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Lee, Edward: Inferno - Höllensturz (Buch)

Edward Lee
Inferno - Höllensturz
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke
Heyne Verlag, 2006, Taschenbuch, 382 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-453-53231-1

Von Michael Mittelbach

Für den Leser von Fantasy-Romanen, die nicht an endlose Fortsetzungen und Mehrteiler anknüpfen, bieten sich zuweilen nicht allzu viele Möglichkeiten. Obiger Titel, der nur einen Vorgänger hat („Inferno“) ist da eine der erfreulichen Ausnahmen. Gothic Fantasy, um genau zu sein. Und zwar solche, die sogar zuweilen zu begeistern mag, wenn man unvoreingenommen an den Titel herangeht. Mir ging es jedenfalls so.

Als Leser landet man in einer künstlich (realen) Hölle, die sich einem bereits nach wenigen Seiten auftut. Cassie Heydon, die Protagonistin, ist eine der wenigen Auserwählten - ein Kind des Äthers - , das in Mephistopolis, der Endstation, dem Tor zur Unterwelt eindringen kann. In ihren Fall, um den Tod ihrer Schwester zu klären. Deshalb kehrt sie immer wieder in ihren drogenartigen Träumen dorthin zurück. Eigentlich lebt sie in Washington D.C., ihr alter Vater völlig vertrottelt, versteht von ihren abgefahrenen Vorstellungen überhaupt nichts mehr. Doch Cassie hat nur eines im Sinn, sie muss den Selbstmord ihrer Schwester klären. Deshalb auf nach Mephistopolis. Dort lernt sie bald den genau so durchgedrehten Walter kennen, der ebenso wie sie von verrückten Träumen und Ereignissen verfolgt wird, die ihn an den Rand der völligen Verzweiflung bringen.
Doch der Höllenfürst Luzifer hat für die Kinder des Äthers bereits einen teuflischen Plan auserdacht, um sie für immer in seinem Reich gefangen zu halten.


Dies grob zur Handlung des Buches, das mit rasanter Geschwindigkeit geschrieben ist, meistens in einem anspruchsvollen, teils comicartigen Stil, voller Bilder, die einem aus Videospielen und Comics bekannt scheinen, doch hier in Worten neu Szenen voller teuflischer Grausamkeit erschaffen, so das nach fünfzig bis hundert Seiten sich bereits erstmals die Frage stellt, ob der Autor Edward Lee denn dies bis zum bitteren Ende durchhält. Und diese Vermutung ist richtig, dann nach spätestens der Hälfte lässt der eigentliche Drive des Romanes leider nach, der mich bis dahin seitenweise mit Wortwitz und irrwitzigen Gedanken begeisterte, die ich so gar nicht erwartet habe.
Dennoch erschafft der Autor ein ziemlich durchgedrehtes, neues Buch, voller maliziöser Gedankengänge und Bilder, die dem Leser tagelang durch den Kopf gehen. Auch wenn die eigentliche Handlung darunter zuweilen leidet, und man sich lesend im Kleinklein verschiedener Szenen verliert.
Der Romanfaden wird zwar aufrecht erhalten, und Lee gibt sich bis zur letzten Seite - ca. 380 davon - ziemlich Mühe, den Anspruch (vor allem Wortwitz) der ersten 150 Seiten aufrecht zu erhalten - doch zuweilen finden sich zum Ende Seiten, in denen der Comicstil in Belanglosigkeit oder Langeweile umschlägt, und man lieber weiterblättern möchte.

Dennoch - und das ist wesentlich - sind dreiviertel des Buches sehr lesbar, ein Viertel hätte sich Lee vielleicht sparen können. Und ich habe zumindest das Gefühl, das ein Autor sich nicht mehr mit Trollen und Hobbits in einem Fantasy-Roman herumschlägt, sondern versucht moderne bis aktuelle Fantasythemen aufzugreifen und zu verarbeiten. Und alleine das schon verdient deutliche Beachtung.

Insgesamt als Leseempfehlung für Leserinnen und Leser von teuflischen Bücher mit Gothic-Tendenz zu verstehen!

hinzugefügt: January 29th 2007
Tester: Michael Mittelbach
Punkte:
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