Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Train of the Dead (DVD)

Train of the Dead
Südkorea 2005, Regie: Kim Dong-bin, mit Jang Shin-yeong, Song Il-guk, Kwak Ji-min, Lee Dong-kyu u.a.

Von Thomas Harbach

Kim Dong-bin gehört zu den Pionieren des koreanischen Horrorkinos. 1999 hat er seine Interpretation der J- Horrorserie „The Ring“ geschaffen und die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Insgesamt sechs Jahre später inszenierte er seinen zweiten Horrorfilm und schlägt den grundlegenden Bogen sehr viel weiter zurück. In die frühen siebziger Jahre, in denen Hollywood sich nicht zuletzt dank des einfallsreichen Irwin Allen dem Katastrophengenre gewidmet hat. Von „Airport“ über „Flammendes Inferno“ oder „Das Poseidon Inferno“ kämpfte eine bunt zusammen gewürfelte, oft eindimensional von alternden Stars dargestellte Gruppe von nicht normalen Charakteren um das Überleben nach der Katastrophe. Was diese Filme immer auszeichnete, ist eine sehr lange Exposition gewesen. Dem Zuschauer sind erst einmal die Einzelheiten und intimen Details ihrer Leben vorgestellt worden, bevor sie in „zehn kleine Negerlein“-Manier nach und nach vorzeitig abberufen worden sind. Diese Filme muss Kim Dong-bin zumindest als Junge goutiert haben, denn insbesondere die ersten dreißig Minuten seines Horrorfilms „Train of the Dead“ werden in ähnlicher Manier entwickelt.

Eine Handvoll Reisender findet sich zusammen mit der attraktiven Zugbegleiterin an deren Geburtstag in dem Zug ein. Es ist die letzte Fahrt der altersschwachen Wagen auf dieser Route. Einige dieser Waggons rollen seit mehr als sechzehn Jahre über das Land. Vor sechzehn Jahren auf den Tag genau kam es zu einem tragischen Zusammenstoß zweier Züge auf dieser Strecke und natürlich auch um die gleiche Uhrzeit. Damals kamen sehr viele Menschen ums Leben.

Kurz nach Beginn der Fahrt scheint sich das Ambiente des Zuges zu verändern. Die Zugbegleiterin Mi-Sun hat den Eindruck, als würde das Innere der Wagen „künstlich“ altern und an die Ereignisse vor sechzehn Jahren erinnern. Als sie auch noch eine alte Zeitung mit dem entsprechenden Datum findet und der Zug für eine Geistererscheinung – ein junges Mädchen – auf den Schienen kurzzeitig anhält, wird ihr Verdacht zur Gewissheit. Der Zug steuert auf eine erneute Katastrophe zu und alle Menschen an Bord sind akut bedroht. Nur will ihr niemand wirklich Glauben schenken.

Genau wie in den alten Katastrophenfilmen ist es erst einmal wichtig, Typen zu etablieren. Es müssen keine sympathischen Menschen sein, die erreichen den Zug in einer Art Endlosschleife zweimal nicht und beim dritten Mal steigen sie natürlich in einer Art Epilog ausgerechnet in den Geisterzug. Es geht um Typen. Dass sich liebende und sich streitende junge Pärchen, drei Soldaten, die im Zug bessere Chancen sehen, ein Mädchen zu erobern, das Medium, das anscheinend die Geister beschwören kann und schließlich der langhaarige Neo-Geist. Eine ältere alleinreisende Frau gibt einen Hinweis auf das vorhersehbare Ende des Streifens. Auch der Auftakt in fast klassischer Manier macht sehr schnell deutlich, dass in diesem Film das Gleichgewicht korrigiert werden muss. Die Geister können so lange nicht ruhen, wie noch nicht alle auf der anderen Seite angekommen sind. Wer dieses potentielle Opfer ist, kristallisiert sich sehr schnell heraus. Es geht nur noch um die Frage nach dem „Wie“. Trotz dieses zu geradlinigen Drehbuchs mit wenigen Überraschungen im übergeordneten Spannungsbogen ist „Train of the Dead“ kein kompletter Fehlschlag.

