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Danger Man - Season 1, Episoden 1 bis 20 (DVD)

Danger Man (Season 1, Episoden 1 bis 20)
GB 1960/61, mit Patrick McGoohan, Richard Wattis u.a.

Von Thomas Harbach

„Mein Name ist Drake, John Drake“, so stellt sich einer der legendären Geheimagenten vor. Sicherlich nimmt dieser Satz weniger auf die noch in naher Zukunft liegenden „James Bond“-Verfilmungen Bezug, sondern auf Ian Flemings ungemein populäre Romane und nicht umsonst hat der britische Sender ITV zumindest in der ersten Staffel einen NATO Agenten – im Vergleich zum durch und durch britischen Bond – auf lebensgefährliche und nicht unbedingt der Öffentlichkeit zugängliche Missionen geschickt. Am 11. September 1960 ging die britische Spionageserie in Großbritannien als „Danger Man“ an den Start, in Deutschland wurde sie ab 1962 unter dem Titel „Geheimauftrag für John Drake“ ausgestrahlt, in den USA hieß sie „Secret Agent“. Ausgedacht hatte sich die spannenden Geschichten der australische Produzent, Drehbuchautor und Regisseur Ralph Smart (1908 – 2001), der auch für Serien wie „The Adventures of Robin Hood“ (1955) oder „The Invisible Man“ (Der Unsichtbare, 1958 – 1959) verantwortlich zeichnete. Der Handlungsrahmen trug dem Ende der 50er Jahre beginnenden Boom für Spionagefilme Rechnung, der mit den „Bond-Filmen und Sean Connery einen ersten Höhepunkt erreichte. Protagonist der Serie ist der Geheimagent John Drake alias Patrick McGoohan, der im Gegensatz zu 007 nur im äußersten Notfall eine Waffe benutzte und sich auch nie körperlich mit schönen Frauen einließ. Hier hatten die Macher wohl Rücksicht auf den Hauptdarsteller McGoohan genommen, der als praktizierender Katholik brutale Gewalt und Inhalte mit sexuellen Ansätzen für inakzeptabel hielt und auch aus diesem Grund die Titelrolle in den „Bond“-Filmen abgelehnt hatte. Trotzdem ist es erstaunlich und aus heutiger Sicht undenkbar, gegen die klassischen Klischees von Geheimagenten anspielen zu wollen, denn selbst John Steed mit seiner erotischen Partnerin Diana Rigg versprühte einen nicht zu leugnenden Sex Appeal. Aufgrund seiner erfolgreichen Zeit an verschiedenen britischen Bühnen und vor allem seinen eindrucksvollen Auftritten in diversen Live-Ausstrahlungen klassischer Stücke im britischen Fernsehen, wollte ITV nicht auf den populären und sehr hohe Gagen fordernden McGoohan verzichten und bemühte sich, dass Sex und Gewalt intelligente und oft verschachtelte Plots zu präsentieren.

So wurde ein ungewöhnlicher Serienheld geschaffen, der sich dennoch oder grade deswegen ungeheurer Popularität erfreute und drei Staffeln respektive 84 Folgen lang bis 1967 rasante Abenteuer erlebte. Allerdings passte man sich dem Zeitgeist an und nach den ersten erfolgreichen Staffeln veränderte man mit einer kurzen Pause das Konzept, begann 1964 statt des Halbstundenformats auf eine Stunde zu erweitern und machte aus Drake einen Agenten des M9, ein weiteres Unterschied und vor allem eine Anlehnung an die ersten populären „James Bond“-Filme war die Etablierung eines festen Vorgesetzten – dargestellt von Peter Madden – Hobbs und der Rückgriff auf Gimmicks und moderne Spionagetechnologie. McGoohan beendete nach den ersten ausgestrahlten Folgen einer vierten Staffel sein Engagement und wollte sich anderen Rollen zuwenden. Im Jahr 1966 begann man unter seiner Federführung die kurzlebige Agentenserie „The Prisoner“ zu entwickeln. Viele Fans sind der Meinung, dass der als „Nummer Sechs“ bekannte Gefangene in Wirklichkeit John Drake ist. Zumindest eine Folge hat Ähnlichkeit mit den Plots des „Danger Man“ und vor allem einige der Charaktere aus „John Drake“ ähneln zumindest oberflächlich Figuren aus der nur siebzehn Folgen umfassenden, schwer verdaulichen und inzwischen ebenfalls auf DVD neu aufgelegten surrealistischen Serie.


