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Diegelmann, Zeno: Der vierte Codex (Buch)

Zeno Diegelmann
Der vierte Codex
Umschlaggestaltung und Fotos von Dominik Ketz
Verlag Parzeller, 2006, Hardcover mit Schutzumschlag, 432 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-7900-0383-3

Von Irene Salzmann

Professor Weithofen, Spiritual an der Fakultät des Fuldaer Priesterseminars, wird tot aufgefunden. Einer seiner Studenten, Markus Schuhmann, entdeckt zufällig ein winziges Stück beschriebenes Papier im Hals des Verstorbenen. Das und auch das seltsame Verhalten der Reinigungskraft, die die Leiche entdeckt hat, lassen ihn stutzig werden und an einer natürlichen Todesursache zweifeln.
Zusammen mit seinem Freund und Kommilitonen Georg Stangl und einem pensionierten Polizisten beginnt er zu recherchieren. Sie stoßen dabei auf die geheimnisvolle Thule-Vereinigung, die sich für die Forschungen des Professors interessiert. Falls es „den vierten Codex“ tatsächlich gibt und er gefunden wird, könnte er Schaden ungeahnten Ausmaßes anrichten, fällt er in die Hände der Nazis.
Schon bald muss Markus erkennen, dass er und seine Helfer nun selbst in Lebensgefahr schweben. Er weiß nicht, wem er noch trauen kann: Warum ließ Regens Heese den Hinweis auf die Mörder entfernen? Wieso befindet sich plötzlich das verschwundene Notebook des Professors in Georgs Besitz? Zu allem Übel wird auch noch Doktor Sonya Ramzy, mit der Markus trotz seiner Bestimmung ein Verhältnis begonnen hat, entführt und soll sterben, wenn er die Nazis nicht zum Versteck der antiken Schrift führt…


„Der vierte Codex“ ist ein Roman in der Tradition von Büchern wie Eschbachs „Das Jesus-Video“ oder Vandenbergs „Sixtinische Verschwörung“, in denen den beliebten ‚Was wäre wenn’-Fragen nachgegangen wird:
Was wäre, wenn Jesus’ Leben einen ganz anderen Verlauf genommen hätte und seine Lehren nicht so zu interpretieren sind, wie man bisher angenommen hat? Was wäre, wenn ein weiteres Evangelium entdeckt würde, durch das alles in Frage gestellt wird, woran Christen seit Generationen glauben? Was wäre, wenn einige der geheimen Schriften, die der Vatikan unter Verschluss hält, publik würden? Was wäre, wenn die Bibel, die von den Kirchenvätern im 5. Jahrhundert festgelegt wurde, aufgrund weiterer Erkenntnisse neu definiert werden müsste? Was wäre, wenn die Rolle der Frau von den patriarchalischen Priestern bewusst falsch dargestellt wurde und sie in Wirklichkeit gleichberechtigt neben dem Mann stünde, zudem Anrecht hätte auf die Würden eines Priesters bzw. des Papstes?
Schon immer fühlten sich die Menschen fasziniert von Religionen, Legenden und der Kirchengeschichte. Nicht nur ist die Bibel selbst ein spannendes Buch und das Wissen über das europäische Mittelalter voller Lücken, die reichlichen Raum für Spekulationen erlauben, es gibt auch viel Kritik an der weltlichen Machtposition der Institution Kirche zu üben. Dies veranlasst immer wieder Autoren, ein wenig zu recherchieren und die Phantasie zu bemühen, um spannende Thriller zu schreiben, die am Nimbus der Kirche kratzen, dabei weniger Wert auf historische Authentizität und Aufklärung legen als auf gute Unterhaltung. Ein bisschen Ketzerei kommt beim breiten Publikum tatsächlich immer gut an.

