausgestrahlt werden. In Deutschland liefen die dreizehn hier zusammengefassten Episoden der ersten Staffel auf dem Kulturkanal ARTE, was im Grunde schon eine Auszeichnung für die Serie ist. Wer sich insbesondere das phantastische Spielfilmangebot von ARTE über Jahre hinweg angeschaut hat, wird der Unterschied zu den kommerziellen Sendern vor allem in Bezug auf die Qualität der Ausstrahlung und die teilweise anonyme liebevolle Restaurierung der Spielfilme lieben. Dabei behandelt „ReGenesis“ mit dem Thema Molekularbiologie kein griffiges Thema. In den USA ist zum Beispiel „Numbers“ gescheitert – obwohl die Serie auch über die erste Staffel hinausgekommen ist -, als man versuchte, höhere Mathematik inklusiv Wahrscheinlichkeitsrechnungen mit einer packenden Krimihandlung zu verbinden. Da sich „Numbers“ in erster Linie auf die Person des intellektuellen Mathematikers und seiner treuen Helfer konzentrierte, hat „ReGenesis“ ein Team von teilweise exzentrischen, aber sehr interessanten Charakteren zu bieten. Dabei wandelt „ReGenesis“ erfolgreich auf einem schmalen Grad.


Ausgerechnet die Auftaktfolgen beinhalten den Alptraum der Sicherheitsdienste, einen perfiden, perfekt inszenierten Anschlag auf die unschuldige Bevölkerung mit einem neu entwickelten aus zwei gefährlichen Viren gekreuzten „Giftstoff“, wobei insbesondere der Bote die perverse Phantasie der Terroristen auf die Spitze treibt. Im Original gibt der Titel der Auftaktfolge den Plot viel zu leicht Preis, aber unabhängig von der Spannung der ersten Folgen hat der Betrachter auf den ersten Blick das Gefühl, dass die Produzenten der spürbaren Tendenz, insbesondere die Bedrohung durch Terroristen mit ihrer schier unerschöpflichen Waffenpotentialen übertrieben darzustellen, erliegen. Mit dieser Erwartungshaltung spielt im wahrsten Sinne des Wortes „ReGenesis“. Immer wieder erwartet der Zuschauer, dass die auch für Laien gut dargelegten Theorien schließlich zu Gunsten einer geradlinigen Actionhandlung im wahrsten Sinne des Wortes über Bord geworfen werden. Spätestens mit der zweiten Folge der Serie, „Tödliche Schwangerschaft“, überrascht die Serie auch mit überzeugenden menschlichen Nebenhandlungen. Unabhängig von der einzelnen Folgen ist der Überbau der Serie eine Mischung aus den interessanten im Grunde klassischen Agentenserien – ein Team von Spezialisten, in Kanada stationiert und von den USA, Mexiko und Kanada finanziert, deren Forschungen geheim sind und dessen Bedrohungen sowohl von außen als auch innen kommen – und modernster Technik. In Hinblick auf die Technik ist „ReGensis“ die erste Serie, die sich von einem gut verständlichen wissenschaftlichen Standpunkt mit den Themen genetische Manipulation und virale Epidemien – nicht nur aufgrund von neuen Biowaffen – auseinandersetzt. Dabei geht es nicht um die obligatorische Rettung in letzter Sekunde – eine der großen Schwächen anderer Serien, die immer eine große, wenn auch nicht selten unwahrscheinliche Lösung präsentieren und damit ein gutes Gefühl im Zuschauer erzeugen wollen -, sondern vor allem um die Akzeptanz, dass das Wissen des Menschen trotz aller Fortschritte, trotz aller Forschung immer noch begrenzt ist. Die Büchse der Pandora ist geöffnet worden und lässt sich trotz aller Versuche weder in die obligatorische Flasche zurückdrängen noch unter Kontrolle bringen. Mit den Entdeckungen insbesondere in der Erbgutforschung kommen auch die moralischen Fragen, eines der ganz großen Themen des laufenden Jahrtausends.

