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Masters of Horror: Imprint (DVD)

Masters of Horror
Imprint
DVD
USA 2006, Regie: Takashi Miike, mit Billy Drago, Youki Kudoh u.a.

Von Thomas Harbach

Obwohl es im Grunde die zwölfte produzierte Folge ist, erscheint sie aufgrund ihres Irrweges durch die kommerzielle Medienlandschaft nicht nur als dreizehnte und letzte Folge der ersten „Masters of Horror“-Staffel, sondern als ausgesetztes Bastardkind der im Kern – trotz Dario Argento - amerikanischen Serie. Von dem neuen Rising Star des J- Horrors Takeshi Miike als einzige Episode außerhalb von Vancouver inszeniert entschloss sich der Fernsehsender Showtime nach Begutachtung, „Imprint“ nicht auszustrahlen. Hektisch wurde also John McNaughtons „Haeckel´s Tale“ – die paradoxerweise zumindest den gleichen deutschen Videoveröffentlichungstermin hat – vorgezogen. John McNaughton war kurzfristig bei dieser auf einer Clive Barker Geschichte basierenden Episode für den erkrankten Roger Corman eingesprungen und stand so unter doppelten Zeitdruck. Der Produzent Mike Garris betonte in Interviews mehrmals, dass sich der Sender mit der Intention dieser Geschichte nicht wohl fühlte. Damit schieden auch Kürzungen grundsätzlich aus.

Natürlich spricht Miike ausgerechnet das Thema Abtreibung und Recht auf Leben in einem stetig konservativer werdenden Amerika an. Er betritt nicht nur frühes David Cronenberg-Territorium, sehr konsequent und mit asiatischer Geduld extrapoliert er dessen Ideen allerdings in einem historischen Kontext. Wenn dem verzweifelten Amerikaner Billy Drago wieder und wieder die gleiche traurige Geschichte in immer abartigeren Variationen erzählt wird, erinnert diese Art des Erzählens an einen historischen Vorgriff auf „Videodrome“. Je abartiger die Geschichte wird, desto mehr steigert sich seine – zumindest über weite Strecken der Folge – unter der Oberfläche schlummernde perverse Lust. In „Videodrome“ waren es geheimnisvolle Fernsehsignale eines Piratensenders aus Pittsburgh, die als Mittler dienten, hier ist es die verbale Übermittlung einer im Grunde sadomasochistischen Inzestgeschichte. In beiden Fällen bahnt sich das neue Fleisch, geboren aus Sünde und Perversität, schließlich einen Weg an die Oberfläche. Auch wenn es immer wieder Schwierigkeiten mit David Cronenbergs „Videodrome“ gegeben hat, wird er trotzdem von den kommerziellen Kanälen ausgestrahlt. Im Gegensatz zum Kanadier kommt Takeshi Miike nicht nur aus einem anderen Kulturkreis, er hat sich auch noch nicht am Rande des Mainstreams etabliert und kann deswegen leichter von den erzkonservativen Produzenten – auch wenn sie sich als Schöpfer einer der progressivsten Horrorreihen gerne feiern lassen – ausgegrenzt werden. Die Veröffentlichung der Folge auf DVD zeigt allerdings die dramatischen Unterschiede in der Betrachtung des Genres Horror zwischen den Amerikanern und wahrscheinlich dem Rest der Welt.

Wie schon Joe Dante in seiner bitterbösen Komödie „Matinee“ fabulierte, braucht selbst der größte Schrecken ein Ventil. „Imprint“ bietet verstörende Bilder, unzählige abgrundtief erschreckende Ideen, keine lineare Erzählstruktur und fordert dem Zuschauer einiges an Durchhaltevermögen ab. Es gibt keine Monster – die Menschen sind die Monster dieser Geschichte, alle Charaktere sind böse und aus der Sicht des auch nicht reinen Priesters zur ewigen Verdammnis bestimmt -, es gibt kein befreiendes Lachen und der Wahnsinn wird schließlich am Ende als Erlösung angesehen. Takeshi Miike folgt der Tradition des europäischen und japanischen Horrorkinos und erzählt eine Geschichte für Erwachsene. Wie 1960 der japanische Film „Hell“ dem amerikanischen Horrorkino mindestens eine Generation voraus war, wie die ersten Geschichten Clive Barkers – in den „Büchern des Blutes“ gesammelt und in den grauen, zum Sterben verdammten Industriestädten Englands geschrieben – einen gänzlich neuen für das Gruselgenre unbekannten Weg vorzeichneten, so sucht Takeshi Miike mit dieser erdrückenden Story eine Katharsis von den irdischen Zwängen. Insbesondere der europäische und asiatische – Schwerpunkt japanische – Horror hat immer wieder versucht, Tabus zu brechen und unangenehm direkt die Verwahrlosung, den Verfall von Sitte und Moral drastisch direkt darzustellen und in eloquente Bilder zu fassen.

