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Blazon, Nina: Die Sturmrufer - Die Meerland-Chroniken 1 (Buch)

Nina Blazon
Die Sturmrufer
Die Meerland-Chroniken 1
Ueberreuter Verlag, 2007, Hardcover, 300 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-8000-5254-7

Von Carsten Kuhr

Dantar, die Weiße, wie sie bewundernd genannt wird, droht unterzugehen. Seit Jahren suchen verheerende Stürme die Hafenstadt heim, Stürme die keinen natürlichen Ursprung haben. Immer wieder landen Navigatoren, denen nachgesagt wird, dass sie die verbotenen magischen Künste der Sturmrufer ausüben am Galgen, doch die See gibt keine Ruhe.

Amber, eine junge Frau aus dem Landesinneren, die sich von zu Hause losgesagt hat steht im Zentrum des Geschehens. Ihr größter Wunsch ist es, ihren Traum davon, in Dantar mit und durch das Meer zu leben, Wirklichkeit werden zu lassen. Doch kaum ist sie in der Küstenstadt angekommen, muss diese einen weiteren Sturm überstehen. Nur dem Seiler Inu hat Amber es zu verdanken, dass sie nicht ertrinkt. Doch nur zu bald muss sie erfahren, dass die stolzen Küstenbewohner die „Stohhüte“, wie sie die Bewohner des Landesinneren abfällig nennen, nicht eben mit offenen Armen empfangen. Ist ihr Traum, kaum begonnen, bereits ausgeträumt? Als ein Platz im Boot einer der Taucherinnen, die die havarierten Schiffe und deren Ladung bergen sollen, frei wird, nutzt sie trotz der Ressentiments ihre einzige Chance. Zusammen mit dem Seiler, einem Navigator und der Taucherin macht sie sich auf, jenseits des schützenden Riffs die Ladung und die Toten zu bergen. Doch dann kommt eine neue Flutwelle, und nur die verbotene Magie rettet die Nussschale vor dem Untergang. Die vier so ungleichen Bootskameraden finden sich auf einer verlassenen Insel wieder – einer Insel, auf der sich der Grund für die verheerenden Stürme befindet, eine Insel, auf der vor Jahrzehnten eine Beschwörung erfolgte, die in einem Verbrechen endete...


Nina Blazon hat mit ihrer gefeierten „Woran“-Trilogie bewiesen, dass sie zu den großen Talenten im phantastischen Jugendbuch-Bereich zählt. Insoweit ging ich mit einigen Erwartungen an den Auftaktband ihres neuen Zyklus heran.

Auffällig ist zunächst, dass sich die Autorin ganz auf ihre Gestalten konzentriert. Von der weißen Küstenstadt erfahren wir wenig, von dem diese umgebenden Land schlichtweg nichts Genaues. Blazon geht ein wenig auf die Antipathie der Küstenbewohner gegenüber den Strohhüten ein, ohne die Ursache der gegenseitigen Abneigung näher zu thematisieren. Hier bleibt vieles offen, Terra Incognita und als Thema und Handlungsort für die weiteren Bände nutzbar.

Wie schon erwähnt stürzt Blazon sich ganz auf ihre Figuren, wobei sie sich auch hier sehr zurücknimmt. Lediglich vier Protagonisten stehen im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Erst im Verlauf der Geschehnisse erfahren wir deren jeweilige Geschichte, wobei die drei Dantarbewohner eine alte Freund-Feindschaft verbindet.
Zusammen aufgewachsen haben sie sich bedingt durch ihre jeweilige Entwicklung und berufliche Ausrichtung auseinander gelebt, Kränkungen, Geheimnisse und Missverständnisse führten zu weiterer Entfremdung, ja offener Feindschaft, wie sie nur unter ehemals eng verbundenen Menschen möglich ist.
Hier deutet die Autorin mehr an, als dass sie den Leser mit der Nase auf Konflikte zu stoßen würde, lässt ihre emanzipierten Rezipienten sich viel selbst erschließen, und fordert und fördert so die Aufmerksamkeit.

Die Interaktion des Quartetts mit den wechselnden Animositäten und Bündnissen wurde sehr gut nachvollziehbar herausgearbeitet. Genau hier, in der Darstellung der so unterschiedlichen Charaktere und deren Umgang miteinander gerade in der Stresssituation des Gestandetseins auf der durch Magie abgeschotteten Insel liegt denn auch das Pfund, mit dem die Autorin diesmal wuchert. Die Personen sind klar und vielschichtig gezeichnet, ihre Handlungen ruhen auf einem soliden Fundament ihrer jeweiligen Geschichte und sind für den Leser folgerichtig und nachvollziehbar. Auch die Entwicklungen, die unser Triumvirat im Verlauf der Geschehnisse durchzumachen gezwungen ist, wird deutlich und jederzeit in sich logisch ausgearbeitet. Das ist ein viel kleinerer, intimerer Kosmos als in der „Woran“-Saga, hier gibt es keine großen, faszinierenden Landschaften mit magisch-mythischen Bewohnern, hier geht es mehr um Gefühle für- und gegeneinander, um gruppendynamische Entwicklungen. Dabei wird der Leser, der eine ähnlich actiongeladene Saga wie in der „Woran“-Trilogie erwartet ein wenig enttäuscht sein, denn große Schlachtengemälde, Kämpfe und Auseinandersetzungen, Verrat und Komplotte sucht man hier weitestgehend vergebens, und dennoch vermochte es Blazon mich aber der ersten Seite mit ihrer Mähr zu fesseln.

hinzugefügt: September 1st 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
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