Von Beginn an setzt sich „ReGenesis“ auf zwei sehr gut aufgebauten Handlungsebenen mit diesem Thema auseinander. Auf der einen Seite die entlang eines Highways ausgebrochene tödliche Seuche, auf der anderen Seite das Schicksal eines Jungen, der offenbar heimlich von seinem Vater geklont worden ist. Dieser sucht die Unterstützung von David Sandström, dem Leiter der geheimen Forschungsstätte „NORBAC“. Sandström kümmert sich erst nicht um den Jungen. Zum einen, weil er ihm nicht glaubt, zum anderen weil er alle Hände voll mit der mysteriösen Krankheit hat. Der Junge nähert sich Sandströms Tochter, die von ihrer geschiedenen Mutter abgehauen zu ihrem Vater gezogen ist. Mit diesen beiden Außenseitern gelingt es dem Drehbuchautorenteam, die Wissenschaft für den Zuschauer viel greifbarer zu machen. Im Verlaufe der ersten Folgen arrangieren sich Sandström und seine Tochter, die damit oft stellvertretend für den Zuschauer mit einfachen, aber griffigen Bildern in die komplexe Welt der Molekularbiologie eingeführt wird. Wie eng Terror und Tragik miteinander verbunden sind, zeigen die ersten beiden Folgen. Der Junge glaubt nicht nur, ein Klon zu sein, sondern in erster Linie als Ersatzteillager für seinen inzwischen verstorbenen Bruder geschaffen worden zu sein. Der Virus versteckt sich in einem hilflosen Menschen, dem in einer der am meisten ergreifenden Szenen ein Schicksal als Forschungsobjekt erspart werden soll. Kaum hat der Zuschauer den einen im Grunde unbegreiflichen Fakt akzeptiert, legt „ReGensis“ auf eine realistische und erschütternde Weise nach. Die Serie lässt dem Zuschauer vor allem in den ersten Folgen nicht die Luft zum Atmen. Das Szenario ist dunkel und erschreckend. Insbesondere die Inszenierung ist sehr realistisch mit dem Rückgriff auf moderne Technik, das inzwischen sehr verbreitete und deswegen ermüdende Splittscreenverfahren und schließlich einige wenige parallel laufende Handlungsarme, welche den Zuschauer, aber nicht die einzelnen Charaktere auf die kommenden Ereignisse vorbereiten. Über die Folgen hinweg wird immer wieder ein roter Handlungsfaden mitgenommen. Mit dieser Vorgehensweise werden nicht nur die einzelnen Folgen eng miteinander verbunden – obwohl neue Zuschauer immer wieder sehr gut einsteigen können -, sondern man verhindert das Einschleichen von oft klassischen Soap Opera Subplots. Dabei ist das Themenspektrum insbesondere der ersten Staffel sehr breit und nicht immer nur düster.

Mit „Im Angesicht Gottes” nimmt sich „ReGenesis” zwei neuen Themenebenen an. Die Moral und die Verantwortung des Wissenschaftlers seinem eigenen Werk, seiner eigenen Schöpfung gegenüber und dem religiösen Wahn exzentrischer Prediger. In Reverend Walsh, der mit falschen gekauften Studien behauptet, das Blut Christi gefunden zu haben, um den Erlöser zu klonen und die Menschheit bei dessen zweiter Wiederkehr zu bekehren und damit zu retten kumuliert der Medienwahn, der für eine gute Story seine Seele verkaufen würde. Am dramatischen Höhepunkt der Handlung stirbt ein Mitglied von Sandstroems Team durch den Schuss eines Fanatikers. Vielleicht kommt diese intensive Szene ein wenig zu früh im Verlaufe der Serie - Sandstroem selbst war ja am Ende der letzten Folge durch den Kontakt mit einem Virus vom Tode bedroht -, aber sie zeigt wie auch andere populäre Fernsehserien - siehe „Lost” -, das keiner der Charaktere drehbuchtechnisch unsterblich ist. Allerdings nimmt sich die Serie auch früh eines aktuellen politischen Spannungsbogens, da das Teammitglied Kontakt zu ihrem Bruder, einem Mitglied einer islamischen Terrorzelle hatte. Hier wäre es Neuland gewesen, insbesondere die Zerrissenheit der Familienangehörige zwischen ihrer neuen Heimat - in diesem Fall den USA - und dem Bestreben ihrer Verwandte, nach einer manchmal sehr archaisch wirkenden islamischen Unabhängigkeit, aufzuzeigen und zu extrapolieren. Was die Folge auszeichnet, ist gleich zu Beginn der Versuch der Polarisierung - in diesem Fall am Schöpfer des jungen Klons - und die Diskussionen der einzelnen Standpunkte und vor allem Motive aus einer extremen, vielleicht sogar verzerrten, aber damit für den Zuschauer eindringlichen Perspektive. Im Verlaufe der Folge werden eine Reihe von Charakteren aus ihrem Status der biochemischen Halbgötter in Weiß wieder auf den Boden der menschlichen Existenz zurückgeholt.

