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Atlan: Lepso-Trilogie 3: Befreiung in Camouflage, Michael M. Thurner (Buch)

Atlan: Lepso-Trilogie 3
Michael M. Thurner
Befreiung in Camouflage
Titelillustration: Arndt Drechsler
FanPro Verlag, 2007, Taschenbuch, 334 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-389064-488-2

Von Irene Salzmann

Nachdem die Nachrichtensender von Lepso galaxisweit über den Tod von Lordadmiral Atlan Bericht erstatteten, beginnt der recht lebendige USO-Chef persönlich, vor Ort zu recherchieren. Dabei stößt er auf die Spuren eines geheimnisvollen Volkes, den Tyarez, die nicht nur über eine erstaunliche Technologie verfügen, sondern auch das Leben ihres Trägers um Jahrhunderte verlängern können.
Gemeinsam mit einigen USO-Agenten und der Piratin Tipa Riordan findet Atlan heraus, dass der inszenierte Tod ein an ihn gerichteter Hilferuf war. Allerdings kommt Atlan zu spät, denn das letzte Tyarez-Schiff verlässt Lepso unter der Führung von Artemio Hoffins, ehemaliger Leiter der Schwarzen Garde des Dabrifa-Imperiums. An Bord befinden sich außer den letzten noch lebenden Tyarez auch jene Arkoniden, die sich einst als Träger zur Verfügung gestellt hatten, um ein Unrecht wieder gut zu machen.
Atlan nimmt die Verfolgung des Schiffs auf, um zu verhindern, dass die Tyarez von Hoffins missbraucht werden. Camouflage rechtzeitig zu finden, ist jedoch nicht die einzige Sorge des USO-Chefs, denn parallel dazu wird er in die Fehde zweier arkonidischer Clans und eine Rebellion hinein gezogen…


„Befreiung in Camouflage“ bildet nach „Totentaucher“ und „Die acht Namenlosen“ den Abschlussband der „Lepso“-Trilogie mit Atlan als Hauptfigur. Angesiedelt wurde die Handlung zu Beginn des 32. Jahrhunderts, nachdem viele Umwälzungen das Solare Imperium und die ganze Galaxis grundlegend verändert hatten. Der von Lesern viel kritisierte Zeitsprung zwischen dem „M-87“- und „Cappins“-Zyklus bietet mittlerweile etlichen Autoren für Oneshots oder Mini-Serien einen mehrschichtigen Hintergrund voller faszinierender Figuren, deren Potential bislang weitgehend ungenutzt geblieben ist.

So greifen Wim Vandemaan, Christian Montillon und Michael M. Thurner auf einige Charaktere zurück, die jeder kennt und mag, denen aber nur gelegentliche Auftritte in „Perry Rhodan“ und „Atlan“ vergönnt waren/sind wie z. B. Tipa Riordan, inzwischen verstorben, und Ronald Tekener. Zwar haben sie auch innerhalb der Trilogie nur kleine Szenen, doch viele Leser freuen sich über das Wiedersehen und den Aha-Effekt, wenn Bezüge zu Ereignissen in den Hauptserien hergestellt werden.

Wie schon die Autoren der beiden anderen Romane konzentriert sich auch Thurner auf Atlan und seine unmittelbaren Begleiter, wobei er sich Ohm Santarins und Aizela da Onur bedient, die von Montillon eingeführt wurden. Es gelingt Thurner, diese Figuren im Sinne seines Vorgängers weiterzuführen, so dass kein Bruch entsteht. Hinzu kommen einige neue Handlungsträger, die ihren Teil leisten, die Geschichte voran zu bringen und die letzten Geheimnisse aufzuklären.

Mehrere Handlungsebenen sorgen für Abwechslung und erlauben es, das Gesamtbild wie ein Puzzle zusammenzusetzen: Man erfährt nach und nach die phantastische Geschichte der Tyarez – das Highlight des Romans -, wie die beiden Arkoniden-Clans in deren Problematik hinein gezogen wurden, welche Motive Hoffins leiten und was Ohm Santarin seinem Vorgesetzen bislang verschwiegen hat. Natürlich werden auch wieder einige Klischees bemüht: Die Arkoniden sind oft dekadent und pervers, manche Rebellen erweisen sich als opportun und kaum weniger machthungrig als jene, die sie stürzen wollen, die Bösewichter sind skrupellos und brutal.

Obwohl Aizela da Onur und Ohm Santarin eigene Handlungsebenen erhalten und einige ihrer Geheimnisse preisgeben, stehen sie weiterhin in ihrer Funktion als Heldenbegleiter im Schatten Atlans. Sie nehmen sich der eher nebensächlichen Konflikte auf dem Planeten Sadik an, während sich ihr Chef schon wieder in Gefangenschaft befindet, nachdem er einem Psychovampir in die Fänge geriet - was der erfahrene Leser schneller als der Protagonist ahnt. Zur Abwechslung befindet sich das Gefängnis nicht in einer Wüste sondern an einer Küste, statt Gladiatorenkämpfe auszutragen, tauchen die Häftlinge unter primitivsten Bedingungen nach wertvollen Meeresschätzen.