Staffel übergreifend kann John Drake als ein freiberuflich arbeitender Agent bezeichnet werden, der seine Dienste wechselnden Auftraggebern zur Verfügung stellt. Mal ist es der britische Geheimdienst, mal die NATO, ein anders Mal sind es eigene Interessen, die der Einzelgänger John Drake verfolgt. Geheimagent Drake ist keineswegs der Superheld wie James Bond, bei seinen gefährlichen Missionen rund um den Globus nutzt aber auch er verschiedenste technische Spielereien, beispielsweise Krawattennadeln, die als Kamera eingesetzt werden können oder Elektrorasierer, die als Tonband funktionieren. Als Waffe benutzt Drake, wie erwähnt, nur im äußersten Notfall eine Pistole, vielmehr verlässt er sich auf seine Fäuste, wenn er schon mal in einen Kampf verwickelt wird. Gefahren gehören zum Leben des charismatischen Geheimagenten, der mit den Risiken seines Jobs jedoch stets kalkuliert und intelligent umgeht. Er verliert seine Ideale, beispielsweise den Glauben an die Würde des Menschen, keine Sekunde aus den Augen, respektiert seine Gegner, aber auch die schönen Frauen, die in sein Leben treten. Die einzelnen Geschichten selbst zeigen den Serienhelden als „einsamen Wolf“ in einer Zeit nach dem 2. Weltkrieg und den damit verbundenen Spannungen und Machenschaften. Drake arbeitet auf höchster politischer Ebene, versucht die Welt von subversiven Elementen zu befreien, kämpft für den Weltfrieden und mehr Humanität. Drakes Einsatzgebiet waren wechselnde Schauplätze voller Gegensätze rund um den Globus, er agierte beispielsweise in Rom und Paris, tauchte in der arabischen Wüste ebenso auf wie in einem kleinen Dorf nahe der Grenze zu Kaschmir. Auch deshalb war die Serie so erfolgreich, entführte sie den Zuschauer doch in ferne Welten, brachte bis dahin unbekannte, exotische Landschaften in heimische Wohnstuben, in einer Zeit, in der das Reisen noch nicht zum Standard gehörte.
John Drake selbst ist ein attraktiver, gebildeter Mann, der im Smoking eine ebenso gute Figur macht wie im Sportdress. Er bevorzugt maßgeschneiderte Anzüge, hat eine Faible für Hüte und ist das Paradebeispiel für einen Mann von Welt, der auch als Weinkenner und Gourmet beeindruckt. Sein manchmal etwas zynischer Humor ist eher verhalten, nur selten sieht man ihn lachen, echte Heiterkeit ist ihm fremd. Drakes Abneigung gegen alles, was brutal und blutrünstig ist, macht auch gewalttätige Szenen fast zu einer „sauberen“ Angelegenheit.

Die erste Staffel (39 Folgen) begann wie erwähnt in Großbritannien Mitte September 1960 mit zunächst 30-minütigen Episoden, jede Geschichte fing meist damit an, dass sich der athletische John Drake eine Zigarette anzündete und zu einem weißen Sportwagen schritt, mit dem er wegbrauste. Erstaunlicherweise wird „The Prisoner“ einen ähnlichen Beginn haben. Nur findet sich hier Patrick McGoohan schließlich in „The Village“ wieder. Der Zuschauer wurde darüber aufgeklärt, dass jede Regierung einen Geheimdienst hat, in Amerika den CIA, in Frankreich das Deuxième Bureau und in Großbritannien den MI5 – all diesen internationalen Spionageorganisationen, ja sogar der NATO, stand John Drake zur Verfügung, wenn er gerufen wurde. Die Titelmusik der 1. Staffel „Danger Man Theme“ stammte von der Red Price Combo, die Titelmelodie der Fortsetzungen nannte sich „Highwire“ und wurde von dem Edwin Astley Orchestra gespielt.