Die Bandbreite reichte von Gore über Gewalt bis zum Sex. Sex steht hier aber nicht für Hochglanzerotik. Miikes Sex ist schmutzig, käuflich und hat mit Liebe nur sehr wenig zu tun. Darum ist es auch fraglich, ob der in einem sehr künstlich inszenierten Japan des 19. Jahrhunderts seine verlorene Liebe suchende Amerikaner Drago wirklich eine Gefährtin, eine gleichberechtigte Partnerin sucht oder eher sein stetig schlechtes Gewissen befriedigen möchte. Nicht umsonst erinnert ihn die Prostituierte Komomo an seine verstorbene Schwester. Nach Jahren kehrt er aus den Staaten nach Japan zurück, um sie ins gelobte Land zu führen. Doch sie ist verschwunden. Den verschiedenen Hinweisen folgend landet er auf einer surrealistischen Vergnügungsinsel, auf der nachts die Dämonen ihr Unwesen treiben soll. Und in den Armen einer jungen Hure, deren Gesicht verunstaltet worden ist. Als Drago beginnt, ihr seine Geschichte zu erzählen, offenbart sie ihm, dass sie Komomo gekannt hat. Diese hat sich angeblich vor einigen Wochen das Leben genommen, weil ihr Geliebter aus den Staaten nicht zurückgekommen ist. Diese Geschichte entspricht allerdings nur sehr oberflächlich der Wahrheit. Stück für Stück erzählt sie ihm sehr variantenreich und immer nihilistischer werdend nicht nur die Wahrheit, sondern entblättert sich emotional vor diesem selbst ernannten seltsamen Mann. Diese Offenbarung fordert Drago mit seinem Drängen heraus und an dieser Erkenntnis zerbricht er schließlich.

In erster Linie setzt sich Miike mit der Versuchung auseinander. Der Versuchung des Fleisches und des Geistes. Lust – käufliche Gefälligkeiten, Sex aus Liebe und Vergewaltigung – findet sich in unterschiedlicher Form wieder. Wer die japanischen pink- Filme kennt, wird vom „Kamera draufhalten“ nicht unbedingt überrascht sein. Viel subtiler verwandelt Miike den Zuschauer in einen Voyeur. Wie Roman Polanski in seinem exzellenten „Repulsion“ oder Powells mit „Peeping Tom“ verführt und schockiert der junge, exzentrische Regisseur sein Publikum. Er spricht die stetige Versuchung an, über das Böse, das anderen Menschen geschieht, informiert zu werden, ohne das es einen selbst berührt, erreichen kann. Diese Versuchung verpackt er in sie stilisierte, attraktive, fast traumhafte Bilder. Er verführt den Zuschauer, einen zweiten oder dritten oder vierten Blick auf das Geschehen zu werfen. Diese Verführung nimmt er auf einzigartige Weise in seiner Erzählebene wieder auf. Wir sehen mehrere Male, wie eine junge Frau von ihrem Mann misshandelt wird. Jedes Mal fügt der Regisseur diesen Bildern einen anderen Erzählton, eine andere Perspektive hinzu und so wird aus einer scheinbar ehelichen Auseinandersetzung schließlich ein ganz anderer Kontext. Negativ gesehen stellt sich die Frage, ob Takeshi Miike zumindest das normale Publikum mit dieser Art der Manipulation nicht nur überfordert, sondern verschreckt. Viele Menschen ertragen den Horror und den Reiz des Verbotenen bis zu einer bestimmten Grenze, wird diese überschritten, reagieren sie aggressiv und abweisend. Auf dem schmalen Pfad zwischen Reizüberflutung und Negation des Geschehens wandelt er über die gesamte Folge hinweg.

Auch wenn Gewalt im Film, insbesondere im amerikanischen Film immer eine wichtige, eine elementare Rolle gespielt hat, drehte sich diese Perspektive mit den Anschlägen des 11. Septembers und zwei Jahre später unter anderem in Madrid und London. Nicht umsonst geht das amerikanische Kino mit Filmen wie „Saw“ oder „Hostel“ durch eine Folterphase. Man widersteht aber der logischen Versuchung, sich mit Gewalt auf einer intellektuellen Ebene auseinanderzusetzen und nach den Ursachen zu suchen. Stattdessen bauen sie eine Barriere zwischen den Opfern der Gewalt und den Tätern auf, distanzieren ganz bewusst das Publikum von dem Opfer und versuchen, es als Teil eines Ganzen darzustellen. Takshi Miike in einer unglaublich drastischen – wenn auch die direkte Folter im Gegensatz zu den Folgen nicht gezeigt wird – verbündet sich mit dem Opfer. Damit überspringt er die bestehende Barriere zwischen dem Mainstream –zu dem sich der Horror immer noch im Grunde seines Herzens bekennen möchte und den SM- Filmen des japanischen Pinkcinemas. Miike gibt dem Opfer nicht nur einen Hintergrund, ein Gesicht, sondern lässt sie als einzige sympathische Figur in diesem düsteren Kammerspiel im Grunde den größten Absturz erleben. Nach der Folter erfolgt ein zweiter, tödlicher Verrat. Trotzdem ist die vorliegende deutsche Fassung um rund 6 Minuten gekürzt, nur in Großbritannien – welch ein Widerspruch zu der früher erbarmungslosen Zensur – ist die Folge ungekürzt erschienen.

