Interview mit Corina Bomann
Datum: Tuesday, 02.November. @ 17:04:22 CET
Thema: Interview


Carsten Kuhr sprach mit Corina Bomann

EIN INTERVIEW MIT | CORINA BOMANN

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Von Carsten Kuhr

Corina Bomann, die sich bislang hauptsaechlich im Westerngenre ("Lassiter") und dem Gruselromanen der Reihe "Mitternachtsroman" einen Namen gemacht hat, durfte kuerzlich auf zwei Roman- veroeffentlichungen zurueckblicken. In der Zaubermond-Reihe "Das Volk der Nacht" ("Vampira") erschien "Der Traum des Satyrs", den sie in Zusammenarbeit mit Manfred Weinland verfasst hat, und in dem mg-Verlag "Schattengeist". Carsten Kuhr sprach fuer Phantastik.de mit der Autorin.


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CK:

Liebe Corina, vielleicht stellst Du dich unseren Lesern einmal kurz selbst vor. Wer verbirgt sich hinter dem Namen Corina Bomann?

CB:

Hinter Corina Bomann verbirgt sich eine gelernte Zahnarzthelferin, Jahrgang 1974, die Literatur liebt und selbst fuer ihr Leben gern Geschichten niederschreibt. Ausserdem interessiere ich mich sehr fuer die Malerei, am liebsten grossflaechig und mit fantastischen Motiven, bin ein grosser Fan der Musik von In Extremo, Iced Earth und Rammstein, und widme mich, wenn noch etwas Zeit uebrig bleibt, der Geschichtsforschung; besonders die Hexenverfolgung und die Gerichtsbarkeit des 17. Jahrhunderts haben es mir da angetan.

CK:

Deine Bibliographie weist Veroeffentlichungen in Westernheftreihen und im Mitternachtsroman auf. Sind diese Genres Deine Vorlieben, oder war dies der Einstieg in die professionelle Veroeffentlichung? Ist es nicht sehr schwer, als neue Stimme Gehoer zu finden, und bei den Verlagen eine Chance zu bekommen?

CB:

Es ist wirklich ziemlich schwer, als unbekannter Autor von einem Verlag erhoert zu werden. Ich hatte etliche Absagen hinter mir, als ich mich dazu entschloss, eine Kurzgeschichte fuer "John Sinclair" zu schreiben. Damals war ich stolz wie ein Spanier, als der Bastei-Lektor angerufen und mir Bescheid gegeben hat, dass meine Geschichte veroeffentlicht werden wuerde. Dadurch mutig geworden, verfasste ich weitere Kurzgeschichten fuer Sinclair, bis ich schliesslich das Angebot bekam, meinen ersten "Mitternachtsroman" zu schreiben, der den Titel "Das Elixier des Verderbens" trug. Das war der Beginn. Dem folgten weitere "Mitternachtsromane", von denen zwei wegen der Einstellung der Serie leider nicht mehr erschienen sind. Als feststand, dass der MiRo eingestellt werden wuerde, erhielt ich das Angebot bei "Lassiter" mitzuschreiben. Und da ich schon immer gerne Western geschaut habe, habe ich zugegriffen und mich an die Arbeit zu meinem ersten "Lassiter"-Roman gemacht.

CK:

Was liest Du selbst am liebsten, welche Autoren haben Dich beeinflusst, was fuer eine Art von Romanen wuerdest Du am liebsten veroeffentlichen?

CB:

Ich lese sehr gern historische und phantastische Romane. Zurzeit die Romane von Barbara Buechner, die sich mit dem "Referat fuer unzustellbare Faelle" beschaeftigen. Diese Geschichten sind eine Art "Akte X" im futuristischen Wien und zeichnen sich zwar nicht gerade durch massig Action und viel Blut aus, doch sie bringen eine tolle Atmosphaere rueber. Besonders empfehlen kann ich dort den ersten Roman "Herz im Stein", den ich innerhalb von zwei Naechten durchgelesen hatte, weil mich die Geschichte nicht losgelassen hat. Im nichtfantastischen Bereich zaehlen die Romane von Alessandro Baricco zu meinen Favoriten, besonders dort "Seide" und "Land aus Glas". Der Autor schafft es, die Psyche seiner manchmal etwas verschrobenen Handlungstraeger eindrucksvoll zu umreissen und das finde ich toll... Was ich gerne veroeffentlichen wuerde... Ich habe drei wunderbare Konzepte in der Schublade, die ich verwirklichen werde, sobald ich Zeit dazu finde.

CK:

Wie unterscheidet sich fuer Dich als Autorin die Arbeit an einem Heftroman von der Arbeit an einer Buchproduktion?