In Deutschland flimmerte die komplette erste Staffel ab 1962 in den Regionalprogrammen der ARD über die Bildschirme, Wiederholungen bei einigen Privatsendern kamen ab Mitte der 80er Jahre hinzu; Synchronsprecher für Patrick McGoohan war Heinz Drache. Die Fortsetzungen (2. bis 4. Staffel) der britischen Spionageserie brachte es ab Januar 1968 allerdings im Abendprogramm der ARD nur auf acht Folgen. Auch in Großbritannien stand „Danger Man“ immer im Schatten der populären und oft zu sehr ins Rampenlicht gestellten und überinterpretierten „The Prisoner“ Serie. Epix legt zumindest die erste Staffel in zwei schönen Boxen wieder auf, die auch die Folgen enthalten, die bislang nicht im deutschen Fernsehen ausgestrahlt worden sind. Das Bild leidet nicht allzu sehr unter den alterstypischen Anzeichen wie kleinen Blitzen oder Kratzern, sowohl der Ton in deutsch wie auch englisch ist gut verständlich, manchmal klingen die Passagen ein wenig blechern, aber für ihr Alter immer noch sehr gut verständlich.

Nach der für alle Folgen proklamatischen Einführung führt Drake der Auftakt der Serie nach Rom. ein Bankpräsident wird ermordet, und da der Geheimagent für das profane Verbrechen im Grunde nicht zuständig ist, muss hinter dieser Tat ein Geheimnis stecken. Die taktische Goldreserve des italienischen Militärs in Höhe von 5 Millionen US-Dollar oder einer Tonne in Gold ist verschwunden. Da der tote Direktor augenscheinlich eine Geliebte hat, beginnt Drake an dieser seidenen Stelle mit seinen Ermittlungen. Im Gegensatz zu späteren Folgen kann der Zuschauer zum Auftakt – neben dem obligatorischen Faustkampf, in diesem Fall garniert mit einer unfreiwilligen Rettung durch weibliche Hand – Drakes Charakterzüge beobachten, er ist charmant, aber sehr direkt gegenüber hübschen Frauen und lakonisch bis arrogant der Männerwelt gegenüber. Aufgrund der Kürze der Zeit wirkt die Ermittlung in „Fünf Millionen in Gold“ zu hektisch und zufallsbedingt, der Showdown mit allen handelnden Figuren entschädigt leider nur wenig. Auch in „Die blinde Zeugin“ muss Drake wieder einen Mord aufklären, in diesem Fall in Lateinamerika und weiterhin ist das ohnehin angeschlagene politische Ansehen der Vereinigten Staaten in dieser Region bedroht, da es sich um einen politischen revolutionären Anführer des Landes handelte. Die einzige Zeugin des Mordes ist dessen blinde Schwester. Erstaunlicherweise wird die politische Komponente durch die innere Unzufriedenheit der Polizei mit dem drohenden Putsch der Militärs kompensiert und so ergibt sich zumindest ein ambivalentes Bild der herrschenden Zustände. Im Drehbuch finden sich zumindest einige kleinere Anspielungen wahrscheinlich nicht nur auf Ian Flemings Bondroman „Casino Royale“, sondern vor allem auf die fast unbekannte Fernsehverfilmung. So gibt es zu einem Duell zwischen Drake und dem vermeintlichen Täter am Kartentisch und der kriminalistische Fall ist zur Hälfte der Folge geklärt. Es geht nur noch darum, dem Täter eine Falle zu stellen und die Idee der Vorgehensweise ist nicht nur originell, nimmt einige Strukturen der später auf diese Missionen spezialisierten „Kobra, übernehmen Sie“ Serie vorweg.
Mit der zweiten Folge der Sammlung „Die Abrechnung“ kommt allerdings Fahrt auf. Drake wartet in einem Cafe auf einen Kontaktmann und hat aus dem Off die Zeit, sich über die Auftraggebenden Geheimdienste im Allgemeinen und ihre verschlungenen Begegnungen an unauffälligen Orten mit Codewörten im Besonderen lustig zu machen. Drake soll den Mord an einem hohen, in den Westen geflohenen Wissenschaftler rächen. Er reist nach Ungarn. In dieser Folge finden sich die ersten direkten Anspielungen auf die Welt der Doppelnullagenten und ihren weit reichenden Befugnissen, er schmuggelt ein Gewehr in Rahmen seines Autos integriert und die Kugeln in Brot gebacken über die Grenze. In letzter Sekunde stört ihn eine attraktive Schwedin, die ihm nur helfen will. Seine Begleiterin und er werden von einem misstrauischen Polizisten mit Handschellen aneinander gefesselt, können