Zum einem wird das klassische „Haunted House“ durch einen Zug ersetzt. Da dieser sich über weite Strecken des Films fahrplanmäßig auf das Ziel zubewegt, ist ein Entkommen ohne Gefahr für Leib und Leben schwer möglich. Mit dieser Prämisse werden schon die Kapriolen ausgeschaltet, die manche Geisterverfilmung schlagen muss, um die Protagonisten an einen ort zu binden. Anscheinend finden die Seelen der Toten keine Ruhe, auf den Auslöser der Katastrophe und die Zusammenhänge mit den jetzigen Passagieren wird insbesondere in der ersten Hälfte des Films in einer Anspielung auf Filme wie „Blair Witch Project“ eingegangen. So fährt ein junger Mann jedes Jahr am gleichen Tag und zur gleichen Uhrzeit diese Strecke. Dem Kamerateam, das auch ein Medium angeschleppt hat, erzählt er eine gruselige Geschichte nach der anderen. Der Zuschauer kann den Wahrheitsgehalt dieser Storys nicht überprüfen, belächelt den in sich selbst verliebten Charakter anfangs, bevor plötzlich die Stimmung umschlägt. Aus dem lustigen Einschub wird eine dunkle Passage. Später fügen sich weitere Informationen wie Mosaiksteinchen ineinander und geben seinen Erzählungen den entsprechenden Rückhalt. Diese implizierte und die Aufmerksamkeit des Zuschauers fordernde Erzählstruktur negiert die an anderen Stellen zu einfach gestrickte und vor allem oberflächliche Handlungsstruktur.

Technisch ist der Film trotz des geringen Budgets gelungen. Neben den obligatorischen Hinweisen auf eine Bedrohung durch Geister – in erster Linie Nebelschwaden, die in einem modernen Horrorfilm ein wenig altbacken wirken – verfügt der Film über eine gelungene Überblendtechnik. Immer wieder werden Bilder des alten, verunglückten Zuges mit dem neueren Wagen verbunden. Der Unterschied ist natürlich marginal, die neuen Wagen sind in erster Linie sauberer und farbenprächtiger. Immerhin weist der eine Zugführer die Zuschauer und die junge Aushilfskellnerin gleich zu Beginn der Fahrt darauf hin, dass einige der Wagen auch an dem alten Unglück beteiligt gewesen sind. Also ist diese Überblendtechnik folgerichtig und der Regisseur macht auch nicht den Fehler, die oft suggestive Stimmung durch zu viele Erklärungen zu zerstören. Die Angriffe der Geister und entsprechende Fehlalarme wechseln sich regelmäßig ab. Der Zuschauer bleibt verunsichert, da sich auch alles in der Phantasie der Charaktere abspielen kann. Positiv symptomatisch ist eine Szene, in der eine arrogante junge Frau auf der Toilette sich den Kopf aufschlägt und verstirbt. Ob sie eine Geistererscheinung wirklich gesehen hat oder durch ihre Unachtsamkeit zu Tode gekommen ist, lässt der Film frustrierend offen. Als die junge Mi-Sun ihr Handy untersucht, scheint es, als käme sie als Geist wieder zum Leben. Kaum könnte sich die Situation als Täuschung oder Bedrohung herausstellen, dringen die aufdringlichen Kameramänner in die enge Toilettenkabine und machen ein Foto von der Toten. Die bis dahin sehr gut aufgebaute bedrohliche Atmosphäre löst sich mit dem Blitzlicht in Nichts auf, die Protagonisten selbst haben nichts bemerkt und der Zuschauer bleibt mit vielen Fragen zurück.