Besonders beliebt ist dabei der Mix aus Gegenwarts-Thriller und historischem Roman. Auch „Der vierte Codex“ bietet zwei Handlungsebenen. Vor dem Hintergrund des jüngsten Papstbesuchs in Deutschland versucht ein Student, das Rätsel „des vierten Codex’“ zu lösen. Dabei führt ihn die Suche zurück in die Zeit seines Vaters als Soldat während der Nachkriegsära und noch weiter ins 9. Jahrhundert, als Rabanus Maurus Abt des Klosters Fulda war. Im Wechsel werden die Geschehnisse um Markus Schuhmann und Rabanus Maurus erzählt, wobei stets an der spannendsten Stelle umgeblendet wird.
In seinem Debüt-Roman erfüllt Zeno Diegelmann alle Anforderungen, die Leser an Bücher dieses Genres stellen: Der Roman ist flüssig geschrieben und beinhaltet nur so viele Fachbegriffe wie nötig. Markus und seine Freunde sind sympathisch und verfügen über die notwendigen Kenntnisse und Verbindungen, um ihre Recherchen betreiben zu können. Die Gegenspieler sind gewohnt heimtückisch, skrupellos und brutal, so dass man am Schluss zufrieden ist, wenn sie das gerechte Schicksal ereilt. Markus gerät zwar ins Stolpern durch eine schöne Frau, denn eine Prise Sex gehört stets dazu, doch als aufrechter, angehender Priester kommt er letztlich nicht zu Fall. Wie ein Puzzle wird das Geheimnis um „den vierten Codex“ durch immer neue Informationen zusammengesetzt – doch was darin geschrieben steht, wird nicht einmal andeutungsweise enthüllt, was schon ein wenig enttäuschend ist.
Erfahrene Leser erkennen gelegentliche Längen vor allem bei den Passagen um Rabanus Maurus. Seine Handlungsebene enthält nicht immer wesentliche Details, sondern dient oft nur dazu, die andere zu unterbrechen und die Auflösung zu verzögern. Manchmal macht es sich der Autor etwas zu einfach, z.B. durch den Pilotenschein von Markus, der vielleicht sogar erst nachträglich eingefügt wurde, er trägt zu dick auf, wie mit der Involvierung des CIA, und viele Entwicklungen sind vorhersehbar, darunter die Opfer auf Seiten der Guten.

Für einen jungen Autor ist es nicht leicht, einen Verlag von seinem Erstlingswerk zu überzeugen. Die Chancen steigen jedoch, kann man mit Lokalkolorit aufwarten. Krimis und Historicals aus der Region offerieren so manchen kleinen Verlagen eine Nische, die ihnen genügend Leser beschert, um überleben zu können. Beispielsweise findet man im Programm des Argument-Verlags eine wachsende Zahl Schwaben-Krimis, der Betzel-Verlag deckt den Raum Norddeutschland ab, der Gipfelbuch-Verlag macht mit historischen Romanen und Krimis aus verschiedenen Regionen auf sich aufmerksam.
Zeno Diegelmann, geboren und aufgewachsen in Fulda, siedelt die Geschichte in seiner Heimatstadt an. Dabei bedient er sich historischer Persönlichkeiten wie Bonifatius, Apostel der Deutschen, und des Mönchs Amnichard, ferner bekannter Legenden und Sagen aus und um Fulda, sowie einer Menge Phantasie. Zweifellos vermag das Thema das Interesse der Leser aus der Region – und darüber hinaus - zu wecken.

Einen kleinen Wermutstropfen stellen die zahlreichen Tippfehler dar, doch trübt dies nicht wirklich das Lesevergnügen.

Alles in allem bekommt der Leser mit „dem vierten Codex“ einen soliden Thriller zu einem populären Thema geboten, der die Erwartungen zu erfüllen vermag, und bei dem die realen Schauplätze, die man besuchen kann, einen zusätzlichen Reiz ausmachen.

hinzugefügt: June 19th 2007
Tester: Irene Salzmann
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