Box-Office USA: Publikum möchte „Kompass“ nicht vergolden!
Datum: Sunday, 09.December. @ 21:16:08 CET
Thema: Kino


Eines wird man in den nächsten Jahren im Kino wohl nicht mehr sehen: Die vielgeehrte Hollywood-Diva Nicole Kidman und 007-Darsteller Daniel Craig zusammen auf der Leinwand. Nachdem sie im Sommer nichts daran ändern konnten, dass sich der SF-Thriller "The Invasion" zu einen schmerzlichen Flop entwickelte, stehen sie seit diesem Wochenende bei "Der Goldene Kompass" jetzt auf den Plakaten des Kino-Flops des Jahres. Das um die 200 Millionen Dollar teure, mit großen Hoffnungen gestartete Fantasy-Epos öffnete mit 26,1 Milllionen Dollar verhältnismäßig katastrophal in den USA. Die oberste Budget-Liga war in diesem Jahr bisher völlig flop-frei geblieben - bis diese Adaption des Fantasy-Bestsellers von Phillip Pullman in die Kinos kam.

Gründe für die Publikums-Ignoranz sind wohl weniger die eher schlechten Kritiken und einige künstliche aufgebauschte kirchliche Proteste, sondern wohl eher, dass das Kino-Publikum inzwischen, auch sicherlich durch die eher ernüchternde Eragon“-Adaption im letzten Jahr, den Weihnachts-Fantasyfilm nicht mehr, wie noch beim „Herr der Ringe“ oder „Narnia“ als etwas Besonderes oder gar Muss ansieht. Diese kurze Tradition dürfte damit bald zum Ende kommen, der nächste „Narnia“-Film startet auch bereits nicht an Weihnachten, sondern im Sommer 2008, auch wenn diese Entscheidung weit vorher und unabhängig von diesem Ergebnis getroffen wurde.
Der Flurschaden durch dieses Einspielergebnis wird beachtlich sein: Das dringend einen Hit benötigende Mini-Studio New Line gerät damit in ernsthafte Schwierigkeiten, der Vertrag von New Line-Chef Robert Shaye wird nächstes Jahr wohl kaum verlängert und auch für die Karrieren von Nicole Kidman und Daniel Craig wird sich der Film nicht positiv auswirken, wie ebenfalls für Regisseur Chris Weitz, der wohl jetzt seinen Rücktritt vom Rücktritt vom Regiestuhl sehr bedauern wird. Weitz hatte die Produktion kurzzeitig verlassen, wurde ersetzt und kehrte dann, nachdem auch der Ersatz-Regisseur das Handtuch geworfen hatte, wieder zurück.

Im Gegensatz zum „Herr der Ringe“ wurden von Pullmans Trilogie nicht alle drei Teile gleichzeitig gedreht, man wartete zunächst einmal auf den Erfolg dieses Teils – der nicht eintrat. Es wird nun sehr unwahrscheinlich sein, dass die Roman-Nachfolger „Das Magische Messer“ und „Das Bernstein-Teleskop“ noch verfilmt werden. Möglicherweise kommt damit aber immerhin in die „Hobbit“-Verfilmung nächstes Jahr Bewegung, denn bei den verhärteten Fronten zwischen Peter Jackson & Co. auf der einen Seite und New Line und Robert Shaye auf der anderen Seite wurde eine Seite nun erheblich geschwächt. Zwar versucht man bei New Line abzuwiegeln und ließ verlautbaren, dass „Herr der Ringe“- und „Narnia“-Erwartungen überzogen gewesen wären, dies wird aber durch den getriebenen Aufwand und das Budget konterkariert. Ferner spricht die Stellungnahme, dies wäre kein „out-and-out desaster“ für sich. Ein kleiner Hoffnungsschimmer zeigt sich aber außerhalb der USA. Möglicherweise hat das US-Publikum etwas die Nase voll von immer weiteren britischen Fantasy-Stoffen, zu denen neben „Harry Potter“ nun auch „Der Goldene Kompass“ zählt; außerhalb der USA spielte der Film an diesem Wochenende deutlich bessere, weitere 55 Millionen Dollar ein.

An einem ansonsten eher schwachen Wochenende konnte Robert Zemeckis’ „Beowulf“-Adaption weitere 4 Millionen Dollar einnehmen und steht jetzt bei ebenfalls eher enttäuschenden 76 Millionen Dollar. Die Stephen King-Adaption „Der Nebel“ steht bei eher schwachen 23 Millionen Dollar, die Computerspiel-Verfilmung „Hitman“ bei dafür ordentlichen 36 Millionen Dollar, und die beiden Slasher-Filme „Saw IV“ und „Halloween“ stehen bei 63 respektive 58 Millionen Dollar.


Nächste Woche darf Will Smith möglicherweise das Boxoffice retten, wenn er in dem SF-Thriller „I am Legend“ unter der Regie von „Constantine“-Regisseur Francis Lawrence zu sehen ist. SF und Will Smith war bisher fast immer eine Erfolgskombination, die berühmte Geschichte von Richard Matheson wurde damit bereits zum vierten Mal verfilmt nach "The Last Man on Earth“ (1964) mit Vincent Price, dem „Omega-Mann“ (1971) mit Charlton Heston und einer gerade veröffentlichten Direct-to-DVD Premiere vom Aylum-Studio, die sich gerne an Blockbuster dranhängen, mit dem schönen Titel „I am Omega“.

Text: Oliver Naujoks





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