Obwohl die eigentliche Handlung des Films sich in nur wenigen Sätzen zusammenfassen lässt, sind es die unzähligen Nebenepisoden – von tragisch bis kitschig -, welche dem Film im wahrsten Sinne des Wortes Fleisch auf die bleichen Knochen bringen. Unter dieser sehr verzweigten Erzählstruktur leidet der Film teilweise in seinem Mittelteil, das Ende ist spannend gemacht und erinnert an die Stephen King-Geschichten, in denen der Leser schließlich mit den Charakteren bangte und um das unschuldige Opfer trauerte. Vielleicht hätte man das Ende noch ein wenig tragischer, aber nicht unbedingt spannender gestalten können. Der Film endet auf einer dunklen – für das asiatische Horror-Genre so typischen Note -, aber der Weg dahin ist nicht nur steinig, sondern vor allem für den Zuschauer nicht nachvollziehbar.

Wie in „The Sixth Sense“ fügen sich die einzelnen Fragmente unwillig sklavisch zusammen und bilden eine solide, aber keine herausragende Geistergeschichte. Dazu fehlt in der heutigen Zeit die wirklich groteske Idee, der schockierende Moment, in dem die Handlung des Films über sich herauswächst. Da es mit Mi-Sun nur eine Figur gibt, die dem Zuschauer wirklich sympathisch werden kann, hätte das Drehbuch im Verlaufe des Films ein Gegengewicht entwickeln müssen. Der Bildfilter alleine reicht nicht. Serien wie „Lost“ beziehen ihre Faszination aus den Hintergrundgeschichten, die nicht chronologisch erzählt werden. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, anderen Personen Erlebnisse im Zusammenhang mit Zügen zuzuschreiben und somit den Zuschauer weniger handlungstechnisch zu verwirren, sondern den Spannungsbogen geschickt auszuweiten. Insbesondere der sich von einem kleinen Schock zum nächsten durcharbeitende Mittelteil hätte ausreichend Möglichkeiten für derartige Diversifizierungen geboten.

„Train of the Dead“ ist kein schlechter Film, eher eine technisch gut umgesetzte, aber teilweise zu distanziert und zu gleichmütig erzählte Gespenstergeschichte, die ihre Wurzeln in den Klassikern des Genres sucht, aber als Film per se in der Luft hängt. Es handelt sich um keinen Technohorror und eine Auseinandersetzung mit der Einsamkeit moderner Menschen. Der Zuschauer sollte mit der Erwartungshaltung von solider gruseliger Unterhaltung, allerdings unterentwickelten und teilweise wie unvollständige Parodien wirkenden Charakteren in den Film gehen, dann wird er nicht enttäuscht.

Splendid Entertainment hat den Film im Rahmen seiner Goldedition mit einem entsprechenden Metallschuber neu veröffentlicht. Auf das Bonus-Material der koreanischen DVD Veröffentlichung ist gänzlich verzichtet worden. Für eine Sonderedition eine schwache Leistung. Der Ton ist auf beiden Tonspuren klar und verständlich, die deutsche Synchronisation ist ein wenig steif, die Stimmen passen nicht immer zu den Schauspielern. Da die Originaltonspur nicht untertitelt worden ist, kann sie nur Fans empfohlen werden, die koreanisch zumindest verstehen. Das Bild ist im Format 1.78:1 passend wiedergegeben worden. Allerdings wirkt der Film in der vorliegenden DVd-Präsentation farblich ein wenig zu stark gefiltert. Das Giftgrün der in der Vergangenheit spielenden Szenen wird übertrieben eingesetzt – es lässt sich allerdings nicht beurteilen, ob das nicht schon bei der Negativkopie der Fall gewesen ist – und die Gegenwart hat einen absichtlichen Blaustich. Beide sind Farbkompositionen, die insbesondere immer noch für eine digitale Bearbeitung herausfordernd sind. Die Kontraste sind akzeptabel, die vielen Nachtszenen allerdings zu dunkel wiedergegeben. Zum Teil hat der Zuschauer Mühe, dem Geschehen wirklich folgen zu können. Die Farbwiedergabe ist allerdings zufrieden stellend.

DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (anamorph, 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, koreanisch Dolby Digital 5.1

hinzugefügt: August 14th 2007
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Splendid Entertainment
Hits: 2687
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]