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Rahlmeyer, Dana: Drachenschiffe über Kenlyn (Buch)

Dane Rahlmeyer
Drachenschiffe über Kenlyn
Kenlyn Zweiteiler Band 1
Titelillustration René Grossian
Hexentorverlag, 2006, Paperback, 498 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 3-939882-01-1

Von Carsten Kuhr

Vor Hunderten von Jahren kamen die vier großen Völker über riesige Portale nach Kenlyn. Nur die technischen Errungenschaften der Sha Yang vermochten es, die Menschen, die echsenhaften Draxyll, die riesigen Katzenwesen der Skria und die kleinen, geflügelten Yadi vor einer künstlichen Seuche zu retten, die ihre alte Heimat vergiftete. Nur wenige der Sha Yang flohen mit den vier Rassen vor den heimtückischen Anschlägen des Schattenkaisers und seiner dunklen Gefolgsleute. Sie sorgten mit ihrer an Magie erinnernden Technologie dafür, dass die Wüstenwelt sich in eine neue, blühende Heimat wandelte, bevor ein wieder erstarkender Schattenkult auch die letzten der weisen Sha Yang tötete.
Seitdem herrscht Syl Ra Van, ein Avatar als Gouverneur über die Rassen und den Pakt, der Frieden und Gleichberechtigung sichern soll.

Endriel, eine aufmüpfige Diebin erbt von ihrem Vater ein eigenes Drachenschiff. Während sonst nur die Friedenswächter, wegen ihrer Kleidung oft auch abschätzend Weißkittel genannt, und einige wenige Transportunternehmer über eines der verbliebenen Luftschiffe der Sha Yang verfügen zählt sie nun überraschend und unerwartet zu dieser Elite. Doch hat sie sich das Geldverdienen ein wenig einfacher vorgestellt. Zunächst will der Hafenmeister Liegegebühren, eine Transportlizenz kostet auch ein Vermögen, und ihre selbst gefertigten Werbeflyer stoßen auf wenig Interesse. Als dann doch ein Kunde auftaucht und eigentlich das große Geld winken sollte erweist sich auch diese Hoffnung als trügerisch. Kai, wird vom Gouverneur gesucht und auch der Schattenkult hat sich auf seine Fersen geheftet. Nur wenn Endriel und ihre tatkräftige Crew bereit sind alle Brücken hinter sich abzubrechen, und das große Abenteuer zu wagen können sie Kais Queste erfüllen. Gesagt getan, sie fliehen verfolgt von der ganzen Macht der Gouverneurs und den Schergen des Kultes, um Kais Mentor auf seinem Letzten Weg in seine Heimat zu begleiten. Schon auf dem Flug zur geheimen Ruhestätte aber werden sie gnadenlos gejagt. Ihr Schiff wird aufgebracht, sie selbst gefangen genommen. Doch während sich zwei streiten, freut sich der dritte heißt es so treffend. Während sich der Kult und die Weißkittel bekriegen gelingt die Flucht, immer wieder offenbaren Endriels Besatzungsmitglieder unerwartete Talente und Geheimnisse. Wird es ihnen letztlich gelingen, den übermächtigen Verfolgern durch die Maschen zu schlüpfen und wenn ja, wer nur ist dieser mysteriöse Meister, nach dem alle Machtgruppierungen des Planeten hektisch suchen?


Ein neuer Verlag stellt sich vor. Während sich der Hexentorverlag bislang hauptsächlich im Internet präsentiert und dort Geschichten online gestellt hat, legt er mit dem umfangreichen Roman sein erstes Buchprojekt vor.
Schauen wir uns zunächst das Buch an. Das großformatige Paperback, das gut in der Hand liegt, ist sorgfältig verarbeitet, der Druck ist sauber, der Text sorgfältig redigiert. Während viele andere Kleinverlage um Druckkosten zu sparen im benachbarte Ausland drucken lassen, ist dieses Buch „Made in Germany“.

