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Duncan, Dave: Des Königs Dolche (Buch)

Dave Duncan
Des Königs Dolche
Drei Romane in einem Band
Sir Stahlhart - Sir Ambrose – Silbermantel
(Sir Stalwart - The Crooked House - Silvercloak)
Aus dem kanadischen Englisch übersetzt von Michael Krug
Titel- und Innenillustrationen von Jan Balaz
Otherworld Verlag, 2006, Hardcover, 585 Seiten, 26,95 EUR, ISBN 3-9502185-0-5

Von Carsten Kuhr

Stahlhart, von seinen Freunden auch Wanze genannt, ist seit vier Jahren auf Eisenburg. Dort werden aus jugendlichen Raufbolden und Verbrechern erstklassige Schwertkämpfer geformt, die dann mittels eines magischen Rituals an ihr Mündel gebunden werden. Nachdem der König und die ihn schützenden Klingen seit kurzem schwarzmagischen Angriffen ausgesetzt sind, braucht der Monarch dringend Nachschub an Klingen. Die fünf dienstältesten Anwärter werden gerufen, doch nur vier davon gebunden. Wanze, der fünfte und körperlich kleinste der Anwärter wird zunächst verschmäht. Jetzt ist er Primus, doch die Enttäuschung nicht mit an den Hof zu dürfen sitzt tief. Da kommt es geschickt, dass Schlange, der Mann fürs Geheime und Grobe des Königs, ihn für einen Spezialauftrag rekrutiert. Verkleidet als halbwüchsige Fuhrwerksknecht soll er sich in die Reihen der Feinde des Königs einschleichen und diese ausspionieren. Ihm zur Seite stellt man eine junge, zauberkundige Ordensschwester, die als Köder für die Hexer dienen soll. Allerdings weiß die Gute nicht, dass sie als Lockvogel dienen soll und meint, ungerechtfertigt aus dem Orden ausgestoßen worden zu sein. Und schon nimmt das Unheil seinen Lauf, Wanze legt sich mit der streitbaren Schwester Smaragd an. Zwar wird unser Duo wie beabsichtigt überfallen, aber dass ein alter Todfeind Wanzes sich dem Überfallkommando angeschlossen hat war so nicht vorgesehen. Jetzt soll er mittels dunkler Magie in eine blutrünstige Chimäre, ein Wesen halb Mensch halb Tier verwandelt werden. Gut, dass er in Smaragd eine unerschrockene und temperamentvolle Retterin hat.

Im zweiten Roman begegnen wir unseren beiden so ungleichen Hauptpersonen wieder. Erneut wird ein magischer Anschlag auf den König verübt. Vor dessen Augen stirbt sein Freund mitten in einer Audienz an einem Messerstich ins Herz. Ein Täter war, trotz aller Zeugen, nicht zu erblicken. Während die alten Klingen die Verstecke rund um die Hauptstadt nach den Meuchlern durchsuchen, werden Smaragd und Wanze, der immer noch auf die Erfüllung seines Traum nach Bindung an den König wartet, zur Erkundung in ein Gebiet entsandt, in dem es bereits früher zu Aufständen gekommen ist. Wanze meint besonders schlau zu sein, als er einen der Lehrlinge Eisenburgs, der aus der Gegend stammt, rekrutiert - nicht wissend, dass er damit einem Verräter Vertrauen schenkt...

Im dritten Roman schließlich macht sich ein Assassine auf, das Leben des Königs zu nehmen. Silbermantel, so dessen Name, hat noch nie bei einem Auftrag versagt. Als zwei der besten Fechter der Klingen von dem Attentäter scheinbar mühelos besiegt werden, herrscht höchste Alarmstimmung. Wanze, der als Einziger das Gesicht des Täters gesehen hat, macht sich auf, dem Assassinen eine Falle zu stellen, nur um allen Opfern und Bemühungen zum Trotz zu fehlen. Die Spur weist nach Eisenburg. Hier wird der König erwartet, um neue Leibwächter zu binden. Eine ideale Gelegenheit für den Killer zuzuschlagen, wenn nicht Smaragd und Wanze sich auf seine Spur gesetzt hätten.