CB:

Ein Heftroman hat weniger Zeichen ;-) Eigentlich unterscheidet sich das Schreiben von Heften und Buecher nur insofern, dass man bei Heften, wie beispielsweise Lassiter, einen vorgegebenen Helden hat, den man Abenteuer bestehen laesst. Eigene Ideen lassen sich dort genauso gut verwirklichen, wie bei Buechern, nur muss man im Rahmen der Vorgabe bleiben. Bei Buechern erschafft man ohne Beschraenkung eigene Charaktere und Welten und kann dort weiter ausholen, weil die Zeichenzahl nicht vorgeben ist.

CK:

Wie kam es denn zu den Kontakten mit Zaubermond und mg? Haben die Verlage Dich angesprochen, oder hast Du Dich bei ihnen gemeldet? Oder hast Du einen Agenten, der das fuer Dich in die Wege geleitet hat?

CB:

Nein, einen Agenten habe ich nicht, brauchte ich auch bislang nicht. Bei Zaubermond habe ich angerufen und nachgefragt, ob Autoren beim "Volk der Nacht" gebraucht werden. Dennis Ehrhard hat mir die Chance gegeben, es zu versuchen. Ich kannte die Serie noch aus Heftroman-Zeiten und habe mich an eine Textprobe gewagt, die von Manfred Weinland und Dennis Ehrhard fuer gut befunden wurde. So kam ich zu meinem DVDN-Band. Bei mg fragte ich per E-Mail an, ob Interesse am "Schattengeist" bestuende und nachdem Herr Kelch mir Bescheid gegeben hatte, habe ich ihm das Manuskript zugeschickt und hatte wenige Tage spaeter meinen Vertrag...

CK:

Bei Deinem "Vampira"-Roman hast Du mit Manfred Weinland, dem Exposeautor und Initiator der Reihe zusammengearbeitet. Wie lief das in der Praxis ab? Konntest Du eigene Ideen und Elemente einbringen, oder waren die Vorgaben sehr detailliert und ausfuehrlich? Hat die Arbeit Spass gemacht, wirst Du weitere "Das Volk der Nacht"-Romane schreiben?

CB:

Manfred Weinland hat mir das Expose sehr genau vorgeben (Die "Atreus"-Geschichte hatte er eingefuegt, nachdem ich das Manuskript abgeliefert hatte). Ich konnte eigene Ideen einbringen, besonders, was die Gestaltung der Nebenfiguren anging, doch ich musste mich an die Vorgabe halten, was mich aber nicht gestoert hat, da Manfred doch den groesseren Ueberblick in der Serie hat. Spass gemacht hat es allemal, besonders deswegen, weil ich im Zaubermond-Verlag veroeffentlichen durfte. Leider werde ich keine weiteren DVDN-Romane beisteuern. Die Arbeit an "Lassiter" nimmt mich voll in Anspruch, meine drei eigenen Konzepte schreien auch allmaehlich nach Verwirklichung und im Moment habe ich noch einige etwas komplizierte familiaere Probleme, die es zu loesen gilt...

CK:

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit mg? Hattest Du den Roman "Schattengeist" schon fertig in der Schublade gehabt, oder erst verfasst, als Du einen Verleger gefunden hattest?

CB:

Den "Schattengeist" hatte ich bereits in der Zeit verfasst, in der meine erste Kurzgeschichte vom Bastei-Verlag angenommen wurde, also im Sommer 1999. Letzten Sommer ist mir das Manuskript wieder in die Haende geraten und ich fand es schade, dass es in der Schublade verstauben soll. Also habe ich es ueberarbeitet (und festgestellt, wie sehr sich meine Schreibe seitdem doch geaendert hat) und dann Herrn Kelch angeboten. Der war sofort begeistert und hat es ins Programm aufgenommen.

CK:

Gab es von Seiten Walter Kelchs irgendwelche Vorgaben, was Du schreiben solltest (Horror, Fantasy), die Laenge des Romans, oder die Option einer Fortsetzung?

CB:

Nein, nichts von alledem. Der "Schattengeist" ist eine in sich abgeschlossene Geschichte, die ich nicht fortsetzen moechte.

CK:

In "Schattengeist" schlaegst Du recht maerchenhafte Toene an. Liegt Dir diese eher ruhige Art der Phantastik mehr als z.B. Splatterpunk oder die ueblichen blutruenstigen Ungeheuer?

CB:

Die wirklich blutruenstigen Sachen schreibe ich auch, wenn es die Geschichte erfordert. Doch beim "Schattengeist" habe ich die Handlung bewusst maerchenhaft gehalten, es erschien mir passend. Ich finde es schoen, eine Handlung wie diese leise aufzubauen, mich in meine Figuren hineinzuversetzen, zu beschreiben, wie sie in eine bestimmte Lage gekommen sind, und wie sie sich dabei fuehlen. Der "Schattengeist" ist beispielsweise ein Wesen, dass als Mensch einmal ziemlich boshaft war und erst dadurch geaendert wurde, dass er zwangsweise Gefuehle miterleben musste - gebannt in die Schatten anderer Menschen.