Dane Rahlmeyer legt einen Roman vor, der zutreffend als Science-Fiction-Fantasy tituliert wird. Die von den Sha Yang hinterlassenen technischen Errungenschaften liegen so weit über dem Niveau der vier Völker, dass diese sie zwar nutzen können, ihre Wirkungsweise aber weder verstehen, noch nachbauen können. Insoweit sind die wenigen verbliebenen Relikte endlich und ihr Besitz kostbar.
Rahlmeyer hält sich zu Beginn nicht mit langen Beschreibungen oder Einführungen auf, sondern startet gleich rasant mit einer Actionszene, die uns seine Protagonistin und deren Freundin näher bringt. Voller Elan, dabei aber auch blauäugig ja naiv agiert Endriel zu Beginn. Durch ihre Augen erhalten wir erstmals einen Einblick in die gesellschaftliche Struktur der vier Rassen, werden uns die Relikte und die Weißkittel vorgestellt.
Endriel ist eine geschickt gewählte Erzählerin. Voll jugendlicher Unbekümmertheit und Begeisterungsfähigkeit stürzt sie sich ins Abenteuer. Dabei widerfährt ihr, der jungen Ausreißerin eigentlich ein schweres Schicksal. Sie, die mit ihrem Vater gebrochen hat muss von einem Unbekannten erfahren, dass ihr Vater gestorben ist, dass sie die Chance auf eine Aussöhnung mit ihm vertan hat. Obwohl sie sich von ihm abgewandt hat, hat ihr Vater ihr sein Schiff vermacht, und damit gleich noch zwei Besatzungsmitglieder, die sich zu wertvollen Verbündeten, ja Freunden entwickeln. Die Beiden halten immer wieder neue, überraschende Geheimnisse für den Leser bereit, tragen mit ihren Enthüllungen dazu bei, die Welt plastischer und vielfältiger zu zeichnen. Von der Suche nach einer Zukunft, vielleicht auch von der Flucht vor den Erinnerungen getrieben stürzt sich Endriel dann ins Abenteuer.

Die gesamte - immerhin fast 500 klein gesetzte Seiten umfassende Handlung - läuft in einem Zeitrahmen von rund 1 bis 2 Monaten ab. Insoweit können sich die Figuren kaum weiterentwickeln, wobei Rahlmeyer versucht hat, dieses Manko durch facettenreiche Charakterdarstellungen auszugleichen. Die nichtmenschlichen Rassen werden für meinen Geschmack zu Menschenähnlich dargestellt. Während die Yadi kaum in Erscheinung treten, erfahren wir über die Draxyll meist nur, dass sie leicht frieren und eher langsam agieren. Die Skria werden als tödliche Kämpfer dargestellt, eine eigene Kultur bleibt bislang im Verborgenen. Aufgefallen ist mir des weiteren, dass Endriel eigentlich sehr schnell über ihre Trauer hinwegkommt. Sprunghaft, wie es zu ihrem Wesen passt, wendet sie sich Kai zu, traut sich aber nicht, sich diesem zu offenbaren.
Während letzteres anschaulich herausgearbeitet wurde, ist die nicht vorhandene Trauerbewältigung nicht ganz nachvollziehbar. Die Welt Kenlyn selbst bleibt über weiter Passagen undeutlich. Weite Savannen, ein riesiger Binnensee, Wälder und Agrarhöfe, arg viel mehr erfahren wir nicht über den Planeten. Dafür hat der Autor mit der fliegenden Metropole Teriam und den die Zentren der Zivilisation verbindenden Portale faszinierende Orte geschaffen.

Im Mittelpunkt des Romans steht ganz eindeutig die rasant ablaufende, spannende Handlung. Voller Drive geht es hinein ins Abenteuer, müssen wir immer wieder um unsere Expedition bangen, rätseln was und wer hinter dem Schattenkult und dem sterbenden Mentor steckt. Stilistisch liest sich das Buch trotz seines enormen Umfangs unauffällig, in einem Rutsch durch, wobei dem Text eine Straffung gut getan hätte.

Das Interesse ist geweckt. Wie es wohl weitergehen wird mit Endriel und ihren Freunden, wie sich die anbahnende Auseinandersetzung zwischen dem Kult und dem Gouverneur entwickeln wird - und so wird die Zeit lang werden, bis der zweite Teil erscheinen wird.

hinzugefügt: November 3rd 2006
Tester: Carsten Kuhr
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