Ein neuer Verlag stellt sich vor. Otherworld, so der Name des auf Phantastische Literatur spezialisierten Hauses, will herausragende Werke sowohl der Fantasy als auch der Weird Fiction in hochwertigen Hardcover-Ausgaben zu einem attraktiven Preis auflegen.
Schauen wir uns das erste Buch aus dem ambitionierten Verlag an. Der Druck ist sauber, ein paar kleine Setzfehler sind sicherlich zu entschuldigen. Neben drei ganzseitigen Innenillustrationen hat der Künstler Jan Balaz ein sehr passendes, stimmungsvolles Cover entworfen. Die Bindung erscheint trotz des großen Umfangs fest, ein Lesebändchen darf nicht fehlen, dem grünen Einband wurden neben Autor und dem Titel auch das Verlagslogo in Gold eingeprägt, so dass sich das Buch äußerlich als Blickfang präsentiert.
Nun mag mancher Leser in Zeiten von Hartz IV über einen Obolus von fast 27 Euro stöhnen. Zieht man aber ins Kalkül, dass man für sein Salär nicht einen Roman sondern deren Drei - die im Original auch getrennt erschienen sind - erhält, somit pro in sich abgeschlossenen Text knapp 9 Euro bezahlt, und es relativiert sich der Preis sehr schnell.

Nachdem Dave Duncans Hausverlag Bastei-Lübbe zwar die „Durendal“-Trilogie veröffentlichte („Die vergoldete Kette“, „Der Herr des Feuerlandes“ „Schwur der Schwerter“), die direkt daran anschließende „Stahlhart“-Trilogie jedoch ausließ und mit dem Einzelroman um Sir Beaumont den Zyklus fortsetze („Die verlorene Klinge“) nutzen der Duncan-Übersetzer Michael Krug und sein Partner die Chance die Trilogie als deutschsprachige Erstveröffentlichung zu publizieren.

Dave Duncan hat sich zwischenzeitlich auch bei uns eine große Fangemeinde erschrieben. Sein Name steht für Mainstream-Fantasy gehobenen Niveaus, für temporeiche, actionbetonte, mit feinsinnigem Humor versehene Texte, die jugendliche wie erwachsene Leser gleichermaßen ansprechen. Dabei nutzt er geschickt High-Fantasy typische Versatzstücke, bietet dem Leser zwar ein gewohntes Ambiente einer mittelalterlichen Welt voller Gefahren und Kämpfe, überzeugt aber insbesondere in der überzeugenden Zeichnung seiner sympathischen Gestalten. Er erzählt eine altbekannte Geschichte auf jeweils eine neue Art. Zwar vertraut und doch wieder in den Einzelheiten überraschend sind uns seine Helden bekannt, und doch vermögen sie es, den Leser für sich einzunehmen. Ähnlich wie David Eddings oder Raymond Feist versteht es Duncan seine Leser in die Geschichten hineinzuziehen. Gespickt mit kurzweiligen Dialogen entwickelt sich die jeweilige Geschichte kontinuierlich in einem sauber strukturierten Spannungsbogen bis zum manchmal etwas zu vorhersehbaren Finale.

Man mag Duncan vorwerfen, dass er aus seinem Talent zu wenig macht. Seine Gestalten entsprechen oft demselben Klischee, ohne dass sie sich im Verlauf der Handlung zu sehr weiterentwickeln. Auch bleibt die von ihm beschriebene Gesellschaft statisch. Die herrschenden Adeligen, an deren Spitze der Monarch thront, herrschen über die kaum thematisierten Bauern und Handwerker. Dennoch, und das zeigen die drei in diesem Buch vereinten Romane beispielhaft, weiß Duncan sehr genau was er tut. Er bleibt, um mit einem Sprichwort zu sprechen, bei seinen Leisten, er ist kein Mythenschöpfer wie ein George R. R. Martin und kein Stilist wie Gene Wolfe. Er versorgt seine Leser mit fesselnden, actionreichen Geschichten um die Abenteuer seiner meist jugendlichen Helden.

Dabei verzichtet er in vorliegenden Plots auf das, was seine „Klingen“-Bücher sonst gerade auszeichnet. Die besondere Beziehung zwischen der gebundenen Klinge und ihrem Mündel, das Mysterium der Bindung, und die daraus sich ergebenden Reibereien und Gewöhnungseffekte treten vorliegend mangels Bindung Wanzes in den Hintergrund. Auch der Orden der zauberkundigen Weißen Schwestern, vertreten durch die zunächst ausgestoßene Smaragd, bleibt mehr im Hintergrund. Insoweit mangelt es dem Buch ein wenig an faszinierendem, an tiefgründigerem Hintergrund.

Dennoch liest sich die Geschichte flüssig und spannend in einem Rutsch durch. Dies liegt auch daran, dass es Duncan wieder gelingt. uns für seine schlitzohrigen, sympathischen Personen einzunehmen, dass wir mit diesen bibbern und leiden, kämpfen und triumphieren.


Solide Mantel- und Degenfantasy also, weit weg von Elfen, Zwergen und Orks mit hohem Unterhaltungswert die sich kurzweilig und faszinierend liest, nicht weniger halten die Buchdeckel zwischen ihren Seiten für den Leser bereit.

hinzugefügt: September 3rd 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Otherworld Verlag
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