US-Boxoffice: Die Säge wird stumpf
Datum: Sunday, 25.October. @ 17:17:49 CET
Thema: Kino


Seit fünf Jahren erzielte die „Saw“-Serie am Wochenende vor Halloween in den USA ein sensationelles Startergebnis nach dem anderen in ununterbrochener Serie, darunter vier Jahre hintereinander Startergebnisse über 30 Millionen Dollar – dieser Zauber musste irgendwann gebrochen werden. „Saw VI“ hat es nun erwischt. Schuld ist nicht nur die Ermüdung des Publikums gegenüber dieser langlebigen, immer gleichen Franchise, sondern auch die unerwartet starke Konkurrenz eines kleinen Sleeper-Hits: Zehn Jahre nach „The Blair Witch Project“ strömt das Publikum wieder in einen so gut wie ohne Budget produzierten Grusel-Film namens „Paranormal Activity“ der „Saw“ die Show stahl und 22 Millionen Dollar holte, während „Saw VI“ nur 14,7 Millionen Dollar Dollar erzielen konnte, weniger als die Hälfte seiner Vorgänger zum Start.

Die Tränen bei Lionsgate, dem „Saw“-Studio, werden sich aber in Grenzen halten. Denn aufgrund der minimalen Budgets wird auch dieser Film schon allein durch den US-Kinoeinsatz profitabel sein und ab nächstem Jahr wird die „Saw“-Serie dann in 3D gedreht, eine im Moment fast sichere Garantie für ein gutes Kinogeschäft. Zwei weitere „Saw“-Filme befinden sich auch deshalb bereits in der Vorproduktion, so dass die schwindenden Fans der Serie noch bis mindestens „Saw VIII“ versorgt sind.
Hatte der letztjährige Vorgänger „Saw V“ in einigen Kreisen erzürnte Kritik hervorgerufen, weil er erstmals in der Serie recht unverhohlene Selbstjustiz-Töne anschlug, wurden diese Kritiker dieses Jahr wieder versöhnt, weil Jigsaw sich seine Opfer diesmal fast ausschließlich aus der Berufssparte suchte, deren Mitarbeiter in weiten Kreisen der Bevölkerung inzwischen als vogelfrei gelten, die man also auch filmisch gerne foltern darf: Manager und Berater aus der Finanzdienstleistungsbranche. Ein großes US-Filmbranchenblatt meinte dann auch, dies wäre der erste „Saw“-Film, den sich Michael Moore gerne ansehen würde…

Aber, wie gesagt, die eigentliche Erfolgsgeschichte der letzten Tage ist „Paranormal Activity“, ein so gut wie ohne Budget entstandener Gruselfilm, der per Grassroot-Flüsterpropaganda-Kampagne sein Publikum fand, in ganz wenigen Kinos viel positives Echo erzeugte und per Mundpropaganda und Freundes-Empfehlungen nun in der fünften Woche in fast 2.000 Kinos läuft. Das Resultat ist mit 22 Millionen Dollar sehr beeindruckend, insgesamt sind bereits über 62 Millionen Dollar in der Kasse und 100 Millionen möglich.

Ein ehemaliger „American Pie“-Schöpfer inszeniert einen Fantasy-Film und erleidet damit kommerziell Schiffbruch? Das kennen wir schon von Chris Weitz und der Pullman-Verfilmung „Der Goldenen Kompass“. Dieses Wochenende dachte sich sein Bruder Paul Weitz, dass er das auch könne und es gelang auch, das mit dem Schiffbruch. Schon der umständliche Titel dieses Teenager-Vampirfilms verhieß nichts Gutes, der Film lag auch länger auf Halde, um nun in den Kinos unterzugehen. Wer möchte auch einen Film mit einem Titel wie „Cirque Du Freak: The Vampire Assistant“ sehen? Auf Deutsch heißt das Werk auch nicht viel besser „Mitternachtszirkus: Willkommen in der Welt der Vampire“. Und war für gerade mal 6,3 Millionen Dollar zum Start gut, trotz einer bekannten Jugendbuchserie als Vorlage.

Eine ebenfalls eher mäßige Idee, eine japanische Anime-Serie in den USA adaptieren zu lassen, wollte ebenfalls niemand sehen: „Astroboy“ lief bei 7 Millionen Dollar in fast leeren Kinos.

Der schräge Film „Wo die Wilden Kerle wohnen“ von Spike „Being John Malcovich“ Jonze läuft weiterhin stark und steht nun bei 54 Millionen Dollar. Das nicht sonderlich erfolgreiche „Stepfather“-Remake steht in der zweiten Woche bei eher mäßigen 20,3 Millionen Dollar, die sehr erfolgreiche Untoten-Komödie „Zombieland“ bei ausgezeichneten 67,3 Millionen Dollar.

Text: Oliver Naujoks





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