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Delany, Joseph: Spook - Das Geheimnis des Geisterjägers (Buch)

Joseph Delaney
Spook – Das Geheimnis des Geisterjägers
(The Spook´s Secret)
Aus dem Englischen übersetzt von Tanja Ohlsen
Titelillustration: David Wyatt
Innenillustrationen: Patrick Arrasmith
cbj Verlag, 2007, Hardcover, 368 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 3-570-13047-6

Von Carsten Kuhr

Seit beinahe einem Jahr ist der dreizehnjährige Tom nun Lehrling eines Spooks. In diesem Jahr hat der siebte Sohn eines siebten Sohnes von seinem Lehrmeister nicht nur gelernt Geister, Dämonen und Boggards zu bannen, nein, er hat auch die Bekanntschaft mit leibhaften Hexen gemacht. Dabei hatte ihn der Geisterjäger inständig vor den Frauen mit den spitzen Schuhen gewarnt, aber ist nicht das Verbotene immer besonders verlockend? Und Alice, die angehende Hexe, ist doch auch wirklich zu süß anzuschauen, und hat unserem angehenden Spook bereits mehrmals das Leben gerettet.

Doch dann zieht der Herbst heran, und John Gregory bricht die Zelte im malerischen Tal mit dem schönen Garten und den Gruben, in denen die Hexen und Boggards gefangen gesetzt werden, ab, um sein Winterquartier zu beziehen. In der Zeit der langen Nächte zieht der Geisterjäger jedes Jahr gen Norden, hin zu den Mooren, und damit hin zu seiner Aufgabe, die Menschen gerade auch in den abgelegenen Gegenden vor dem Bösen zu schützen. Während Tom daran geht, das Winterquartier bewohnbar zu machen und dabei auf eine alte Liebe seines Meisters, pikanterweise eine Lamina-Hexe, stößt, kümmert sein Meister sich zunächst um die anderen Gefangenen des Kellers.

Alice haben sie unterwegs an einem einsamen Hof abgesetzt, damit sie dort für den Spook die Augen offen hält.

Morgan, der Adoptivsohn des Bauern, einst unfähiger Lehrling des Spooks und ein Tunichtgut, hat sich der dunklen Seite zugewandt. Allen Warnungen und Drohungen zum Trotz hat er die Kunst der Nekromantie studiert und zwingt in einer Friedhofskirche die Geister der Toten zu erscheinen und Rede und Antwort zu stehen. Doch Morgan hat größere Pläne. Um die absolute Macht zu erlangen, plant er, Golgoth, den alten fast vergessenen Gott des Winters zu beschwören. Dazu aber muss er das Grimoire, das ihm der Spook abgenommen hat, wieder in seinen Besitz bringen. Als Toms Vater stirbt, und Morgan dessen Seele im Nimbus martert, hat er das geeignete Druckmittel, um Tom zu erpressen. Doch wieder einmal hat ein Mann, noch dazu ein zauberkundiger Mann, die Rechnung ohne die Frauen mit den spitzen Schuhen gemacht – und auch der kranke Gregory erweist sich als gewiefter, als erwartet ....


Joseph Delaneys Bücher um den Spook und seinen Lehrling, aus dessen Sicht die Abenteuer geschildert werden, erfreuen sich international größter Beliebtheit. Das liegt auch und besonders daran, dass der Autor es versteht, uns durch die Augen seines neugierigen, naseweisen aber eben oft auch furchtsamen – wer kann ihm dies angesichts der Gefahren, denen ein Spook ausgesetzt ist verübeln - Protagonisten einen direkten Zugang zur Handlung zu ermöglichen.

Dabei hat es für scheinbar nebensächliche Alltagstätigkeiten – etwa das Lernen lateinischer Vokabeln – ebenso Platz, wie für lebensbedrohliche Auseinandersetzungen. Dies führt dazu, dass der Leser tief in die Handlung eintaucht, dass er sich sehr gut mit seinem Erzähler identifizieren kann. Und Tom ist eine faszinierende Figur. Nicht nur, dass er vom Alter her der Zielgruppe der Jugendbücher entspricht und ebenso wie wir alle in unserer Jugend auf die Ge- und Verbote der Erwachsenen oftmals pfeift, seine eigenen Erfahrungen machen will und muss, er ist in den drei Bänden auch sichtlich gereift.

Fing er in „Der Schüler des Geisterjägers“ als zunächst verschüchterter Lehrling an, hat er schon in „Der Fluch des Geisterjägers“ deutlich an Format und Charisma gewonnen. Er hat angesichts der Fährnisse, die er zusammen mit seinem Meister und auch alleine bestehen musste, an Selbstvertrauen, Wissen und Ausstrahlung gewonnen. Inzwischen weiß er aus Erfahrung, dass er sich auch im Angesicht des Todes durch die Bedrohung übernatürlicher Wesen durchzusetzen weiß, dass er seine Furcht überwinden und tatkräftig und erfolgreich agieren kann.

In vorliegendem Buch entmystifiziert er seinen Lehrmeister zusehends. Schon aus der verbotenen Lektüre der Tagebücher Gregorys wusste er, dass dieser in seinem Leben mehreren Frauen zugetan war. Dass eine davon eine Hexe war, nimmt den Warnungen des alten Mannes – und welcher Erwachsene wirkt auf einen dreizehnjährigen nicht alt – vor den Frauen mit den spitzen Schuhen ihre Überzeugungskraft. Tom ist der festen Meinung, besser beurteilen zu können, was gut für ihn ist, wem er vertrauen kann als sein Meister, und er trifft seine Entscheidungen zunehmend selbst.

Der Tod seines Vaters und die Abreise seiner Mutter in ihre Heimat stellen eine weitere Zäsur in seinem Leben dar. Der Umgang mit dem Verlust seiner Eltern bewirkt einen weiteren, sehr sauber herausgearbeiteten Entwicklungsschub im Erwachsenwerden von Tom. Dass er trauert, dass er ob des plötzlichen und unerwarteten Alleingelassenseins furchtsam ist, hindert ihn nicht daran, seine Aufgabe als angehender Geisterjäger zu erfüllen. Er muss und er geht seinen Weg selbst, er ist traurig über den Verlust, wird aber durch diesen nicht gelähmt, sondern geht, nach einem kurzen Innehalten seinen Weg weiter.

Dass Delaney gerade in einem Jugendbuch den Verlust eines geliebten Menschen thematisiert, und die Art und Weise wie das Siechtum und der Tot dargestellt wird, ist bemerkenswert. Ohne falsche Gefühlsduselei berichtet er uns von den Gefühlen, der Hilflosigkeit Toms mit der diese dem drohenden Verlust begegnet, die kurzzeitige Lähmung und Verzweiflung, die die Tatsache des Todes in ihm auslöst und die Verarbeitung des Vorfalls.

Bei all den Abenteuern, der teilweise rasanten Action und den packenden Beschreibungen der Figuren fügen diese Darstellungen dem Buch eine zweite, tiefschürfendere, ja melancholische Ebene hinzu die den Roman aus der Masse der Veröffentlichungen heraushebt.

hinzugefügt: September 4th 2007
Tester: Carsten Kuhr
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