INTERVIEW MIT CHRISTIAN MONTILLON!
Datum: Sunday, 21.November. @ 05:00:00 CET
Thema: Interview



Die Buchreihen des Zaubermond Verlages bieten immer wieder neuen Talenten die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln und bei eingeführten Reihen mitzuschreiben. Christian Montillon ist einer aus dieser jungen Garde. Zunächst sollte er sein Romandebüt bei den „Abenteurern“ geben, nach deren Einstellung schreibt er jetzt bei „Dorian Hunter“ und „Coco Zamis“ mit.
Carsten Kuhr sprach mit dem Autor.

Hallo Christian. Nachdem leider auch auf der Webseite www.zaubermond.de nichts näheres zu Deiner Person verfügbar ist - könntest Du Dich unseren Lesern kurz vorstellen?

Guten Morgen, Carsten. Da kommst Du gerade zur rechten Zeit... Beruf seit einer knappen Woche (aktuell ist der 4.11.): freier Schriftsteller und Lektor. Bis vor kurzem schrieb ich hauptzeitlich an einer Doktorarbeit (Germanistik, Gesangbuchforschung).
Hobbys: theoretisch ja... doch der Beruf als freier Schriftsteller und Lektor neigt dazu, die Hobbys zu fressen. Soll heißen, im Moment komme ich zu kaum etwas außerhalb, und schließlich bin ich in der beneidenswerten Lage, die Hobbys zum Beruf gemacht zu haben. Hobbys sind aber auch der Beruf meiner Ehefrau (die diejenige von uns beiden ist, die WIRKLICH arbeitet, allerdings bekommt sie kein Geld dafür): meine beiden super Kinder, für die sich die Welt ebenso geändert hat wie für mich: der Große ist frisch im Kindergarten, der Kleine ist 5 Monate alt, und da ändert sich ohnehin ständig alles.
Alter: ebenfalls ja. Und zwar 30.

Du veröffentlichst unter Pseudonym – warum dies? Provokant gefragt, stehst Du nicht zu Deinen Texten, oder hört sich das Pseudonym vielleicht einfach besser, und damit verkaufsfördernder an? Oder ging die Entscheidung unter Montillon zu publizieren etwa vom Verlag aus?

Klar stehe ich zu meinen Texten – sonst hätte ich meinen “Realnamen” viel geheimer halten müssen. Es ist allerorten in Foren zu lesen... und das macht mir auch nichts aus. Ich will auch kein geheimes Dasein führen – sonst hätte ich nirgends eine Emailadresse hinterlassen, über die man mich erreichen kann, wie ebenfalls in diversen Foren, und auch hier, wenn gewünscht: man tippe Christian.Montillon@web.de
Die Pseudonymwahl hatte verschiedene Gründe; man muss nicht notgedrungen über meine Doktorarbeit stolpern und umgekehrt; außerdem finde ich, dass “Montillon” einen schönen Klang hat. Mit dem Namen verbindet mich freilich auch Einiges. Die Wahl des Vornamens (Christian statt dem “realen” Christoph) hatte in der Tat rein klangliche Gründe.
Von allen Verlagen hatte ich freie Wahl, unter welchem Namen ich veröffentlichen will. Ich halte auch in Zukunft das eingeführte Pseudo bei, auch bei „Atlan“, wo der Realname eher “üblich” ist; auch dort schreiben verschiedene Leute freilich unter Pseudonym.

Wie kamst Du zur Phantastik - was hast Du am liebsten gelesen, wer waren und sind Deine Lieblingsautoren, haben diese Dich in Deiner Art zu schreiben beeinflusst?

