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Garton, Ray: Hinter schwarzen Gardinen (Buch)

Ray Garton
Hinter schwarzen Gardinen
(The New Neighbor, 1991)
Ins Deutsche übertragen von Alfred Walter
Area Verlag, 2007, Hardcover, 288 Seiten. 4,95 EUR, ISBN 978-3-8361-1036-5

Von Gunther Barnewald

„Hinter schwarzen Gardinen“ ist die Neuauflage eines Heyne Taschenbuchs (Nr. 8756 der Allgemeinen Reihe) aus dem Jahre 1993 und erscheint im Area Verlag in einer edel aufgemachten Hardcover-Ausgabe im Taschenbuchformat mit rotem Samtrücken. Optisch durch Titelbild und Aufmachung eher in die Erotik-Reihe passend, ist der Inhalt doch Phantastik pur, wenn auch von der Marke Erotikhorror.
Dieser Genremix ist zweifelsohne schwierig zu beherrschen, lädt schlechtere Autoren ein zu oberflächlicher Verquickung irgendwelcher perverser Gewaltphantasien mit sexuellen Details. Doch Ray Garton ist ein Meister seines Fachs, er beherrscht diesen schwülen Mix aus Pornographischem und Grusel mit scheinbar müheloser Leichtigkeit, erschafft in seiner Geschichte eine dank der ausgefeilten Charaktere glaubhafte Atmosphäre verbunden mit einer packenden Handlung, welche trotz der religiösen Klischees den Leser packt und bei Laune hält.


Zum Inhalt: Familie Pritchard führt ein gut situiertes Leben in einer US-amerikanischen Vorstadt. Für beide Elternteile ist die aktuelle Ehe die zweite, jeder Erwachsen hat ein Kind in die Ehe mitgebracht, der Vater den inzwischen 17jährigen Sohn, die Mutter die 16jährige Tochter. Die Ehe der Erwachsenen ist nach außen heil und friedlich, nach innen sind beide gelangweilt und haben sich eigentlich nur sehr gut miteinander arrangiert. Während sie sexuell konventionell und leicht frigide erscheint, träumt er von mehr Engagement seiner Partnerin, von aufregenden erotischen Spielen und Abwechslung, ohne jemals ernsthaft einen Seitensprung in Erwägung zu ziehen oder seine Partnerin allzu sehr zu bedrängen.
Als dann eines Tages einen neue Nachbarin gegenüber einzieht, geraten beide in den Bann dieser verführerischen Frau. Während Karen ihre lesbische Seite entdeckt, bekommt George plötzlich alles geboten, nach dem er sich schon immer sehnte.
Doch auch die beiden Jugendlichen Robby und Jen erliegen dem Reiz der neuen Nachbarin Lorelle Dupree, die deren sehnlichste Wünsche zu erahnen scheint und erfüllt.
Jedoch nicht nur die Pritchards geraten in den Bann der unheimlichen Frau, die ganze Nachbarschaft scheint ihr zu verfallen. Nach den Kontakten mit ihr fühlen sich jedoch alle ausgelaugt und krank, schnell ist die Rede von einer mysteriösen Grippewelle, welche die Siedlung heim sucht.
Erst als ein Schulkamerad von Robby erst seine Eltern tötet und dann versucht sich zu suizidieren, beginnt der junge Pritchard zu ahnen, dass etwas Unheimliche vorzugehen scheint. Dann trifft er Ronald Prosky, einen Mann mit entstelltem Gesicht, der Lorelle zu kennen scheint und Robby Schreckliches erzählt...


Gartons Roman lebt von den anfangs geschickt eingeführten und glaubhaft ausgeführten Protagonisten. Die Familie Pritchard, gerade normal genug, um sich mit ihnen zu identifizieren, dabei aber doch voller individueller Züge, Fehler und Eigenheiten, um sie glaubwürdig erscheinen zu lassen, sind ein ideales Projektionsfeld für den Rezipienten.
Während die neue Nachbarin für den unheimlichen Faktor der Geschichte sorgt, kreiert der Autor durch das geschickte Setzen libidinöser Akzente schon nach kurzer Zeit eine dermaßen schwüle und sexuell aufgeheizte Atmosphäre, dass dem Leser die Luft weg bleibt. Dabei wahrt der Autor geschickt Abstand zum billigen handelsüblichen Pornoroman, verrät nie seine Figuren oder stellt sie durch oberflächliche Klischees bloß. So ist George kein frustrierte, sexbesessener Durchschnittsbürger, hinter dessen Fassade nur der Wunsch nach sexuellen Orgien und pikanten Ausschweifungen lauert. Auch die Jugendlichen sind keine hormongesteuerte Erotomanen, welche von der neuen Nachbarin einfach nur flugs um den Finger gewickelt werden müssen.

Deshalb bleibt der Roman auch bis zum Ende spannend und einigermaßen glaubhaft, auch wenn der eigentlich Kampf gegen das Böse dann dem Autor wieder zu klischeelastig und oberflächlich gerät.
Hier liegt das große Manko der Handlung. Zu viele abgegriffene Klischees lauern in der Geschichte, wenn sie sich ihrem finalen Höhepunkt nähert. Da man als Leser zu diesem Zeitpunkt aber längst wissen möchte, ob die bedauernswerte Familie Pritchard dem gefährlichen Strudel aus Sex, gefühlskalter Brutalität und Abstumpfung noch entkommen kann, nimmt man dies in Kauf, denn die Erzählung bleibt bis zum Schluss spannend, das Ende unvorhersagbar.

Deshalb ist diese Wiederauflage wirklich die Anschaffung wert, da das ansprechend gestaltete Buch dank des Samtrückens wahrlich ein „Handschmeichler“ ist (erotisch halt!), und die Geschichte den Leser gut unterhält und packend bis zum überraschenden Finale bleibt.

hinzugefügt: May 31st 2007
Tester: Gunther Barnewald
Punkte:
zugehöriger Link: Area Verlag
Hits: 2869
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