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Robinson, Kim Stanley: Die Romane des Philip K. Dick (Buch)

Kim Stanley Robinson
Die Romane des Philip K. Dick
(The Novels of Philip K. Dick, 1984)
Aus dem Amerikanischen von Jakob Schmidt
Shayol Verlag, 2005, Paperback, 268 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 3-926-12651-5

Von Armin Mögle

„Die Romane des Philip K. Dick“ ist die Dissertation des inzwischen als SF-Autor nicht mehr unbekannten Kim Stanley Robinson (z. B. „Das wilde Ufer“ [Bastei/Lübbe SFTB 24083], „Roter Mars“ [Heyne SFTB 5361], „Grüner Mars“ [Heyne SFTB 5362], „Blauer Mars“ [Heyne SFTB 5363]). Das sollte Interessenten allerdings nicht abschrecken. Schwerverständlicher akademischer Jargon ist bei der Lektüre nicht zu erwarten. Nur wenige Formulierungen deuten auf eine Dissertation hin, und die Fußnoten wurden sparsam und nur dort eingesetzt, wo sie unbedingt notwendig sind.


Robinson zeichnet in „Die Romane des Philip K. Dick“ die Karriere des bekannten, bedeutenden und populären US-amerikanischen SF-Autors (1928–1982) anhand seiner Werke nach, beginnend mit den Mainstream-Romanen, die Dick zu Anfang der fünfziger Jahre verfasste und für die er seinerzeit keine Verleger fand, bis hin zu der „Valis“-Trilogie, seinen letzten drei Romanen. Dicks Karriere als Romanautor in der SF begann mit „Hauptgewinn: Die Erde“ (Goldmann SFTB 0131), dem weitere sieben Bücher folgten, die sich inhaltlich und qualitativ nicht sehr von dem Debütband abheben, bevor Dick mit „Das Orakel vom Berge“ (u. a. Heyne SFTB 16411) sein erstes Meisterwerk schrieb, dem Robinson verdientermaßen ein eigenes Kapitel widmet.
Die „Mars-Romane“ wie „Marsianischer Zeitsturz“ (u. a. Heyne TB 21726) und „Die drei Stigmata des Palmer Eldritch“ (u. a. Heyne TB 21729), die genauso zu den Höhepunkten in Dicks Werk zählen, fasst Robinson in einem weiteren Kapitel zusammen. Danach präsentierte Dick seinen Lesern in Romanen wie „Zehn Jahre nach dem Blitz“ (Bastei/Lübbe SFTB 21177), „Nach der Bombe“ (u. a. Heyne TB 53004) und „Warte auf das letzte Jahre“ (u. a. Heyne TB 53210) – zum Teil vordergründig – Kriegs- bzw. Nachkriegsszenarien, die, gemessen an seinen vorausgegangenen herausragenden Arbeiten, nur durchschnittlichen Charakter haben. In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre war Dick mit neun Romanen ausgesprochen produktiv, so dass es nicht verwundert, dass unter diesen Arbeiten unbefriedigende Romane wie „Das Jahr de Krisen“ (Moewig SFTB 3581) und „Das Labyrinth der Ratten“ (Goldmann SFTB 23300), aber auch weitere Meisterwerke wie „Ubik“ (u. a. Heyne TB 87336)oder „Blade Runner“ (u. a. Heyne TB 21728) zu finden sind.
Dicks Arbeit in den siebziger Jahren ist weniger umfangreich, wurde aber von den nächsten herausragenden Romanen wie „Irrgarten des Todes“ (u. a. Heyne TB 53021), „Eine andere Welt“ (u. a. Heyne Bibliothek der SF-Literatur 30) und „Der dunkle Schirm“ (u. a. Heyne TB 87368) geprägt, bevor der Autor in der „Valis“-Trilogie (u. a. Heyne TB 21727) metaphysische Themen auslotete. Verwunderlich ist zunächst, dass Robinson den „Valis“-Vorläuferroman „Radio freies Albemuth“ (Moewig SFTB 3746) nur kurz erwähnt – ohne Titelnennung – und ihn im Anhang unter die realistischen Romane Dicks summiert, obwohl der Roman genauso wie „Valis“ diverse metaphysische und SF-Elemente aufweist. „Radio freies Albemuth“ ist allerdings posthum erschienen, im Original ein Jahr nach Robinsons „Die Romane des Philip K. Dick“.

Robinsons Auseinandersetzung mit den Romanen Dicks ist sehr intensiv. Er analysiert Dicks Techniken, seine Themen, die Handlungsführung, von ihm bevorzugten SF-Elemente und ihre Anwendung, die Wahl seiner Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Robinson stellt die Vorzüge von Dicks Arbeiten und ihre Bedeutung für die SF heraus, die vor allem darin besteht, dass sie die Konventionen des Genres überschritten und brachen, verschweigt aber auch die zahlreichen inhaltlichen und stilistischen Mängel in vielen von Dicks Romanen, selbst in seinen Meisterwerken, nicht.


Kenner von Dicks Romanen werden sie nach der Lektüre von „Die Romane des Philip K. Dick“ aus der einen oder der anderen neuen und überraschenden Perspektive betrachten. „Die Romane des Philip K. Dick“ ermöglichen außerdem einen Gesamtblick auf das (Roman-)Werk des Autors, machen Entwicklungen deutlich, die Lesern bei der Lektüre einzelner Romane sicherlich entgangen sind, denn kaum ein Dick-Kenner wird seine Bücher in der Reihenfolge ihrer Entstehung gelesen haben.
„Die Romane des Philip K. Dick“ sind aber auch eine ideale Ergänzung nicht nur zu der derzeit erhältlichen, immerhin fünfzehn Bände umfassenden Dick-Edition des Heyne Verlags (der „Die Romane des Philip K. Dick“ von der Aufmachung her wohl nicht zufällig ähnelt), sondern auch zu der exzellenten Dick-Biografie „Philip K. Dick – Göttliche Überfälle“ von Lawrence Sutin (Frankfurter Verlagsanstalt).

hinzugefügt: November 28th 2006
Tester: Armin Möhle
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