Im Gespräch mit: Dennis Ehrhardt und Christian Montillon
Datum: Tuesday, 11.March. @ 19:29:09 CET
Thema: Interview


Nachdem die 1973 bis 1983 im Zauberkreis Verlag erstveröffentlichte Heftserie "Macabros" seit ein paar Jahren als großformatige Paperbacks im Blitz Verlag eine Neuauflage erfährt, startet im Zaubermond-Verlag nun eine Fortsetzung. Nach dem Willen des 2007 verstorbenen Autors Jürgen Grasmück alias Dan Shocker wird Christian Montillon die einzigartige Mischung aus Grusel- und Fantasyelementen mit neuen Romanen weiterführen. Unser Mitarbeiter Carsten Kuhr sprach zum Auftakt der Edition mit dem Verlagsinhaber Dennis Ehrhardt und dem Autor Christian Montillon.


CK: Seit einigen Jahren erscheint im Blitz Verlag die Neuauflage des Klassikers um Björn Hellmark und seinen Bioplasma-Doppelgänger. Umso überraschter war ich, als verkündet wurde, dass die Weiterführung der Reihe nicht bei Blitz, sondern im Zaubermond-Verlag erscheinen würde. Du, Dennis, hast Dich ja in Deinem Nachruf auf Jürgen Grasmück als großer Macabros-Fan geoutet? War die Fortsetzung ein Wunschtraum von Dir?

DE: Ja, das kann man schon sagen. Die Serie hat mich geprägt, und ich habe mich sehr gefreut, als Jürgen und Karin Grasmück wie auch Jörg Kaegelmann vom Blitz-Verlag einer Fortführung bei Zaubermond zustimmten.

CK: Nun ermöglichte es Jürgen Grasmücks angeschlagener Gesundheitszustand es ihm während der letzten Jahre nicht mehr, sich dem Schreiben zu widmen. Inwieweit war er dennoch an der Planung der Fortsetzung beteiligt?

DE: Es gibt einige wenige Aufzeichnungen, z. B. im Originalmanuskript zu Heft 125, das uns vorliegt. Wir gestalten die Fortführung so originalgetreu wie möglich. Das geht bis zu den Innenillustrationen zu Beginn eines jeden Romans, die wir ähnlich wie in den Heften damals bringen werden.

CK: Ihr habt Euch dafür entschlossen, die Handlung der Fortsetzung direkt an die Heftserie anschließen zu lassen, keine wie auch immer geartete Zäsur vorzunehmen – warum?

DE: Weil es dafür keinen Grund gab – und weil Dan Shocker das sicherlich ebenso gehandhabt hätte.

CK: Jürgen Gasmück hat ohne detailliertes Archiv gearbeitet – er hatte seine Handlung und Geschichte im Kopf. Insofern stelle ich es mir recht schwierig vor, hier die Kontinuität zu gewährleisten. Habt ihr Fachleute, die die neuen Romane auf Fehler abklopfen, quasi Probelesen?

DE: Natürlich werden die Romane gegengelesen und auf Fehler geprüft, sodass uns hoffentlich nicht so ein Lapsus passiert wie Dan Shocker selbst einst mit seinen sechs bzw. sieben Manja-Augen. ,-) Wichtig ist aber vor allem, dass wir die Atmosphäre und die Dramaturgie Shocker’scher Prägung in die Fortsetzung retten können. Dies steht für uns an erster Stelle.

CK: Ihr werdet die Handlung wie früher in Zyklen vorantreiben. Warum habt ihr euch gegen Einzelromane entschieden?

DE: Weil Zyklen Macabros-typisch sind. Dan Shocker hat immer auf große Zusammenhänge gesetzt, wenn man mal von den ersten 20 Macabros-Heften absah, als die Serie sich noch finden musste.

CK: Wenn Dir, Dennis, Macabros so viel bedeutet, warum steht dann nicht auch dein Pseudonym, Dario Vandis, auf dem Cover?

DE: Wir wollten aus nostalgischen Gründen explizit, dass nur Dan Shocker auf dem Titel auftaucht. Dies wurde auch mit Jürgen und Karin Grasmück abgestimmt. Die Romane werden von Christian Montillon geschrieben, wobei ich durch Lektorat und Planung schon einen gewissen Einfluss habe. Vielleicht wird es auch mal einen „Macabros“-Roman von mir geben, den dann wiederum Christoph lektoriert. Das ist aus unserer Sicht nicht entscheidend.

CK: Auch bei „Dorian Hunter“ hast du dich zuletzt als Autor sehr rar gemacht.

DE: Ich widme der „Dorian Hunter“-Serie im Gegenteil inzwischen sehr viel mehr Zeit als früher – zum Beispiel mit der Vorbereitung der Hörspiele, die im August starten. Auch bei den Büchern bin ich demnächst wieder als Autor dabei – im Jubiläumszyklus Band 20/21 der Neuen Romane.