Der zweite große Handlungsbogen der ersten Staffel beginnt mit „Hiras Vermächtnis“. Im Gegensatz zur terroristischen Bedrohung – dieses Thema wird in späteren Folgen wieder aufgenommen – geht es um einen Ausbruch der „Mad Cow“-Krankheit in Kombination mit einem SARS vergleichbaren Virus. Die Serie unternimmt einen ersten zögerlichen Schritt auf das Gebiet der typischen Soap Opera, wenn sich eine neue Virologin bei NORBAC vorstellt, mit der Sandström ein Verhältnis gehabt hat. Aber dieser Themenstrang wird zum Vorteil der Serie immer auf Sparflamme gekocht und in keiner Folge in den Vordergrund gestellt. Da Sandström nicht zuletzt aufgrund seiner bei ihm lebenden fünfzehnjährigen Tochter die einzige Figur der ersten Folgen mit einem chaotischen, aber für den Zuschauer spürbaren Privatleben ist, rundet diese emotionale Begegnung mit der eigenen Vergangenheit den Charakter ab. Andere Folgen wie „Letzte Hoffnung“ spekuliert über eine mögliche Kur gegen AIDS, während etwas humorvoller „Nacht in Toronto“ die Hintergründe hinter einem Stromausfall beleuchten, der Nordamerika über mehrere Tage betroffen hat.

Mit „Aufgeweckt“ und „Die längste Nacht“ driftet die Serie zum Ende der ersten Staffel in das aus „Akte X“ bekannte Reich der Spekulation ab. Sandstroem versucht ein Extrakt der spanischen Grippe aus einem im Eis der arktischen Tundra gefundenen Toten zu bekommen. Der überambitionierte Sandstroem folgt einem Impuls und zum zweiten Mal in der Serie – das erste Mal gleich in der zweiten Folge – überdecken seine Emotionen und seine Impulsivität sein wissenschaftlich fundiertes Urteilsvermögen. Aber insbesondere diese Augenblicke der Schwäche, die Gefahr des persönlichen Scheiterns zeigen die Stärke einer intellektuell stimulierenden Serie wie „ReGenesis“.