CK:

Dein Roman eroeffnet die unter dem Signet "Gruft: Geschichten aus dem Schattenreich" neu gestartete Romanreihe. Wird es weitere Buecher von Dir innerhalb dieser Reihe geben?

CB:

Allerdings, ich habe bereits einen zweiten Beitrag fuer die Serie "Gruft" bei mg eingereicht. "Blut auf weissen Lilien" heisst das Werk und spielt im Paris des 18. Jahrhunderts. Die Handlung beginnt ziemlich grausam, doch im Verlauf ist es wiederum das Hineinschauen in die Koepfe der Beteiligten, das Aufstoebern tiefschwarzer Abgruende, das den wahren Horror in der Geschichte ausmacht.

CK:

In wieweit hatten Du auf die ungewoehnliche aeussere Gestaltung der Buecher Einfluss?

CB:

Bei MG hatte ich einen von mir selbst gezeichneten Coverentwurf eingereicht, der auch auf der Rueckseite des Buches zu bewundern ist. Herr Kelch hat die Gestaltung des Buches sehr intensiv mit mir besprochen, mir fast taeglich den Fortschritt der Coverwerdung zukommen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, denke ich...

CK:

Auf der Rueckseite des Romans lernen wir eine Corina Bomann kennen, die sich auch malerisch betaetigt. Zeichnest Du gerne? Ist das Bild als visuelle Darstellung des Inhalts entstanden, und warum fand es nicht Verwendung als Frontmotiv?

CB:

Wie oben bereits erwaehnt, ist Zeichnen eines meiner weiteren Hobbys. Das Bild entstand in der Phase, in der ich das Buch auch geschrieben habe. Ich liebe es, zu meinen Buechern Bilder zu malen. Meist ist es auch so, dass ich zu einer geplanten Geschichte erst einmal ein Bild im Kopf habe und waehrend ich es male, fuegt sich der Text vor meinem geistigen Auge zusammen. Warum das Bild nicht als Frontmotiv genommen wurde? Ich schaetze mal, aus rein technischen Gruenden. Die Aufloesung des Scans war einfach nicht hoch genug. Herrn Kelch hat es gefallen, ansonsten haette er es nicht auf der Rueckseite abgedruckt.

CK:

Was koennen wir Leser fuer die Zukunft von der Autorin Corina Bomann Neues erwarten? Sind da Projekte spruchreif? Gibt es Plaene?

CB:

Ich werde weiterhin fuer die Serie "Lassiter" schreiben und mich den drei Projekten widmen, die in meinem Ideenbuch lagern. Soviel sei nur verraten: eines hat ein historisches Thema, das zweite befasst sich mit SF und das dritte ist Horror, aber diesmal der haerteren Sorte. Wenn alles gutgeht und ich einen Verleger dafuer finde, werden diese Ideen auch in Buchform verwirklicht. Spruchreif ist mein zweiter Beitrag der "Gruft"-Reihe von MG, "Blut auf weissen Lilien". Ein Cover kann bereits auf der MG-Homepage bewundert werden. Ausserdem wird in Kuerze ein Beitrag in Nicole Rensmanns Anthologie "Gedanken im Sturm" erscheinen.

CK:

Wie bist Du bislang mit der Reaktion auf Deine beiden Buecher zufrieden? Gibt es ein Feedback ueber die Verlage, oder wie kommst Du, da Du ueberhaupt mit Deinen Lesern und Fans in Kontakt? Ist Dir da Deine Internetseite unter dieser URL eine Hilfe?

CB:

Bislang war die Reaktion auf meine Werke ueberwiegend positiv. Sogar Antje Ippensen hat mein "Schattengeist" gefallen, was mich sehr ehrt. Natuerlich gibt es auch immer kritische Stimmen; diese nehme ich mir sehr zu Herzen und versuche, mich zu verbessern. Die Meinung der Leser ist mir wichtig, denn letztlich sind sie es, die mich finanzieren. ;-) Feedback ueber die Verlage bekomme ich regelmaessig von Bastei, und auch Herr Kelch informiert mich ueber die Kritiken zum Buch und vor allem ueber den aktuellen Stand der Dinge, was Verkauf usw. anbelangt. Bei Zaubermond kann ich auf der Homepage zu DVDN verfolgen, wie mein Roman angenommen wird. Das Gaestebuch auf meiner Homepage steht allen Leuten offen, die mir etwas mitteilen wollen. Allerdings sieht es dort im Moment etwas leer aus, weil ich mir wegen Schwierigkeiten mit dem alten Anbieter ein neues Gaestebuch zulegen musste, weshalb die vorherigen Eintraege allesamt weg sind. Aber an meinem Counter sehe ich ja, dass meine Seite regen Zuspruch findet...

CK:

Vielen Dank fuer das Interview. Wir wuenschen Dir und Deiner Familie alles Gute, und uns weiter spannende Werke.






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