entkommen und schließlich den Auftrag erfüllen. Es ist eine sehr spannende Folge und spätestens hier zeigt sich, dass aufgrund der nur knapp dreiundzwanzig Minuten Handlungsrahmen Aufträge deutlich besser funktionieren als umfangreiche Ermittlungsarbeiten. Auch „Der Mokta von Mehdi“ führt Drake in eine – aus westlicher Sicht – exotische Gegend, nämlich in die Wüste zu den Tuaregs und dem potentiellen Sklavenhandel bei der Förderung von Diamanten. Drake trifft dort nicht nur auf einen verschlagenen Engländer, sondern auf eine schöne blonde Sängerin, die wahrscheinlich manchmal mehr als ihre Stimme ihren Zuhörer leiht. McGoohan als klassischer alkoholkranker Abenteurer in Bogart-Manier wirkt nicht immer überzeugend, dazu kommen einige Klischee des Drehbuchs – die Faszination von arabischen Prinzen mit blonden, westlichen Frauen – und der Einbruch in die Diamantenmiene ist zwar akrobatisch gut anzusehen, die Aufklärung des Plots und die sich anschließende Flucht sind dann allerdings denkbar einfach gestaltet und im Nachhinein fällt dem Zuschauer eine Möglichkeit auf, wie man den ganzen Auftrag sehr viel effektiver hätte ausführen können. Spätestens mit dieser Folge fällt allerdings auf, dass Drake wie James Bond keine Decknamen verwendet.
In „Ein glückliches Paar“ begegnet John Drake nicht nur seiner früheren Vergangenheit in Form eines Präsidentenpaares, in deren Land er vor einigen Jahren aktiv gewesen ist. Er soll während deren Besuchs in London den Wachhund spielen. Drake übernimmt den Job nicht für Geld, er ist nicht käuflich, sondern damit seine Regierung zukünftigen politischen Problemen aus dem Weg gehen kann. Insbesondere das zu schützende Paar ist sehr unsympathisch dargestellt, deren menschliche Haltung wirkt aufgesetzt und unecht. Dazu kommt, dass bis zur Mitte der Episode Drake eher von einem Zufall in den nächsten stolpert und insbesondere die Situation am Bahnhof amateurhaft aufgelöst wird. Die zweite Hälfte entwickelt sich allerdings zu einem interessanten psychologischen Spiel, wobei Drake aufgrund einer Fehleinschätzung nicht nur das ihm anvertraute Leben aufs Spiel setzt, sondern auch sein eigenes. Das Ende ist zynisch und frustrierend offen, Politik bleibt ein schmutziges Spiel.
Wie stark sich die nachrichtentechnische Welt seit den sechziger Jahren verändert hat, erkennt der Zuschauer am besten in „Gefährliche Operation“. Hier werden Drake wichtige Informationen per Telegramm übermittelt. Trotzdem kann er den heimtückischen, aber ungewöhnlich komplizierten geplanten Anschlag auf as Leben ein schwer verwundeten Präsidenten verhindern. „Position of Trust“ lief nicht in Deutschland, auf den ersten Blick fällt auf, dass die Folgen zumindest im Original über einen Prolog verfügten, dann kam der Vorspann und mit dem eigentlichen Handlungsbeginn – in diesem Fall hilft Drake einem Freund auf unorthodoxe Weise, gegen Rauschgiftgroßhändler in einem fiktiven Staat zu kämpfen und damit aktiv gegen die Suchtkrankheit einer jungen Frau, die Drake seit vielen Jahren kennt, zu kämpfen – befand man sich mitten im Geschehen. Außerdem arbeitet McGoohan mit einer weiblichen Agentin zusammen, erschleicht sich das Vertrauen eines heruntergekommenen britischen Beamten in einem landwirtschaftlichen Archiv und nimmt insbesondere die englische Schultradition und die auf falscher Arroganz der Kolonialgeschichte basierende Großmannssucht in kleinem Rahmen der Engländer auf die Schippe. Höhepunkt der Folge ist allerdings das Zusammenspiel zwischen McGoohan und dem unscheinbaren Captain Aldrich, der von dem Agenten manipuliert und emotionslos – in diesem Fall allerdings für einen guten Zweck – vom Geheimagenten ausgenutzt wird. Warum allerdings eine Liste mit allen Opiumgroßeinkäufern der Regierung ausgerechnet im landwirtschaftlichen Archiv für jeden einsehbar abgelegt werden musste, dürfte das Geheimnis des Drehbuchautoren bleiben.
