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Wilhelm, Andreas: Projekt Sakkara (Buch)

Andreas Wilhelm
Projekt Sakkara
Limes Verlag, 2007, Hardcover, 446 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-8090-2490-3

Von Carsten Kuhr

Phantastisch angehauchten Geschichts-Thriller sind, Dan Brown sei gelobt und gedankt, in den letzten Jahren salonfähig geworden. Dass derartige Bestseller nicht immer nur aus dem Ausland zu uns auf den Büchertisch gelangen ist ein Verdienst der deutschen Verlage, die sich, quer über alle Genregrenzen hinweg darum bemühen, einheimischen Autoren eine Chance zur Veröffentlichung zu geben. Nicht zu verleugnen ist zwischenzeitlich aber auch die Tatsache, dass die Autoren der deutschen Zunge in den vergangenen Jahren gegenüber ihren anglo-amerikanischen Kollegen aufgeholt haben. Schreibseminare, entsprechende Kurse an Volkshochschulen und Universitäten gaben den aufstrebenden Talenten das handwerkliche Rüstzeug an die Hand, um Texte zu verfassen, die ihren Leser spannend und kurzweilig, gleichzeitig aber auch faszinierend und geschichtlich fundiert recherchiert an die Seiten zu bannen wissen.

Der Wahlhanseat Andreas Wilhelm debütierte im Frühjahr 2006 im zu Random House gehörenden Limes Verlag mit „Projekt Babylon“. In einer wohlfeilen Hardcover-Ausgabe mit begleitendem Internetauftritt und einer breit gefächerten Werbekampagne entwickelte sich das Buch um zwei Forscher, die sich auf die Suche nach einem uralten Wissensarchiv begeben, zu einem veritablen Bestseller.
Was damals nur angedeutet wurde, eine Fortsetzung der Abenteuer des so ungleichen Forscherpaares, das liegt nun, rund ein Jahr später, wieder in gebundener Form vor uns.


Wieder stehen der in Hamburg dozierende britische Historiker Peter Lavell und der französische Hobby-Archäologe Patrick Nevreux im Mittelpunkt der Handlung. Als ein in Kairo lebender Geschäftsmann die beiden engagieren will, reagieren sie zunächst reserviert. Als er ihnen aber ein technisches Artefakt überreicht, dessen Datierung einwandfrei beweist, dass es mehrere Jahrzehntausende alt ist, wird ihr Interesse geweckt. Ein aus dem Grab Tutanchamuns gestohlener Papyrus soll den Weg zu einem Wissensarchiv weisen. Die Spur führt unsere Forscher, verfolgt von Fundamentalisten, zu einer Stele aus der Zeit Echnatons, die die Templer aus Ägypten geraubt hatten. Als sie in der türkischen Bibliothek auf Rhodos in einem Manuskript eine Abschrift der Stele entdecken ist die Sensation perfekt. Echnatons Abkehr von den altägyptischen Götterpantheon beruht, der Stele zufolge, auf der Berührung des Pyramidions von Imhoteps Grab. Verfolgt von Sekten beginnen unsere Forscher die Suche nach dem sagenumwobenen Grab Imhoteps, des ersten Universalgenies der bekannten Menschheit. Nur hier, so ihre Annahme, können sie weiterführende Hinweise auf die Lage des Archiv des Wissens erhalten. Tief unter dem Boden der Wüste entdecken sie tatsächlich das Grab Imhoteps, doch sie stoßen auch, immer verfolgt von ihren Häschern, auf Spuren einer Expedition der Nazis, die vierzig Jahre vor ihnen dem Geheimnis auf der Spur war...


Andreas Wilhelm präsentiert uns auch diesmal eine temporeiche, stellenweise atemberaubend spannende Handlung. Geschickt verwebt er geschichtliche Tatsachen rund um die Nilhochkultur mit Elementen aus dem Freimaurertum. Daneben lässt er in einem zweiten Handlungsstrang die Suche der Nazis nach dem Wissensarchiv einfließen, integriert den Templerorden und webt aus all diesen Bestandteilen ein dichtes Geflecht, das seine Leser in ihren Bann zieht. Dabei gelingt es ihm scheinbar mühelos Geschichte lebendig zu machen.
Auf den Spuren der Pharaonen begleiten wir unsere so ungleichen Forscher auf ihrer Queste. En passent lässt der Autor hier viel Wissenswertes über die Pyramidenbauer einfließen, verschließt aber die Augen auch nicht vor den Zuständen des modernen Ägyptens. Er thematisiert Sektentum ebenso wie religiösen Fundamentalismus, kritisiert, in die Handlung integriert, die kulturelle Ausbeutung des Landes am nordöstlichen Zipfel von Afrika durch die ausländischen Forscher.

Neben der vordergründig spannend aufgezogenen Jagd nach dem Geheimnis des Archivs besticht der Autor durch seine Fähigkeit, glaubwürdige Figuren zu zeichnen. Unsere beiden Forscher sind uns mit all ihren Eigenheiten ans Herz gewachsen, doch auch die auftretenden Nebenrollen sind glaubwürdig besetzt. Mit leichter Hand umreißt Wilhelm seine Personen, wobei es ihm gelingt, trotz des zur Verfügung stehenden Platzes diese jeweils als Unikate darzustellen. Vor meinen Augen nahmen die Personen ein ums andere Mal plastisch Gestalt an. Zwar reduziert der Autor gerade die Personen, die nicht ganz im Mittelpunkt der Handlung stehen, auf einige wenige, prägende Charakterzüge, aber hier sorgt er durch eine differenzierte Zeichnung, durch kleine, aber wichtige Details dafür, dass auch diese abwechslungsreich und glaubwürdig agieren.

Insgesamt gesehen beweist Wilhelm auch in seinem zweiten Roman, dass er seine Leser mit einer phantastisch-geschichtlichen Handlung in seinen Bann zu ziehen vermag und beweist einmal mehr, dass deutsche Literatur wieder ein Exportschlager werden kann.

hinzugefügt: February 20th 2007
Tester: Carsten Kuhr
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