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Moon, Elisabeth: Heldin wider Willen (Buch)

Elizabeth Moon
Heldin wider Willen
(Once A Hero)
aus dem amerikanischen Englisch von Thomas Schichtel
Bastei-Lübbe, 2002, Taschenbuch, 558 Seiten, 8,90 EUR, ISBN 3-404-24297-1

Von Carsten Kuhr

Der Vertragsabschluss mit David Weber und die Publikation der „Honor Harrington“-Romane innerhalb der SF-Reihe des Verlags darf getrost als einer der großen Coups des Verlages angesehen werden. Nur, dass Weber eben in der Regel nur einen neuen Roman pro Jahr seinen Fans vorlegt - da liegt es nahe, dass die Verantwortlichen sich auf die Suche nach weiteren ähnlichem Lesefutter machen. Feintuchs „Nick Seafort“ und Hohlbeins „Charity“ waren die ersten Versuche auf den so gut laufenden Zug aufzuspringen, Elisabeth Moons Auftaktband um die Erlebnisse Esmay Suizas bringen uns weitere Military-SF pur.

Ähnlich wie bei Weber ist Moons Protagonist eine junge Frau. Esmay wuchs auf einem etwas belächelten Hinterwäldlerplaneten in einer Familie von Generälen auf. Als Kind in einem Bürgerkrieg vergewaltigt, suchte sie ihre Befreiung vor dem übermächtigen Elternhaus und dem dominierenden Vater in einer Bewerbung bei der interstellaren Raumflotte. Wir lernen sie kennen, nachdem sie ihre erste Großtat bereits vollbracht hat. Nachdem ihr Kapitän mit Schiff zum Gegner überlaufen wollte, meuterten die Kadetten unter ihrem Kommando, brachten die Befehlsgewalt an sich und vernichteten dann ein doppelt so großes gegnerischen Schlachtschiff. Als Retter des umkämpften Planeten hätten sie gefeiert werden sollen, doch stattdessen erwartet sie eine Kriegsgerichtsverhandlung wegen Meuterei. Zwar wird sie von allen Vorwürfen freigesprochen, doch der Makel einer Verhandlung bleibt an ihr hängen. Man versetzt sie auf ein am Rande des Reiches weitab von jeder Aufmerksamkeit eingesetztes Werftraumschiff. Das Schiff, aufgrund seiner Größe eher eine Station als ein Raumschiff, bietet ihr die willkommene Möglichkeit wieder in der Masse der Besatzung unterzutauchen. Doch dann wird auch ihr neues Domizil Opfer eines Angriffes der Piraten. Die Station wird erobert und entführt - nur eine kleine Anzahl von loyalen Raumfahrern stemmt sich gegen die Invasion - in entscheidender Position, wie kann es anders sein, natürlich unsere Heldin.


Warum verlangt der Leser nach solch martialischer Lektüre? Warum verkaufen sich, unabhängig ob nun Fantasy oder Science Fiction, Erzählungen mit gewalttätigen Auseinandersetzungen immer noch wesentlich besser, als friedlichere Romane?
Nun, die Käufer suchen, wenn sie zu einem phantastischen Buch greifen, zunächst einmal die Flucht vor ihrer oftmals tristen Alltagsrealität. Umweltverschmutzung, die alltägliche Arbeitsroutine der sie unterliegen, machen Appetit auf Welten, in denen der Leser zum entscheidungsträchtigen Helden avanciert.
Wenn wir uns die erfolgreichen Romane anschauen, dann treffen wir immer wieder auf ähnliche Protagonisten. Menschen, egal ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, die gezeichnet sind von ihrer Vergangenheit. Sie erlitten Verluste oder Verletzungen, setzten sich aber trotzdem erfolgreich in ihrer Gesellschaft gegen mannigfaltige Widerstände durch. Auch Esmay fügt sich nahtlos in die Phalanx dieser Helden ein.
Die Vergewaltigung als Kind belastet sie, und trotzdem macht sie ihren Weg, greift entscheidend in die Geschehnisse ein und bestimmt eigenverantwortlich ihr Geschick. Hier findet der Leser das, was er in der Realität oftmals vergebens sucht. Die Möglichkeit, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, und schlussendlich, wider alle Gefahren und Ressentiments zu triumphieren, das ist es, was den großen Reiz derartiger Werke ausmacht.

Moons Auftaktband liest sich sehr kurzweilig und flüssig. Trotz fast 600 Seiten verging die Zeit wie im Fluge. Die Identifikation mit der Heldin, die behutsame Lüftung des. Geheimnisses, das Esmay von Anfang an umgibt, die Faszination als wir ihre Herkunftswelt mit ihr zusammen besuchen, sorgt für eine vielschichtige Darstellung der Protagonistin.
Der erste Band des Zyklus um die Erlebnisse Esmays ist eine Empfehlung wert. Es bleibt abzuwarten, ob es der Autorin auch in den Folgebänden gelingt ihre Leser weiterhin zu fesseln.

hinzugefügt: August 23rd 2006
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Bastei-Lübbe
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