In „Der einsame Stuhl“ wird Drake in die Entführung des Kindes eines exzentrischen, von einem Unfall entstellten, aber für die Landesverteidigung wichtigen Wissenschaftlers verwickelt. Der zu Beginn vorhersehbare Plot lebt in erster Linie durch das überzeugende Improvisationstalent Patrick McGoohans in der angenommenen Rolle. Die „Staatsaffäre“ eines kleinen Landes besteht in einem zu großen Darlehensantrag gegenüber den Vereinigten Staaten im Vergleich zu ihrem Bruttosozialprodukt. Als dann auch noch Drake nach seiner Ankunft vom Selbstmord eines wichtigen Mitarbeiters in einem Ministerium erfährt, wird er misstrauisch. Diese kurzweilige Episode erreicht am ehesten die Atmosphäre des ersten James Bond Films „Dr. No“, eine exotische Atmosphäre, schöne hilflose Frauen, ein launischer Jazz-Sountrack, ein Agent, der bewusst von verschiedenen Männern hinter gegangen und an der Nase herumgeführt wird, viele Leichen, die „aus dem Weg“ geräumt worden sind und schließlich eine direkte Ermittlungsarbeit mit wie in „Die blinde Frau“ wird den verantwortlichen Ordnungskräften eine Falle gestellt, deren Lösung allerdings zu offensichtlich und zu offen ist.
Auch in „The Key“ geht es um ein Loch in der Organisation des Geheimdienstes. Die Informationen können nur aus einer Quelle stammen und Drake soll einen schlüssigen Beweis liefern. Es scheint aber noch einen Doppelagenten zu geben und wie schon in einigen anderen Folgen dieser Serie engt die begrenzte Zahl von Protagonisten den Kreis der Verdächtigen sehr ein. Sowohl der Täter als auch das Motiv werden im Vorwege signalisiert. „Wer kennt Professor Sandor?“ präsentiert sich Drake zum ersten Mal zumindest in der deutschen Synchronisation als amerikanischer Agent. Er soll die Identität eines geflüchteten Wissenschaftlers überprüfen. Auf welche Weise er dann allerdings beginnt, nach Beweisen der Identität zu suchen, wirkt phasenweise überzogen und die Zusammenarbeit mit einem ambivalenten Agenten schließt eine zu komplexe Vorgehensweise ab. Das Eindringen in den Ostblock, die Befreiung einer Schwester und potentiellen Zeugin und schließlich die Flucht wirken viel zu glatt und seltsam überzogen. Als das Spiel schließlich auffliegt, ist die einzige Überraschung, wie sich der Mittelsmann mit unterschiedlichen Agenten seiner flexiblen Loyalität noch aus dem vermutlich russischen Gefängnis zu retten sucht. „Der Gefangene“ ist eine weitere in einem Land der dritten Welt spielende Folge, in der im Kern nur John Drakes nicht immer rechtsicheres Verhalten eine weitere Zuspitzung politischer Krisen verhindern kann. Handlungstechnisch lehnen sich diese Geschichte aber eher an Graham Greene oder mit Einschränkungen John le Carres Ideen an. In diesem Fall sucht Drake einen Doppelgänger für einen politischen Oppositionellen, der sich vor mehr als zwei Jahren in die amerikanische Botschaft des Landes geflüchtet hat und dort festsitzt. Der Doppelgänger darf natürlich nicht nur die gleichen äußeren Züge tragen, sondern insbesondere sein Handeln muss etwas Besonders innehaben. Der außergewöhnliche Plot in der Tradition der „Kobra, übernehmen Sie“ Folgen mit seinem scheinbar geplanten, aber im Grunde nur gewagten Spiel mit ein wenig Magie und viel gutem Willen ist eine der überzeugenden Folgen der ersten Staffel. Es stellt sich nur die Frage, warum Drake so lange und vor allem detailliert nach einem potentiellen Doppelgänger gesucht hat, wenn im Grunde für die geplante Vorgehensweise nur ein bekannter, populärer Künstler in Frage kommt. „Der Verräter“ ist eine der emotionalen Geschichten, in denen Drake zwar faktisch seinen Auftrag erfüllt, emotional aber als Verlierer die Bühne verlässt. Im nördlichen Indien sucht er nach einem Verräter, allerdings erinnert die Szenerie eher an die Schweiz als den Himalaja. Die Folge lebt in erster Linie von ihrem bodenständigen, intelligenten, tot kranken, aber sehr sympathischen Bösewicht, der sich fatalistisch seinem Schicksal ergibt. Dagegen wird in „Colonel Rodrigez“ ein New Yorker Pressekorrespondent als Südenbock und Spion benutzt. Drake versucht ihn in dem südamerikanischen Staat zu helfen und der einfachste Weg ist zum