Zur Phantastik kam ich vor vielen, vielen Jahren im zarten Lesealter, und Schuld daran ist „John Sinclai“ (zuerst die Hörspiele, damals noch Tonstudio Braun, dann die Hefte). Mit 12 oder 13 hab ich angefangen, Dutzende, Hunderte seiner Abenteuer zu verschlingen. Dann kamen alle anderen Genre-Heftserien. Die landeten dann alle im Mülleimer (*stöhn!!*), bevor ich über „Perry Rhodan“ vor einigen Jahren wieder an die Heftchenliteratur kam und über Ebay alles wieder zusammenkaufte. Heute birst mein Zimmer wieder auseinander, und es wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als ein Haus zu bauen, um alle Hefte unterzubringen.
Lieblingsautoren waren früher sicher die ”Großen” der phantastischen Heftszene, Jason Dark, A. F. Morland, Dan Shocker, Ernst Vlcek. Alle mag ich immer noch (nur Sinclair lese ich gar nicht mehr, Bastei möge mir die Ehrlichkeit verzeihen...). Besonders freut es mich, einige der Genannten in letzter Zeit kennen gelernt zu haben.
Aktuell ist es für mich eine besondere Freude, wenn Ernst Vlceks Name auf dem neuen „Rhodan“ steht; A. F. Morland führte mich an „Cotton“ heran (siehe unten), und von Dan Shocker befindet sich (fast) jedes gedruckte Wort in meiner Sammlung.
Beeinflusst haben sie mich sicher, aber ich glaube nicht, dass man das unbedingt in meinem Stil spürt. Doch das sollen die Leser entscheiden. Zitate aus „Larry Brent“ und „Macabros“ wird man aber an versteckten Stellen in meinen Romanen etliche finden. Gerade vorhin habe ich wieder eines in die Tastatur gehackt.
Aber auch ansonsten gibt es gute Autoren: Stephen Lawheads phantastische Romane, C.S. Lewis („Perelandra“Trilogie, „Narnia“-Märchen), die Bibel ist mehr als lohnenswerte Lektüre, John Grisham reißt mich immer wieder mit, Thomas Mann ist verschmitzter als man denkt und gar nicht so trocken wie sein Ruf...

Hast Du außerhalb Deiner Mitarbeit bei Zaubermond schon Texte veröffentlicht?

Ja. Aber Zaubermond stand trotz der nun folgenden Liste, die mich selbst schwindeln macht, am Anfang. Veröffentlicht sind: „Jerry Cotton“ und „Professor Zamorra“. Demnächst erscheinen: „Maddrax“ und „Schattenreich“. Gerade schreibe ich: „Atlan“.
Bei den meisten Serien wird es sicher weitergehen, bei den anderen hoffe ich es...

Wie kam es zum Kontakt mit Zaubermond? Du hast ja schon vorher als Korrekturleser und Lektor erste Erfahrungen mit den Zaubermond Programm sammeln können.

Eine Mail an Zaubermond brachte mir den Job als Korrekturleser (lang, lang ist’s her), Lektor ging dann im Laufe der Zeit hin und wieder einmal. Mal sehen, wie es sich weiterentwickelt. In dem Zusammenhang freut es mich besonders, dass ich eine Serie des alten Meisters Dan Shocker bei Zaubermond betreue: die Neuauflage der Frankenstein-Taschenbücher. Der Kontakt mit Dan Shocker gestaltet sich sehr unkompliziert und gut.
Bei Zaubermond bin ich auch der Verantwortliche “Überarbeiter/Lektor” für die im März startende Zamorra-Buchserie “Director’s Cut”, über die ich keine Infos rausgebe. Erwähnen will ich sie allerdings gerne, denn jeder soll jetzt neugierig werden und sie dann kaufen (*grins*). Weitere Infos dazu in der Dezember-Ausgabe der Mystery Press des Verlages.
Die Zusammenarbeit mit Dennis Ehrhardt ist ebenso eine wahre Freude – schöne Überleitung zur nächsten Frage.

Dem Vorwort von Dario Vandis alias Dennis Ehrhardt zu Coco Zamis Band 8 konnte ich entnehmen, dass zunächst eine Mitarbeit von Dir bei den „Abenteurern“ angedacht war. Hattest Du Dich auf Deine Mitarbeit bereits vorbereitet - Dich in die laufende Handlung eingelesen, eventuell sogar bereits ein grobes Handlungsgerüst für Deinen Roman entworfen?