Zu der sehr intensiven Atmosphäre trägt nicht zuletzt die solide, herausfordernde Kameraarbeit, das exquisite, sehr stilisierte Dekor, Miikes Auge für das Groteske im Menschen und schließlich sein Farbspiel bei. So tragen seine Geishas blaue oder rote Haare, wirken wie menschliche Puppen und die Gesamtkomposition wie das Theaterstück eines Irren.

Allerdings findet sich auch eine Reihe von Schwachpunkte in so extravaganten Produktionen. So hat er sich nicht immer an die literarische Vorlage gehalten. In der Geschichte von Shimako Iwai – die als Folterin einen bleibenden Eindruck hinterlässt – erzählt nur das potentielle Opfer seine Geschichte. Wahrscheinlich hat Miike mit dem untypischen Amerikaner Drago – die Rolle ist schwierig zu spielen, zu Beginn hat Frank Nitty eher die Möglichkeit, sich darstellerisch auszuzeichnen, später geht er in den grotesken und stellenweise perversen Szenen unter – ein Bindeglied für das nicht japanische Publikum schaffen wollen. Vordergründig ermöglicht Dragos Einbindung eine Art Ausatmen zwischen den immer brutaler werdenden Szenen, hintergründig wirkt die Inszenierung durch sein Erscheinen zu konstruiert.

Oft wirken die gefilmten Brutalitäten allerdings wie eine Takeshi Miike Werkschau und insbesondere die letzte Rückblende – die Würdigung von Kurosawas „Rashomon“ fällt zu platt aus – wirkt nur noch übertrieben und absurd. Miike versucht zu viele Ideen und Informationen in einer zu kurzen Zeit zu verfilmen. In einem starken Kontrast dazu steht die insbesondere anfänglich fast sinnliche, ruhige Kameraführung. An anderen Stellen hat der Zuschauer den Eindruck, das Fragment eines größeren Werkes zu betrachten. Es bleiben zu viele Fragen offen, zu viele Ansätze verlaufen und das obligatorische und leider deutlich vorhersehbare Ende ist optisch brillant, stofflich unterdurchschnittlich angefügt. Trotzdem gehört „Imprint“ zu den Genreübergreifenden und besten Episoden dieser ersten Staffel, absurd, fasziniert, pervers und schwer zu verdauen.

Sowohl Bild als auch Ton können überzeugen. Die Farben sind sehr kräftig, die Kontraste angenehm und nicht zu scharf. Im Hintergrund findet sich an manchen Stellen ein leichtes, aber nicht störendes Bildrauschen in erster Linie in den Traumsequenzen. Die deutsche Tonspur ist deutlich klanghaltiger in Bezug auf die Dialoge als die Originalspur, leider hat die Synchronisation ungewohnte Schwierigkeiten mit dieser in Englisch gefilmten Episode. Vielleicht liegt es daran, dass weder Takeshi Miike noch sein Team bislang etwas in dieser Sprache inszeniert haben und asiatische Filme im Grunde nur im Original mit Untertiteln wirklich gut funktionieren. Bei den Hintergrundgeräuschen ist die englische Spur dagegen dynamischer und natürlicher.

Bei den Extras hat die Produktion außerhalb Vancouvers einen entscheidenden Vorteil. Sowohl das Interview mit dem Regisseur – über 40 Minuten - als auch das Making Of wurden nicht von den üblichen Verdächtigen produziert und wirken deutlich gehaltvoller. Während die vier kleinen Featurettes den üblichen, unkommentierten ersten Blick hinter die Kulissen gestatten, überzeugt der Film über die Produktion unter dem schönen Titel „Imprinting“ selbst Zuschauer, die mit der Folge an sich nichts anfangen konnten. Die Szenen vom Set sind deutsche untertitelt, eine Reihe von Interviews rundet den ersten Eindruck ab und zeigt die konzentrierte, zielgerichtete, aber unter Zeitdruck stehende Produktion dieser ungewöhnlichen „Masters of Horror“ Folge. Das sehr lange und ausführliche Interview mit Taskhi Miike – ebenfalls deutsch untertitelt – gehört zu den besten Extras der bisherigen ersten Staffel der „Master of Horror“. Stilecht in einem abgedunkelten Kino mit Sonnenbrille arbeitet er seine eigene Intention, seine Position in der Staffel und schließlich auch die Wirkung seiner extremen Filme auf ein Publikum „einsamer“ Menschen heraus. Miike antwortet auf die aus dem Off gestellten Fragen mit ruhiger, aber kräftiger Stimme. Welch ein Kontrast zwischen dem Regisseur und seinem Werk.



DVD-Facts:
Bild: 1,78:1 (Widescreen anamorph)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1

DVD-Extras:
Making of, Behind the Scenes, Interview

hinzugefügt: August 13th 2006
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: Homepage zur Reihe
Hits: 3029
Sprache:

  

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