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Die Chroniken von Erdsee 1 (Comic)

Die Chroniken von Erdsee 1 (von 4)
Goro Miyazaki (Drehbuch und Regie, Studio Ghibli)
(Gedo Senki - Tales from Earthsea, Vol. 1, 2006)
Nach der „Earthsea”-Serie von Ursula K. Le Guin
Inspiriert von Hayao Miyazakis „Shuna’s Journey“
Aus dem Japanischen von Karsten Küstner
Carlsen, Taschenbuch, 144 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-551-75291-8

Von Irene Salzmann

Die eingefleischten Fantasy-Fans kennen natürlich die „Erdsee“-Saga von Ursula K. Le Guin, die nun als Vorlage für einen Anime-Kino-Film der Ghibli-Studios diente. Da sich Hayao Miyazaki aus Altersgründen aus dem Geschäft zurückzog, entstand der OVA unter Leitung seines Sohnes Goro Miyazaki, was die Autorin recht enttäuschte. Dennoch erfüllte der Anime alle Erwartungen und lockte die Zuschauer in die Kinos. Auch Fantasy- und Film-Freunde, die sich nicht weiter für Animes interessieren, schenkten dieser Umsetzung eines Genre-Klassikers Beachtung.


Die Bewohner der Inseln von Erdsee beobachten viele merkwürdige und erschreckende Dinge. Die Ernten fallen immer schlechter aus, das Vieh erkrankt, die ersten Menschen sind auch schon betroffen, und zwei Drachen fressen einander gegenseitig. Der Erzmagier Ged, auch Sperber genannt, kann die Zeichen deuten: Unheil breitet sich über der Welt aus.
Auf seiner Reise begegnet er Arren, dem Prinzen von Enlad. Dieser hat seinen Vater ermordet, dessen magisches Schwert an sich genommen und die Flucht ergriffen. Was Arren zu dieser Tat bewogen hat, weiß niemand. Sperber, der spürt, dass mit dem Jungen etwas nicht stimmt, nimmt ihn unter seine Fittiche.
Zufällig kann Arren das Mädchen Therru vor einigen Sklavenhändlern retten. Sie sieht als Erste sein anderes Gesicht und will darum nichts mit ihm zu tun haben. Die Männer, die Arren verjagen konnte, kommen nur wenig später zurück und sinnen auf Rache…


Der OVA basiert hauptsächlich auf dem dritten Band der ersten „Erdsee“-Trilogie, „Das ferne Ufer“. Sperber, die Hauptfigur der meisten Erzählungen, ist inzwischen ein reifer Mann und mächtiger Magier. Er nimmt den Jungen Arren zu sich, ohne Näheres über ihn zu wissen, doch ahnt er, dass der Prinz genauso von dem sich ausbreitenden Bösen heimgesucht wird wie die ganze Welt. Durch Therrus Befreiung schafft sich Arren Feinde, die über ihn herfallen – und der erste Teil des Anime-Comics endet mit einem Cliffhanger.
Sperber bleibt zunächst im Hintergrund, und auch der Auftritt von Therru fällt sehr kurz aus. Das lässt den Schluss zu, dass Arren im Mittelpunkt des Geschehens stehen wird, denn gerade ihn umranken einige Geheimnisse: Wer oder was hat ihn dazu getrieben, seinen Vater zu töten? Welche Bewandtnis hat es mit dem Schwert? Wodurch wird das Böse in Arren geweckt? Ist er eine Schlüsselfigur im Kampf gegen das drohende Unheil?
Die Charaktere heben sich deutlich von den Nebenfiguren ab. Sperbers Gesicht wird von einer Narbe entstellt. Seine Kleidung und sein Auftreten weisen ihn als Magier aus. Arren trägt bunte Kleidung (Königspurpur) und besitzt ein magisches Schwert. Therrus Gesicht weist ein Feuermal auf, und sie scheint sich auch recht gut wehren zu können. Alle drei verfügen über Fähigkeiten und Kenntnisse – oder eigenen sich diese im Laufe der Handlung an -, um in einer gefährlichen Zeit überleben zu können.
In diesem ersten von vier Büchern werden die Protagonisten vorgestellt, doch erfährt man bloß das Notwendige über sie. Einen ersten Eindruck von der Welt Erdsee vermitteln die detailreichen Bilder und die Dialoge. Die Andeutung eines Konflikts, der in keiner abenteuerlichen Fantasy-Story fehlen darf, leitet die Geschehnisse ein, in denen die Hauptfiguren tragende Rollen spielen werden. Aber auch das wahre Ausmaß des Übels und sein Name wird nicht enthüllt.
Die Einleitung hat die Aufgabe, neugierig auf das Weitere zu machen – und das gelingt auch ohne wilde Action-Szenen oder Klamauk. Vielleicht lässt man sich gerade deswegen gern in den Bann ziehen, weil der ruhige, realistische Handlungsfluss, der sich langsam, aber stetig einem ersten Höhepunkt nähert, so wohltuend anders wirkt als die Plots der üblichen krawalligen Mangas (Animes). Man darf also gespannt sein, wie es weiter geht bzw., wenn man die Romane kennt, wie der komplexe Stoff weiter verarbeitet wurde.

Bei den Illustrationen handelt es sich um Screenshots von ausgezeichneter Qualität, die zurechtgeschnitten, für das Buch nachvollziehbar arrangiert und mit Sprechblasen versehen wurden. Die Dialoge halten sich in Grenzen, da die Bilder in vielen Fällen die wesentlichen Informationen liefern.
Auch die Gestaltung des Bandes ist angemessen: Das Cover wurde auf stabilen Hochglanzkarton gedruckt. Die Innenseiten sind von besserer Qualität als die der meisten Mangas, denn man verwendete festes Papier, wie man es aus den francobelgischen HC-Alben kennt. Der Druck ist sauber, die Farben leuchten.

Der Anime-Comic „Die Chroniken der Erdsee“ wendet sich an ein All Ages-Publikum beiderlei Geschlechts, das anspruchsvolle Unterhaltung wünscht, an Fantasy-Leser, die auch Comic-Adaptionen nicht abgeneigt sind, sowie an die Fans der Werke von Ursula K. Le Guin und von den Ghibli-Studios. Der schmucke Band dürfte obendrein alle Sammlerherzen höher schlagen lassen.

hinzugefügt: September 30th 2007
Tester: Irene Salzmann
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