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Williams, Tad: Die Grenze - Shadowmarch 1 (Buch)

Tad Williams
Die Grenze
Shadowmarch 1
(Shadowmarch, 2004) Aus dem Amerikanischen von Cornelia Holfelder-von der Tann
Titelillustration von Dietrich Ebert
Karten von Tad Williams
Klett-Cotta/Hobbit Presse, 2005, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 814 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 978-3-608-93717-6

Von Christel Scheja

Nachdem Tad Williams in den letzten Jahren mit seinem Genre übergreifenden „Otherland“-Zyklus große Erfolge gefeiert hat, ist er mit seiner Trilogie „Shadowmarch” nun wieder in die Gefilde der High Fantasy zurückgekehrt, die er schon einmal in seiner vierbändigen Saga um den „Drachenbeinthron” besucht hatte.
Obwohl die Geschichte verspricht, epische Ausmaße anzunehmen, konzentriert er sich doch wieder nur auf das Schicksal einiger weniger Figuren, die in dem heraufziehenden Unheil und Chaos versuchen, das zu retten, was sie können, und vor allem am Leben bleiben wollen.


Vor langer Zeit drängten die Menschen die Ureinwohner des Kontinentes Eion immer weiter zurück. Obwohl die Elben zunächst versuchten, in Frieden mit der viel jüngeren Rasse zu leben, so wurde ihnen doch nur Hass entgegengebracht. Schließlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich weiter in den Norden zurückzuziehen und eine Schattengrenze zu errichten, die sie von den Menschen trennte.
Dort warten sie über Jahrhunderte geduldig auf ihre Zeit, um Rache zu nehmen und sich ihre Heimat zurückzuerobern. Diese scheint jetzt gekommen zu sein. Heere, die nur eines wollen, setzten sich langsam in Bewegung, und ein Kind wird ausgesetzt, das der Schlüssel zur Vernichtung der Menschen sein soll.
Die Menschen ahnen indessen nichts von dem drohenden Verhängnis. Die einst strahlenden Reiche sind längst untergegangen und in kleinere, sich bekriegende Staaten zerfallen; die Gefahr hinter der Zwielichtgrenze wird zugunsten aktueller Streitigkeiten vergessen.
So kämpft das kleine Reich Südmark verzweifelt um sein Überleben. Der König ist von einem feindlichen Fürsten gefangen gesetzt worden und das Lösegeld so hoch, dass es das Land ausbluten würde.
Dann rafft auch noch Verrat und ein grausamer Mord Kendrick, den Thronerben des Reiches, dahin, und die Regierungsgewalt fällt in die Hände der Zwillinge Briony und Barrick. Während die junge und tatkräftige Frau immer wieder gegen die Schranken und Vorurteile kämpfen muss, die man aufgrund ihres Geschlechts auferlegt, wird ihr Bruder von heftigen Albträumen und Visionen gequält. Er spürt genau, dass sich hinter der Zwielichtgrenze etwas tut, kann es aber nicht in Worte fassen. Und deshalb wird der königliche Gardehauptmann Ferras Vansen los geschickt, um festzustellen, was an den Grenzen passiert...
Währenddessen nimmt der Funderling Chert einen geheimnisvollen Menschenjungen auf, den er nicht richtig einschätzen kann. Einerseits wirkt er wie ein unschuldiges Kind, andererseits scheint in ihm die Bosheit der Elben zu ruhen. Doch als er etwas unternehmen will, ist es schon zu spät.
Und nicht zuletzt streckt der Autarch des mächtigen Reiches Xand seine Hand nach Südmark aus. Er, der glaubt, den Göttern gleich zu sein, will nun auch Herr der Welt werden, und dafür ist ihm jedes Mittel recht.


Wie man es von Tad Williams bereits durch „Otherland” und den „Drachenbeinthron” gewohnt ist, so nimmt er sich sehr viel Zeit, die Personen und Handlungsorte einzuführen, damit man sich diese entsprechend gut vorstellen kann.
Dabei vergisst er aber auch nicht, die Weichen der Geschichte zu stellen. So entwickelt sich die Handlung insgesamt eher langsam, dafür aber sehr stetig, da immer wieder Hinweise und Andeutungen eingestreut werden, die das Verhängnis zwar in die Wege leiten, aber noch nicht zum Tragen kommen.
Damit doch etwas mehr geschieht, hält eine mörderische Intrige, deren Drahtzieher bis zum Ende verborgen bleiben, die Hauptfiguren in Atem und wird zugleich zu deren erster Bewährungsprobe.
Die Ereignisse bauen geschickt aufeinander auf. Auch wenn sich die verschiedenen Handlungsebenen kaum berühren, so merkt man doch, dass sie sich langsam aufeinander zu bewegen und zu verweben beginnen. Dabei treten keine Längen auf. Auf den gut achthundert Seiten des Romans werden zwar keine Schlachten geschlagen, aber man erhält eine gute Mischung aus Abenteuer, ein wenig Romantik und einer Menge Charakterentwicklung.
Was die Charaktere angeht, so setzt Tad Williams durchaus auf klassische Archetypen, entwickelt diese aber weiter zu lebendigen Menschen.
Die königlichen Zwillinge wandeln sich sehr schnell von verwöhnten Hofschranzen zu den Hoffnungsträgern ihres Landes und versuchen, gegen alle Widerstände im eigenen Land anzugehen. Vor allem Prinzessin Briony entwickelt sich zu einer selbstbewussten und starken Frau, während ihr Bruder Barrick eher blass bleibt und nur durch seine heftigen Visionen auffällt. Ferras Vansen erscheint wie so viele vor ihm als der zwar treue, aber nicht unbedingt idealistische Hauptmann der Garde.
Auch wenn viele gesellschaftliche Dinge zunächst klischeehaft wirken, so wandelt sich der Eindruck im Verlauf des Buchs. Einzig die Elben bleiben noch ein wenig blass. Zwar bekommt man erste Einblicke in deren Pläne, aber so wirklich fassbar sind weder die Motive noch ihr weiteres Vorgehen - genug Stoff also für die nächsten Bände.

Insgesamt ist „Die Grenze” ein gelungener Auftakt der „Shadowmarch”-Trilogie, die noch viele spannende Lesestunden erwarten lässt. Tad Williams zeigt mit seiner bildreichen und abenteuerlichen Saga, dass man auch heute noch klassisch-epische Fantasy erzählen kann ohne gleich J. R. R. Tolkien kopieren zu müssen, und dass man dabei nicht minder überzeugend wirkt.

hinzugefügt: July 13th 2007
Tester: Christel Scheja
Punkte:
zugehöriger Link: Hobbit Presse
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