In die Serie musste ich mich nicht einlesen, ich kannte sie ohnehin. Ich schrieb daraufhin eine Leseprobe (mit pfiffiger Idee zur Serie, einer Waffentechnologie, die auf dem Schallwellenorgan der ZERSTÖRER basierte) und schickte sie an Dennis Ehrhardt – sie war wohl nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Er gab mir 100.000 Tipps, ich schrieb das Ding komplett um...
Und dann landete die neue Leseprobe auf einem Ablagestapel bei Dennis Ehrhardt, weil die Serie eben eingestellt wurde.
Aber – eben dieser Ablagestapel muss irgendwann aufgeräumt worden sein, was Dennis dazu veranlasste, mir eine Mail zu schreiben, in der stand, ob ich nicht einmal einen „Coco Zamis“-Roman schreiben wolle.

Als dann die Entscheidung bekannt gegen wurde, dass Zaubermond die Reihe nicht fortsetzen würde, war das sicherlich eine große Enttäuschung für Dich?

Tja schon... sowohl, weil ich gerne mitgeschrieben hätte, als auch, weil ich sie gerne weiter gelesen hätte.
Aber damals hätte ich nie gedacht, dass ich selbst als Autor wirklich Fuß fassen könnte. Ich hatte es nicht soooo ernst genommen.

Deine ersten Romane zu „Coco Zamis“ entstanden in Zusammenarbeit mit Dario Vandis. Wie lief das Zusammenspiel mit Dario ab - inwieweit konntest Du Deine Ideen und Vorstellungen einbringen, oder ließ das Exposé zu wenig Raum, um wirklich eigenständige Sequenzen einzubauen?

Ganz unterschiedlich schon innerhalb von „Coco Zamis“ Band 8. Den ersten Teilroman schrieb ich nach einem ziemlich ausführlichen Expo von Dario Vandis, und dieser ging dankenswerter Weise danach noch mal sehr gründlich über den Text und schrieb einiges um. Daran erkannte ich einige Fehler, die ich gemacht hatte. Danach bewarb ich mich bei „Cotton“ und „Zamorra“, und beides erfolgreich, schrieb dort auch die ersten Romane... Dann erst kam „Coco Zamis“ 8, zweiter Teilroman. Ich war besser geworden, ganz klar. Dario Vandis schrieb hier die erste Hälfte des Romans und ließ mir (bis auf das Ende, das vorgegeben war) völlig freie Hand in der Fortführung. Außerdem war er so nett, die Handlung in ziemlich verfahrene Situationen hineinzuführen, aus denen er selbst keinen Ausweg mehr wusste. Also meinte er zu mir: ”Mach mal irgendwie weiter”. Daraufhin verunstaltete ich seine Hälfte des Textes (hihi!), schrieb ein bisschen um und baute die zweite Hälfte völlig frei zusammen.
So hatte Dario die End-Entscheidung über den Text von 8-1 und schrieb meine Teile um, ich aber die End-Entscheidung von 8-2 und schrieb seine Teile um.
(Mit ihm zusammen Romane zu schreiben, macht übrigens Spaß – wir haben das gleich bei dem aktuellen neunten „Zamorra“-Hardcover ”7” fortgesetzt, allerdings wieder auf andere Art, indem wir uns einfach jeder einige Kapitel vornahmen, Dario aber das komplette Expo geschrieben hat.)

Neben den Abenteuern der Hexe Coco Zamis bist Du auch bei den neuen Romanen um Dorian Hunter mit von der Partie - unterscheiden sich für Dich als Autor die Art zu schreiben bei „Coco Zamis“ von der Arbeit an der Fortschreibung des Dorian Hunter-Mythos'? Ich könnte mir vorstellen, dass die Arbeit an „Dorian Hunter“ einfach auch wegen der Einbeziehung der vielen bereits erschienen Romane und die darin festgelegten Grundzüge und Verhaltensweisen des Helden für einen Autor ein starreres Gefüge darstellen, als die vielleicht eher dem persönlichen Gusto des jeweiligen Verfassers offenen Abenteuer der Zamis-Hexe?

