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Gronau, Alexander A.: Der Weltenring oder Die Suche nach dem grünen Land (Buch)

Alexander A. Gronau
Der Weltenring oder Die Suche nach dem grünen Land
Titelbild von Daniel Castagnaro
Bibliothek Nemeton, 2006, 204 Seiten, Großformat (185 mm x 295 mm), 19,90 EUR, ISBN-10: 3-00-018953-X bzw. ISBN-13: 978-3-00-018953-1

Von Ulrich Blode

Der Mensch entfremdet sich selbst. Er dient der Technik und nicht die Technik ihm. Das ist keine evolutionäre Entwicklung, sie wird durch machtbesessene Politiker und frankensteinsche Wissenschaftler gesteuert. Diese Technisierung der Welt setzt der Nürnberger Autor Alexander A. Gronau mit „Der Weltenring oder Die Suche nach dem grünen Land“ in Szene. Er schildert die Reise eines Fremden (ein Alter Ego des Autoren), der nach seinem Selbst und dem letzten unberührten Paradies sucht. Verfolgt wird dabei der Fremde von der Weltpolizei, die das totalitäre System des Hegemons durchsetzen.

Machtinstrument der neuen Ordnung ist der so genannte Weltenring. Dieser globale „Synchrotring“ lenkt die Naturkräfte der Erde um, macht sie nutzbar für wirtschaftliche und militärische Zwecke. Aus den gewonnenen Energien speist sich das die Erdoberfläche überziehende Strom- und Maschinengestell. Die Menschen leben im Schatten dieses Gestells, lassen sich falsche Realitäten vorspielen und vermeiden die letzten hellen Orte und jedwede Selbsterkenntnis.

Die Poesie und Sprache verschwindet in einem neuen Code. Die Verständigung der Zukunft erfolgt über Nullen und Einsen. Mehrdeutigkeiten soll es nach den Ansichten amerikanischer und europäischer Fundamentalisten nicht mehr geben. Der Mensch wird aber nicht zur Maschine, noch schlimmer: er wird nur als austauschbares Teil des Systems begriffen.
In einem stillgelegten Fabrikgebäude wird dem Fremden ein Weg aus der Weltentfremdung geboten. Ein unbekannter Forscher teilt ihm mit, dass er die Grüne Aue, eine seelische Landschaft, finden muss. So wird aus dem Fremden ein Suchender.


Alexander A. Gronau verknüpft in seiner Geschichte den Mythos mit der Kosmologie und neuesten politischen Auseinandersetzungen. Er zeigt sich offen gegenüber der Biologie, der Systemtheorie oder der Resonanztheorie. Hierbei verfremdet er oder setzt direkt an die Tagespolitik an. Gelegentlich verfällt er ins Dozieren und überlässt es nicht dem Leser, Rückschlüsse aus der Handlung zu ziehen. Es finden sich Zitate auf die neuesten Überwachungsprogramme, die Zerstörung des Weltkulturerbes, Atombombenversuche in Los Alamos oder auf die Verseuchung der Indianerreservate. Dem setzt er alteuropäische Legenden mit ihren naturverbundenen Wertvorstellungen entgegen. Das Symbol des Rings wurde inspiriert durch die germanische Mythologie bzw. der Nibelungensaga, in der die geschlossene Form zum Träger des Seelischen wie Stofflichen wird und beides bindet. Gronau propagiert aber kein Zurück zur Natur. Er plädiert vielmehr gegen das Vergessen und für das Nachdenken über die Folgen des eigenen Handelns. Technik kann nicht die Natur ersetzen und Herrschaft darf nur für begrenzte Zeit ausgeübt werden.

Nachteilig wirkt sich aus, dass das innovative Sprachexperiment teilweise kompliziert wirkt und durch zwölf Szenerien keine Teilhandlung wirklich ausgebaut wird. Auch erschwert die verwendete Schriftart das Lesen. Dennoch ermöglicht erst die Odyssee die Vereinigung der äußeren und inneren Welt des Suchenden. So nimmt Gronau die Leser mit auf die Reise durch eine beängstigende Welt, die aber auch noch Hoffnung bereithält.

Im Eigenverlag hat Alexander A. Gronau ein ungewöhnliches Drama herausgegeben, das viele Ideen auf interessante Weise verknüpft. Gronau schreibt nicht, um ausschließlich publiziert zu werden. Das Schreiben und die einhergehende Diskussion ermöglichen erst das Verstehen der Welt und des eigenen Selbst.

hinzugefügt: September 17th 2006
Tester: Ulrich Blode
Punkte:
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