CK: Der Mann, der das Ruder bei „Macabros“ in die Hand bekommt, ist Christian Montillon. Wir kennen ihn von seiner Arbeit bei „Perry Rhodan“, „Dorian Hunter“ und „Professor Zamorra“, bei Zaubermond verfasst er neben „Professor Zamorra“-Büchern im Jahr auch noch die Fortschreibung der „Torn“-Serie nach Motiven und Storyideen von Michael J. Parrish – provokant gefragt, ist da überhaupt noch Luft für „Macabros“?

CM: Ja, es ist Luft für „Macabros“ – wenn ich dafür auch bei anderen Projekten kürzer treten musste. Siehe deine obige Liste: Aus der „Zamorra“-Heftroman-Serie habe ich mich weitestgehend zurückgezogen – nicht jedoch aus der Buchserie. Auch bei „Dorian Hunter“ wirst du meinen Namen als Autor nicht mehr finden, wenn ich der Serie auch nach wie vor verbunden bin. „Macabros“ ist jedoch ein besonderes Projekt, das mir auch sehr wichtig ist, auch wenn ich (natürlich) bei „Rhodan“ und auch „Torn“ sehr engagiert bin. Aber ich liebe Abwechslung.

CK: Und warum kein Autoren-Team?

DE: Dafür ist „Macabros“ nach meiner Ansicht nicht geeignet. Zudem sehe ich außer Christian keinen Autor, der in der Lage wäre, Dan Shockers Erbe anzutreten.

CK: Hast Du, Chris, als Fan damals die „Macabros“ alle verschlungen, oder wie bereitet man sich auf so eine Arbeit vor? Wird es bei der einzigartigen Mischung aus Fantasy-Abenteuer und Gruselszenarien bleiben?

CM: Ich denke, gerade auf das Schreiben eines „Macabros“-Romans kann man sich vor allem auch durch … hm, sagen wir Liebhaberei gut vorbereiten. Dadurch, immer wieder mal in den Heften zu schmökern. Dadurch, auch zu verstehen, wie Dan Shocker arbeitete, und das behaupte ich mal, habe ich verstanden ;-). Und ja – es bleibt bei der Mischung, denn das ist ganz bestimmend für „Macabros“.

CK: Wie schaut der Vorlauf aus, wie weit habt ihr die Handlung vorausgeplant, wer macht die Exposees?
DE: Christoph und ich haben uns im August 2007 getroffen und den ersten Zyklus (fünf Bände) durchgeplant. Wir haben jetzt schon jede Menge Ideen, die darüber hinausführen, aber wir sind natürlich auch gespannt auf die Reaktionen der Leser auf die ersten Bände.

CK: Wer zeichnet für die Titelbilder verantwortlich? Lonati steht ja leider nicht mehr zur Verfügung.

DE: Lonati hat einen Fundus von ca. 4.000 Bildern hinterlassen, aus denen der Illustrator Günther Nawrath digital neue „echte“ Lonatis zusammenmischt. In der brandneuen Ausgabe des Zaubermond-Magazins „Mystery-Press“ sind die Cover der ersten fünf „Macabros“-Bücher zu sehen. Band 1 und 2 kann man auch schon in Farbe auf der Homepage bewundern. Günther hat klasse Arbeit geleistet, wie ich finde.

CK: Christian, wie lange sitzt Du vor der Tastatur bis ein „Macabros“-Roman abgabereif ist?

CM: Da fragst du was – ich hab ja gerade mal Band 1 fertig und schreibe gerade Band 2 (bis dieses Interview erscheint, ist wohl auch der 2er fertig). Also: Da hapert es mit den Erfahrungswerten.

CK: Bei „Professor Zamorra“ wart ihr Autorenkollegen, bei Zaubermond ist Dennis Dein Chef – wie kommst Du damit klar, Chris?

CM: Kein Problem. Dennis und ich arbeiten nun schon Jahre auf vielen Ebenen zusammen, angefangen von Korrektur über Lektorat und Romaneschreiben, Planung auf inhaltlicher und struktureller Art etc.etc.pp. Ich sag mit Fug und Recht, dass ich von ihm einiges gelernt hab, gerade weil ich vom Anfang meiner Autorenkarriere an mit ihm zu tun hatte. Und vielleicht hat er inzwischen auch das eine oder andere Mal von meinen Erfahrungen profitiert. Solange ein „Chef/Lektor“ vernünftig kritisiert, so dass es einen weiterbringt – bitte, muss sein. Wer das anders sieht, kann als Autor gleich einpacken.

DE: Bei „Macabros“ klappt die Zusammenarbeit sogar noch besser als anderswo, falls das überhaupt möglich ist. Das liegt daran, dass wir beide die Serie sehr gut kennen und auch ähnliche Vorstellungen von der Fortsetzung haben.

CK: Seit August 2006 bringt das Label Hörspiele-Welt neue „Macabros“-Hörspiele heraus – gibt es Pläne, die doch etwas schleppende Erscheinungsweise durch die Neuedition zu beleben?

DE: Hörspiele-Welt vertont ja die Klassiker-Serie, die beim Blitz-Verlag erscheint. Für eine Vertonung der Fortsetzung gibt es zurzeit noch keine Pläne.

CK: Vielen Dank, dass ihr euch für unsere Leser Zeit genommen habt!


Die Website von Zaubermond ist hier zu finden.





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