So wird im Wechsel intrigiert, gekämpft, geliebt und gestorben. Was auf diplomatischem Wege nicht machbar ist, wird durch die Waffe erzwungen, das Kanonenfutter und ein paar Bösewichter werden eliminiert, und den größten Einsatz zeigt Atlan stets, wenn es darum geht, eine Frau in sein Bett zu bekommen. Sex sells, aber in einem actionreichen SF wirken die bewusst eingefügten Szenen eher deplatziert, zumal der Arkonide, der einst hohe Standards hatte, nun auf wirklich alles springt, was einen Rock trägt, ob das nun ein junges Mädchen ist, eine modifizierte Sex-Sklavin, ein Gestaltwandler oder die erstbeste Mitarbeiterin, die seinen Pfad kreuzt. Das ist nicht der Atlan, den die langjährigen Leser kennen.

K. H. Scheer, Hanns Kneifel und die anderen ‚alten’ Autoren schilderten einen Imperator bzw. Lordadmiral, der als charismatische Persönlichkeit zu den interessantesten Figuren der „Perry Rhodan“- und „Atlan“-Serie zählte, der als kluger Taktiker zu überzeugen wusste, mit sarkastischen Sprüchen und spektakulären Alleingängen seinen Freund Perry Rhodan immer wieder zur Weißglut trieb und die Leser köstlich amüsierte. Von diesem schillernden Charakter ist nicht mehr viel übrig. Der zeitgenössische Atlan tappt in jede Falle, die ihm gestellt wird, denn er handelt erst und denkt zu spät. Trotz der Erfahrungen, die er in rund zehntausend Jahren sammelte, ist er leicht zu durchschauen und zu manipulieren. Regelmäßig ist er auf die Hilfe anderer angewiesen. Er ist kleinlich, eifersüchtig, und das Gehirn ist ihm zwischen die Beine gerutscht. Stimmungsvoll und glaubwürdig sind die daraus entstehenden ‚erotischen’ Szenen nicht.


Vielleicht muss man mit der Handlung der letzten fünfhundert „Perry Rhodan“-Hefte gegangen sein, die von der dritten und vierten Autoren-Generation geprägt wurden, um diesen Atlan akzeptieren zu können. Hängen die Erinnerungen jedoch an der Charakterisierung aus den frühen Bänden, ist man zwangsläufig enttäuscht. In Konsequenz wendet sich die „Atlan“-Buchreihe mehr an junge Leser, die die alten Bände kaum oder gar nicht kennen, und an solche, die sich den Veränderungen innerhalb der Romane angepasst haben.

Man sollte die Trilogie unbedingt komplett und in der richtigen Reihenfolge lesen, denn die Romane bauen aufeinander auf, Kenntnisse von den bisherigen Geschehnissen werden vorausgesetzt. Der Auftakt ist zunächst etwas schwach, denn „Totentaucher“ ist in erster Linie eine Hommage an „Perry Rhodan“. Leider übertreibt es Vandemann mit den Anspielungen, die oft in keinem Zusammenhang mit der eigentlichen Handlung stehen und mehr verwirren, als Gutes tun. Die Fortsetzung liest sich bereits gefälliger, und mit Ohm Santarin erhält Atlan einen sympathischen und nützlichen Begleiter, den man gern öfters an seiner Seite sehen würde. Die Story nimmt jetzt Konturen an.

„Befreiung in Camouflage“ schließlich ist genauso spannend wie „Die acht Namenslosen“. Man gewinnt den Eindruck, dass Montillon und Thurner sich regelmäßig ausgetauscht haben, denn ihre Bände wirken homogener und aufeinander abgestimmt. Thurner führt die Trilogie zu einem befriedigenden Abschluss: Alle Protagonisten erfüllen ihre Rollen, es gibt einige überraschende Wendungen, die offenen Fragen werden beantwortet. Das versöhnt dann auch ein wenig nach dem etwas verworrenen ersten Band.


Man muss nicht annähernd 3.000 Hefte, Taschenbücher und Comics von „Perry Rhodan“ und „Atlan“ gelesen haben, um sich in der Handlung zurechtzufinden, doch empfiehlt es sich, zumindest in groben Zügen mit den Figuren und der Ära vertraut zu sein. Wie der Name FanPro schon sagt, die „Atlan“-Trilogie ist für Fans von Fans bzw. Autoren, die einst selber begeisterte Leser waren oder noch sind, und nun dafür sorgen, dass der Titelheld auch, nachdem seine eigene Reihe eingestellt wurde, phantastische Abenteuer erleben darf.

Stellt man keine zu hohen Erwartungen und kann man mit dem zeitgenössischen Atlan leben, dann bekommt man mit der Trilogie eine unterhaltsame Lektüre geboten, die mit einigen interessanten Figuren aufwartet. Highlight des Romans ist die Geschichte der Tyarez, die am Schluss sogar für eine kleine Überraschung sorgen.

Stellt man jedoch zu viele Vergleiche an mit dem Atlan von einst und z. B. den schon klassisch anmutenden „Atlan-Zeitabenteuer“ von Hanns Kneifel, dann wird man doch wehmütig und bleibt nach der Lektüre leicht enttäuscht zurück.

hinzugefügt: May 14th 2007
Tester: Irene Salzmann
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