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Westfield, Morven: Brut der Finsternis - Die Wicca-Chroniken 1 (Buch)

Morven Westfield
Brut der Finsternis
Die Wicca-Chroniken Band 1
(Darksome Thirst)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titelillustration von Anne Stokes
Otherworld Verlag, 2007, Taschenbuch, 314 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-9502185-4-1

Von Carsten Kuhr

Alicia Anderson ist eine junge, überlastete und unterbezahlte Systembetreuerin, die die Nachtschicht bei der Firma Theoretic übernommen hat. Vor kurzem erst hat ihr Freund mit ihr Schluss gemacht, weil sie ihm zu gefühlskalt war, und nur ihren Beruf im Kopf hat. Susie, ihre beste und einzige Freundin, versucht sie aus ihrem Schneckenhaus herauszulocken, doch die Discos und Parties lassen Alicia kalt. Dass sie kürzlich bei einer Beförderung auf eine frei werdende Stelle übergangen wurde, dass ihr Bewerber, die weitaus weniger Fachwissen aufweisen als sie selbst ihr vorgezogen werden, nur weil sie noch keinen Abschluss vorzuweisen hat, das jedoch ärgert sie maßlos. Doch dann erweisen sich ihre Sorgen noch als die kleinsten Probleme. Der Strom fällt immer wieder mitten in der Nacht aus, sie döst über ihrer Arbeit ein, hat seltsame Träume und Visionen von einem Fremden, der ihre Gedanken lesen kann...
Zu selben Zeit empfängt Matricaria, wie sie sich in ihrem Hexenzirkel nennt, seltsame Visionen, Warnungen aus dem Jenseits vor einer dunklen Gefahr. Zusammen mit ihrem Zirkel versucht sie, die Offenbarungen zu deuten. Alles weist darauf hin, dass ihre Stadt heimgesucht wird – eine Kreatur der Nacht geht um, man munkelt, ein Vampir hat sich in Danforth eingenistet ...


Morven Westfields Erstling hat mir gerade zu Beginn des Romans Probleme bereitet. Die Autorin nimmt uns mit in die Zeit der späten siebziger Jahre. Die Disco-Welle schwappte gerade über, breite Schlaghosen, schmale Lederkrawatten waren in Mode, „Saturday Night Fever“ in aller Munde.
Doch unsere Protagonistin ist nicht etwa eine durchgestylte Disco-Schöne, sondern eine graue Maus, die sich, ganz Streberin, auf ihre Arbeit konzentriert. Das wirkt zunächst nicht unbedingt sonderlich faszinierend, da fragte ich mich so manches Mal, warum nur Westfield ausgerechnet Alicia als Erzählerin gewählt hat. Dazu kommt, dass sich die Passagen mit Alicia als Hauptperson mit den eingeschobenen Berichten über den Zirkel der Wicca-Priester abwechseln. Da bestand keinerlei Zusammenhang, das passte irgendwie gar nicht zusammen.
Was sollte an diesem Plot gruselig sein, wie passt ein Vampir in die kühl-technisierte Welt der ersten Computer in einem Kaff in Neu-England?

Doch dann, unmerklich zunächst nahm die Autorin mich auf ihren Haken. Insbesondere die zwar unauffällige, gleichzeitig aber differenzierte Darstellung ihrer Personen sorgte mehr und mehr für Faszination, auch wenn die große Action nach wie vor Mangelware blieb.

Wie wenige ihrer Kolleginnen versteht Westfield es, ihren Gestalten auch und gerade durch scheinbar belanglose Einzelheiten Leben einzuhauchen.
Alicia, die gefühlskalte Emanze, ist eben gar nicht die emotionslose Frau, als die sie in den ersten Seiten portraitiert wird. Sie muss sich in einer Männerdomäne behaupten, sie macht ihren Job und das besser, als die meisten ihrer Kollegen oder Vorgesetzten und sie ist innerlich, salopp ausgedrückt, stinksauer, dass sie bei der anstehenden Beförderung übergangen wurde. Das sind nachvollziehbare Emotionen, und nicht die schwächsten.
Oder Maricaria, die angehende Wicca-Priesterin, die zusammen mit ihrem Zirkel versucht ihr Umfeld, ihre Stadt vor dem Bösen zu bewahren, auch wenn sie von ihren Kräften, dem Wissen und der Ausbildung her eigentlich noch lange nicht dazu bereit sind.
Die Charaktere treten förmlich aus den Seiten heraus, nehmen plastisch Gestalt an und wachsen dem Leser ans Herz.

Sicherlich, von der ganzen Ausgestaltung, den Beschreibungen her, ein Buch, das sich vornehmlich an weibliche Leser wendet, das aber für jeden, der das Vampir-Thema literarisch verfolgt, einen etwas anderen Zugang ermöglicht, das nach anfänglichen Längen doch noch zu faszinieren weiß und das neugierig auf den zweiten Band macht.

Ein abschließendes Wort noch zu der äußeren Aufmachung. Mit diesem Buch legt der Otherworld-Verlag erstmals nach den Dave Duncan, Owl Goingback, Keene und Schweizer - die allesamt in hochwertigen Hardcover-Ausgaben erschienen - ein Taschenbuch auf. Der Druck, die Bindung und das Lektorat ist tadellos, einzig das Titelbild wirkt – drücken wir es einmal so aus – mehr als gewöhnungsbedürftig. Das hat mit dem Inhalt wenig zu tun und wirkt mehr abschreckend, als neugierig machend.

hinzugefügt: July 27th 2007
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Otherworld Verlag
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