Peter Outerbridge spielt den fachlich unbestritten hervorragenden Molekularbiologen David Sandström sehr überzeugend. Er ist der Hauptwissenschaftler des von einer Ex-CIA-Mitarbeiterin Caroline Morrison – Maxim Roy hat die besten Retouren für ihren attraktiven, aber auch nicht zuletzt aufgrund ihrer Geheimdienstausbildung gefährlichen Charakter erhalten – Laboratoriums NorBAC. Wie chaotisch sein Privatleben ist, zeigt das Auftauchen seiner fünfzehnjährigen Tochter, die er nicht vom Flughafen abholt und die plötzlich beschlossen hat, bei ihm zu leben. Von Beginn ist ihr Verhältnis wie ein Katz-und-Maus- Spiel. Immer, wenn sie sich trotz des spürbaren Respekts annähern, wird diese brüchige Bindung durch ein Ereignis von außen auf eine harte Probe gestellt. Sandströms Tochter dient aber in einigen der sehr wissenschaftlich gehaltenen Folgen als Brücke zum Zuschauer. Indem er ihr möglichst bildhaft von seiner Arbeit berichtet, zieht er diese auf seine Seite. So erzählt er in einer der für diese Serie so bezeichnenden Sequenzen seiner Chefin Morrison ohne Handwerkszeug mit einfachen, klar verständlichen Worten und einigen erläuternden Gesten von einem komplexen biologischen Vorgang. In diesen Szenen wirkt Outerbridge beeindruckend überzeugend, der Kontrast zu seinem flegelhaften Privatleben ist vielleicht ein wenig zu stark, aber es gelingt der Serie, ihn als dreidimensionalen und überzeugenden Charakter darzustellen. In seinem Schatten stehen einige der anderen Figuren, auch wenn sich das Drehbuch um eine multinationale Crew bemüht hat. Mit dem mexikanischen Arzt Carlos Serrano, der asiatischen Wissenschaftlerin Mayko Tran sowie dem über russische Wurzeln verfügenden Bob Melnikov und der Top-Virologin Hiran Kahn mit ihrem muslimischen Hintergrund verfügt die Serie über interessante und gut gezeichnete Nebenfiguren, die über den Stichwortcharakter nach den ersten Folgen hinausgehen. Wenn über die Fehler eines Mitglieds des Teams während ihrer Diplomarbeit diskutiert wird, dann gehört dieses Vorgehen zu Betonung der individuellen Schwächen und dem stetigen Lernprozess, dem sich alle im Berufsleben unterordnen müssen. Im Gegensatz zu vielen anderen Serien führt diese fachliche Kritik nicht zu Amokläufen, Alkoholexzessen oder reinen Selbstverachtung. Die Balance zwischen dem aufregend Neuem in der Forschung und dem Druck, in diesem hypersensiblen Umfeld keine Fehler zu machen und sich gedanklich niemals in eine Ecke zu stellen, ist in vielen Folgen über die geradlinigen Plots hinaus spürbar. Damit erinnert „ReGenesis“ in seiner Konstellation als modernes Science Fiction/ Science Fact Drama auch mehr den Romanen eines Paul McAuley oder Greg Bears. Die Plots sind interessant, viele bekannte Ideen werden innovativ und neu mit einem wissenschaftlich orientierten Ansatz ohne überzogene Actionszenen durchgespielt. Neben den gerade gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen sind es aber die menschliche Schicksal – oft mehr im Kleinen als im Großen -, welche die Serie so abwechselungsreich und ansehenswert machen.
„ReGenesis“ war international eine der ersten Serien, die interaktive Medien in die Serie integrierte. So gibt es ein in dem Universum der Serie angelegtes Alternate Reality Game; die Verbindung aus Spiel und Fernsehsendung wird „ReGenesis Extended Reality“ bezeichnet. „ReGenesis Extended Reality“ bietet den Spielern eine Welt von Verschwörungen und Mysterien, die sich auf die Serie bezieht, aber auch über die angebotenen Szenarien hinausreichen. Als Medien werden dazu in erster Linie das Internet und E-Mails genutzt. So verbinden sich die Fiktion der ersten Staffel mit der „Realität“ oder „Irrealität“ der Verschwörungsszenarien zu einer interessanten Mischung und binden das Publikum auf mehr als einer Ebene an die Serie.


Red Planet hat die erste Staffel mit einem ungewöhnlichen optischen „Bloodpack“-Titelbild versehen. Künstliches Blut bewegt sich im Schuber. Das Bild im anamorphen 1.85:1 Format ist ausgesprochen sauber, die Farben naturalistisch und extrem kräftig. Insbesondere die Abstimmungen zwischen den Kontrasten – siehe alleine die Beerdigungsszene in der vierten Folge – sind überragend. Beide Tonspuren verfügen über ausreichende Abstimmung zwischen den Dialogen und den Hintergrundgeräuschen bzw. der spärlich – bis auf die interessant gestaltete Titelsequenz – eingesetzte Musik. Auf der Originalspur werden die etwas anderen kanadischen TV-Fassungen angeboten, die deutsche Synchronisation ist allerdings sehr gut und die ungewohnten medizinischen Fachbegriffe werden insbesondere auf der englischen Spur viele Zuschauer überfordern.
Technisch eine überzeugende Präsentation.
Zu den Extras gehören das Casting und ein kurzweiliges anzusehendes Making Of. Das Booklet besteht nur aus einer Auflistung der Folgen, hier hätte Red Planet einige weitere Informationen über die Serie und deren Erfolg – immerhin ist eine vierte Staffel in Planung – veröffentlichen müssen.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsche Dolby Digital 2.0 Stereo, englisch Dolby Digital Stereo 2.0

DVD-Extras:
Making of, Casting, Booklet

hinzugefügt: November 17th 2007
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
Hits: 2854
Sprache:

  

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