wiederholten Male, der korrupten Obrigkeit eine Falle zu stellen. Wieder kommt es zu einer Auseinandersetzung mit einem hohen Offizier und dieses Mal agiert der Geheimagent aus der schwächeren Position heraus mit einem hohen Risikofaktor. Auffällig ist in der Struktur aller bisherigen Folgen, dass niemals ganze Länder korrupt sind. Es gibt immer wieder Ausschläge nach beiden Seiten, so dass sich Drake zumindest über einige Mitstreiter auf seiner – und damit der amerikanischen Seite – freuen kann. „The Nurse“ spielt in der arabischen Wüste. In einem dieser kleinen Staaten ist die gesamte königliche Familie im Rahmen eines Staatsstreiches ermordet worden, nur eine englische Krankenschwester konnte den Säugling retten und vor den Aggressoren verbergen. Drake versucht ihr, außer Landes zu helfen. Es ist eine klassische Abenteuergeschichte mit allen notwendigen Elementen wie Exotik, Romantik, Gefahr, die allerdings unter dem erkennbar geringen Budget leidet. Mit fast bösartiger Ironie wird dann allerdings wieder aufgezeigt, dass auch die modernen Revolutionäre den Stammesgesetzen wohl oder übel unterliegen und bei dieser Folge ist ein überzeugender, technikloser Bluff elementarer, überzeugender Bestandteil der Episode. Auch in „The Island“ wird eine Idee – Gestrandete im Kampf mit den Elementen und mit sich selbst – wieder aufgenommen, behutsamen modernisiert und dann einfach erzählt. Das ausgerechnet sich die Tochter des Fluglinienpräsidenten an Bord schmuggelt und zusammen mit Drake und zwei Gangstern über einer einsamen Insel abstürzt, ist eher der klischeehafte Teil der Handlung. Insbesondere die beiden Gangster – sie sitzen sich und sprechen sich gegenseitige mit Mister an… Quentin Tarantino wird dieser Idee später in „Reservoir Dogs“ wieder aufnehmen und in ihrer Gefährlichkeit ähneln seine Berufsverbrecher den hier vorgestellten Charakteren deutlich – wirken gefährlich. Als es ihnen gelingt, einen religiös fanatischen Einsiedler auf ihre Seite zu bringen, gerät die Situation außer Kontrolle.
Die ersten „Danger Man“ Folgen funktionieren immer am besten, wenn eine überschaubare Anzahl von bizarren, exzentrischen Protagonisten auf einem beschränkten Raum von Drake nicht unbedingt mit körperliche Überlegenheit, sondern Intelligenz und Schlagfertigkeit besiegt werden. „The Island“ verfügt nicht nur über eine exotische Kulisse, eine schöne Frau, sondern auch ernstzunehmende Antagonisten und eine geradlinige, wenn auch phasenweise simpel Geschichte. In „Die Flucht nach Bath Ja Brin“ wird eine junge Frau des Hochverrats bezichtigt und durch einen britischen Pass in ihrem Besitz für den britischen Geheimdienst interessant. Drake arbeitet zumindest in dieser Folge wieder als Söldner für ein Salär, zum wiederholten Mal führt die Spur nach Arabien. James Bond agiert allerdings in einer klassischen Hommage an die James Bond Romane – wieder der Verweis auf „Casino Royale“ – und selbst das Attentat aus „Dr. No“ wird zu einer Parodie mit sehr originellen Dialogen. Diese Verweise bilden bei der ansonsten eher aus Versatzstücken zusammengesetzten Folgen einen Höhepunkt dieser Staffel, das Ende ist theatralisch und nicht überzeugend, denn Drake stellt in diesem Fall das Individuum über die Sicherheit der westlichen Welt. „The Girls who liked GI´s „ zeigt eine junge, sehr naive junge Frau aus gutem Haus, die durch Zufall in eine Spionagegeschichte gerät. Außerdem hat es Drake überraschend leicht, den roten Faden aufzunehmen und die finsteren Hintermänner zu entlarven. Die Agentengeschichte ist unterdurchschnittlich. Die letzte Folge der ersten DVD-Sammlung „Das Geschäft mit dem Tod“ beruht auf einer Idee, die sich immer wieder in verschiedenen britischen Fernsehserien wieder findet. Eine Geheimorganisation, die für Geld Menschen umbringt und sehr gut aufgestellt ist. Drake unterwandert diese isolierte Gruppe mit dem Auftrag, sein Alter Ego umzubringen und kommt zu schnell den Tätern auf die Spur. Trotzdem ist die Folge mit ihrer geradlinigen Ausrichtung sehr unterhaltsam.