Sehe ich eigentlich nicht so. Klar gibt es bei „Dorian Hunter“ ein weitaus größeres Feld zu beachten... aber Freiheiten gibt’s allemal. Ich beschreibe mal wieder die unterschiedlichen Ausgangssituationen meiner beiden Einzelromane im aktuellen Hardcover.
13-2 (die Kiwibin-Story) schrieb ich nach einem recht ausführlichen Expo von Ralf Schuder. Da war vieles vorgegeben, aber auch dann hat man schon noch einige Freiheiten.
Völlig anders in 13-3 (der Bildnis-Story): an dieser Stelle war sogar einmal angedacht, den aktuellen Zyklus enden zu lassen, der jetzt ja noch in das 14. Hardcover hineinläuft. Aus diesem Grund gab es hier keinerlei Vorgaben – es hieß nur, einen guten Roman zu schreiben... ich wollte schon, dass er etwas mit der Thematik des Zyklus zu tun hat. Also schrieb ich die Bilder-Magie-Story, die einen Hintergrund zu dem Geschehen um Isbrant ausbreitet. Hier stammt alles von mir, und dankenswerter Weise hat Ralf Schuder auch noch einen Fehler ausgemerzt.
Hm – festgelegte Verhaltensweisen des Helden – klar, Dorian hat einen Charakter, der ihn zu bestimmten Handlungen greifen lässt... aber das hat jeder Serienheld. Und jeder Mensch... und trotzdem gibt es immer neue Facetten. Coco hat auch einen Charakter (hoffe ich zumindest).
Im Ernst: ich verstehe freilich, was Du meinst, aber die Freiheiten sind da.
„Coco Zamis“ ist nun aber meinem Gefühl nach eine andere Art von Serie als „Dorian Hunter“ – ich mag sie beinahe lieber. Dort gibt es ja doch eher Auseinandersetzungen INNERHALB der Bösewichter-Familie... das gefällt mir. Klar – das Universum ist dasselbe, und viele Figuren treten hier wie dort auf. Gerade das macht das doch so reizvoll. Figuren eine Vergangenheit anzudichten, die längst abgetreten sind, von denen man längst weiß, was später aus ihnen wird – das ist schon stark.

Was hast Du für die absehbare Zukunft in Planung - weitere Zaubermond Texte, oder auch einmal etwas ganz Eigenständiges?

Siehe oben, jede Menge Serien... aber auch Zaubermond! Auf jeden Fall und immer wieder, solange ich nicht rausgeworfen werde. Das nächste „Dorian-Hunter“-Hardcover wird einen Roman von mir enthalten; und auch bei Coco werde ich sicherlich wieder mitschreiben. (Nur nicht in dem im Dezember erscheinenden, obwohl ich auch dort ursprünglich mitschreiben wollte. Nun ja, wie Hitchcock sagte, erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt. Die Arbeit an den ganzen anderen Projekten ließ es nicht zu. Aber es gibt mehr als nur guten ”Ersatz” für mich – ich habe den Roman bereits gelesen.)
”Was ganz Eigenständiges” – wenn Du damit Serienunabhängiges meinst: eine Romanidee ist in meinem Kopf, und ich werde auch versuchen, sie in einem Verlag unterzubringen.
Und: die neue Bastei-Reihe ”Schattenreich” bietet ja die Möglichkeit, völlig unabhängige Kurzromane zu schreiben. Dort können z. B. Vampire Angst vor Kreuzen haben oder auch nicht, wie man gerade will – solange der Roman in sich logisch ist. Es gibt hier kein fest gefügtes Universum. Die Arbeit daran macht Spaß, und das Expo für meine zweite Story für die Reihe ist vom Redakteur Holger Kappel bereits für gut befunden worden. Das erinnert mich daran, wieder an die Arbeit gehen zu müssen.

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für uns genommen hast.

Aber gern doch. Arbeite ich eben mal wieder die Nacht durch...





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