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Die Gilde 1: Astraban (Comic)

Miroslaw Dragan & Oscar Martin
Die Gilde 1: Astraban
(La Guilde 1: Astraban, 2006)
Aus dem Französischen von Marcel Le Comte
Egmont Ehapa Verlagsgesellschaft, 2007, Album, 48 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3130-4

Von Christel Scheja

Comics mit anthropomorphen Tiergestalten, die sich ansonsten wie Menschen benehmen, haben eine lange Tradition in Europa, die noch von den Fabeln herrührt. Mehr als bei humanoiden Gesichtern kann man in die Wesenszüge der Mischwesen auch ihren Charakter hinein projizieren und muss nicht erst lange Erklärungen und Hinweise anbieten. Diesen Vorteil nutzen auch Oscar Martin und Miroslaw Dragan in ihrer Comicserie „Die Gilde”, dessen erster Band mit dem Titel „Astraban” gerade erst erschienen ist.


Auf dem Nachhauseweg von einem nächtlichen Streifzug wird der junge Alchimist Astraban Zeuge eines Angriffs auf ein junges Mädchen. Er nimmt allen Mut zusammen, denn die Absichten der vermummten Gestalten sind klar - sie wollen das Mädchen umbringen, und das kann er nicht zulassen. Zwar gelingt es ihm, die Fremden zu vertreiben, aber der Preis, den er selbst dafür bezahlen muss, ist sehr hoch. Noch ehe er den Vorfall richtig verdaut hat, überstürzen sich die Ereignisse. Seine Freunde und Verwandten werden auf offener Straße ermordet, und auch er selbst gerät in das Schussfeld der Mörder.
Doch da greift eine geheimnisvolle Gruppe ein, zu der auch das Mädchen gehört. Lyndia ist die Nichte des einflussreichen und wohlhabenden Ratsherren Braezel, der im geheimen gegen die Machtgier des Grafen Melkiot kämpft.
Astraban steht vor den Trümmern seines eigenen Lebens. Wenn er überleben will, muss er auf einen verhängnisvollen Handel eingehen, den ihm Braezel nun anbietet. Wenn er sich diesem verpflichtet, sorgt der Ratsherr dafür, dass er eine neue Identität annehmen und aus diesem Schutz heraus Rache nehmen kann.
Das bedeutet für Astraban aber auch, nun ein Teil der Intrigen zu tun und seinen eigenen Blutzoll zu zahlen. Ist er wirklich dazu bereit, Dinge zu tun, die seinem Gemüt eigentlich widersprechen?


Man muss sich schon daran gewöhnen, dass nicht alle Comics, in denen anthropomorphe Tiere die Hauptrolle spielen, auch lustig sind. Denn das ist bei „Astraban” ganz und gar nicht der Fall. Entgegen der Erwartung geht es sehr ernst, ja, sogar überraschend brutal und blutig zu, denn die Machtkämpfe in der mittelalterlich anmutenden Stadt können mit jedem historischen Roman mithalten. Viel anderes als das bietet der Comic auch nicht, da weitestgehend phantastische Elemente wie Magie und Fabelwesen fehlen.
Auch konzentrieren sich Autor und Künstler mehr auf die Figuren, vor allem ihren Helden: Im ersten Band der Serie „Die Gilde” ist der junge Alchimist noch idealistisch und naiv, glaubt an das Gute in den Wesen. Doch das wird ihm schon auf den ersten Seiten ausgetrieben. Hilflos muss er mit ansehen, wie um ihn herum Leute sterben. Erst langsam setzt bei ihm ein Wandel im Denken und Fühlen ein. Handlungsweisen, die er anfangs noch verabscheut, beginnt er, langsam zu verstehen und selbst durchzuführen - nicht ahnend, dass man ihn absichtlich in diese Rolle gedrängt hat. Aus dem vermeintlichen Opfer wird ein Täter, oder besser: ein Werkzeug in skrupellosen Kämpfen um die Macht.
Durch die nicht ganz menschlichen Protagonisten haben Künstler und Autor mehr Möglichkeiten, die damit verbundenen Gefühle auszudrücken, und das nutzen sie in der Tat auch weidlich aus.
Wie in vielen francobelgischen Comics erfährt man auch in „Astraban” zunächst nur einen kleinen Teil der Hintergrundgeschichte und darf sich aus den wenigen Hinweisen zusammenreimen, worum es in den Machtkämpfen eigentlich gehen könnte.
Genau so wenig wie der junge Alchimist wird der Leser in das eingeweiht, um das es im Großen und Ganzen eigentlich geht. Er lernt stattdessen erst einmal in Ruhe die wichtigsten Figuren, ihre Stärken und Schwächen, aber auch ihre Gegenspieler und deren Handlanger kennen, die auch noch in kommenden Bänden eine Rolle spielen werden.
Dabei erlebt man mit, wie die Helden nach und nach in eine bestimmte Rolle gedrängt werden. Da das nicht immer sofort ersichtlich ist und der Comic insgesamt hintergründiger wirkt, als er zunächst scheint, werden junge Leser Schwierigkeiten haben, das volle Ausmaß der Intrigen zu erkennen. Die Umsetzung der Inhalte ist ansonsten sehr gut gelungen. Man gewöhnt sich sehr schnell an die anthopomorphen Gestalten und lässt sich von der spannenden und hintergründigen Geschichte mitreißen, so dass man fast schon enttäuscht ist, wenn sie ein abruptes, wenn auch halbwegs abgeschlossenes Ende findet – und man ist neugierig auf mehr.

„Astraban” ist kein Kinderkram, auch wenn der Comic auf den ersten Blick so wirken mag. Die komplexe Geschichte wendet sich eher an ein erwachsenes Publikum, das hintergründige Abenteuer-Geschichten mit Tiefgang mag.

hinzugefügt: October 24th 2007
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Ehapa Comic Collection
Hits: 2251
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