Die ersten zwanzig Folgen der Serie zeigen die Bandbreite, in der insbesondere John Drake agieren sollte und konnte. Das Spektrum reicht von eher bodenständigen Kriminalgeschichten bis zu exotischen Geheimdienstaufträgen. Dabei beschränkt sich die Gewalt auf verbale Spitzen und deftige Faustkämpfe. Drake ist allerdings – ähnlich wie Bond – ein ambivalenter Charakter, der oft spontane Bauchentscheidungen trifft und – auch wenn es auf den ersten Blick ein Widerspruch zu den Geldbeträgen ist, die er annimmt – seinen eigenen Kopf hat. Die Laufzeit von knappen fünfundzwanzig Minuten ermöglicht es allerdings nicht, die Plots weiter auszuführen und nicht selten wirken die Folgen hektisch und nicht harmonisch. Für ihr Alter aber immer noch gute, intelligente Fernsehunterhaltung.

Wie schon erwähnt weisen die Folgen von der Qualität her Schwächen auf. Sowohl das Bild weist an einigen Stellen kleine Lichtblitze und Kratzer auf, die Schmutzflecke halten sich in Grenzen, dafür ist der Mono-Ton sowohl in der deutschen als auch der englischen Fassung in Ordnung und die Stimmen der Schauspieler sind klar und hell zu verstehen. Das schöne und empfehlenswerte dieser mit nur wenigen Extras ausgestatten Boxen sind allerdings die zwei Bildfassungen, der Zuschauer hat bei 32 Folgen – die auch in Deutschland liefen – die Möglichkeit, die längere englische Fassung mit einem etwas anderen Schnitt zu Beginn zum ersten Mal in dieser konzentrierten Form anzuschauen. Das erhöht das Sehvergnügen ungemein.
Eine inzwischen relativ unbekannte Serie erwacht mit dieser empfehlenswerten Neuveröffentlichung wieder zum wohlverdienten Leben.

DVD-Facts:
Bild: 1,33:1 (Vollbild)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch für Hörgeschädigte

hinzugefügt: December 23rd 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Homepage des Anbieters
Hits: 3300
Sprache:

  

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